Kalmar
ist eine
Stadt
in der
sudschwedischen
Provinz
Kalmar lan
und der
historischen Provinz
Smaland
. Die Stadt liegt an dem zur
Ostsee
gehorenden
Kalmarsund
zwischen der Insel
Oland
und dem
Glasreich
in der historischen Provinz Smaland. Die sechs Kilometer lange
Olandbrucke
(schwedisch: Olandsbron)
, die Oland mit dem Festland verbindet, beginnt in Kalmar.
Kalmar ist Residenzstadt der Provinz und Hauptort der
gleichnamigen Gemeinde
.
Im
Altschwedischen
bezeichnete
kalmar
vermutlich einen ?Steingrund“. Bei Niedrigwasser sind die Steinbanke am Grund des Kalmarsundes beim Blick von der Olandbrucke in Richtung Stadtzentrum erkennbar. Wahrscheinlich wurde das Wort
kalmar
zuerst von Seefahrern fur diese schwer zu durchfahrende Passage benutzt.
Etwa zehn Kilometer westlich von Kalmar in Smedby wurde das etwa 8500 Jahre alte
Tingby-Haus
(schwed.
Tingby Hus
) ausgegraben, das als
Skandinaviens
altestes Haus gilt. Eine Rekonstruktion befindet sich in der Nahe des Ausgrabungsplatzes.
Kalmar ist eine der altesten Stadte Schwedens. Der Ort war Handelsplatz an einem Hafen und Handelsweg; schon vor dieser Zeit war die Umgebung der Stadt Schauplatz fur eine intensive Besiedlung gewesen. Die erste Erwahnung Kalmars findet man auf einem
Runenstein
in
Sodermanland
aus dem 11. Jahrhundert. Hier ist zu lesen, dass ein Mann beim
Kalmarna sundum
(Kalmarsund) erschlagen wurde. In der Mitte des 13. Jahrhunderts war Kalmar eine bluhende Handelsstadt, die von wohlhabenden Kaufleuten dominiert wurde. Exportiert wurde unter anderem Kalkstein aus
Oland
,
Teer
und Bretter aus den Waldern
Smalands
sowie Eisen, Butter, Getreide und Tierhaute. Eingefuhrt wurde vor allem Salz, aber auch Bier, Wein, Stoffe und Gewurze. Die
Hanse
hatte eine Handelsniederlassung in Kalmar.
Im Jahre 1397 grundeten Abgesandte Danemarks, Norwegens und Schwedens in Kalmar die
Kalmarer Union
? ein Bundnis, das Skandinavien fur rund eineinhalb Jahrhunderte vereinte. Dessen ungeachtet war Kalmar wahrend des
Danisch-Schwedischen Krieges (1470?1471)
, des
Danisch-Schwedisch-Lubischen Krieges (1501?1512)
und des
Schwedischen Befreiungskrieges (1520?1523)
zwischen Danen und Schweden umkampft. Da Kalmar damals an der Grenze zwischen
Danemark
und Schweden lag, fanden hier auch von 1611 bis 1613 der
Kalmarkrieg
und 1679 eine der letzten Schlachten des
Schonischen Krieges
statt.
Kalmar lag ursprunglich direkt vor dem
Schloss
und umfasste etwa den Raum des heutigen Stadtviertels
Gamla Staden
. Im Laufe des
Kalmarkrieges
von 1611 bis 1613 wurde jedoch ein Großteil der mittelalterlichen Stadt zerstort, nachdem der Befehlshaber des Schlosses,
Krister Some
, dieses und die Stadt fast kampflos dem danischen Konig
Christian IV.
uberlassen hatte. Die Stadt wurde vorerst zwar an gleicher Stelle wieder aufgebaut, doch beschloss der Reichsrat 1640, diese auf die Insel
Kvarnholmen
zu verlegen. Der Stadtbrand von 1647 beschleunigte die Umsetzung dieser Plane. An neuer Stelle errichtete man auf Befehl des Konigs Walle und Bastionen, und innerhalb der Stadtmauern entstand ein rechtwinkliges Straßennetz rund um die Provinzverwaltung und die Kirche. Die Hauptstraße
Storgatan
verlief entlang der Langsachse des Stadtgrundrisses und uber die beiden großeren Platze
Stortorget
(Großer Markt) und
Larmtorget
. Die Burger erbauten, nachdem sie Steueranreize fur den Handel mit Salz erhalten hatten, neue Steinhauser. Der Name des Architekten, der hinter der Neuerrichtung der Stadt stand, die von 1647 bis 1657 dauerte, ist unbekannt.
Im Jahr 1689 wurde das Hauptquartier der schwedischen Flotte von Kalmar nach
Karlskrona
verlegt. Der Konig entzog 1786 Kalmar den Status einer Festungsstadt; 1797 offnete man die Stadttore und damit die Stadt. Die Stadtmauern wurden dem Verfall uberlassen und in den 1860er Jahren begann man mit deren Abriss.
Von diesem Zeitpunkt an wuchs die Stadt auch außerhalb der Stadtmauern. Als 1874 die Eisenbahnlinie gebaut wurde, brach man die Walle vor dem geplanten Bahnhof auf. Zusatzlich wurde ein Teil des Schlossgrabens zugeschuttet. Zu dieser Zeit war Kalmar eine der wenigen Stadte Schwedens mit Hausern aus Stein. Von den alten Handelszeiten zeugten die Aufzugseinrichtungen an den
Giebeln
. Noch bis in die 1950er Jahre bestand die Bebauung hauptsachlich aus Hausern des 17. Jahrhunderts. Danach wurden Teile der alten Innenstadt abgerissen und durch Bankhauser, Warenhauser und Parkplatze ersetzt. Diese Abrisswelle fuhrte zur großten Veranderung des Stadtbilds seit den Großbranden des Mittelalters.
Bis zur Vereinigung mit dem
Bistum Vaxjo
war Kalmar von 1603 bis 1915 ein eigenstandiges Bistum der
Schwedischen Kirche
.
Das Stadtwappen zeigt einen in Silber stehenden roten
Vierzinnenturm
mit goldenem, offenem Tor und zwei ebenfalls goldgefarbten Fenstern auf blauem
Wellenschildfuß
. Zwei sechszackige rote
Sterne
umgeben die Burg.
Die historisch bedeutendsten Stadtteile sind die Altstadt
(Gamla staden)
beim
Schloss
und das im 17. Jahrhundert neu angelegte Zentrum auf der Insel
Kvarnholmen
(Muhleninsel). Im Zentrum befindet sich der
Dom
, der von 1602 bis 1915 Bischofssitz war. Eine weitere Sehenswurdigkeit sind drei in Hohe aufsteigende Holzhauser, die weiterhin als Wohnraum genutzt werden. Sie erhielten den Namen
Tripp Trapp Trull
. Es gibt ein Kunstmuseum und ein Provinzmuseum
(Lansmuseum)
. In letzterem wird die Region und das Linienschiff
Kronan
ausfuhrlich beschrieben. Zudem besitzt Kalmar mit dem
Saga
das alteste noch in Betrieb befindliche Kino Schwedens und ist Heimathafen der
Olof Tratalja
, des altesten noch im Einsatz befindlichen Motorfrachters Schwedens, je nach Quelle auch Europas oder der Welt.
Eine moderne Sehenswurdigkeit ist die uber sechs Kilometer lange
Olandbrucke
.
Seit 1842 werden in Kalmar Marineoffizierskurse abgehalten. Im Jahr 1977 wurde die Hochschule
(Hogskolan i Kalmar)
gegrundet. Im Jahr 2010 schlossen sich die Universitat von Vaxjo und die Hochschule von Kalmar zur
Linne-Universitat
zusammen. Insgesamt sind rund 44.000 Studenten eingeschrieben,
[3]
von denen etwa 10.000 in Kalmar studieren.
[4]
Die Universitat unterhalt weitere Standorte in
Hultsfred
(Musik & Eventmanagement),
Ljungby
(Informationslogistik) und
Nybro
(Design).
Wichtige
Wirtschaftszweige
sind die
Lebensmittel-
und
Streichholzindustrie
. Vom
Flughafen Kalmar
werden uberwiegend schwedische Stadte, aber auch Urlaubsorte angeflogen. Er wird von den Fluggesellschaften
Kalmarflyg
,
Blue1
,
SAS Scandinavian Airlines
und
Air Europa
genutzt.
Seit 2012 wird hier im August mit dem
Ironman Kalmar Sweden
ein
Triathlon
uber die Langdistanz (3,86 km Schwimmen, 180,2 km Radfahren und 42,195 km Laufen) ausgetragen.
- Pehr Frigel
(1750?1842), Komponist
- Carl Gustav Mosander
(1797?1858), Chemiker und Chirurg
- Jenny Nystrom
(1854?1946), Malerin und Illustratorin
- Ida Trotzig
(1864?1943), Fotografin, Ethnografin, Japanologin, Schriftstellerin und Malerin
- Ivar Kreuger
(1880?1932), Geschaftsmann
- Bengt Berg
(1885?1967), Ornithologe und Schriftsteller
- Ingeborg Sjoqvist
(1912?2015), Wasserspringerin
- Alice Babs
(1924?2014), Schlager- und Jazzsangerin
- Bengt Hallgren
(1925?2021), Bischof von Harnosand
- Finn Bergstrand
(* 1932), Diplomat und Schriftsteller
- Per-Ola Lindberg
(1940?2022), Schwimmer
- Goran Therborn
(* 1941), Soziologe und Hochschullehrer
- Johan M. Arnell
(* 1947), Dirigent
- Hakan Flora
(1962?2009), Punkmusiker, bekannt als
Onkel Kankel
- Amanda Ooms
(* 1964), Schauspielerin
- Joakim Haeggman
(* 1969), Profigolfer
- Lena Hallengren
(* 1973), schwedische Politikerin
- Christoffer Andersson
(* 1978), Fußballspieler
- Mats Aleklint
(* 1979), Jazz- und Improvisationsmusiker
- Erik Slottner
(* 1980), Politiker
- Niklas Wykman
(* 1981), Politiker
- Milan Smiljani?
(* 1986), serbischer Fußballspieler
- Rasmus Elm
(* 1988), Fußballspieler
- Svante Ingelsson
(* 1998), Fußballspieler