Die
Kalmucken
(
kalmuckisch
хальмг
;
russisch
калмыки
; deutsch auch
Kalmuken
oder
Kalmyken
geschrieben) sind ein
westmongolisches
Volk, das vorrangig in der
Autonomen Russischen Teilrepublik
Kalmuckien
lebt. Der Begriff wurde bereits im fruhen 14. Jahrhundert von
islamischen
Historikern fur die
Oiraten
verwendet und spater von den
Russen
fur an der
Wolga
siedelnde Splittergruppen der Oiraten ubernommen.
Die Kalmucken sind das einzige
buddhistische
und das einzige
mongolischsprachige
Volk innerhalb der geografischen Grenzen Europas. Nach der Volkszahlung 2002 lebten 173.996 Kalmucken in Russland.
[1]
Nach der Volkszahlung 2010 lebten 183.372 Kalmucken in Russland,
[2]
davon 162.740 in Kalmuckien (57,4 % der Bevolkerung Kalmuckiens).
[3]
Die
kalmuckische Sprache
zahlt neben der oiratischen Sprache zum westlichen Zweig der Sprachfamilie der
mongolischen Sprachen
und wird von rund 174.000 (Stand: 2002) Sprechern in Russland gesprochen. Die Unterschiede zwischen der oiratischen und kalmuckischen Sprache sind gering und nur durch die raumliche Entfernung der letzten 200 Jahre und durch Sprachpolitik verursacht. Dagegen ist die Verstandigung mit Sprechern anderer mongolischer Sprachen kaum moglich.
Ursprunglich wurde Kalmuckisch (sowie Oiratisch) in einer eigenen, senkrechten Alphabetschrift geschrieben, der
Klarschrift oder oiratischen Schrift
. 1923 wurde diese jedoch auf Anordnung durch das
kyrillische Alphabet
ersetzt. In den 1930er Jahren wurde kurzzeitig versucht, das
lateinische Alphabet
zu ubernehmen, ohne dass dies dauerhaft blieb. Die Oiraten in
Xinjiang
(China), in chinesischen Provinzen weiter ostlich und seltener in der westlichen
Mongolei
schreiben noch immer ihre eigene oiratische Schrift, die von der
mongolischen Schrift
abgeleitet ist (im engeren Sinne, zur allgemeinen Ubersicht siehe
Mongolische Schriften
).
Zu den bedeutendsten Werken kalmuckischer Sprache gehort das aus dem 15. Jahrhundert mundlich uberlieferte Heldenepos
D?angar
(Dschangar; kalmuckisch und oiratisch Dschanghr) in zwolf Gesangen.
Als
Nomaden
und
Halbnomaden
lebten die Kalmucken bis ins 20. Jahrhundert vorwiegend von Viehzucht, auch von Fischfang und vereinzelt Ackerbau. Als Viehzuchter hielten die Kalmucken vorwiegend Rinder (das
Kalmucken-Rind
ist nach ihnen benannt), aber auch Kamele, Pferde, Schafe und Ziegen. Obwohl Kalmuckien teilweise fruchtbare Boden hat, ist
Ackerbau
in der fast wasserlosen
Steppe
traditionell nur in den wenigen Flusstalern moglich.
Der nomadischen Lebensweise entsprechend war der traditionelle Familienbund stark auf Zusammenhalt ausgerichtet. Eltern, verheiratete Kinder mit Familien und unverheiratete Kinder bildeten die
Großfamilie
. Mehrere dieser
Sippenverbande
bildeten nomadische Dorfverbande, von denen wiederum mehrere entsprechend ihrer Abstammungslinien einen
Klan
bildeten. Mehrere Klans bildeten einen traditionellen Stamm. Die kalmuckisch-oiratische Gesellschaft besteht aus vier großen und mehreren kleinen Stammen (siehe unten). Traditionell standen Fursten (
tayischi
oder
khan
genannt) den verschiedenen Stammen vor. Obwohl sich jeder Kalmucke und Oirate seiner ererbten Stammeszugehorigkeit bewusst ist, kam es nach militarischen Niederlagen einzelner Stammesfursten in der Geschichte immer wieder vor, dass sich seine Anhanger anderen Stammesfursten anschlossen. Dadurch leben in Kalmuckien und auch im westlichen China die Angehorigen mehrerer Stamme gemischt. Neben den Fursten und dem nachrangigen niederen Adel gab es die Gemeinen sowie einen
buddhistischen
Priester- und Monchsstand. Die kalmuckische Kultur ahnelte der Kultur anderer Mongolen.
Infolge der vom
Sowjetregime
in den 1930er Jahren betriebenen Ansiedlung leben die Kalmucken seither in festen Dorfern und Stadten, die Gesellschaft ist sozial differenzierter und moderner. Außerdem wurde in sowjetischer Zeit die vollstandige
Alphabetisierung
der Kalmucken durchgesetzt. Allerdings schadigte die sowjetische Wirtschaftspolitik die Landwirtschaft, denn in den Wirtschaftsplanen seit den 1960er Jahren war Kalmuckien vorwiegend fur die Haltung von
Merinoschafen
bestimmt, die die Vegetation so stark abfraßen, dass es in einigen Regionen zur
Wustenbildung
kam.
[4]
Viele Kalmucken sind, wie andere mongolische Volker, Anhanger des
tibetischen Buddhismus
, der auch
Lamaismus
genannt wird, der
Gelug
(pa)-Schule (?Gelbmutzen“). Zu dieser Religion konvertierten sie im Laufe des 17. Jahrhunderts, vorwiegend in der ersten Halfte, zuvor waren sie
schamanistisch
.
[6]
Der erste Oiraten-Stamm, der zum Gelug-Lamaismus konvertierte, und der zweite mongolische Stamm uberhaupt (nach dem Stamm unter
Altan Khan
) waren die
Choschuten
, die weit im Osten in
Tibet
und nordlichen Nachbargebieten siedeln. Der Choschuten-Herrscher
Gushri Khan
(1582?1655) half dem Oberhaupt der Gelugpa, dem funften
Dalai Lama
Ngawang Lobsang Gyatsho
(1617?1682) mit militarischen Mitteln an die Macht in Tibet im Krieg gegen die Oberhaupter anderer Schulen, besonders gegen das Oberhaupt der
Karma-Kagyu
-(?Schwarzmutzen“-)Schule, den zehnten
Karmapa
Choying Dorje
und gegen die tibetische
Tsangpa-Dynastie
. Dadurch begrundeten die oiratischen Choschuten die Herrschaft der Dalai Lamas in Tibet. Gleichzeitig schickten die Choschuten Missionare des Gelug-Lamaismus zu den anderen Oiraten bis ins Gebiet der unteren
Wolga
, die ebenfalls konvertierten. Bekanntester Missionar war
Zaya Pandita
.
Teilweise besuchten die Kalmucken fruher buddhistische Zeremonien in mobilen
Jurten
, seit dem 17. Jahrhundert entstanden auch mehrere Kloster und Tempel (kalmuckisch:
Churul
). Vor der Zeit der Sowjetunion existierten etwa 60 davon. Alle wurden in sowjetischer Zeit abgerissen oder anders verwendet, und der Atheismus wurde gefordert. Fast alle bestehenden Tempel und Kloster in Kalmuckien und den Nachbarregionen wurden erst nach dem Untergang der Sowjetunion neu erbaut, nur einer wird rekonstruiert.
Neben den Buddhisten gibt es auch einige
muslimische
Kalmucken und kleine
christliche
Gemeinden sowie viele
Atheisten
.
Die westmongolischen
Oiraten
sind etwa seit 1200 sudlich des
Altaigebirges
nachweisbar und wurden dort von
Dschingis Khan
unterworfen und beteiligten sich an der mongolischen Expansion im 13. Jahrhundert. Nach dem Zerfall des
Mongolenreiches
und dem Ruckzug der Mongolen aus
China
1368 lebten sie wieder in der Umgebung des Altai. Dort bildeten sie ab 1400 bis 1636 die Stammes-Konfoderation
Dorben Oirat
aus den vier Hauptstammen der
Durbeten
(
Dorbod
),
Torguten
(
Torghuud
),
Choschuten
(
Choschuud
) und
Chorosen
(
Choros
). Daneben gibt es einige kleinere Oiratenstamme. Die Angehorigen dieser Konfoderation wurden als Oiraten von
mongolisch
Oirad
(oiratisch/
kalmuckisch
Oord
) bezeichnet. Eine andere Bezeichnung ?Dsungaren“ von mongolisch:
Dschuun Ghar
(?linker Flugel“) bezeichnete ursprunglich alle Oiraten, wurde aber seit dem 17. Jahrhundert in anderen Sprachen nur noch fur den Teilstamm der Chorosen verwendet.
[7]
Eine weitere Alternativbezeichnung ?Kalmucken“ von
turksprachig
:
chalmach
(einige Autoren deuten diesen Begriff als ?Rest“, weil sie sich von den ubrigen turksprachigen und muslimischen Nomaden unterschieden, die Bedeutung ist aber umstritten und nicht hinreichend geklart) ist bereits seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar.
[7]
Daraus entwickelte sich der russische Name
kalmyk
, der sich spater als Begriff fur die weit im Westen lebenden Gruppen etablierte.
Nach dem Ruckzug der Mongolen in die Steppe im Jahr 1368 folgt eine lange Phase von Konflikten zwischen den verschiedenen Stammesverbanden um die Vorherrschaft, bei denen die Oiraten zeitweilig unter
Esen Tayishi
(1439/40?55) zur dominierenden Macht wurden. Spater wurden sie von den
Khalkha
-Mongolen unter
Dayan Khan
(ca. 1470?1543) und spater nochmals 1552 und 1577 geschlagen. In der Folgezeit von 1600 bis 1630 wanderte die Mehrheit der Oiraten, besonders Angehorige der vier großen Stamme, aus ihrer alten Heimat aus.
Die meisten
Choschuten
wandten sich nach Osten und etablierten sich als Nomaden im Westen des chinesischen Autonomen Gebiets
Innere Mongolei
, in der Provinz
Gansu
und in der tibetischen Region
Amdo
, die etwa der chinesischen Provinz
Qinghai
entspricht. Sie waren diejenigen, die zuerst zum Gelug-Lamaismus konvertierten, die Vorherrschaft der Dalai-Lamas in Tibet durchsetzten und die anderen Oiraten zu dieser Religion missionierten. Ihre Fursten bezeichneten sich selbst als ?Konige von Tibet“. Sie beherrschten faktisch nur ihre Siedlungsgebiete direkt und bildeten im ubrigen Tibet fur 100 Jahre eine zweite Macht nach den verbundeten Dalai Lamas.
Die
Torguten
unter
Khu Urluk
(† 1643) zogen von ihrer ursprunglichen Heimat in
Xinjiang
aus dagegen am weitesten westwarts. Dabei wanderten sie durch das sudliche Sibirien erst in Richtung
Ural
, um sich ab 1632 zuerst links, dann auch rechts der unteren
Wolga
niederzulassen. Der bedeutendste Khan des
kalmuckischen oder torgutischen Khanats
war
Ayuki
(reg. 1670?1724), der einzelne russische Stadte (z. B.
Kasan
) angriff, bis er von
Zar Peter I.
mit dem russischen Grenzschutz betraut wurde.
Im Gebiet zwischen den Choschuten im Osten und den Torguten im Westen nomadisierten die
Durbeten
und die Dsungaren (
Chorosen
) und kleinere Stamme, die Durbeten anfangs weiter westlich, etwa zwischen Mittel-
Kasachstan
und dem
Balchaschsee
und die Dzungaren ostlich davon, vom Balchaschsee bis etwa
Urumqi
.
Die große Ausdehnung dieses Gebietes sollte nicht daruber hinwegtauschen, dass die meisten Bewohner weit zahlreichere, aber unterworfene
Tibeter
,
Uiguren
,
Kirgisen
und
Kasachen
waren. In der
Geschichte Kasachstans
wird die Zeit der Angriffe der Oiraten und der oiratischen Herrschaft als zweite Mongolenzeit oder als ?Großes Ungluck“ bezeichnet. Auch bildeten die Oiraten kein einheitliches Reich, weil die oiratische Stammes-Konfoderation in den 1630er Jahren zerfallen war und jeder Stammesfurst selbstandig agierte.
Die Torguten unter
Khu Urluk
eroberten und besiedelten Anfang des 17. Jahrhunderts im Bundnis mit den Durbeten unter Dalay-Bagatur das untere Wolgagebiet. Dabei gerieten sie in Konflikt mit den muslimischen nomadischen Vorbewohnern der
Nogaier
, die sich nach einigen Niederlagen anfangs unterwarfen, schließlich aber 1635 nach Westen abwanderten. Die ?Kleine Horde“ der Nogaier emigrierte in die Umgebung von
Asow
und fluchtete nach Kriegsvorbereitungen Khu Urluks 1636/1637 weit nach Westen in die damals noch
osmanisch beherrschten
Regionen
Dobrudscha
,
Jedisan
und
Budschak
. Die Mehrheit emigrierte im 18./19. Jahrhundert weiter ins Osmanische Reich. Die ?Große Horde“ der Nogaier fluchtete dagegen ins Steppenvorland
Nordkaukasiens
. Khu Urluk starb bei einem Feldzug im
Kaukasus
gegen sie. Seit dem Abzug der Nogaier wurden die Steppengebiete des Wolga-Uralgebietes vom
Steppenreich
der Torguten/Kalmucken dominiert.
In der zweiten Halfte des 17. Jahrhunderts folgten oiratische Kriege um die Vorherrschaft in der 1636 zerfallenen Oiratenkonfoderation, die im 18. Jahrhundert von den Kasachen zum Aufstand gegen die Oiraten und von China und Russland zur Unterwerfung der ubrigen Kalmucken und Oiraten genutzt wurden. Anfangs versuchten die Dsungaren (Chorosen) unter
Khungtaidschi Batur
und seinen Nachfolgern durch Unterwerfung der Durbeten die Einheit gewaltsam zu erneuern. Khu Urluks Nachfolger
Daichin
unterwarf die fluchtenden Durbeten und beendete die Expansion des
Dsungarischen Khanates
nach Westen etwa am Uralfluss. Dadurch stromten auch Oiraten, die nicht zum Stamm der Torguten gehorten, in großerer Zahl ins westliche Kalmuckenkhanat. Im Osten kamen die Dsungaren bei einer Invasion im westlichen Tibet in Konflikt mit den Choschuten, die Tibet verteidigten. Der Choschutenherrscher
Lhabsang Khan
starb 1717 bei der Verteidigung der Hauptstadt
Lhasa
gegen die Dsungaren.
Diese oiratischen Konflikte nutzte zuerst die chinesische Armee der
mandschurischen
Kaiser der
Qing-Dynastie
1715?24 zur Expansion Chinas nach Westen. Zuerst wurden das Choschutenkhanat beseitigt und ihre Hauptsiedlungsgebiete als chinesische Provinz Gansu und abhangiges Gebiet Qinghai angeschlossen, die sudlicheren Teile des Hochlandes von Tibet wurden zum Qing-
Protektorat
unter den Dalai Lamas. Auch die Dsungaren mussten 1720 eine Niederlage gegen die chinesische Armee hinnehmen und sich aus dem westlichen Tibet zuruckziehen, woraufhin sie Anlehnung an Russland suchten und unter
Galdan Tsereng
(1727?45) erneut großere Teile Kasachstans unterwarfen. Das Verhaltnis zum Torgutenkhanat mithin den ?Kalmucken“ im Westen blieb politisch angespannt. Das Dsungarenreich wurde 1745?1757 von China im Osten beseitigt und gleichzeitig beendeten im Westen die Kasachen die Herrschaft der Dsungaren. Die Oiraten aus dem heutigen Kasachstan fluchteten entweder nach Osten in die nun chinesisch beherrschte
Dsungarei
oder zu den westlichen Kalmucken. Durch diese Ereignisse Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Kalmucken im Westen raumlich etwa 2000 Kilometer weit von den ubrigen Oiraten im Osten getrennt.
Lange Zeit pflegten die Kalmucken im Westen Bundnisse mit
Russland
vor allem gegen die Nogaier. Seit Ende des 16. Jahrhunderts, verstarkt aber seit Anfang des 18. Jahrhunderts expandierten mit Russland verbundete
Terekkosaken
und
Kubankosaken
ins
sudrussische
Vorland
Nordkaukasiens
. Dabei wurden die Nogaier auch mit Hilfe kalmuckischer Verbande allmahlich an den oberen
Kuban
(vgl.
Rajon der Nogai in Karatschai-Tscherkessien
) und an den mittleren
Terek
abgedrangt (beispielsweise in den
Rajon der Nogai in Dagestan
). Seit Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das Kalmuckenkhanat faktisch ein Vasall Russlands.
[8]
In der zweiten Halfte des 18. Jahrhunderts wurden die Kalmucken mit einer Ansiedlungspolitik von
Kosaken
,
Wolgadeutschen
konfrontiert, die ihre Weideflachen verkleinerte.
[8]
Unzufrieden mit dieser Politik beschlossen die Kalmucken unter
Ubaschi Khan
(reg. 1761?1771/5) Anfang 1771 zur großen Mehrheit, ins alte Siedlungsgebiet am Altai zuruckzukehren. Vom Januar 1771 bis 1786 kehrten sie unter starken Verlusten durch den Widerstand der Kasachen zuruck ins alte Stammland. Nur 66.000 von uber 169.000 Menschen uberlebten und kamen am
Ili
an, wo ihnen der
Qing
-Kaiser Weideplatze zuwies. Die Gruppen westlich der Wolga blieben aufgrund der Unpassierbarkeit des Flusses und weil Kosaken die einzige Wolgabrucke gesprengt hatten, in jenem Fruhjahr zuruck und lebten dadurch in Russland.
[9]
Die verbliebenen Kalmucken lebten bis ins 20. Jahrhundert als Nomaden und Halbnomaden zwischen der unteren
Wolga
und dem unteren
Don
. Obwohl die Kalmucken nicht zum
Wehrdienst
verpflichtet waren, gehorten kalmuckische Einheiten in den Kriegen des 18. und 19. Jahrhunderts zur
Armee Russlands
. Eine Minderheit trat in die Verbande der
Kosaken
ein und wurde dabei christlich getauft.
Nach der
Februarrevolution 1917
bildeten die Kalmucken wie viele andere Minderheiten Russlands einen Nationalrat, der unter Furst Dmitri Tundutow, einem ehemaligen Adjutanten Kaiser
Nikolaus’ II.
stand. Im
Russischen Burgerkrieg
1918?20 standen viele westlichere ?Don-Kalmucken“ auf der Seite der gegen die
Bolschewiki
kampfenden
Weißen Armee
, wahrend die ostlicheren ?
Astrachan
-Kalmucken“ von der
Roten Armee
beherrscht wurden. Ein Teil der Kalmucken emigrierte am Ende des Krieges ins Ausland. Durch
Emigration
und Opfer in der
Kriegszeit
ging die kalmuckische Bevolkerung von 190.648 zur Volkszahlung 1897
[10]
auf 127.651 im Jahre 1926
[11]
zuruck.
In der
Sowjetunion
erhielten die Kalmucken ein Autonomes Gebiet, das spater zur
Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik
(ASSR) innerhalb der
Russischen SFSR
ausgerufen wurde. Im Zuge der
Zwangskollektivierung
wurden die Kalmucken zur Sesshaftigkeit gezwungen. Diese abrupte Zwangsansiedelung fuhrte anfangs zu Hungersnoten, vom benachbarten Nomadenvolk der
Kasachen starben 1932/1933 zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Menschen
. Teilweise unterstutzten die Kalmucken nach diesen Erfahrungen im
Zweiten Weltkrieg
die einmarschierende
Wehrmacht
und begleiteten sie auf ihrem Ruckzug.
[12]
Die Kalmuckische ASSR wurde in Vergeltung fur die
Kollaboration
aufgelost und die restliche kalmuckische Bevolkerung nach
Sibirien
zwangsumgesiedelt. Ein Drittel der Deportierten kam ums Leben. Die nach Polen und Deutschland ausgewanderten Kalmucken wurden uberwiegend
repatriiert
.
Strafdeportationen
nach Mittelasien und Sibirien trafen unter
Stalin
auch andere sowjetische Volker, wie die
Krimtataren
,
Karatschaier
,
Balkaren
,
Inguschen
und
Tschetschenen
. In allen Fallen war die Zahl der gegen die
Rote Armee
kampfenden Menschen kleiner als die Zahl der in der Roten Armee kampfenden Menschen. Unter
Chruschtschow
durften die Deportierten ab 1958 in die wiedergegrundete
Kalmuckische ASSR
zuruckkehren. Bei der Volkszahlung 1959 lebten nur 106.066 Kalmucken.
[13]
Mit uber 180.000 Menschen im Jahr 2010 lag die Bevolkerungszahl der Kalmucken unter dem Stand von 1890. Nach Berichten von 2006 verfolgte Kirsan Iljumschinow, damals Prasident der russischen Republik Kalmuckien, eine Politik der Rucksiedlung der etwa 150.000 Kalmucken aus
Westchina
, deren Vorfahren 1771?1786 abwanderten, und die Regierungen Russlands und
Chinas
befurworteten damals diese Plane.
[14]
- Fedor Iwanowitsch, genannt
Kalmuck
(1765?1832), Maler, u. a. Hofmaler am Hof von Karlsruhe.
- Ilja Nikolajewitsch Uljanow
(1831?1886), Vater von
Alexander Iljitsch Uljanow
und
Wladimir Iljitsch Lenin
, Mathematik- und Physiklehrer
- Okna Tsahan Zam
(* 1957), bekannter
Obertonsanger
(Kehlkopfgesang,
Khoomei
) aus
Kalmuckien
. Er ist auch Interpret des traditionellen oiratisch-kalmuckischen
Epos
Dschangar
und Trager des Titels
National Kalmyk Djangartschi
.
- Alexei Maratowitsch Orlow
(* 1961), Oktober 2010?Oktober 2019 Oberhaupt der Republik
Kalmuckien
- Kirsan Nikolajewitsch Iljumschinow
(* 1962), Millionar, Politiker und Schachfunktionar in Russland, 1993?2010 Prasident der Republik
Kalmuckien
.
- Alexandra Mandschiewna Buratajewa (russisch: Александра Манджиевна Буратаева) (* 1965), Abgeordnete der
Duma
von 2003 bis 2011, Nachrichtensprecherin.
- Youri Djorkaeff
(* 1968), ehemaliger franzosischer Fußballer polnisch-
armenisch
-kalmuckischer Abstammung
- Jewgenia Mandschiewa
(* 1985), kalmuckisches Model
[15]
und Schauspielerin im kalmuckischen Film ?Die Mowen“ auf der
Berlinale 2015
[16]
- Benjamin Furchtegott Balthasar von Bergmann:
Nomadische Streifereien unter den Kalmucken in den Jahren 1802 und 1803
, zwei Bande. Riga 1804 und 1805 (
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche), fotomechanischer Nachdruck mit Einfuhrung von
Siegbert Hummel
, Oosterhout/Niederlande 1969.
- Elza-Bair Guchinova (Autor), David C. Lewis (Ubersetzer):
The Kalmyks: A Handbook (Caucasus World)
. Routledge Curzan, Abingdon (Oxon) / New York 2006,
ISBN 0-7007-0657-7
.
- Thede Kahl, Ioana Nechiti, Svetlana Thomas-Cholutaeva:
Die Kalmucken. Zur Situation einer westmongolischen Sprache und Kultur in Osteuropa
. In:
Europa Ethnica
, Nr. 71 (2014), S. 19?23.
- Konstantin Nikolaevich Maksimov:
Kalmykia in Russia’s past and present: National policies and administrative system.
Budapest / New York 2008 (Ubersetzung der russischen Originalausgabe 2002).
- Emanuel Sarkisyanz
:
Geschichte der orientalischen Volker Rußlands bis 1917
. R. Oldenbourg Verlag, Munchen 1961,
S.
252?261
.
- Christoph Schmidt
:
Buddhisten in Russland: Die Kalmuken
, in: OST-WEST. Europaische Perspektiven (OWEP), Ausgabe 4, 2015, Freising
- Michael Weiers
(Hrsg.):
Die Mongolen. Beitrage zu ihrer Geschichte und Kultur
. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1986,
ISBN 3-534-03579-8
.
- Kalmyk (Kalmyk/Oirat) Kalmuckische Sammlung
der Kommission "Vanishing Languages and Heritage", Osterreichische Akademie der Wissenschaften, mit Aufnahmen von Chingis Azydov, Thede Kahl und Ioana Nechiti
- Video aus der Reihe 360° GeoReportage auf arte (14. Februar 2017):
Kalmuckien, die Ruckkehr der Monche
- ↑
Russische Volkszahlung 2002
. Zeile “Калмыки”. In: Demoskopische Abteilung des russischen Institutes fur Ethnologie und Anthropologie (Hrsg.):
Demoskop Weekly (Online)
. 481-482, 10.-23. Oktober, 2011,
ISSN
1726-2887
(
demoscope.ru
[abgerufen am 19. Oktober 2011] Originaltitel:
Демоскоп
Weekly
.).
- ↑
Offizielle Ergebnisse der Volkszahlung Excel-Tabelle 5, Zeile 81
(
Memento
des
Originals
vom 30. April 2020 im
Internet Archive
)
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.gks.ru
.
- ↑
Ergebnisse der Volkszahlung Russlands 2010.
(
Memento
des
Originals
vom 30. April 2020 im
Internet Archive
)
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
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und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.gks.ru
Excel-Tabelle 7, Zeile 341.
- ↑
Oxana Dordzhieva:
Preventing desertification and achieving sustainability in the Black Lands, Republic of Kalmykia, Russia. A system analysis approach
.
(PDF; 364 kB) Lund 2005
- ↑
Der Anteil der Buddhisten unter den Kalmucken wird nach Umfragen auf knapp 60 % geschatzt, siehe S.B. Filatow, R.N. Lunkin:
Russische Religionsstatistik: Magie der Daten und nicht korrelierende Realitat.
(PDF; russisch) In:
Religionssoziologie 2005
, S. 38. Bei der Zusammensetzung der
Bevolkerung Kalmuckiens
, (s. a. Volkszahlung 2010:
gks.ru
(
Memento
des
Originals
vom 1. Juni 2012 im
Internet Archive
)
Info:
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und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.gks.ru
Zeilen 339?352) ergibt das eine relative religiose Mehrheit des Buddhismus, weil auch der religiose Anteil anderer Ethnien auf 60 % geschatzt wird, mit Ausnahme der muslimischen Darginer, Tschetschenen und Awaren mit 81?95 % (siehe Filatow; Lunkin). Der Anteil der Religionslosen liegt - je nachdem ob unter der russischen Minderheit die Russisch-Orthodoxen dem von Filatow und Lunkin 2005 geschatzten landesweiten Durchschnitt von 59 % entsprechen, oder eher in dieser landlichen Region mehr sind - etwas uber oder eher etwas unter dem der Buddhisten. Die Buddhisten an der unteren Wolga sind traditionell die Kalmucken, eine andere lamaistische Gruppe gab es dort nie. In der Gegenwart gibt es neben den kalmuckischen auch einige wenige nichtkalmuckische Buddhisten.
- ↑
vergleiche Dietmar Schorkowitz:
The Orthodox Church, Lamaism, and Shamanism among the
Buriats
and Kalmyks 1825?1925.
In: Robert P. Geraci, Michael Khodarkovsky:
Of religion and empire: missions, conversion, and tolerance in Tsarist Russia
. Ithaca/ New York 2001, S. 201 ff.
- ↑
a
b
Michael Weiers (Hrsg.):
Die Mongolen. Beitrage zu ihrer Geschichte und Kultur
. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1986,
ISBN 3-534-03579-8
,
S.
185 u. 210
.
- ↑
a
b
Andreas Kappeler:
Rußland als Vielvolkerreich: Entstehung - Geschichte - Zerfall
. 2. Auflage. Beck, Munchen 2008,
ISBN 978-3-406-57739-0
,
S.
46
f
.
- ↑
Michael Khodarkovsky:
Where two worlds met: The Russian State and the Kalmyk nomads 1600-1771
. Cornell University Press, Ithaca, New York 1992,
ISBN 0-8014-2555-7
,
S.
207?235
.
- ↑
Volkszahlung 1897
- ↑
Volkszahlung 1926
- ↑
Artikel aus "Der Freitag"
(
Memento
vom 24. November 2005 im
Internet Archive
), zu beachten ist, dass nur eine Minderheit von ca. 10.000 Menschen nach den Erfahrungen unter Stalin mit der Wehrmacht kollaborierte.
- ↑
Volkszahlung 1959
- ↑
Irina Wolkowa:
Iljumshinow ruft Landsleute zuruck - Russlands Republik Kalmykien plant Volkerwanderung
,
Neues Deutschland
18. April 2006, auf der Webseite der
AG Friedensforschung
- ↑
Profil ?Eugenia Mandzhieva“
auf
Fashionmodeldirectory
- ↑
Berliner Filmkritik: ?Die Mowen“
(russisch, 2015)
Nationalitaten bzw. Ethnien im Uigurischen Autonomen Gebiet
Xinjiang