Kabelkopfstelle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
(Weitergeleitet von Kabelkopfstation )
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Eine Kabelkopfstelle (auch Kabelkopfstation oder kurz Kopfstelle ; englisch Cable television headend ) ist ein Teil eines Breitbandkabelnetzes und dient zur Einspeisung samtlicher im entsprechenden Netz verfugbaren Signale. Breitbandkabelnetze zur Verteilung von Horfunk - und Fernsehprogrammen (analog und digital) sind in Baumstruktur aufgebaut. Am Stamm dieses Baumes befindet sich die Kabelkopfstelle.

Technischer Aufbau

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Antennenanlage und Kabelkopfstelle in Eilenburg

Eine Kabelkopfstelle kann in verschiedenen Großen aufgebaut sein, von der kleinen Anlage fur Mehrfamilienhauser bis zur Versorgung mehrerer Stadte, Landkreise und Bezirke, also bis zu mehreren Hunderttausend Wohneinheiten. Sie befindet sich in der Rangordnung der Netzebenen im Kabelnetz an Ordnungsnummer 2, auch als NE2 bekannt.

Innerhalb der Kabelkopfstation werden die empfangenen Signale vom Satelliten (digital) oder der terrestrischen Antenne (digital) in einen Frequenzbereich von 47 oder 87,5 bis 862 MHz umgewandelt, so dass der Teilnehmer im Kabelnetz die Programme entsprechend auf seinen Endgeraten wie Fernsehgerat mit Digitalempfang, Set-Top-Box fur Digitalempfang oder Rundfunkempfanger fur UKW-Empfang wiedergeben kann. Außerdem konnen in der Kopfstelle weitere Signale fur bidirektionale Dienste wie Internet oder Telefonie ( Triple Play ) im Vorweg ( Downstream ) beigemischt und aus dem Ruckkanal ( Upstream ) empfangen werden.

Eine Station besteht im Prinzip:

  • aus einer Antennenanlage , die terrestrische und von Satelliten ubertragene Programme empfangt,
  • aus einer Empfangersektion, in der alle notwendigen Empfangsgerate zusammengefasst sind, und
  • aus Senderbaugruppen, die die von den Empfangern gelieferten einzelnen Signale auf Tragerwellen aufmodulieren und in die Stammleitung des Netzes zur Weiterverbreitung einspeisen.

Eine Kabelkopfstelle kann man mit einer Großgemeinschaftsantennenanlage vergleichen. Mit der terrestrischen Antennenanlage werden mit Hilfe von mehreren Richtantennen mit hohem Antennengewinn die in einer Region einfallenden terrestrischen Programme (UKW-Rundfunk und Fernsehprogramme) empfangen. Aus diesem Grund werden Kabelkopfstellen meist an topographisch gunstigen Standorten errichtet, z. B. auf Bergen oder hohen Gebauden. Die Satellitenprogramme werden von ein oder mehreren großen Parabolantennen aufgefangen und zumeist mit Kanalumsetzer in den Frequenzbereich bis 862 MHz umgesetzt oder den entsprechenden Satellitenreceivern direkt zugefuhrt. Die Parabolspiegel sind sehr groß dimensioniert, um auch bei ungunstigsten Wetterverhaltnissen immer einen qualitativ hochwertigen Empfang zu gewahrleisten.

Immer haufiger werden die Kabelkopfstellen durch Playoutcenter in Verbindung mit Lichtwellenleiter ersetzt, da so die Storanfalligkeit bei z. B. Starkregen gemindert und die Flexibilitat erhoht werden kann.

Fur jedes eingespeiste Programm wird ein eigener Empfanger und eine eigene Sendeeinheit am Ausgang der Station benotigt. Die UKW-Horfunkprogramme werden in der Regel im herkommlichen UKW-Rundfunkbereich zwischen 87,5 und 108 MHz in der ublichen Frequenzmodulation (FM) ins Netz eingespeist, so dass sie mit den normalen UKW-FM-Receivern empfangen werden konnen. Dabei werden die Programme aber nicht auf den Frequenzen weiterubertragen, auf denen sie empfangen wurden, sondern ihnen werden Frequenzen zugewiesen, die nur fur ein Kabelnetz gelten.

Die Fernsehprogramme, welche von Netzbetreiber uber Netzwerke wie ATM, terrestrisch oder von Satelliten empfangen werden, werden analog in ublichen Fernsehnormen wie PAL eingespeist. Zusatzlich werden digitale Fernsehubertragungsverfahren wie DVB-C eingesetzt, welche speziell auf die Besonderheiten von Kabelnetzen ausgelegt sind. Terrestrisch empfangene digitale Fernsehprogramme in DVB-T oder Satellitenprogramme in DVB-S werden in der Kabelkopfstation auf DVB-C mittels einer sogenannten Transcodierung umgesetzt.

Um Storungen im Netz zu vermeiden muss der Frequenzaufteilung besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. In Kabelnetzen spielen als Storquelle vor allem die durch die Breitbandverstarker ausgelosten Intermodulationen zwischen verschiedenen Kanalen eine Rolle.

Pilotfrequenzen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Um an den Ubergabepunkten der Kunden konstante Signalpegel zu gewahrleisten, werden von der Kopfstation auf mindestens zwei Frequenzen in der Nahe des unteren und oberen Frequenzbandendes unmodulierte Tragerwellen ( Pilottone ) mitgesendet. Deren Pegel werden in den verschiedenen Zwischenverstarkerstationen ausgewertet und regeln die Verstarkungen so nach, dass am entferntesten Ubergabepunkt ein stabiler Mindestpegel zur Verfugung steht. Somit konnen die temperatur- und frequenzbedingten Dampfungsschwankungen der Ubertragungskabel ausgeglichen werden.

Ruckkanaltauglichkeit

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Kabelnetze sind auch in der Lage, Signale von den Endverbrauchern zur Kopfstation zu ubertragen. Hierbei werden Frequenzen zwischen 3 MHz bis 68 MHz genutzt, konkrete Werte sind je nach Kabelnetzbetreiber verschieden. Die Verstarkerstationen mussen hierzu ruckkanaltauglich sein und uber Frequenzweichen verfugen. Solche ruckkanalfahigen Kabelnetze konnen auch fur Telefonie ( VoC ) und Kabelinternet genutzt werden. In Deutschland, der Schweiz und Osterreich sind die meisten Kabelnetze ruckwegtauglich.