KZ Alderney

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Luftaufnahme der etwa acht Quadratkilometer großen Insel
Eine der Befestigungsanlagen aus Beton auf der Insel Alderney

Das KZ Alderney , auch Lager Sylt genannt, war ein KZ-Außenlager der SS , das zunachst dem KZ Sachsenhausen , spater dem KZ Neuengamme unterstand. [1] Von Marz 1943 bis Juni 1944 zahlte es zu den Außenlagern des KZ Neuengamme. Es befand sich auf der seit 1940 von Deutschland besetzten Kanalinsel Alderney und war damit das einzige Konzentrationslager in einem Gebiet des britischen Kronbesitzes .

Die Insel Alderney war am 2. Juli 1940 im Zuge des Zweiten Weltkriegs von der Wehrmacht besetzt worden. Großbritannien hatte die etwa 1400 Einwohner bereits im Juni nach England evakuiert . Die Insel bildete einen Teil des Atlantikwalls und sollte durch starke Verteidigungsanlagen befestigt werden.

Die SS-Baubrigade I kam am 5. Marz 1943 mit 1000 KZ-Haftlingen auf der Insel an. Sie wurden bis zum Juni 1944 in Baracken des KZ-Außenlagers Alderney, dem sogenannten Lager Sylt , auf einem Flughafengelande untergebracht, das im Suden der Insel lag. 730 Haftlinge, darunter Erich Frost , kamen aus dem KZ Sachsenhausen und 270 aus dem KZ Neuengamme. Darunter befanden sich etwa 500 Russen, 130 Polen, 60 Hollander, 20 bis 30 Tschechen, 20 Franzosen und 180 sogenannte Arbeitsscheue , Kriminelle und politische Gefangene . [2] Neben Sylt fuhrten auch die drei Arbeitslager Helgoland , Borkum und Norderney die Namen deutscher Nordseeinseln, und es gab ein weiteres kleines Lager, genannt Zitadelle . [3] Insgesamt befanden sich rund 3800 Wehrmachtssoldaten, etwa 3000 Zwangsarbeiter und 1000 KZ-Haftlinge auf der etwa acht Quadratkilometer großen Insel.

Die Haftlinge wurden zu korperlich schweren Arbeiten beim militarischen Hafen-, Bunker- und Festungsanlagenbau oder im Steinbruch eingesetzt. Eine genaue Anzahl der untergebrachten Haftlinge lasst sich nicht nennen, da das Lager Alderney als sogenanntes Arbeitserziehungslager fur die anderen auf der Insel befindlichen Lager der Organisation Todt (OT) genutzt wurde, um Druck auf die ubrigen Haftlinge auszuuben. [4] OT-Haupttruppfuhrer Johann Hoffmann, Kommandant des Lagers Helgoland, gab an, dass im Fruhjahr 1943 70 bis 75 russische Gefangene seines OT-Lagers und vom Mai bis August 1943 60 Gefangene des OT-Lagers Norderney in das Außenlager Alderney uberstellt wurden. [2]

Aufgrund der schlechten Ernahrung und der schweren Arbeit waren im Juni 1943 bereits etwa 200 KZ-Haftlinge nicht mehr arbeitsfahig und wurden ins KZ Neuengamme zurucktransportiert. Etwa 100 KZ-Haftlinge wurden durch die SS-Wachmannschaft wegen Unterernahrung und Krankheit, verbunden mit schwerer Arbeit und der daraus resultierenden korperlichen Schwache, ums Leben gebracht. Die Toten wurden auf dem Gelande des Barackenlagers begraben. Bei der alliierten Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 wurde die SS-Baubrigade zuruckverlegt. Auf dem Festland in Cherbourg kamen 636 Haftlinge an, in Belgien waren es 572. Ein Teil war geflohen oder auf dem Transport gestorben; 27 Haftlinge wurden erschossen. [5]

Fur die Ausfuhrung der Bauarbeiten an den Befestigungsanlagen waren Otto Panzer und ab September 1944 der Diplom-Ingenieur Leo Ackermann von der Organisation Todt zustandig. SS-Hauptsturmfuhrer Maximilian List war Kommandofuhrer. Er wurde im Marz 1944 durch den SS-Obersturmfuhrer Georg Braun abgelost.

Der Fuhrer der Wachmannschaft SS-Obersturmfuhrer Kurt Klebeck , der spatere Kommandofuhrer des KZ-Außenlagers Stocken , wurde 1947 im sogenannten Ahlem -Prozess angeklagt und wegen Verbrechen im KZ-Außenlager Hannover-Ahlem zu zehn Jahren Haft verurteilt. List geriet nach Kriegsende durch britische Presseveroffentlichungen ins Licht der Offentlichkeit, juristisch belangt wurde er bis zu seinem Tode in den 1980er Jahren jedoch nicht.

Eine 1966 eingeweihte Gedenkstatte erinnert mit einem Kreuz und mehrsprachigen Tafeln an das KZ Alderney. Sie wird Hammond-Memorial genannt, weil sie von der Familie Hammond gestiftet wurde. Die Gedenkstatte befindet sich auf dem Gelande des ehemaligen Barackenlagers. Dort finden jahrlich Gedenkfeiern statt.

  • Frederick Cohen: The Jews in the Channel Islands during the German Occupations: 1940?1945. Jersey Heritage Trust. 2. Aufl. Jersey 2000 ( PDF )
  • Karola Fings : Alderney (SS-Baubrigade I). In: Wolfgang Benz , Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors . Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 5: Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. C.H. Beck, Munchen 2007, ISBN 978-3-406-52965-8 , S. 347ff.
  • Susanne Fromel: Das KZ im Armelkanal. In: mare . Nr. 69, August 2008, S. 41?51. ( Auszug )
  • David Wingeate Pike ; Anne Farache: Les iles anglo-normandes sous l’occupation allemande et la singularite des Republicains espagnols en captivite . In: Guerres mondiales et conflits contemporains , 2015/4 (N° 260); 2016/1 (N° 261); Teil 3: tba
  • Peter Gaida: Camps de travail sous Vichy. Les ?Groupes de travailleurs etrangers“ (GTE) en France et en Afrique du Nord francaise pendant la Seconde Guerre mondiale , 2008
  • Caroline Sturdy Colls, Kevin Simon Colls: Reconstructing a painful past: A non-invasive approach to reconstructing Lager Norderney in Alderney, the Channel Islands. In Ch’ng, E. (Hrsg.) Visual Heritage in the Digital Age . New York, Springer 2014.
  • Caroline Sturdy Colls, Kevin Simon Colls: Adolf Island. The Nazi occupation of Alderney , Manchester University Press, 2022

Einzelnachweise

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  1. Bundesministerium der Justiz : Verzeichnis der Konzentrationslager und ihrer Außenkommandos gemaß § 42 Abs. 2 BEG Nr. 6a, Alderney, Einsatzort der I. SS-Baubrigade, Sachsenhausen, ab Mitte Februar 1943 Neuengamme
  2. a b Cohen: Jews, S. 131.
  3. Cohen: Jews, S. 111.
  4. Fings: Alderney, S. 347 f.
  5. Fings: Alderney, S. 348.

Koordinaten: 49° 42′ 18,2″  N , 2° 13′ 16,4″  W