Kustenerosion

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East Cliff, West Bay an der englischen ? Jurassic Coast “. Man beachte, dass der Weg uber die Kliffkrone wegen der Instabilitat des Kliffs gesperrt worden ist.
Abgerutschte Scholle an einem Kliff in Hunstanton , Norfolk , East Anglia .

Kustenerosion beziehungsweise (geologische) Abrasion ist die allmahlich fortschreitende Veranderung von (Meeres-) Kusten aufgrund von Erosion durch Gezeiten , Wellen und Wettereinflussen wie Wind , Regen und Temperaturunterschiede , Naturereignisse wie Hurrikane oder Erdbeben , aber auch durch Einwirkungen auf die Umwelt, etwa aufgrund der Schadigung der obersten Bodenschichten durch menschlichen Einfluss oder die Klimaerwarmung .

Kustenerosion ist ein naturlicher mechanisch -physikalischer Vorgang: Die Schadigung der Vegetation durch menschliche Nutzung macht die Kuste allerdings anfalliger fur die Krafte des Windes und erleichtert das Eindringen von Wasser und zum Beispiel damit verbundene Frostsprengungen , wie es bei den Kreidefelsen auf der Insel Rugen im Winter 2004/2005 der Fall war.

Kustenerosion betrifft samtliche Kustenformen: Bei Steilkusten werden Kliffs unterspult und brechen ein. Sandstrande werden durch den Wellengang weggespult oder durch den Wind abgetragen. Generell ist an Kusten mit harten Gesteinen Kustenerosion weniger wirksam. An Steilkusten hangt die Geschwindigkeit der Erosion auch davon ab, wie schnell Trummer vom Wasser abgetragen werden und damit das dahinterliegende Kliff wieder ungeschutzt wird.

Dabei verursachen Sturmfluten und Tsunamis große Schaden. Untersuchungen der NOAA ergaben, dass der Hurrikan Katrina im Mississippidelta den naturlichen Kustenschutz der Mangroven geschadigt hat. Der Tsunami beim Seebeben im Indischen Ozean 2004 hat eine Reihe von Inseln wesentlich verandert.

Nach Feststellungen der Europaischen Kommission waren im Jahre 2004 rund ein Funftel der Kustenlinien innerhalb der Europaischen Union (ohne Bulgarien und Rumanien) betroffen. Spitzenreiter sind Polen (55 Prozent) und Zypern (37,8 Prozent), am wenigsten Finnland (0,04 Prozent), Estland (2 Prozent) und Schweden (2,4 Prozent). Insbesondere die Kusten Finnlands und Schwedens zeichnen sich durch Granitklippen aus, die einen sehr großen Anteil der Kustenlinie praktisch nicht erodierbar machen.

Als Gegenmaßnahme werden erhebliche finanzielle Mittel in den Kustenschutz durch Deiche , Buhnen , Wellenbrecher , Lahnungen oder Sandvorspulungen gesteckt. Diese bewirken aber auch, dass zwar an dem jeweiligen Kustenabschnitt die Kustenerosion gebremst wird, aber durch die Veranderung des Stromungsverhaltens des Wassers werden an anderen Kustenabschnitten die erodierenden Wirkungen verstarkt.

Negative Folgen der Kustenerosion sind der Verlust von Gebieten mit einer hohen Artenvielfalt oder wichtigen Okosystemen , von wirtschaftlich genutzten Flachen und Objekten, die Aufgabe gefahrdeter Hauser an den Abbruchkanten, die wachsende Gefahr fur die Bewohner in Kustennahe und Schaden am naturlichen oder kunstlichen Kustenschutz.

Ein Faktor, der Kusten erosionsanfalliger macht, ist der Schwund von Sandstranden oder Sandbanken , da von Wellen und Stromung weggespulter Sand nicht mehr in ausreichendem Maße durch Sedimentation angefullt wird. Diese werden entweder als Baumaterial entnommen oder bleiben hinter Eindeichungen und Absperrbauwerken zuruck.

Die globale Erwarmung und die damit einhergehenden Anderungen wie der globale Meeresspiegelanstieg , veranderter Wellengang oder die Destabilisierung von arktischen Kusten, die mehr als ein Drittel der weltweiten Kustenlinie ausmachen, durch tauenden Permafrost und abnehmende Meereisbedeckung stellen an vielen Kusten ein zunehmendes Erosionsrisiko dar. [1] [2]

Hinzu kommt der Verlust von naturlichem Kustenschutz , zum Beispiel durch die Vernichtung und Beschadigung von Mangrovenwaldern ; die zerstorerische Wirkung von Sturmflutwellen und Tsunamis [3] auf menschliche Siedlungen an der Kuste kann durch davorliegende intakte Mangrovenwalder reduziert werden. [4]

Commons : Kustenerosion  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Sean Vitousek, Patrick L. Barnard, Patrick Limber: Can beaches survive climate change? In: Earth and Space Science . April 2017, doi : 10.1002/2017JF004308 .
  2. Michael Fritz, Jorien E. Vonk, Hugues Lantuit: Collapsing Arctic coastlines . In: Nature Climate Change . Januar 2017, doi : 10.1038/nclimate3188 .
  3. Andrea Naica-Loebell: Mangroven als Tsunami-Bremse. In: Telepolis. 2. November 2005, abgerufen am 5. Dezember 2014 .
  4. Kandasamy Kathiresan, Narayanasamy Rajendran: Coastal mangrove forests mitigated tsunami. In: Estuarine, Coastal and Shelf Science. Band 65, Nr. 3, 2005, ISSN   0272-7714 , S. 601?606, doi : 10.1016/j.ecss.2005.06.022 .