Julius Plucker

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Julius Plucker, Lithographie von Rudolf Hoffmann , 1856
Grabstatte Plucker auf dem Alten Friedhof Bonn

Julius Plucker (* 16. Juni oder 16. Juli 1801 in Elberfeld (heute zu Wuppertal ); † 22. Mai 1868 in Bonn ) war ein deutscher Mathematiker und Physiker . Heute ist er vor allem als Mathematiker bekannt. Er gilt mit seinem Schuler Johann Wilhelm Hittorf als Entdecker der Kathodenstrahlen und nahm auch Forschungen zur Spektralanalyse von Robert Bunsen und Gustav Robert Kirchhoff vorweg.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Julius Plucker wuchs in Elberfeld als Enkel des Johannes Plucker und Nachfahre der reformierten Elberfelder Industriellen-Familie Plucker auf, die seit 1589 der durch Herzog Johann III. von Kleve-Julich-Berg verliehenen Garnnahrung angehorte und zahlreiche Elberfelder Burgermeister und Stadtrichter stellte. Ab 1784 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gehorte der Familie und deren Nachfahren Schloss Luntenbeck bei Elberfeld. Nach seiner Schulzeit in Elberfeld und Dusseldorf, wo er von Anfang 1816 bis zum Schulabschluss 1819 das nach dem Zweiten Weltkrieg in Gorres-Gymnasium umbenannte humanistische Gymnasium besuchte, studierte Plucker in Bonn , Berlin , Heidelberg und Paris . 1824 promovierte er uber Generalem analyseos applicationem ad ea quae geometriae altionis et mechanicae basis et fundamenta sunt, e serie Tayloria deducit in Marburg bei Christian Ludwig Gerling (einem Schuler von Carl Friedrich Gauß ), wurde 1825 in Bonn habilitiert und arbeitete als Privatdozent . 1828 erhielt er eine außerordentliche Professur fur Mathematik in Bonn. 1832 ging er als Privatdozent nach Berlin und unterrichtete zugleich auch am dortigen Friedrich-Wilhelms-Gymnasium . 1833 folgte er einem Ruf an die Universitat Halle . 1835 kehrte er, nunmehr als Ordinarius , zuruck an die Universitat Bonn und lehrte dort bis zu seinem fruhen Tod. 1844/45 und 1855/56 amtierte er als Rektor der Universitat.

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften wahlte ihn 1859 zu ihrem auswartigen Mitglied. [1] 1864 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt. [2] Seit 1867 war er korrespondierendes Mitglied der Academie des sciences . [3]

Sein Grab befindet sich in Bonn auf dem Alten Friedhof .

Werk [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gemeinsam mit Heinrich Geißler schuf Plucker die Voraussetzung zur modernen Vakuumtechnik . Seine Grundlagenforschungen sind spater fur die Atomphysik wichtig geworden.

In der Mathematik erfand er die Liniengeometrie , in der ein Punkt durch die durch ihn hindurchgehenden Geraden charakterisiert wird, und arbeitete uber algebraische Kurven sowie deren Singularitaten . Nach ihm benannt sind die Plucker-Matrix und Plucker-Koordinaten zur eindeutigen Reprasentation von Geraden sowie die Pluckerschen Formeln , die eine einfache Relation zwischen den Anzahlen spezieller Punkte einer Kurve herstellen. In der Kombinatorik lieferte er eine der fruhesten Beschreibungen von Blockplanen (er konstruierte S (2,3,9) in seinem Buch System der analytischen Geometrie von 1835). Er fuhrte Regelflachen ein und eine spezielle Regelflache ( Plucker-Konoid ) ist nach ihm benannt.

In der Physik beschaftigte er sich unter anderem mit dem Magnetismus der Kristalle (so beim Turmalin ) sowie mit elektrischen Entladungen im Vakuum . 1859 entdeckte er die Kathodenstrahlen bei Versuchen, elektrischen Strom durch Vakuum zu leiten. [4] Als eigentlicher Entdecker gilt aber sein Schuler Johann Wilhelm Hittorf , der die magnetische Ablenkung der Kathodenstrahlen beobachtete und verschiedene Vakuumrohren erfand. Dieser hatte bei ihm in Mathematik promoviert und mit Hittorf untersuchte er auch die Spektren gasformiger Substanzen, wobei die chemische Erfahrung von Hittorf hilfreich war. [5] Plucker entdeckte vor Robert Bunsen und Gustav Robert Kirchhoff in Heidelberg die ersten drei Spektrallinien des Wasserstoffs . [5]

Seine physikalischen Arbeiten, in denen er vielfach Michael Faraday folgte, mit dem er auch korrespondierte, fanden in Deutschland weniger Anerkennung als in Großbritannien. [5] Seit 1855 gehorte er als auswartiges Mitglied der Royal Society an, mit deren Copley Medal er 1866 ausgezeichnet wurde.

Der Asteroid (29643) Plucker wurde nach ihm benannt.

Schriften [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Analytisch-geometrische Entwicklungen , Band 1, Essen 1828, Archive , Band 2, 1831, Archive
  • System der analytischen Geometrie auf neue Betrachtungsweisen gegrundet , Berlin 1835, Archive
  • Theorie der algebraischen Kurven , Bonn 1839, Archive
  • System der Geometrie des Raumes in neuer analytischer Behandlungsweise , Dusseldorf 1846, Archive , Zweite wohlfeilere Auflage , Dusseldorf 1852, Archive
  • Gesammelte Wissenschaftliche Abhandlungen , Band 1, Mathematische Abhandlungen (Hrsg. Arthur Schoenflies , Friedrich Pockels ), Teubner 1895, Archive , Band 2, Physikalische Abhandlungen (Hrsg. Fr. Pockels), 1896, Archive

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Julius Plucker  ? Sammlung von Bildern

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Franz von Kobell : Julius Plucker (Nachruf) . In: Sitzungsberichte der konigl. bayer. Akademie der Wissenschaften zu Munchen . Band   1 , 1869, S.   393–395 ( online [PDF; abgerufen am 23. Marz 2017]).
  2. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751?2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Band 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Band 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2001, ISBN 3-525-82516-1 , S. 191.
  3. Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe P. Academie des sciences, abgerufen am 4. Februar 2020 (franzosisch).
  4. Charles E. Mortimer, Ulrich Muller, Johannes Beck: Chemie: Das Basiswissen der Chemie. Stuttgart 2015, ISBN 978-3-13-484312-5 , S. 34.
  5. a b c Werner Burau, Artikel Julius Plucker in Dict. Sci. Biogr.