Julie Rettich
, geborene Gley (*
17. April
1809
in
Hamburg
; †
11. April
1866
in
Wien
) war eine
deutsch
-
osterreichische
Schauspielerin
.
Von ihren Eltern ? der Vater war Schauspieler, die Mutter eine beliebte Opernsangerin ? wurde sie bereits auf eine Buhnenlaufbahn vorbereitet. Sie debutierte 1825 auf dem Hoftheater zu
Dresden
und bildete sich unter
Ludwig Tiecks
Leitung weiter aus. Ihr sich rasch entwickelndes Talent befahigte sie schon 1827 zu erfolgreichem Gastspiel am Wiener
Burgtheater
, fur das sie 1830 gewonnen wurde. Am 9. April 1833 heiratete sie dort ihren Schauspielerkollegen
Karl Rettich
. Wegen Intrigen kehrte sie mit ihm 1833 bis 1835 an das
Dresdner Hoftheater
zuruck.
1835 trat sie neuerlich ein Engagement am Wiener Burgtheater an, um es nie wieder zu verlassen.
Ab 1863 durch Krankheit gezwungen, der Buhne fernzubleiben, starb sie am 11. April 1866 in Wien in ihrer Wohnung am
Opernring
19 an einer ?Erschopfung der Krafte“.
[1]
Sie galt als ausgezeichnete Schauspielerin und spielte vorzugsweise tragische Rollen, die sie in einer ihrer hohen geistigen Bildung entsprechenden Weise auffasste. Besonders gelangen ihr Rollen in Stucken
Friedrich Halms
, mit dem sie innig befreundet war.
Ein erfolgreicher Schauspieler war auch ihr Gatte,
Karl Rettich
, (*
3. Februar
1805
in Wien), den sie 1833 geheiratet hatte und der mit ihr am Burgtheater wirkte. 1872 pensioniert, starb er am
17. Juni
1878
in Wien. Beider Grabstelle befindet sich auf dem
evangelischen Friedhof Wien Matzleinsdorf
(Gruft 191).
Im Jahr 1869 wurde in Wien-
Penzing
(14. Bezirk) die
Rettichgasse
nach ihr benannt.
Das einzige Kind von Julie Rettich, die Tochter
Emilie Rettich
, heiratete am 18. November 1857 in
Venedig
den
Impresario
Eugenio Merelli (1825?1882), einen Sohn von
Bartolomeo Merelli
(1794?1879), der seit 1836 Pachter des Karntnertor-Theaters war.
[2]
Sie ubersiedelte nach der Heirat nach
Mailand
und wurde eine erfolgreiche Sangerin.
- Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Korrespondenten in Osterreich, Ungarn und Bohmen
, hg. von
Klaus Martin Kopitz
,
Michael Heinemann
, Anselm Eber, Jelena Josic, Carlos Lozano Fernandez und
Thomas Synofzik
(=
Schumann-Briefedition
, Serie II, Band 27), Koln 2023, S. 1139?1163;
ISBN 978-3-86846-052-0
- Betty Paoli
:
Julie Rettich. Ein Lebens- und Charakterbild
. Leopold Sommer, Wien 1866. (
Digitalisat
)
- Alexander von Weilen
:
Julie Rettich. Erinnerungsblatter zum Gedachtnisse ihres hundertsten Geburtstages (17. April 1809)
. Manz, Wien 1909. (
Digitalisat
)
- Constantin von Wurzbach
:
Rettich, Julie
.
In:
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
.
25. Theil. Kaiserlich-konigliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1873, S. 324?337 (
Digitalisat
).
- Alexander von Weilen:
Rettich, Julie
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 71 f.
- W. Deutschmann:
Rettich Julie.
In:
Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815?1950
(OBL). Band 9, Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988,
ISBN 3-7001-1483-4
, S. 93 f. (Direktlinks auf
S. 93
,
S. 94
).
- ↑
Wiener Zeitung
, Nr. 90 vom 17. April 1866, S. 198 (
Digitalisat
)
- ↑
Neuigkeiten
, Brunn, Jg. 7, Nr. 310 vom 11. November 1857, S. 3 (
Digitalisat
)