Juhan (Johann) Kukk
(* 1. April
jul.
/
13. April
1885
greg.
[1]
im Dorf Karu, heute Gemeinde
Rakke
,
Kreis Laane-Viru
; †
4. Dezember
1942
in der
Sowjetunion
) war ein estnischer Politiker und Wirtschaftsexperte. Von 1922 bis 1923 war er Staatsoberhaupt der Republik
Estland
.
Juhan Kukk schloss die Schule in
Dorpat
ab und studierte von 1901 bis 1910 im Fachbereich Handel am Polytechnikum
Riga
(heute:
Technische Universitat Riga
) sowie 1908 in
Deutschland
. Ab 1910 begann er seine Wirtschaftskarriere als Referent bei der Darlehens- und Sparbank in Dorpat und als Publizist fur Wirtschaftszeitungen. Wahrend des
Ersten Weltkriegs
war er Mitglied des estnischen Nahrungsmittelkomitees.
1917/18 wurde Juhan Kukk Leiter der Finanzabteilung der estnischen Provinzialregierung (
Maavalitsus
) und setzte sich fur die Loslosung Estlands von
Russland
ein. Er gilt als einer der Verfasser des estnischen Selbstandigkeitsmanifests, der Grundungsurkunde der Republik Estland, das am 23. Februar 1918 in
Parnu
und am darauffolgenden Tag in
Tallinn
verlesen wurde.
Von 1918 bis 1920 war er Finanzminister der neu gegrundeten Republik
Estland
, 1920/21 Handels- und Industrieminister, 1921/22 Parlamentsprasident und von 1922 bis 1924 Prasident der estnischen Zentralbank (
Eesti Pank
). Er schuf mit seinen Finanzreformen die Grundlagen einer eigenstandigen
estnischen Wahrung
.
Von 1920 bis 1926 gehorte er dem estnischen Parlament (
Riigikogu
) an. Vom 21. November 1922 bis 2. August 1923 war er Staatsaltester (
Riigivanem
) und damit Staatsoberhaupt der Republik Estland. Bis zur Besetzung Estlands durch die Sowjetunion war er daruber hinaus Aufsichtsratsmitglied in zahlreichen estnischer Unternehmen, von 1933 bis 1940 Direktor der Firma
Kreenbalt AS
und von 1937 bis 1940 Mitglied des Aufsichtsrats der
estnischen Industrie- und Handelskammer
.
Mit der Besetzung Estlands durch die Sowjetunion wurde Juhan Kukk 1940 verhaftet und
deportiert
. Die genauen Umstande seines Todes sind bis heute ungeklart. Er starb vermutlich im Dezember 1945 in der Gefangenschaft. Andere Quellen nennen den 4. Dezember 1942 und das Gefangenenlager Kargopol bei
Archangelsk
.
- Biographie
der Estnischen Prasidialkanzlei (englisch)
- ↑
Eintrag im
Taufregister der Gemeinde St. Simonis
(estnisch: Simuna kogudus)