Juan de Zurbaran

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Juan de Zurbaran: Stillleben mit Zitronen im Weidenkorb , 1643, National Gallery , London

Juan de Zurbaran (* 23. Juni 1620 in Llerena ( Badajoz ); † 8. Juni 1649 in Sevilla ) war ein spanischer Maler des Siglo de Oro .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Seine Eltern waren der bedeutende spanische Maler Francisco de Zurbaran und dessen erste Frau Maria Paez, welche bereits starb, als Juan erst 3 Jahre alt war. In der Folge wuchsen er und seine zwei leiblichen Schwestern, Maria (* ca. 1617) und Isabel Paula (* 1623) [1] in der Obhut von seines Vaters zweiter Frau, Beatriz de Morales, auf. [1]

Die Malerei erlernte Juan in der Werkstatt seines Vaters, war jedoch bereits Ende der 1630er Jahre ein selbstandiger Maler. Das erste seiner wenigen erhaltenen signierten Gemalde, ein Stillleben mit Trauben (Privatsammlung, Bordeaux ), malte er 1639, mit 19 Jahren. [2]

Im August 1641 heiratete er Mariana de Quadros, die Tochter eines reichen Prokurators der Real Audiencia von Sevilla, die eine Mitgift von 50 000 reales in die Ehe mitbrachte. [3] Das Paar hatte mindestens zwei Kinder, den Sohn Francisco Maximo (* 1642) und eine Tochter Antonia (* 1644). [2]

Der begabte junge Maler war gebildet und kultiviert und hatte gewisse aristokratische Alluren, weshalb er sich grundsatzlich als “ Don Juan de Zurbaran” ansprechen ließ und auch Bilder so signierte. [3] Offenbar liebte er auch das Tanzen und war ein Schuler des Tanzmeisters Jose Rodriguez Tirado; 1642 erschien außerdem ein Gedicht von Zurbaran in Juan de Esquivels Discursos sobre el arte del danzado (?Diskurse uber die Kunst zu Tanzen“). [2] Der Maler lebte vermutlich etwas uber seine Verhaltnisse und hatte die beachtliche Mitgift seiner Frau bereits in wenigen Jahren aufgebraucht. [3]

Er starb 1649 mit nicht einmal 29 Jahren wahrend einer verheerenden Pest -Epidemie, die große Teile der Bevolkerung Sevillas dahinraffte, und wurde am 8. Juni des Jahres begraben. [2] Damit wurde eine außerst vielversprechende kunstlerische Karriere vorzeitig beendet.

Werk und Stil [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Juan de Zurbaran (zugeschrieben): Stillleben mit Obst und Distelfink , Ol auf Leinwand, 40 × 57 cm, Museu Nacional d’Art de Catalunya , Barcelona. Das Gemalde wurde fruher Pedro de Camprobin zugeschrieben. [4]

Juan de Zurbaran stand bis ins 20. Jahrhundert im Schatten seines beruhmten Vaters, gilt aber mittlerweile als einer der besten und originellsten Stilllebenmaler seiner Zeit in Sevilla. [3] [2] [5] Er malte vor allem Obst und Porzellan; in alten Dokumenten wird auch ein Bild mit toten Rebhuhnern erwahnt. [6]

Dabei sind nur drei signierte Gemalde von ihm erhalten, die alle von auffallig hoher Qualitat sind: Neben dem bereits erwahnten Bild von 1639 in Bordeaux befindet sich ein 1640 datiertes Stilleben mit Schokoladenservice in Kiew (Museum fur westliche und Orientalische Kunst). Das letztere Gemalde hielt man ursprunglich fur ein Werk seines Vaters, bis bei einer Reinigung im Jahre 1938 die Signatur des jungeren Zurbaran gefunden wurde. [7] Es ist auch auf einer Briefmarke der Ukraine abgebildet. [8]

Das dritte signierte Gemalde ist ein Stillleben mit Fruchtekorb und Kardone in der Gosta Serlachius Fine Arts Foundation in Mantta (Finnland); es tragt die Signatur “ D. Juan de Zurbaran, faciebat/1643 ”. [6]

Auf der Grundlage der genannten Werke werden dem Kunstler einige andere Gemalde zugeschrieben, darunter ein Stillleben mit Granatapfel und Trauben , das heute im Besitz des Prado ist und dessen Komposition etwa zur Halfte mit dem Bild in Mantta ubereinstimmt; es zeigt auf der rechten Seite anstelle des Kardone ein Brotchen, weitere Fruchte und einen Metallteller mit einem Kelch aus Ton (? bucaro “). [9] Das Gemalde im Prado ist unsigniert, wird aber aufgrund der starken Ahnlichkeiten mit dem ?finnischen“ Gemalde als Werk Juan de Zurbarans angesehen.

Stilistisch geht Juan de Zurbaran grundsatzlich von der Stilllebenkunst seines Vaters aus, die Objekte werden in einem tenebristischen Kontext vor sehr dunklen Hintergrunden und mit effektvoller Beleuchtung gezeigt. Zu Juans personlicher Maltechnik gehorte die Verwendung von braunlichen Lasuren fur Schattenzonen, die allerdings mit der Zeit deutlich nachgedunkelt sind. [6] Uber das Vorbild seines Vaters ging er fruh hinaus, unter anderem durch eine lockerere, realistisch wirkende Gruppierung der Objekte. Sein Stil ist insgesamt weniger streng und asketisch, die Pinselfuhrung malerisch. Seine Kompositionen sind einfallsreich und elegant, die Darstellung verschiedener Oberflachenstrukturen, wie beispielsweise von schimmernden Metalltellern, Porzellan, Tonwaren oder Obst, uberzeugend und brillant. [2] Jordan halt aufgrund einiger Eigenheiten des ?finnischen“ Stilllebens, wie einer gewissen Dramatik von Komposition, Kolorit und Lichtfuhrung, eine Beeinflussung durch neapolitanische Stilllebenmaler fur moglich, eventuell durch Luca Forte , dessen Werke ab den 1640er Jahren in spanischen Sammlungen erwahnt werden. [6]

Daneben ist dokumentarisch nachgewiesen, dass Juan de Zurbaran auch religiose Bilder malte, beispielsweise 1644 fur die Rosenkranz - Bruderschaft von Carmona . [3] Doch ist von diesem Teil seines Werks nichts erhalten oder identifiziert. [3]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • William B. Jordan & Peter Cherry: Spanish still life from Velazquez to Goya , Yale University Press, New Haven [CT], 1995, S. 104?108 ( ISBN 0-300-06356-3 , 1-85709-063-2)
  • Alfonso E. Perez Sanchez: La nature morte Espagnole du XVIIe siecle a Goya , Office du Livre, Fribourg, 1987, S. 97?100 ( ISBN 2-8264-0069-X )
  • Javier Portus: Zurbaran, Juan de , in: Dicionario Biografico espanol (DBe) der Real Academia de la Historia (spanisch; Abruf am 8. November 2022)
  • Claudie Ressort & William B. Jordan: Zurbaran, de family ... 2) Juan de Zurbaran , Artikel in: Grove Art online , 2003

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Juan de Zurbaran  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. a b Benito Navarrete Prieto: Zurbaran, Francisco de , in: Dicionario Biografico espanol (DBe) der Real Academia de la Historia (spanisch; Abruf am 8. November 2022)
  2. a b c d e f Javier Portus: Zurbaran, Juan de , in: Dicionario Biografico espanol (DBe) der Real Academia de la Historia (spanisch; Abruf am 8. November 2022)
  3. a b c d e f William B. Jordan & Peter Cherry: Spanish still life from Velazquez to Goya , Yale University Press, New Haven [CT], 1995, S. 104
  4. William B. Jordan & Peter Cherry: Spanish still life from Velazquez to Goya , Yale University Press, New Haven [CT], 1995, S. 110?111
  5. Zurbaran, Juan de , Kurzbio und ein Gemalde auf der Website des Prado, Madrid (spanisch; Abruf am 8. November 2022)
  6. a b c d William B. Jordan & Peter Cherry: Spanish still life from Velazquez to Goya , Yale University Press, New Haven [CT], 1995, S. 108 und 196 (Fußnote 28 und 32)
  7. William B. Jordan & Peter Cherry: Spanish still life from Velazquez to Goya , Yale University Press, New Haven [CT], 1995, S. 106
  8. Siehe Foto (Abruf am 9. November 2022)
  9. Zurbaran, Juan de : Bodegon con granada y uvas , Kurzbio und ein Gemalde auf der Website des Prado, Madrid (spanisch; Abruf am 8. November 2022)