Joseph Rudolf Valentin Meyer
(*
25. Juli
1725
in
Luzern
; †
5. Dezember
1808
in
Rheinau
) stammte aus der gleichnamigen
Luzerner Patrizierfamilie
, deren Namenszusatz ?Meyer von Schauensee“ der Regierungsrat 1895 schutzte, wie dieser das auch bei andern Luzerner Patrizierfamilien tat. Valentin Meyer selbst fuhrte diesen Zusatz nicht, vielmehr nannte er sich spater ?Meyer von Oberstaad“ nach dem Ort seiner Verbannung.
(Joseph Rudolf) Valentin Meyer war ein Sohn des
Kleinrats
Joseph Leodegar Valentin Meyer (1696?1765) und der Barbara Benigna geborene Keller, deren Vater der
Tagsatzungsgesandte
Anton Leodegar Keller
war. Valentin Meyer vermahlte sich 1754 mit Maria Emerentia Thuring (1732?1795). Eine Tochter, Liberata, heiratete 1793 den Aargauer Regierungsrat
Franz Vorster
. Der Bruder von Valentin Meyer war Furstabt
Gerold II.
; ein weiterer Bruder war Franz Xaver Benignus (1735?1805), ab 1789 Abt Bernhard III. im
Kloster Rheinau
. Von 1767 bis 1770 war Meyer Besitzer des Gutes
Meggenhorn
.
Valentin Meyer besuchte das
Jesuitenkollegium
in Luzern und war 1742?1749 Hauptmann im
Luzerner Regiment Keller
in Sardinien-Piemont (Oberst Hans Martin Keller war sein Onkel). Nach seiner Ruckkehr wurde er 1750 in den
Grossen Rat
gewahlt. 1763 wurde er Mitglied des
Kleinen Rates
, 1765?1767 war er
Landvogt
im
Entlebuch
und 1767?1769 Salzdirektor. 1767 war er Gesandter an der ordentlichen Tagsatzung in Frauenfeld, 1768 an der ausserordentlichen Tagsatzung der katholischen Stande in Luzern sowie an derjenigen aller eidgenossischen Orte in Baden.
Meyer gehorte der aufgeklarten Fortschrittspartei an und prasidierte 1765 und 1785 die
Helvetische Gesellschaft
. Seine Rhetorik, sein kraftiges politisches Handeln und ein gewisses selbstherrliches Auftreten fuhrten dazu, dass er mit dem Beinamen ?der Gottliche“ versehen wurde. Dies ging auf
Johann Caspar Lavater
zuruck, der ihn bewunderte und der in seiner 1762 anonym verfassten Klageschrift
Der ungerechte Landvogt oder Klagen eines Patrioten
den ?patriotischen Heldenmut“ pries, den Meyer im Prozess gegen Seckelmeister
Jost Niklaus Joachim Schumacher
gezeigt hatte.
1769 verfasste Meyer anonym die kirchenkritische Schrift ?Widerlegung der Reflexionen eines Schweizers“. Eine zuvor erschienene, ebenfalls anonyme Schrift ?Reflexionen eines Schweizers“ wurde Meyer zugeschrieben, konnte aber spater dem Zurcher Buchhandler und Verleger Johann Heinrich Heidegger (1738?1824) zugeordnet werden (Klosterhandel von 1769).
[1]
Neben der Durchsetzung seiner Reformplane zur Erhaltung des patrizischen Staates fuhrte Valentin Meyer auch einen personlichen Kampf gegen die ihm verhasste Familie Schumacher (vgl.
Schumacher-Meyer-Handel
). Diese dominierte die Staatsverwaltung und hielt an der konservativen Richtung fest. In einer statischen Epoche des Verharrens, wie sich das 18. Jahrhundert auszeichnete, nutzte Meyer die Vorteile des dynamischen Angreifers. Er stutzte seinen Kampf auf den Vorwurf der ungetreuen Amtsfuhrung und erreichte die Verbannung von Jost Niklaus Joachim Schumacher und
Franz Plazid Schumacher
ebenso wie die Verurteilung des wegen Hochverrates angeklagten
Lorenz Plazid Schumacher
.
Mit dem erfolgreichen Kampf gegen die Familie Schumacher hatte Meyer seinen Zenit uberschritten. Im Mittelpunkt stand jetzt seine eigene politische Tatigkeit sowie seine kirchenkritisch-
josephinische
Haltung.
[2]
Beides erzurnte die Geistlichkeit und das Landvolk. Letzterem war insbesondere die Wirtschaftsreform Meyers eine Belastung.
Uberzeugt, dass der Volkszorn und eine zerstrittene Regierung den Untergang der
aristokratischen
Verfassung bedeuten konnten, aber auch um eine Versohnung der Parteien zu ermoglichen, wurde Meyer nahegelegt, das Land fur 15 Jahre zu verlassen. Dem stimmte dieser zu unter der Bedingung der Beibehaltung seiner Ehren und Rechte, einschliesslich seiner Ratsstelle.
[3]
Nach zweijahrigem Aufenthalt bei seinem Bruder in
Bischofszell
kaufte er 1773 die
Burg Oberstaad
am Bodensee in der Nahe von
Ohningen
und nannte sich fortan ?Meyer von Oberstaad“.
[4]
[5]
Nach seiner Ruckkehr nahm er 1785 seine politische Tatigkeit im Kleinen Rat wieder auf und ubte verschiedene Ehrenamter aus. Das einstige Gewicht aber hatte er nicht mehr.
Er war wiederum Gesandter an den gemeineidgenossischen Tagsatzungen 1792 in Frauenfeld und Aarau sowie 1795 und 1797 in Frauenfeld.
[6]
1787 vermittelte er bei internen Problemen im
Kloster St. Urban
, wurde
Pfalzrat
der
Furstabtei St. Gallen
und war
Landvogt
in
Ruswil
(1793?1795) und
Rothenburg
(1797?1798).
- Verena Baumer-Muller:
Joseph Rudolf Valentin Meyer (1725?1808). Ein Luzerner Staatsmann des 18. Jahrhunderts in seinem politischen und familiaren Umfeld
. Sonderdruck aus
Archaologie Denkmalpflege Geschichte
, Historische Gesellschaft Luzern, Jahrbuch 24 (2006), S. 9?48
- Verena Baumer-Muller:
Die Gebruder Abt Gerold II. Meyer von Muri, Abt Bernhard III. Meyer von Rheinau und Ratsherr J. R. Valentin Meyer : Ein Beitrag zur Situation von Benediktinerklostern in der Schweiz des ausgehenden 18. Jahrhunderts
. In:
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- Verena Baumer-Muller:
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In:
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In:
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- Kuno Muller:
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Das Patriziat von Luzern.
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- Markus Lischer:
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In:
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- Gerold Meyer von Knonau
:
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In:
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- Joseph Rudolf Valentin Meyer:
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books.google.ch
).
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Der neun und sechziger Handel zu Luzern. Eine Religions- und Staatsgeschichte in den Jahren 1769 und 70.
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Hans Wicki:
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