Joseph Raseta

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Joseph Delphine Raseta (* 9. Dezember 1886 in Marovoay ; † 5. Oktober 1979 in Antananarivo , Madagaskar ) war ein madegassischer Intellektueller und Politiker.

Raseta gehorte zum Stamm der Hova . Er war als Sohn eines Palast-Offiziers und Kommandanten der Armee von Mahajanga . In dieser Zeit fand die Erste Madagaskar-Expedition (Premiere guerre franco-malgache, 1883?1885) statt. Sein Vater war ein Deka ( Adjutant ) des Premierministers Rainilaiarivony und Gouverneur in der Provinz Iboina .

Nach der Ausbildung in Tananarive bei den freres des ecoles chretiennes und im College des Quakers der Friends Foreign Mission Abroad , besuchte er die Ecole de medecine in Tananarive, die er 1908 mit Diplom abschloss. Danach war er Medecin fonctionnaire de l’Assistance medicale indigene (1909?1922). Er schloss sich im Oktober 1915, wahrend eines Urlaubs in Tananarive, der illegalen nationalen Studentenverbindung Vy Vato Sakelika (Eisen, Stein, Verzweigung) an. Anfang des Jahres 1916 wurden die Fuhrer der VVS auf eine Anklage wegen Verschworung gegen den Staat verurteilt, doch Raseta wurde nicht verfolgt. Dieser Umstand ereignete sich noch einmal nach 1947, was jedoch auf ein Gerucht zuruckzugehen scheint, dass von der Polizei im Madagaskar-Aufstand verbreitet worden ist.

1922 ließ er sich als Arzt in Toliara und wurde 1926 Korrespondent der antikolonialistischen Zeitschrift L’Opinion de Diego Suarez . Daraufhin wurde er nacheinander wegen Waldfrevel (1927) und 1929 und 1930 wegen Sammelns von Spenden fur Jean Ralaimongo verurteilt; 1933 erhielt er eine Strafe von 500 francs und drei Jahre Verbannung wegen Nichtachtung des Generalgouverneurs verurteilt. Er hatte sich aufgrund des ≪  Decret Scelerat  ≫ (von 1926) strafbar gemacht, als er ein Dorf verteidigte, dessen Land an Siedler verteilt worden war. Im Berufungsverfahren wurde er freigesprochen. Er wurde als Arzt suspendiert und 1935 wegen Totschlags angeklagt, nachdem einer seiner indischen Patienten an einem diabetischen Gangran verstorben war. Wieder wurde er im Berufungsverfahren freigesprochen.

Er schloss sich dem Secours rouge international an, der Reprasentanz der Parti communiste francais in Outre-mer an und 1934 der Ligue anti-imperialiste en France , er arbeitete fur L’Aurore Malgache , dann fur Opinion und wurde einer der Hauptaktionare, mit 10 % des Kapitals, an der neuen Zeitschrift La Nation malgache (1935). Wahrenddessen war er Korrespondent der L'Humanite und der Proletariat malgache , die Ende 1936 gegrundet wurde. Die letztere Zeitschrift ist das Organ der kommunistischen Partei der Region Madagascar (PCRM) , der er auch seit der Grundung im August 1936 angehorte bis zu ihrer Auflosung 1939. Gleichwohl war er nie Kommunist, sondern Nationalist. Von den Vichy-Kadern wurde er zu zwei Jahren Straflager im Camp de Moramanga verurteilt und erst 1943 wieder befreit, worauf er seine militante Lebensweise wieder aufnahm.

Dann wurde er bei den Elections legislatives francaises 1945 zur Assemblee constituante mit 5476 Stimmen von 26047 Wahlern und 11977 Wahlenden und dann in den Elections legislatives francaises am 2. Juni 1946 mit 13529 von 32317 Wahlern und 23302 Wahlenden bestimmt. Er kam im Dezember 1945 nach Frankreich und grundete in Paris im Februar 1946 das Mouvement democratique de la renovation malgache , dessen President er wurde. in der ersten Constituante hielt er sich zuruck und intervenierte nur an drei Stellen, die die Zusammensetzung, Funktion und Kompetenzen der Assemblees locales d’outre-mer betrafen. Am 21. Marz 1946 reichte er einen Gesetzentwurf ein, der fur Madagaskar den Status ?Etat libre dans l’Union francaise“ vorsah, die Gesetzesvorlage wurde jedoch in eine Kommission gegeben, in der sie begraben wurde. Trotzdem wurde ihm bei seiner Ruckkehr ein triumphaler Empfang bereitet. Wahrend der zweiten Constituante erneuerte er seine Forderung nach einer Verfassung, unter anderem mit der Forderung nach einem Referendum fur Madagaskar am 9. August 1946. Mehrmals intervenierte er, zum Beispiel bei Abstimmung zur Union francaise am 19. September 1946.

Am 10. November 1946 wurde er wiedergewahlt und kehrte am 9. Marz 1947 nach Frankreich zuruck. Er wurde in die Kommission fur Familie, Bevolkerung und offentliche Gesundheit der Assemblee nationale (Quatrieme Republique) berufen. Er startete eine Anfrage an die Regierung am 6. Mai wegen der Madagaskar-Politik, nachdem der madegassische Aufstand am 29. Marz niedergeschlagen worden war und musste daraufhin am 20. Mai vor einer Enquete-Kommission unter Maurice Viollette erscheinen. Er wies jede Verantwortung fur die Revolte zuruck. Nach einer langen Debatte wurde am 6. Juni seine Immunite aufgehoben. Er wurde verhaftet und nach Antananarivo uberfuhrt und dort im Proces des parlementaires (Juli?September 1948) der Justiz vorgefuhrt. Am 4. Oktober 1948 wurde er zum Tode verurteilt. Nachdem sein Gnadengesuch zuruckgewiesen worden war, begnadigte ihn am 7. Juli 1949 der President Vincent Auriol zu einer lebenslangen Haft. Er wurde auf die Komoren verbracht, dann nach Calvi und am 6. August 1955 aus gesundheitlichen Grunden entlassen und nach Grasse und dann nach Cannes geschickt.

Er blieb immer einflussreich im nationalistischen Milieu und unterstutzte Stanislas Rakotonirina 1956, der zusammen mit Jacques Rabemananjara einen Aufruf zur Einheit der Nationalisten bei den Wahlen 1955 gestartet hatte, sowie 1958 die kommunistische Antoko'ny Kongresi'ny Fahaleovantenan'i Madagasikara (Parti du Congres de l’independence de Madagascar, AKFM), die in Opposition zu Philibert Tsiranana und der Communaute selon la Constitution de 1958 stand. 1959 startete er einen Versuch, mit Hilfe der Kommunisten nach Madagaskar zuruckzukehren, wurde jedoch in Dschibuti abgefangen und nach Frankreich zuruckgebracht.

Am 19. Juli 1960 konnte er endlich zuruckkehren und trat bereits im August der AKFM bei, fur die er bei der Wahl in Antananarivo gegen Joseph Ravoahangy antrat. Im Mai 1961 zog er als Altersprasident in die Nationalversammlung ein und machte sofort durch eine brennende Rede gegen die Regierung auf sich aufmerksam. Als er in der AKFM keine Mehrheit bekommen konnte, weil die gemaßigten Mitglieder der Partei fur einen Kompromiss mit Tsiranana stimmten, verließ er die Partei und grundete 1963 den FIPIMA (Union nationale malgache). 1965 trat er als Prasidentschaftskandidat gegen Tsiranana an, erhielt jedoch nur 2 % der Stimmen. In Antananarivo stimmten sogar die Wahler der AKFM fur Tsiranana. In der Zweiten Republik wurde er rehabilitiert und geehrt.

Er starb in Antananarivo am 5. Oktober 1979.

Er erhielt die Ehrung als ≪Heros de la revolution≫ und wurde von Didier Ratsiraka zum ≪Grand Officier≫ des ≪Ordre des combattants de la revolution malgache≫ ernannt. 1980 hat die Post von Madagaskar eine Briefmarke mit seinem Konterfei herausgegeben.

  • Tahiry volamena . 2011.
  • Dokotera Joseph Delphin Raseta, Tia Tanindrazana: 1886?1979. Trano Printy Fiangonana Loterana Malagasy, 2011.