Sir
Joseph John Thomson
OM
(haufig auch
J. J. Thomson;
*
18. Dezember
1856
in
Cheetham Hill
bei
Manchester
; †
30. August
1940
in
Cambridge
) war ein
britischer
Physiker
und
Nobelpreistrager fur Physik
. Er entdeckte 1897 ? etwa zeitgleich mit dem deutschen Physiker
Emil Wiechert
? das
Elektron
.
Joseph John Thomson wurde am 18. Dezember 1856 als Sohn
schottischer
Eltern in Cheetham Hill, nahe
Manchester
, geboren. Sein Vater hatte ein Antiquariat. Er besuchte ab 1870 das Owen College in Manchester, das ihm eine gute naturwissenschaftliche Ausbildung verschaffte. Nach dem Willen der Eltern sollte er Ingenieur werden und in einer Lokomotivfabrik lernen. Nach dem Tod des Vaters 1873 wurde Thomson
Halbwaise
und diese Plane zerschlugen sich, da die finanziellen Mittel dazu fehlten. Ab 1876 studierte er am
Trinity College
der
University of Cambridge
Mathematik und Physik mit dem Abschluss als Second Wrangler in den
Tripos-Prufungen
in Mathematik 1880 (entsprechend dem Bachelor-Abschluss). Auch beim Wettbewerb um den
Smith Prize
, den er 1880 erhielt, schnitt er als Zweiter ab. 1883 folgte der Master-Abschluss, gleichzeitig gewann er 1882 den
Adams Prize
. 1884 erhielt er die angesehene
Cavendish-Professur fur Physik
in Cambridge, die vorher
John William Strutt, 3. Baron Rayleigh
, innehatte.
Am 22. Januar 1890 heiratete er Rose Elizabeth Paget (1860?1951), die Tochter des Medizinprofessors
George Edward Paget
(1809?1892) und eine der ersten Forscherinnen am
Cavendish-Laboratorium
. Sie hatten zwei Kinder, Joan Paget Thomson und
George Paget Thomson
, ein weiterer
Nobelpreistrager
. Thomson selbst wurde als tollpatschig beschrieben. Er uberwachte die Experimente und gab Anweisungen. Seine Assistenten und Schuler versuchten jedoch, ihn von der Durchfuhrung der Experimente fernzuhalten. Einer seiner Schuler war
Ernest Rutherford
, der spater einen
Nobelpreis fur Chemie
erhalten sollte.
Von 1918 bis zu seinem Tod im Jahr 1940 war er Leiter des Trinity College und von 1916 bis 1920 Prasident der
Royal Society
. Thomsons Asche wurde in der
Westminster Abbey
(in der Nahe von
Sir Isaac Newton
) bestattet.
Thomson war (zusammen mit
John Henry Poynting
,
George Francis FitzGerald
,
Oliver Heaviside
und
Joseph Larmor
) einer derjenigen, welche die
Elektrodynamik
von
James Clerk Maxwell
weiterentwickelten. 1880 leitete er (allerdings nur annahernd) die
Lorentz-Kraft
ab. 1881 untersuchte er das Verhalten von bewegten Ladungen und fuhrte dabei das Konzept der
elektromagnetischen Masse
ein; d. h., er entdeckte, dass die elektromagnetische Energie sich so verhalt, als ob sie die Masse eines Korpers vergroßerte. 1893 konnte Thomson den mit der elektromagnetischen Energie verbundenen Impuls herleiten.
Durch Untersuchung der
Kathodenstrahlung
gelang Thomson 1897 der experimentelle Nachweis fur die von
George Johnstone Stoney
bereits 1874 vorhergesagte Existenz des Elektrons (wobei das Elektron bereits ab 1892 eine grundlegende Rolle in den Theorien von
Hendrik Antoon Lorentz
und
Joseph Larmor
spielte). Thomson konnte auch nachweisen, dass bewegte Elektronen sich durch ein Magnetfeld ablenken ließen, was von
Heinrich Hertz
zuvor bestritten worden war. Thomson verfugte jedoch mittlerweile uber bessere Vakuumpumpen, sodass er mit deutlich geringerem Druck in seiner Kathodenstrahlrohre arbeiten konnte.
Dies war die erste Entdeckung eines
subatomaren Teilchens
, und Thomson wurde 1906 fur unter anderem diese Entdeckung mit dem
Physik-Nobelpreis
geehrt. Darauf basierend entwickelte Thomson das
Thomsonsche Atommodell
(auch ?Rosinenkuchen-“ oder ?
Plumpudding-Modell
“), wonach die sehr kleinen und leichten Elektronen im Inneren der Atome eingebettet seien wie Rosinen in einem Kuchenteig. 1906 konnte Thomson richtigerweise zeigen, dass das
Wasserstoffatom
genau ein Elektron enthalt. Sein Atommodell wurde jedoch spater von
Ernest Rutherford
widerlegt (
Rutherfordscher Streuversuch
) und durch das
Rutherfordsche Atommodell
ersetzt, in dem ein kleiner schwerer Kern mit positiver Ladung von einer leichten Hulle mit negativer Ladung umgeben ist.
1913 gelang Thomson bei Experimenten mit
Kanalstrahlen
der Nachweis, dass das chemische Element
Neon
ein Gemisch aus unterschiedlich schweren Atomen ist (in diesem Fall
20
Ne und
22
Ne). Daraus leitete u. a.
Frederick Soddy
die Theorie der
Isotopie
her. Auch zu der darauf folgenden Entwicklung der
Massenspektrometrie
hat Thomson wichtige Beitrage geleistet.
1884 wurde Thomson als Mitglied (?
Fellow
“) in die
Royal Society
gewahlt, die ihm 1894 die
Royal Medal
, 1902 die
Hughes-Medaille
und 1914 die
Copley-Medaille
verlieh. 1902 wurde er in die
American Academy of Arts and Sciences
gewahlt, 1903 in die
National Academy of Sciences
und 1905 in die
Royal Society of Edinburgh
.
[1]
1906 wurde ihm fur seine Forschungen an der
elektrischen Leitfahigkeit
von
Gasen
und der
subatomaren Teilchen
, welche den Strom leiten, der
Nobelpreis fur Physik
verliehen. Thomson wurde 1908 zum
Knight Bachelor
geschlagen und 1912 in den
Order of Merit
aufgenommen. Seit 1907 war er korrespondierendes Mitglied der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften
. 1911 wurde er zum auswartigen Mitglied der
Gottinger Akademie der Wissenschaften
gewahlt.
[2]
Seit 1911 war er korrespondierendes und seit 1919 auswartiges Mitglied der
Academie des sciences
. 1913 wurde er korrespondierendes und 1925 Ehrenmitglied der
Russischen Akademie der Wissenschaften
. Die
Academie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique
nahm ihn 1919 als assoziiertes Mitglied auf.
[3]
Mount J. J. Thomson
, ein Berg im ostantarktischen Viktorialand, tragt seinen Namen, ebenso der
Mondkrater
Thomson
.
[4]
- Recollections and Reflections
. G. Bell, London 1936 (
online
).
- Edward Arthur Davis, Isobel J. Falconer:
J. J. Thompson and the Discovery of the Electron
. Taylor & Francis, London 1997,
ISBN 0-7484-0696-4
.
- Robert Strutt, 4. Baron Rayleigh
:
The Life of J. J. Thomson
. Cambridge University Press, Cambridge 1942.
- ↑
Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783?2002.
(PDF-Datei) Royal Society of Edinburgh, archiviert vom
Original
am
18. September 2020
;
abgerufen am 16. April 2020
.
- ↑
Holger Krahnke:
Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751?2001
(=
Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen, Philologisch-Historische Klasse.
Folge 3, Bd. 246 =
Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen, Mathematisch-Physikalische Klasse.
Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2001,
ISBN 3-525-82516-1
, S. 239.
- ↑
Academicien decede: Sir Joseph John Thomson.
Academie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique,
abgerufen am 11. Marz 2024
(franzosisch).
- ↑
Joseph John Thomson
im
Gazetteer of Planetary Nomenclature
der
IAU
(WGPSN) /
USGS
1901:
Rontgen
|
1902:
Lorentz
,
Zeeman
|
1903:
Becquerel
,
M. Curie
,
P. Curie
|
1904:
Rayleigh
|
1905:
Lenard
|
1906:
J. J. Thomson
|
1907:
Michelson
|
1908:
Lippmann
|
1909:
Braun
,
Marconi
|
1910:
van der Waals
|
1911:
Wien
|
1912:
Dalen
|
1913:
Kamerlingh Onnes
|
1914:
Laue
|
1915:
W. H. Bragg
,
W. L. Bragg
|
1916:
nicht verliehen
|
1917:
Barkla
|
1918:
Planck
|
1919:
Stark
|
1920:
Guillaume
|
1921:
Einstein
|
1922:
N. Bohr
|
1923:
Millikan
|
1924:
M. Siegbahn
|
1925:
Franck
,
Hertz
|
1926:
Perrin
|
1927:
Compton
,
C. T. R. Wilson
|
1928:
O. W. Richardson
|
1929:
de Broglie
|
1930:
Raman
|
1931:
nicht verliehen
|
1932:
Heisenberg
|
1933:
Schrodinger
,
Dirac
|
1934:
nicht verliehen
|
1935:
Chadwick
|
1936:
Hess
,
C. D. Anderson
|
1937:
Davisson
,
G. P. Thomson
|
1938:
Fermi
|
1939:
Lawrence
|
1940?1942:
nicht verliehen
|
1943:
Stern
|
1944:
Rabi
|
1945:
Pauli
|
1946:
Bridgman
|
1947:
Appleton
|
1948:
Blackett
|
1949:
Yukawa
|
1950:
Powell
|
1951:
Cockcroft
,
Walton
|
1952:
Bloch
,
Purcell
|
1953:
Zernike
|
1954:
Born
,
Bothe
|
1955:
Lamb
,
Kusch
|
1956:
Shockley
,
Bardeen
,
Brattain
|
1957:
Yang
,
T.-D. Lee
|
1958:
Tscherenkow
,
Frank
,
Tamm
|
1959:
Segre
,
Chamberlain
|
1960:
Glaser
|
1961:
Hofstadter
,
Moßbauer
|
1962:
Landau
|
1963:
Wigner
,
Goeppert-Mayer
,
Jensen
|
1964:
Townes
,
Bassow
,
Prochorow
|
1965:
Feynman
,
Schwinger
,
Tomonaga
|
1966:
Kastler
|
1967:
Bethe
|
1968:
Alvarez
|
1969:
Gell-Mann
|
1970:
Alfven
,
Neel
|
1971:
Gabor
|
1972:
Bardeen
,
Cooper
,
Schrieffer
|
1973:
Esaki
,
Giaever
,
Josephson
|
1974:
Ryle
,
Hewish
|
1975:
A. N. Bohr
,
Mottelson
,
Rainwater
|
1976:
Richter
,
Ting
|
1977:
P. W. Anderson
,
Mott
,
Van Vleck
|
1978:
Kapiza
,
Penzias
,
R. W. Wilson
|
1979:
Glashow
,
Salam
,
Weinberg
|
1980:
Cronin
,
Fitch
|
1981:
Bloembergen
,
Schawlow
,
K. Siegbahn
|
1982:
K. Wilson
|
1983:
Chandrasekhar
,
Fowler
|
1984:
Rubbia
,
van der Meer
|
1985:
von Klitzing
|
1986:
Ruska
,
Binnig
,
Rohrer
|
1987:
Bednorz
,
Muller
|
1988:
Lederman
,
Schwartz
,
Steinberger
|
1989:
Paul
,
Dehmelt
,
Ramsey
|
1990:
Friedman
,
Kendall
,
R. E. Taylor
|
1991:
de Gennes
|
1992:
Charpak
|
1993:
Hulse
,
J. H. Taylor
|
1994:
Brockhouse
,
Shull
|
1995:
Perl
,
Reines
|
1996:
D. M. Lee
,
Osheroff
,
R. C. Richardson
|
1997:
Chu
,
Cohen-Tannoudji
,
Phillips
|
1998:
Laughlin
,
Stormer
,
Tsui
|
1999:
’t Hooft
,
Veltman
|
2000:
Alfjorow
,
Kroemer
,
Kilby
|
2001:
Cornell
,
Ketterle
,
Wieman
|
2002:
Davis Jr.
,
Koshiba
,
Giacconi
|
2003:
Abrikossow
,
Ginsburg
,
Leggett
|
2004:
Gross
,
Politzer
,
Wilczek
|
2005:
Glauber
,
Hall
,
Hansch
|
2006:
Mather
,
Smoot
|
2007:
Fert
,
Grunberg
|
2008:
Nambu
,
Kobayashi
,
Maskawa
|
2009:
Kao
,
Boyle
,
Smith
|
2010:
Geim
,
Novoselov
|
2011:
Perlmutter
,
Schmidt
,
Riess
|
2012:
Haroche
,
Wineland
|
2013:
Englert
,
Higgs
|
2014:
Akasaki
,
Amano
,
Nakamura
|
2015:
Kajita
,
McDonald
|
2016:
Thouless
,
Haldane
,
Kosterlitz
|
2017:
Barish
,
Thorne
,
Weiss
|
2018:
Ashkin
,
Mourou
,
Strickland
|
2019:
Peebles
,
Mayor
,
Queloz
|
2020:
Penrose
,
Genzel
,
Ghez
|
2021:
Manabe
,
Hasselmann
,
Parisi
|
2022:
Aspect
,
Clauser
,
Zeilinger
|
2023:
Agostini
,
Krausz
,
L’Huillier