Joseph Aub

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Joseph Aub

Joseph Aub (geboren am 4. Dezember 1804 in Baiersdorf ; gestorben am 22. Mai 1880 in Berlin ) war ein deutscher Reformrabbiner in Bayreuth , Mainz und Berlin. Er predigte als einer der ersten in deutscher Sprache.

Joseph Aub war Sohn von Simon und Therese Aub.

Nach dem Besuch des Gymnasiums und der Jeschiwa in Furth bei Wolf Hamburg studierte Aub ab 1822 in Erlangen und Munchen , wo er 1829 mit einer Arbeit De chaldaicae linguae causis bei Schelling promovierte . Im selben Jahr absolvierte er die Bayerische Staatsprufung und ubernahm das Distriktsrabbinat in Bayreuth , wo er an dessen Gymnasium auch hebraisch lehrte. Wahrend der Zeit in Bayreuth kam es zu mehreren Konflikten. Aub bewarb sich erfolglos nach Furth, Kassel und Frankfurt am Main. In den Jahren 1833 und 1834 setzte er eine neue Synagogenordnung fur Bayern durch, die seinem liberalen Judentum entgegenkam. Die konigliche Regierung forderte, Gottesdienste in deutscher Sprache abzuhalten, was Aub als einer der ersten Rabbiner Bayerns durchfuhrte. Am 9. Dezember 1837 erhielt er ein Lob von der Regierung. Aubs Einfluss war die Rucknahme der Begrenzung von Eheschließungen judischer Paare in Bayern, die durch ein Matrikelgesetz begrundet gewesen war, zu verdanken. Auch andere Einschrankungen, unter denen Juden in Bayern leben mussten ( Bayerisches Judenedikt von 1813 ), wurden durch Aubs Einwirkungen gelockert. Am 30. Januar 1846 reichte er im Namen der 60.000 Juden, die im Konigreich Bayern lebten, eine Petition an die Standeversammlung ein, in der die Anerkennung der judischen Religionsgemeinschaft als offentliche Kirche gefordert und auf zahlreiche Missstande hingewiesen wurde.

Am 4. Dezember 1852 wechselte Aub zum Rabbinat in Mainz. Wenig spater spaltete sich seine Gemeinde, nachdem die neue Synagoge mit Orgel und einer Predigt in deutscher Sprache eingeweiht worden war. Bis 1865 blieb Aub der Rabbiner der liberalen Gemeinde in Mainz. Die orthodoxe Gemeinde wurde von Marcus Lehmann geleitet. [1]

Die Neue Synagoge Berlin 1866

1866 wurde Aub Oberrabbiner an der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin, nachdem der ursprungliche Kandidat Manuel Joel zuruckgetreten war. Im selben Jahr kam ein dreiteiliges Gebetbuch heraus, dem eine deutsche Ubersetzung beigegeben war, und 1868 ein Biblisches Spruchbuch. Das Gebetbuch enthielt theologisch begrundete liturgische Anderungen. So wurde in diesem Werk etwa auf das Bekenntnis zur nationalen Wiedergeburt in Palastina ebenso verzichtet wie auf das zum Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels. Die Gottesdienste in der Neuen Synagoge wurden bald zum Vorbild fur Gottesdienste in anderen Orten, obwohl Aub von seiner Gemeinde oft kritisiert und an seinem Amtsvorganger Michael Sachs gemessen wurde. Die Wahl Aubs wurde gar als Fehlschlag bezeichnet; [2] sein Auftreten im Habitus eines alten protestantischen Dorfpfarrers und seine vom frankischen Dialekt gefarbte Sprache (?Dora“ statt Thora) irritierten das großstadtische Publikum. [3]

Ab 1869 war Abraham Geiger zweiter Berliner Rabbiner. Er war der Nachfolger des letzten orthodoxen Rabbiners Elkan Rosenstein. Noch bevor Geiger, der wie Aub dem liberalen Judentum angehorte, sein Amt antreten konnte, spaltete sich die Gemeinde. Die orthodoxe Minderheit wurde von Esriel Hildesheimer gefuhrt. Innerhalb der liberalen Gemeinde hatte Aub gegenuber dem theologisch uberlegenen Geiger einen schweren Stand.

Aub wirkte neben seinem Rabbineramt auch als Dozent an der Veitel-Heine-Ephraimschen Lehranstalt, die 1783 eroffnet worden war, und als Religionslehrer am Lehrerbildungsseminar seiner Gemeinde. Ferner war er Vorsitzender des Kuratoriums der Nauenschen Erziehungsanstalt.

Hirsch Aub , langjahriger Rabbiner in Munchen, war ein Cousin von Joseph Aub.

Im Jahr 1879 ging Aub in den Ruhestand. Er starb im folgenden Jahr im Alter von 75 Jahren in Berlin und wurde auf dem Judischen Friedhof Schonhauser Allee bestattet. Das Grab ist erhalten. [4]

Veroffentlichungen (Auswahl)

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  • Grundlage zu einem wissenschaftlichen Unterrichte in der mosaischen Religion. Mainz 1865 (ebenso Leipzig 1874 und 1881).
  • Betrachtungen und Widerlegungen. Nurnberg 1839.
  • (Hrsg.): Sinai. Wochenblatt fur die religiosen und burgerlichen Angelegenheiten Israels. Bayreuth 1846/47.

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Eugen Ludwig Rapp : Chronik der Mainzer Juden. Die Mainzer Grabdenkmalstatte. Herausgegeben von der Judischen Gemeinde Mainz, Mainz 1977.
  2. Isidor Kastan , Berliner Erinnerungen , in: Jahrbuch fur judische Geschichte und Literatur 27 (1926), S. 138?139.
  3. Der Reformer und die liebe Dora in: Nordbayerischer Kurier vom 1. Juli 2021, S. 12.
  4. Hans-Jurgen Mende : Lexikon Berliner Begrabnisstatten . Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1 , S. 350.