Josef Leopold
Josef Leopold
(*
18. Februar
1889
in
Haindorf
, Pfarre
Gobelsburg
; †
24. Juli
1941
in
Malyn
,
Wolhynien
) war
Gauleiter
und Landesleiter der
NSDAP
in
Osterreich
.
Nach Josef Leopolds Tod erklart seine Witwe, die nach dem Krieg vor Gericht die ubliche ?
Mitlauferin
“ mimt, mit einer in zahlreichen Zeitungen gleichlautend veroffentlichten Trauer-Anzeige in ?stolzer Trauer“, dass der Tod ihres Gatten sein ?kampf- und opferreiches Leben fur seinen geliebten Fuhrer und den Nationalsozialismus“ beschlossen habe. Dieses Dokument ist wegen der darin genannten NS-Auszeichnungen interessant, die nach dem Krieg kleingeredet wurden.
Der Sohn eines Bauern besuchte die Gartenbauschule Langenlois, welche eine Außenstelle der
Wein- und Obstbauschule Krems
war, und arbeitete zunachst im vaterlichen Betrieb. Nach dem
Militardienst
trat er 1913 als
Berufssoldat
in die
k. u. k. Armee
ein. 1914 als
Feldwebel
an der
Ostfront
eingesetzt, geriet Leopold am 1. August 1915 in
russische
Kriegsgefangenschaft
. Im Januar 1918 gelang ihm die Flucht und erfolgreiche Ruckkehr zu seinem Truppenteil. Nach
Kriegsende
trat er in die
Volkswehr
ein, wurde zum Volkswehr-
Leutnant
ernannt und zum
Offizierssoldatenrat
des Volkswehr-
Bataillons
im
9. Wiener Gemeindebezirk
,
Alsergrund
, gewahlt.
In das oktroyierte
Berufsheer
der
Ersten Republik
ubernommen, absolvierte er zwischen 1920 und 1923 die Heeresschule in
Enns
mit Bestnote ?Sehr gut“ in allen Fachern. Als Absolvent der Heeresschule und Nicht-
Maturant
konnte er jedoch nur den
Dienstgrad
Hauptmann
erreichen. 1932 schied er aus dem
Bundesheer
aus und widmete sich voll der Politik.
Bereits 1919 wurde er Mitglied in der
DNSAP
. 1925 wurde er Kreisleiter des Waldviertels, am 5. September 1926 trat er der sich
Adolf Hitler
unterstellenden osterreichischen
NSDAP
bei (
Mitgliedsnummer
50.416).
[1]
Am 29. August 1927 wurde er zum Gauleiter von
Niederosterreich
ernannt
[2]
[3]
. 1932 zog er fur die NSDAP in den
Landtag von Niederosterreich
ein und wurde daraufhin zum
Landesrat
ernannt. Nach dem Verbot der NSDAP im Juni 1933 saß Leopold ? trotz seiner
Immunitat
als vom Volk gewahlter
Abgeordneter
zum Niederosterreichischen Landtag und Landesrat ? mehrfach in Haft. Seit 29. Januar 1935 war er Landesleiter der NSDAP in ganz Osterreich, stand aber in Konkurrenz zur einflussreichen Karntner Landesgruppe. Seine Vorstellungen von einem gewaltsamen Umsturz in Osterreich wurden Ende Januar 1938 publik und als die Raume der illegalen NSDAP durchsucht wurden, fand man verraterische Dokumente zum
Tavs-Plan
, womit die osterreichischen Nazis bloßgestellt waren. Am 21. Februar 1938 wurde Leopold von Hitler als Landesleiter abgesetzt.
Nach dem ?
Anschluss
“ wurde Leopold am 23. Mai 1938 zum politisch bedeutungslosen Reichsinspekteur der
NSDAP
- und
SA
-Gruppenfuhrer ernannt, mit Dienstsitz in
Munchen
. Nach diesem politischen ?Kaltstellen“ ließ er sich ? inzwischen zum
Oberstleutnant
(tit.) der
Wehrmacht
befordert ? im Oktober 1939 reaktivieren; eineinhalb Jahre spater, in den ersten Tagen des
Deutsch-Sowjetischen Krieges
, fiel er als
Kommandeur
eines
Znaimer
Schutzen-Bataillons wahrend einer
Befehlsausgabe
durch einen Volltreffer. Sein Grab befindet sich neben der Kirche von
Worsowska
in
Wolhynien
.
Leopolds Witwe, Sidonie geb. Saxeneder (*
16. August
1894
in
Lengenfeld (Niederosterreich)
; †
19. Juli
1980
in
Langenlois
), seit 1927 Nationalsozialistin und Tragerin des
Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP
, wurde am 8. Oktober 1945 vom Wiener
Volksgericht
gemaß
Verbotsgesetz
zu zweieinhalb Jahren schweren Kerkers bei Vermogensverfall verurteilt.
[4]
- Ludwig Jedlicka
:
Gauleiter Josef Leopold (1889-1941)
. In:
Gerhard Botz
(Hrsg.),
Karl R. Stadler
:
Geschichte und Gesellschaft. Festschrift fur Karl R. Stadler zum 60. Geburtstag
. Europaverlag, Wien 1974,
ISBN 3-203-50462-6
, S. 143?162.
- Karl Glaubauf
:
Die Volkswehr 1918?1920 und die Grundung der Republik
. Osterreichische Militargeschichte, Sonderband 1993 (Folge 1),
ZDB
-ID
1431979-2
. Stohr, Wien 1993,
ISBN 3-901208-08-9
.
- Vollstandiger Personalakt Josef Leopold im
Osterreichischen Staatsarchiv
, ebenso
Gau-Akten
, auch ?Nieder-Donau“.
- Josef Leopold:
Erster von Hitler ernannter Gauleiter Niederosterreichs.
In: Stefan Eminger / Ernst Langthaler / Klaus-Dieter Mulley:
Nationalsozialismus in Niederosterreich. Opfer. Tater. Gegner.
Studien-Verlag, Innsbruck u. a. 2021 (Nationalsozialismus in den osterreichischen Bundeslandern; 9),
ISBN 978-3-7065-5571-5
, S. 39?41.
- ↑
Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/25570361
- ↑
Gauleiter Josef Leopold gefallen.
In:
Badener Zeitung
, Nr. 62/1941 (LXII. Jahrgang), 2. August 1941, S. 2, Mitte links (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
- ↑
Stefan Eminger, Ernst Langthaler, Klaus-Dieter Mulley:
Nationalsozialismus in Niederosterreich. Opfer. Tater. Gegner
. StudienVerlag, Innsbruck 2021,
ISBN 978-3-7065-5571-5
,
S.
39
ff
.
- ↑
Von Tag zu Tag. (…) Die Witwe des Gauleiters Leopold vor dem Volksgericht
. In:
Arbeiter-Zeitung
. Wien 9. Oktober 1945,
S.
3
,
Spalte 2 unten
.
- ↑
Gauleiter Josef Leopold gefallen.
In:
Badener Zeitung
, Nr. 62/1941 (LXII. Jahrgang), 2. August 1941, S. 2, Mitte links (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/bzt