Josef Filser

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Josef Filser ist eine von Ludwig Thoma erfundene literarische Figur vom Anfang des 20. Jahrhunderts .

Die Figur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der am 16. September 1856 im fiktiven Mingharting geborene Okonom (Bauer) Josef Filser ist seit 1899 bayerischer Landtagsabgeordneter der deutschen Zentrumspartei und gelernter Metzger . Er ist betont katholisch-konservativ, bayerischer Patriot und konigstreu. Seine Briefe uber das aktuelle politische Geschehen schreibt Filser so, wie er spricht, wenn er sich muht, Hochdeutsch zu reden.

Der anfangs nur Briefe schreibende Josef Filser wurde noch von Ludwig Thoma zu einer Buhnenrolle weiterentwickelt. In spateren Fernseh- und Filmproduktionen wurde Filser zunehmend zu einem schlitzohrigen Original.

?Ich bin der Jozef Filser, kgl. Abgeorneter im Barlamend.
Ich bin gebohren am 16. Sedember 1856 in Mingharding, Bosd daselbst, als der Sohn des Silfester und der Ursuhla Filser. Ich bin fon meinen Beruf Oegonohm und durch das Ferdrauen des Folkes barlamendarrischer Abgeorneter. Ich habe die Schule in Mingharting besucht und auch zu meiner Follkomenheid das Mazgerhandwerg erlehrnt bis ich das elderliche Anwesen iebernahm und es noch besieze. Die Milidarzeid habe ich Gozeidank in Minken zugebracht bein 2. Regament und ohne Schtrafe und bin ferheirated mit Maria Billmoser aus Sinzing wodurch man jez meinen Lebenslauf kent. Ich habe als Man des Folkes nichd gewißt das ich zur Regirung beruhfen bin sontern inser hochwirninger her Bfarrer hat es entdekt. Seit 1899 gehere ich zum Barlamend und ist es mein Bemiehen gerechd zun regihren. Ich bin bei dem Zendrum und mus bemergen das ich meinen Bardeischwuhr immer drei gehalden hawe.“
[Thoma: Briefwechsel eines bayrischen Landtagsabgeordneten. Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S. 539 (vgl. Thoma-GW Bd. 4, S. 399)]

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Vorbild fur die Figur Josef Filser war moglicherweise der Ruhpoldinger Burgermeister und Landtagsabgeordnete Georg Eisenberger , der bis zur Machtubernahme Hitlers ein beliebter bayerischer Politiker war. Eisenberger hatte Ludwig Thoma bereits fur eine Nebenfigur im 1906 erschienenen Roman Andreas Vost als Vorlage gedient. Wahrend Eisenberger aber Mitglied des Bayerischen Bauernbundes war, gehorte Filser nach Thoma dem Zentrum an.

Urfassung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der bayerische Schriftsteller Ludwig Thoma veroffentlichte die einzelnen Briefe des Josef Filser in loser Folge von 1907 bis 1912 in der satirischen Wochenzeitschrift Simplicissimus . Der Karikaturist Eduard Thony steuerte begleitend eine Zeichnung zu den Ereignissen bei.

Bucher von Ludwig Thoma [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Unter dem Titel Briefwechsel eines bayrischen Landtagsabgeordneten wurde der gesammelte Schriftverkehr 1909 von Albert Langen , Munchen herausgegeben. 1912 folgte mit Jozef Filsers Briefwexel ? 2. Buch eine Fortsetzung. Beide Bucher enthielten Illustrationen von Eduard Thony.

Theater [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ludwig Thoma machte seine Josef-Filser-Figur 1910 zur Hauptperson des Einakters Erster Klasse .

Film und Fernsehen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sonstiges [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Der Vohburger Heimatdichter Max Kirschner veroffentlichte 1939 eine Fortsetzung mit dem Titel Josef Filsers Ende. Lezter Briefwexel und bolidisches Desdamend . Filser wettert dort heftig gegen die NSDAP. Dennoch erschien das Buch beim Verlag Eher Nachfahren , dem Zentralverlag der NSDAP.
  • Unter dem Titel Der achte Josef Filser veroffentlichte Fritz Meingast einen Roman mit den Geschichten des Abgeordneten Georg Eisenberger, dem Vorbild fur Ludwig Thomas Figur des Filser.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wikisource: Jozef Filsers Briefwexel  ? Quellen und Volltexte