Jon Sobrino

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Jon Sobrino 2013

Jon Sobrino SJ (* 27. Dezember 1938 in Barcelona ) ist Jesuit und ein namhafter Vertreter der Befreiungstheologie . Er lebt in El Salvador .

Jon Sobrino stammt aus einer baskischen Familie, wurde wahrend des Spanischen Burgerkrieges geboren und wuchs in Barcelona und Bilbao auf. 1956 trat er dem Jesuitenorden bei und wurde 1957 von diesem nach El Salvador geschickt. Von 1960 bis 1965 studierte er Bauingenieurwissenschaften und Philosophie an der Hochschule der Jesuiten in St. Louis (USA). Anschließend unterrichtete er fur kurze Zeit Mathematik und Philosophie in El Salvador, bis er vom Orden zum Studium der Theologie an der Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main abgeordnet wurde. Dort promovierte er bei dem Dogmatiker Erhard Kunz SJ (siehe dazu auch: Analysis fidei ). Anschließend kehrte er zuruck nach El Salvador. Sei 1974 ist er Professor fur Theologie an der katholischen Zentralamerikanischen Universitat Jose Simeon Canas in San Salvador , die er mitbegrundet hat.

1989 entkam er nur durch Zufall einem Attentat, dem sechs seiner Mitbruder, unter ihnen Ignacio Ellacuria , eine Hausangestellte und deren Tochter zum Opfer fielen. [1]

Am 15. Marz 2007 veroffentlichte die romische Glaubenskongregation eine ?offentliche Notifikation“. Darin werden dem Jesuiten ?Ungenauigkeiten und Irrtumer“ vorgehalten und ?einzelne Thesen“ verurteilt. [2] Radio Vatikan erlauterte: ?Einige Thesen Sobrinos konnen (…) ?den Glaubigen durch ihre Irrtumer und Gefahrlichkeit schaden‘. In seinen Werken ?finden sich große Mangel, sowohl methodologisch als auch inhaltlich‘. Laut Sobrino sei ?die Kirche der Armen‘ der Ort, an dem Christus gegenwartig sei. Er vergesse damit, dass einzig im Rahmen des ?apostolischen Glaubens‘, der von der Kirche an alle Generationen weitergegeben wird, gultig Theologie betrieben werden konne. ?Diese Irrtumer‘, so die Glaubenskongregation, ?fuhren in kritischen Punkten zu einer Nicht-Ubereinstimmung mit dem Glauben der Kirche: die Gottlichkeit Jesu Christi, die Menschwerdung des Gottessohnes, das Verhaltnis zwischen Jesus und dem Reich Gottes, sein Sendungsbewusstsein und die Heilsbedeutung seines Todes.‘“ [3] [4] Fur Sobrino hat diese Notifikation keine unmittelbaren Auswirkungen (allgemeiner Entzug der Lehrerlaubnis oder Publikationsverbot), ermoglicht aber einzelnen Bischofen, Sobrino in ihrem Bereich die Lehrerlaubnis zu entziehen. Der emeritierte Tubinger Theologieprofessor Peter Hunermann erklarte im April 2007, die vatikanische Notifikation sei ein ?Schock“ fur alle Theologen, denn mit Sobrino saßen die ?angesehensten Exegeten und systematischen Theologen ? katholische wie evangelische ? auf der Anklagebank“. [5]

Sobrino lieferte innerhalb der Befreiungstheologie bedeutende und grundlegende Beitrage zur Christologie . Gemeinsam mit Ignacio Ellacuria gab er mit Mysterium Liberationis eines der Standardwerke zur Befreiungstheologie heraus. [6]

Jon Sobrino gehort zum Kreis der Herausgeberinnen und Herausgeber der internationalen theologischen Zeitschrift Concilium .

Fur seine Verdienste um die Theologie der Befreiung und seinen Einsatz fur die Gerechtigkeit wurden ihm zahlreiche Auszeichnungen und Ehrendoktorate verliehen, unter anderem der Menschenrechtspreis der Karl-Franzens-Universitat Graz (1992) und die Ehrendoktorwurde der WWU Munster (1998).

  • mit Jesus Mateo Calderon Barrueto und German Schmitz Sauerborn : Oscar Romero. Profeta y martir de la liberacion. 2. Auflage. Centro de Estudios y Publicaciones, Lima 1982.
  • Resurreccion de la verdadera Iglesia. Los pobres, lugar teologico de la eclesiologia (= Presencia Teologica ; 8). Sal Terrae, Santander 1984.
  • Jesus en America Latina. Su significado para la fe y la cristologia (= Presencia Teologica ; 12). Sal Terrae, Santander 1985.
  • Liberacion con espiritu. Apuntes para una nueva espiritualidad (= Presencia Teologica ; 23). Sal Terrae, Santander 1985.
    • deutsch: Geist der befreit: Anstosse zu einer neuen Spiritualitat. Herder, Freiburg im Breisgau / Basel / Wien 1989, ISBN 3-451-21091-6 .
  • Companeros de Jesus. El asesinato-martirio de los jesuitas salvadorenos (= Aqui y Ahora ; 4). Sal Terrae, Santander 1989.
  • Sterben muss, wer an Gotzen ruhrt. Das Zeugnis der ermordeten Jesuiten in San Salvador. Fakten und Uberlegungen. Edition Exodus, Fribourg / Brig 1990, ISBN 3-905575-04-3 .
  • Die Winde, die in Santo Domingo wehten, und die Evangelisierung der Kultur. In: Missionszentrale der Franziskaner (Hrsg.): Santo Domingo 1992. IV. Generalversammlung der Lateinamerikanischen Bischofskonferenzen. Werden ? Verlauf ? Wertung (= Berichte, Dokumente, Kommentare ; Band 55). Missionszentrale der Franziskaner, Bonn 1993, S. 32?50.
  • mit Ignacio Ellacuria (Hrsg.): Mysterium Liberationis. Grundbegriffe der Theologie der Befreiung. 2 Bande. Edition Exodus, Luzern 1995/1996, ISBN 3-905575-98-1 und ISBN 3-905575-99-X .
  • ¿Que queda de la Teologia de la Liberacion? In: Exodo. Nr. 38, 1997, S. 48?53 (auch in: Revista Electronica Latinoamericana de Teologia (RELaT). Nr. 182 ).
  • La Iglesia samaritana y el Principio-Misericordia. In: Revista Electronica Latinoamericana de Teologia (RELaT). Nr. 192 .
  • Christologie der Befreiung. Band 1. Matthias-Grunewald-Verlag, Mainz 1998, ISBN 3-7867-2130-0 .
  • Angesichts der Auferstehung eines Gekreuzigten. Eine Hoffnung und eine Lebensweise. In: Concilium . Jahrgang 42, 2006, S. 579?589.
  • Der Preis der Gerechtigkeit. Briefe an einen ermordeten Freund. Echter, Wurzburg 2007.
  • Der Glaube an Jesus Christus. Eine Christologie aus der Perspektive der Opfer (= Christologie der Befreiung ; Band 2). Matthias-Grunewald-Verlag, Ostfildern 2008.
  • Befreiungstheologie als intellectus amoris. Gesprach von Martin Maier SJ mit Jon Sobrino SJ, San Salvador . In: Missionswissenschaftliches Institut Missio e.V. (Hg.): Jahrbuch fur kontextuelle Theologien . Verlag fur Interkulturelle Kommunikation (IKO), Frankfurt am Main, Jg. 2 (1994), S. 11?40.
  • Peter Luning: Der Mensch im Angesicht des Gekreuzigten. Untersuchungen zum Kreuzesverstandnis von Erich Przywara, Karl Rahner, Jon Sobrino und Hans Urs von Balthasar . Aschendorff, Munster 2007, ISBN 978-3-402-02520-8 .
  • Miriam Leidinger: Verletzbarkeit gestalten. Eine Auseinandersetzung mit ?Verletzbarkeit“ anhand der Christologien von Jurgen Moltmann, Jon Sobrino und Graham Ward . Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2018, ISBN 978-3-7917-2946-6 .
  • Theresa Denger: ?Die Liebe ist starker als der Tod“. Jon Sobrinos Theologie des Martyriums und ihre Konsequenzen fur die Soteriologie . Matthias-Grunewald-Verlag, Ostfildern 2019, ISBN 978-3-7867-3122-1 .
  • Thomas Fornet-Ponse: Christologie als Konfliktgeschichte. Die Konflikte um Edward Schillebeeckx, Jon Sobrino und Jacques Dupuis und ihr Beitrag zu einer fundamentaltheologischen Konflikttheorie . Schoningh, Paderborn 2021, ISBN 978-3-506-76019-7 .

Einzelnachweise

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  1. Wilfried Kopke : Martyrium und Menschwerdung. Ein Interview mit Jon Sobrino, in: Geist und Leben, Wurzburg 63 (1990) 123-129
  2. Roman Bucheli : Vatikanische Abmahnung . In: Neue Zurcher Zeitung, 21. Marz 2007, S. 1.
  3. Radio Vatikan : Verurteilung von Thesen, nicht von Sobrino ( Memento vom 22. Marz 2012 im Internet Archive ) , abgerufen am 20. April 2010
  4. Heiliger Stuhl : Originaltext der Notifikation , abgerufen am 17. September 2012
  5. Peter Hunermann : Moderne Qualitatssicherung? Der Fall Jon Sobrino ist eine Anfrage an die Arbeit der Glaubenskongregation. in: Herder-Korrespondenz 61 (2007) 4, S. 184?188.
  6. Bruno Kern: Theologie der Befreiung , Verlag A. Francke, Tubingen 2013, ISBN 978-3-8252-4027-1 , S. 128