Johannes IV. Komnenos
(
griechisch
Ιω?ννη? Δ? Μ?γα? Κομνην??
; *
1403
; † vor
22. April
1460
) war von 1429 bis zu seinem Tode
Kaiser
und
Großkomnene
von
Trapezunt
.
Johannes wurde als Sohn des
trapezuntischen Kaisers
Alexios IV.
und dessen Gemahlin Theodora Kantakuzena geboren. Sein Vater erklarte ihn bereits im Jahre 1417 zu seinem Erben, er blieb jedoch weiterhin seinem Vater unterstellt. 1426 totete er einen Hofling, dem er eine Affare mit seiner Mutter unterstellte, und wandte sich sodann gegen seine Eltern. Sein Griff nach der Macht wurde von Palastbediensteten vereitelt, und er musste nach
Georgien
fliehen.
Im georgischen
Exil
heiratete er die Tochter des Konigs
Alexander I.
von Georgien. Dennoch gelang es ihm nicht, in Georgien ausreichende Unterstutzung fur eine Machtubernahme in Trapezunt zu finden. Daher begab er sich 1427 in die
genuesische
Kolonie
Kaffa
auf der
Krim
. Von Kaffa aus kehrte er 1429 auf einer großen genuesischen
Galeere
, die mit angeworbenen Soldnern bemannt war, nach Trapezunt zuruck. Seinen Vater, der ihm nach der Landung mit loyalen Truppen entgegen zog, ließ Johannes mit Hilfe einiger zu ihm ubergelaufener trapezuntischer Adeliger im Schlaf ermorden. Sein Bruder Alexander, zwischenzeitlich zum Thronerben ernannt, konnte Johannes nichts entgegensetzen und floh, so dass Johannes Ende Oktober 1429 zum neuen Kaiser von Trapezunt ausgerufen wurde. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Bestrafung der Morder seines Vaters, dem er ein feierliches Begrabnis ausrichtete.
Seine Regierungszeit war von Abwehrmaßnahmen gegen die fortwahrenden Angriffe der
turkmenischen
und
osmanischen
Nachbarn auf das Kaiserreich Trapezunt gepragt. Die erste Herausforderung stellte der Angriff Scheich Dschunaids - Herrschers von
Ardabil
dar, der Johannes besiegen konnte. Diese Attacke scheiterte jedoch nach einer kurzen Belagerung Trapezunts 1456, die schließlich aufgehoben werden musste.
1442 sandte der osmanische Sultan
Murad II.
eine Flotte gegen die Kusten Trapezunts. Auch wenn diese Expedition weitestgehend folgenlos blieb, wurden doch einige auf der Krim gelegene Außenposten des trapezuntischen Staates geplundert. Ein Großteil der Flotte wurde auf der Ruckfahrt durch einen Sturm vernichtet, und die Osmanen sahen wahrend der weiteren Regierungszeit Murads II. von weiteren Attacken ab. Erst unter dessen Nachfolger Sultan
Mehmed II.
sollten neuerliche Angriffe erfolgen.
Im Jahre 1451 erschien der
byzantinische
Diplomat Phrantzes in Trapezunt, um eine trapezuntische oder eine georgische Prinzessin als Braut fur den byzantinischen Kaiser
Konstantin XI. Palaiologos
zu gewinnen. Obwohl diese Mission fehlschlug, trug sie doch dazu bei, die guten Beziehungen zwischen Trapezunt und Byzanz aufrechtzuerhalten.
Nachdem den Osmanen unter Sultan Mehmed II. 1453 die Einnahme Konstantinopels gelungen war, verblieb neben dem
Despotat Morea
nur noch das Kaiserreich Trapezunt als Uberbleibsel byzantinischer Kultur und Tradition. Mehmed II. forderte Johannes sofort nach der Einnahme Konstantinopels zu Tributzahlungen auf und ließ hohe Zolle auf trapezuntische und
venezianische
Handelstransporte durch den
Bosporus
erheben.
Als es Johannes an Kooperationsbereitschaft gegenuber den Osmanen fehlen ließ, beauftragte er den osmanischen
Vali
von
Amasia
, Trapezunt von Land und von der See her anzugreifen. Den unausweichlichen Fall seiner Hauptstadt vor Augen, unterwarf sich Johannes schließlich dem Sultan und stimmte einer jahrlichen Tributzahlung in Hohe von 2.000 Goldstucken zu. Zum Abschluss des Vertrages entsandte er 1458 seinen Bruder und spateren Nachfolger
David
an den Hof des Sultans. Dieser erhohte den jahrlichen Tribut indes bald auf 3.000 Goldstucke.
Johannes IV. war zweimal verheiratet. Seine erste Frau war eine Tochter des georgischen Konigs Alexander I. In zweiter Ehe heiratete er eine turkische Prinzessin. Sie gebar ihm eine Tochter namens Theodora. Angesichts des Vormarschs der Osmanen gegen die letzten byzantinischen Außenposten in
Griechenland
versuchte Johannes, seine Position durch Heiratsallianzen mit den Herrschern angrenzender Gebiete zu starken. So ehelichte seine Tochter Theodora im Jahr 1458
Uzun Hasan
, dem Anfuhrer des turkmenischen Furstentums
Aq Qoyunlu
. Theodora, spater bekannt als Despina Khatun, war an Uzun Hasans Seite als tatkraftige Diplomatin tatig und hatte unter anderem 1463 vergeblich versucht, ihre von Mehmed II. als Gefangene nach Adrianopel (
Edirne
) gebrachten Verwandten zu retten. Sie starb einige Zeit nach Uzun Hasans Ableben 1478 in
Tabris
, der Hauptstadt der Aq Qoyunlu.
Bereits 1434 hatte Johannes in der Hoffnung, starke Verbundete zu gewinnen, Kontakt zur
romisch-katholischen Kirche
aufgenommen. So beantwortete er, in Abkehr von der Linie seiner Vorganger, die jegliche Korrespondenz mit der Kurie abgelehnt hatten, mehrere Briefe des Papstes
Eugen IV.
Schließlich nahm der Metropolit von Trapezunt sogar am
Konzil von Basel
teil.
Die Avancen gegenuber der Kurie wurden jedoch von den schlechten Beziehungen Johannes’ zu Genua, der fur Trapezunt wichtigsten westlichen Macht, uberschattet. Obwohl Johannes den Thron einer genuesischen Soldnerschar verdankte, versaumte er es mehrfach, bei den Genuesen aufgenommene Kredite zuruckzuzahlen. Ferner verweigerte er den Genuesen die Zahlung von Schadensersatz fur ein Schiff, das auf sein Geheiß hin beschlagnahmt und geplundert worden war. Die Streitigkeiten mit den Genuesen wurden nie beigelegt und behinderten den Handel im
Schwarzen Meer
betrachtlich.
Johannes’ feindliche Einstellung gegenuber den Genuesen mag ihre Ursache darin gehabt haben, dass er furchtete, diese konnten seinen im Exil lebenden Bruder
Alexander
unterstutzen. Alexander war 1429 an den Hof von Byzanz gefluchtet und hatte dort die Tochter des genuesischen Fursten von
Lesbos
geheiratet. Wegen der Feindschaft zu den Genuesen pflegte Johannes allerdings bessere Beziehungen zu den mit diesen verfeindeten Venezianern, deren Einfluss im Schwarzmeergebiet dem der Genuesen jedoch nicht gleichkam.
Johannes starb vor dem 22. April 1460. Beerbt wurde er von seinem Bruder David, der der letzte trapezuntische Kaiser sein sollte.
Der am 1. November 1463 in Byzanz zusammen mit Johannes’ IV. Bruder David und dessen Sohnen hingerichtete Prinz Alexios von Trapezunt (* 1454) war ein Neffe Johannes’ IV. und Sohn von dessen Bruder Alexander mit Maria Gattilusio.
Valenza (Eudokia Komnene), die 1413 Niccolo Crispo, Furst von
Syros
ehelichte wurde um 1390/1400 geboren und konnte eine Schwester oder Tante Johannes IV. gewesen sein.
- Anthony Kaldellis
(Hrsg.), Laonikos Chalkokondylos (Autor):
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, Buch 8, Kapitel 46; Buch 9, Kapitel 27?34, Kapitel 70?81; Buch 10, Kapitel 13. 2014.
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