Johann von Wesel

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Johann von Wes(s)el , (auch Johannes de Wesalia , Hanns vom Hain , eigentlich Johann Ruch(e)rath von Oberwesel , (* 1425 in Oberwesel ; † 25. Februar 1481 in Mainz ) war ein spatmittelalterlicher Theologe. Dabei sollte er nicht, wie dies in der alteren Literatur haufig der Fall war, mit dem Niederlander Johann Wessel verwechselt werden, der im selben Zeitraum aktiv war.

Wesel studierte ab 1440 an der Universitat Erfurt , wurde dort 1445 Magister Artium und bald darauf auch Geistlicher. Er begann damit als Lizenziat offentliche Vorlesungen zu halten, widmete sich dem Studium der Theologie und wurde am 15. November 1456 Doktor der Theologie . [1] Er erlangte bald einen ausgezeichneten Ruf als Lehrer der Universitat. Zugleich hielt er Predigten. 1456 bis 1457 war er Rektor in Erfurt. Um 1460 wurde er als Prediger in die erzbischofliche Residenz Mainz berufen und anschließend weiter nach Worms geschickt, wo er von 1463 bis 1477 als Domprediger wirkte.

Als im Jahr 1450 durch den Papst Nikolaus V. ein Jubeljahr ausgerufen wurde, kam 1451 Kardinal Nikolaus von Kues nach Erfurt, ?um den Ablass und die Gnaden des Jubeljahrs zu verkundigen.“ Hier fiel Wesel durch seinen Auftritt auf, bei dem er sich offentlich gegen den Ablass aussprach. Zudem verfasste er eine Abhandlung mit dem Titel Disputatio adversus indulgentias (Disput gegen die Ablasse). In seinen These bekraftigt er, dass allein Gott eine Sunde vergeben und die Schuld durch seine Gnade tilgen kann. Ein Mensch hingegen konne nur Sunden vergeben, wenn er selbst beleidigt wurde. Verstoßt ein Sunder aber gegen die Gebote Gottes so konne kein Priester diese Sunden vergeben. Wesel legt zudem deutlich dar, dass weder die heilige Schrift, noch die Reden Jesu einen Ablass erwahnten. [2] Diese Sichtweise und eine weitere gegen die Anspruche des Papsttums gerichtete Schrift Von der Autoritat, Pflicht und Vollmacht der geistlichen Hirten , die er zu seiner Amtseinfuhrung in Worms herausgab, bewirkten 1477 die Absetzung und Versetzung als Dompfarrer nach Mainz. In der Schrift hatte er seine Sicht geschildert nach der, der wahre Papst jemand sei, der ?uns mit dem Worte Gottes belehrt, […] sei er auch ein Ungelehrter und der geringste Mann im Volke.“ Das Papsttum der damaligen Zeit hingegen ?die dreifache Krone, die glanzenden Bullen, die stolzen Hute sind schuld, dass das Wort Gottes von den Geringen verachtet wird.“ [3]

Im Februar 1479, nach Haft im Barfußerkloster, dem spateren Jesuiten Kloster, [4] wurde er vor ein Ketzergericht der Bettelmonche in Mainz gebracht und durch den papstlichen Großinquisitor Gerhard von Elten gemeinsam mit Jakob Sprenger [5] zum Widerruf seiner Thesen gebracht. Die Schriften mit seinen Lehren wurden verbrannt. Einige Abschriften sollen sich erhalten haben. Wesel blieb noch zwei Jahre bis zu seinem Tod 1481 im Augustinerkloster in Kerkerhaft. In der Womser Chronik wird es wie folgt beschrieben:

?Anno 1479 dieses jahr ist Johannes Ruchard von Oberwesel, ein doctor der heiligen schrift und prediger zu Worms, als ein ketzer examiniert, verdammt und zum widerruf gedrungen worden, und sind seine bucher verbrannt worden aus anordnung herren Diethers erzbischofs zu Mainz, dazu ihn dann die ketzermeister fast nothigten, dann dieweil er nach seines Widerparts tod zum erzbisthum mit großer muhe kaum wieder kommen war, bedroheten sie ihn mit des pabsts Ungnaden, er ist in das Augustiner kloster, darinnen buß zu thun, verwiesen worden, aber bald darinnen vor leid dominica Esto mihi gestorben…“ [6]

  • Disputatio adversus indulgentias (1475) . In: Ch. W. F. Walch (Hrsg.): Monumenta medii aevi . Band   I/1 . Gottingen 1757, S.   111?156 (Latein).
  • Opusculum de auctoritate, officio et potestate pastorum ecclesiasticorum . In: Ch. W. F. Walch (Hrsg.): Monumenta medii aevi . Band   II/2 . Gottingen 1764, S.   142   ff . (Latein).
  • Kommentar zur aristotel. Physik; Exercitium metaphysicae; Sentenzenkommentar;
  • De potestate ecclesiastica; De indulgentiis; De jejunio; Abhandlung uber die Unbefleckte Empfangnis (1470).
  • Disputatio per litteras mit Johannes v. Lutter, ob der Papst Stellvertreter Christi sei und ob er oder das Konzil etwas unter Todsunde verbieten konne.
  • Super modo obligationis legum humanarum ad quendam Nicolaum de Bohemia. um 1478; Ad quendam fratrem de Carthusia de purgacione renum.
  • Eine Synodalpredigt uber Lukas 18, 9?14, Worms, 30. August 1468. Herausgegeben von Gustav Adolf Benrath. In: Archiv fur mittelrheinische Kirchengeschichte. Band 57, ISSN   0066-6432 , S. 359?383.
  • Ortwin Gratius: Fasciculus rerum expetendarum & fugiendarum, prout ab Orthuino Gratio presbytero Daventriensi, editus est Coloniae, A.D. 1535. In Concilii tunc indicendi usum & admonitionem … 1690 ( archive.org ).
  • Carl Ullmann: Reformatoren vor der Reformation: Vornehmlich in Deutschland und den … 2. Auflage. Band   1 . F. A. Perthes, Gotha 1866, S.   149?346 ( Textarchiv ? Internet Archive ).
  • Otto Clemen: Ueber Leben und Schriften Johanns von Wesel . In: Deutsche Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft . Neue Folge 2. J. C. B. Mohr, Freiburg 1897, S.   143?173 ( Textarchiv ? Internet Archive – mit Relation B des Prozesses).
  • Adolf Brecher:  Rucherath, Johann . In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 439?444.
  • Nikolaus Paulus : Johann von Wesel uber Bußsacrament und Ablass . In: Zeitschrift fur katholische Theologie . Band   24 , Nr.   4 , 1900, S.   644?656 , JSTOR : 24188188 .
  • Gerhard Ritter: Neue Quellenstucke zur Theologie des Johann von Wesel . In: Studien zur Spatscholastik (=  Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse ). 3. Studie. Carl Winter, Heidelberg 1921 ( Textarchiv ? Internet Archive ).
  • Nikolaus Paulus: Wimpfeling als Verfasser eines Berichtes uber den Prozeß gegen Johann von Wesel. In: Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins. 81, Neue Folge 42, 1929, S. 296?300, 451 ff.
  • Karl-Heinz Kleber:  Johannes Ruch(e)rath (auch Rich(e)rath) von Wesel (de Vesalia). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2 , Sp. 615?617 .
  • Gustav Adolf Benrath: Johann von Wesel als Domprediger in Worms 1460 ? 1477 . In: Irene Dingel , Wolf-Friedrich Schaufele (Hrsg.): Zwischen Konflikt und Kooperation. Religiose Gemeinschaften in Stadt und Erzstift Mainz in Spatmittelalter und Neuzeit (= Veroffentlichungen des Instituts fur Europaische Geschichte Mainz. Beiheft, Band 70). von Zabern, Mainz 2006, ISBN 978-3-8053-3595-9 , S. 35?48.

Einzelnachweise

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  1. Gustav Adolf Benrath: Johann Rucherath von Wesel . In: Gerhard Muller (Hrsg.): TRE Theologische Realenzyklopadie . Band   17 : Jesus Christus V - Kathechismuspredigt . Walter de Gruyter & Co., Berlin / New York 1988, ISBN 3-11-011506-9 , S.   150?153 (Johann Rucherath von Wesel - 1. Leben, 2. Lehre, 3. Nachwirkung).
  2. Gotthard Victor Lechler: Johann von Wiclif und die Vorgeschichte der Reformation . F. Fleischer, Leipzig 1873, S.   523?524 ( Textarchiv ? Internet Archive ).
  3. Gotthard Victor Lechler: Johann von Wiclif und die Vorgeschichte der Reformation . F. Fleischer, Leipzig 1873, S.   526 ( Textarchiv ? Internet Archive ).
  4. Johann Peter Schunk: Beytrage zur Mainzer Geschichte mit Urkunden . 2. Auflage. Mainz 1788, S.   263 .
  5. Carl von Prantl:  Elten, Gerhard von . In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 73.
  6. Friedrich Zorn, Wilhelm Arnold, Franz Berthold von Flersheim: Wormser chronik . Litterarischer Verein, Stuttgart 1857, S.   186, 189?190 ( Textarchiv ? Internet Archive ).