Dieser Artikel befasst sich mit dem Gutsherrn und Generalleutnant Johann von Geyso (1593?1661). Zum Generalmajor (1624?1707) siehe
Johann Erhard Ludwig von Geyso
.
Johann Geyso
, ab 1653
(Freiherr) von Geyso
(*
29. Januar
1593
in
Borken (Hessen)
; †
1. Mai
1661
in
Kassel
) war ein
landgraflich hessen-kasselscher
Generalleutnant
im
Dreißigjahrigen Krieg
, Geheimer Kriegsrat und ab 1652/53 Gutsherr in
Mansbach
,
Glaam
,
Volkershausen
und auf dem
Gilserhof
.
Geyso war ein Sohn des Peter Geyse (Geysa) (1555?1613), landgraflich-hessischer
Rentmeister
in Borken, und dessen Frau Elisabeth geb. Ungefugk.
[1]
Er selbst heiratete am 21. Juli 1628 Christina Krug. Der Ehe entsprangen die Sohne Johann Christoph von Geyso (* 2. Dezember 1633 in Kassel, † 1669 in
Volkershausen
) und Valentin, und mehrere Tochter, darunter Anna Christina, die den furstlich-
sachsischen
Rat und Oberamtmann Johann Albrecht von (dem) Brinck († 1694) ehelichte, Elisabeth, die Johann Friedrich von
Boyneburg
zu Lengsfeld († 1647) auf der
Altenburg
bei
Felsberg
heiratete, und Margarethe.
Nach dem Erwerb der Ritterguter in
Mansbach
und
Glaam
gehorte er ab 1653 zur
frankischen
Reichsritterschaft
und bediente sich seitdem des
Freiherrntitels
, was zumindest nicht beanstandet wurde. Offiziell erhielt er erst am 3. August 1658 in
Frankfurt am Main
die
Reichsadelsbestatigung
als
?Geyso zu Volkershausen und Mansbach“
sowie eine
Wappenbesserung
.
Fruhzeitig wurde er von Landgraf
Moritz dem Gelehrten
zu
Moritz von Oranien
in die Kriegsschule geschickt, wo er eine militarische Ausbildung erlangte und grundlegende militarische Kenntnisse sich aneignete. Er diente als Soldat zuerst in den Niederlanden fur Schwedische Truppen. Er war dann nochmals in schwedischen Diensten und dann wechselte er in polnische und
russische
uber. Unter dem Grafen Matias von Thun wurde er als Hauptmann bei der
Schlacht am Weißen Berg
westlich von Prag am 8. November 1620 eingesetzt. Danach war er im Dreißigjahrigen Krieg unter Mansfeld und dem Herzog von
Sachsen-Weimar
als
Rittmeister
in kriegerischen Unternehmungen tatig. Unter der Fuhrung von Konig
Christian IV.
von Danemark kampfte er als
Oberst
bei
Lutter
am Barenberge nahe
Goslar
am 27. August 1626. Christian IV. erhielt hier eine entscheidende Niederlage gegen
Tillys
und
Wallensteins
Truppen.
1628 berief ihn die Landgrafin
Juliane von Hessen-Rotenburg
als
Amtmann
nach
Eschwege
. Nachdem Landgraf
Wilhelm
sich auf die Seite des
Schwedenkonigs
Gustav II. Adolf
gestellt hatte, berief er den militarisch ausgebildeten und kriegserfahrenen Johann von Geyso zum General-
Quartiermeister
in die Fuhrung seines
Generalstabs
. Johann von Geyso beriet den Landgrafen Wilhelm auf seinen ostfriesischen Feldzug nach Oldersum.
Als Truppenfuhrer machte er sich 1636 bei der Verteidigung
Paderborns
gegen
Geleen
und
Gotz
verdient. Er wehrte sich vom 5. August bis 15. August 1636 mit seinen Truppen energisch, geriet dann jedoch am 15. August in Gefangenschaft.
Nach dem Tod von Landgraf Wilhelm am 21. September 1637 nahm auch Landgrafin
Amalie Elisabeth
als Regentin Geysos Kriegsverstand und seine strategische Beratung in militarischen Angelegenheiten in Anspruch. Er nahm daruber hinaus weiterhin an zahlreichen Kampfhandlungen teil. 1641 befehligte er die hessischen Truppen bei der
Belagerung von Dorsten
und ubergab die Stadt auf
ehrenvolle Bedingungen
. 1644 rief ihn
Torstenson
von der Grenze Ostfrieslands mit 2.300 Soldaten nach Magdeburg, wo er
Gallas
eingeschlossen hatte. Johann von Geyso war noch Zeuge von Gallas’ Flucht und der Zerschlagung dessen Heeres im Dezember 1644.
Er belagerte dann die Feste
Heldrungen
und zwang die Verteidiger zur Ubergabe. Er entschied am 25. Juli 1645 durch sein kraftiges Eingreifen und die Tapferkeit seiner Truppen die Schlacht bei
Allersheim
. Im Januar 1646 nahm er
Marburg
trotz heftiger Gegenwehr des pommerschen Kommandanten
Christian Willich
ein. Den Oberbefehl der landgraflichen Truppen traute man ihm aus Mangel an personlicher Eignung nicht zu, ?da er mehr Muth des Herzens als des Geistes habe und sei nicht geeignet, in so schwierigen Zeiten den Oberbefehl zu fuhren“.
Fur seine Verdienste wurde er Kommandant und Generalwachtmeister in Kassel. Als 1648 Landgrafin Amalie einen neuen Feldherrn suchte, fiel die Wahl diesmal auf Johann von Geyso. Er sollte den Krieg in Westfalen und am Rhein fuhren. Sein Gegner war der
General
Guillaume de Lamboy
. Er wurde von diesem in
Geseke
eingeschlossen, und er verschuldete die Gefangennahme von
Landgraf Ernst
von
Hessen-Rheinfels-Rotenburg
. Am 4. Juni
jul.
/
14. Juni 1648
greg.
schlug er Lamboy in der
Schlacht bei Grevenbroich
,
[2]
nutzte aber die Vorteile des Siegs nicht und bot ihm eine erneute Schlacht an. Johann nahm unter den Augen von Lamboy die Stadt
Duren
ein und machte sich zum Herrscher des Oberstifts
Koln
. Den von Landgraf
Friedrich
von
Hessen-Eschwege
, Generalmajor in schwedischen Diensten, geplanten Anschlag auf Paderborn vereitelte wiederum Lamboy.
- August von Baumbach:
Johann Geyse, Landgraflich Hessen-Kassel’scher Generalleutnant, Geheimer Kriegsrat und Gouverneur von Kassel.
In:
Hessenland, Zeitschrift fur hessische Geschichte und Literatur
, Nr. 17, Kassel, 1. September 1887,
S. 234?235
- Ch. von Rommel:
Neue Geschichte von Hessen-Kassel 1843
- Genealogisches Handbuch des Adels
.
Adelslexikon
Band IV, Band 67 der Gesamtreihe. C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1978,
ISSN
0435-2408
.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Hauser.
Teil B. Verlag Justus Perthes, Gotha 1933, S. 178.
- Bernhard von Poten
:
Geyso, Johann von
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 138 f.
- Winfried Becher:
Profiteure des 30jahrigen Krieges: Johann Geyso.
In:
Pulheimer Beitrage zur Geschichte.
Band 34, 2009
- ↑
gedbas.genealogy.net
- ↑
Eigentliche Abbildung deß in Anno 1648. den 14./4 Tag Junij vorgangenen harten Treffens bey Greuenbruch im Gulicher Landt
. Karte und Beschreibung der Schlacht bei Grevenbroich (
Wikisource
)