Johann Wilhelm Coaz

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Johann Wilhelm Coaz
Coaz um 1910
Coaz auf dem Gipfel der Bernina am 13. September 1850

Johann Wilhelm Fortunat Coaz (* 31. Mai 1822 in Antwerpen ; † 18. August 1918 in Chur ) war ein Schweizer Forstingenieur und Gebirgs topograf aus dem Kanton Graubunden . Coaz war heimatberechtigt in S-chanf , Kublis , Valchava und Eclepens und Ehrenburger von Haldenstein .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Coaz war der Sohn des Berufsoffiziers Johann Samuel Coaz und seiner Frau Salome geb. Kohl (Tochter von Ratsherr Johann Jakob von Kohl ). 1841?1843 liess er sich an der koniglich-sachsischen Forstakademie in Tharandt zum Forstingenieur ausbilden; schon ab 1838 war er Mitglied der Studentenverbindung Zofingia . Anschliessend wirkte er bis 1851 als Gebirgstopograf in Graubunden im Dienst des Eidgenossischen Topographischen Bureaus . Wahrend des Sonderbundkriegs war er Sekretar von General Dufour .

Von 1851 bis 1873 war Coaz Oberforstinspektor des Kantons Graubunden und von 1873 bis 1875 zudem von St. Gallen. 1875 wurde er vom Bundesrat zum Eidgenossischen Forstinspektor berufen, ein Amt, das er bis 1914 innehatte. Mit Elias Landolt , Professor am Eidgenossischen Polytechnikum und Oberforstmeister des Kantons Zurich ? mit dem er auch personlich befreundet war ? pflegte er eine fruchtbare Zusammenarbeit. Auf ihre gemeinsame Anregung geht auch die 1885 eroffnete Schweizerische Centralanstalt fur das forstliche Versuchswesen, die heutige Eidgenossische Forschungsanstalt fur Wald, Schnee und Landschaft , zuruck. [1]

Coaz war 1864 einer der Grunder der Sektion Ratia des Schweizer Alpen-Clubs . 1865 war er der dritte Zentralprasident des Schweizer Alpen-Clubs und wurde 1901 zum Ehrenmitglied ernannt. [2] [3]

Coaz war in den Gebieten der Forstbotanik, Topografie, Meteorologie, Gletscher- und Lawinenkunde wissenschaftlich tatig. 1902 wurde er mit einem Ehrendoktorat der Universitat Bern ausgezeichnet. Zu seinen Leistungen gehoren unter anderem die Vermessungen fur die Dufourkarte , die Organisation des Forstwesens in Graubunden und St. Gallen sowie die Organisation der eidgenossischen Inspektion fur Forstwesen, Jagd und Fischerei.

Als Bergsteiger und Vermesser unternahm er 21 Erstbesteigungen in den Alpen, dazu gehorten 1846 der Piz Kesch und Piz Lischana sowie 1850 der Piz Bernina . [4] [5] Mit dem Basler Zoologen Paul Sarasin gehort Johann Coaz zu den Pionieren der Nationalparkidee .

Nach Johann Coaz ist die 1926 erbaute Coazhutte im Berninagebiet benannt. [6]

Von Oktober 2021 bis Marz 2022 wurde im Ratischen Museum eine Sonderausstellung zu Coaz gezeigt. [7]

Werke (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Der Wald. Zwei Vortrage gehalten zu Chur, Leipzig: Engelmann 1861.
  • Eine Ersteigung des P. Staz (Stazerhorn) im Winter 1861. Chur 1862.
  • Das Silvrettagebirge. In: [Jahrbuch des] Schweizer Alpen-Club (Bern) 3 (1866).
  • Geschichtlich-statistischer Bericht an den hochlobl. Grossen Rath uber das Forstwesen in Graubunden, mit besonderer Berucksichtigung des Zeitraums von 1851/52 bis Ende 1868. Chur: Pradella & Meyer 1869.
  • Die Hochwasser im September und October 1868 im bundnerischen Rheingebiet vom naturwissenschaftlichen und hydrotechnisch-forstlichen Standpunkt betrachtet. Leipzig: Engelmann 1869.
  • Beschreibung der Gemeinde Flims, topographisch, natur- und kultur-geschichtlich. Von Forstinspector J. Coaz, in der naturforschenden Gesellschaft Graubundens vorgetragen. In: Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft Graubunden 1870.
  • Das Bundner Oberland. Itinerarium fur das Excursionsgebiet des S.A.C. 1874, St. Gallen: [s.n.] 1874.
  • St. Moriz. Aufnahme von J. Coaz; Lith. R. Leuzinger, Bern: Eidg. Stabsbureau 1875 (Topographischer Atlas der Schweiz; 518, 1875).
  • Bericht & Gutachten uber die Bewirtschaftung des Bannwaldes ob Altdorf. Altdorf: Hogger 1875.
  • Die Kultur der Weide. Vorgetragen in der Versammlung des schweizerischen Forstvereins zu Aarau den 26. August 1878. Veroffentlicht im Auftrage des eidg. Handels- und Landwirtschafts-Departements, Bern: Jent & Reinert 1879.
  • Ueber das Auftreten des grauen Larchenwiklers Tortrix pinicolana in Graubunden. In: Mittheilungen der Bernischen Naturforschenden Gesellschaft 1879.
  • Die Sturme vom 20. Februar, 25. Juni und 5. Dezember 1879 und der durch dieselben in den Waldungen der Schweiz verursachte Schaden. Bearb. und veroffentlicht im Auftrage des Eidg. Handels- und Landwirtschaftsdepartements, Bern: Jent & Reinert 1880.
  • Die Lauinen der Schweizeralpen. Bearbeitet und veroffentlicht im Auftrage des eidg. Handels- und Landwirtschafts-Departements. Mit einer Lauinenkarte des Gotthardgebietes, Bern: [s.n.] 1881.
  • Der Illgraben gegenuber Leuck im Wallis. Vorgetragen in der Sitzung [der naturforschenden Gesellschaft in Bern] vom 15. Januar 1881. In: Mittheilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern [aus dem Jahre] 1881 Nr. 1017, [Bern 1881].
  • Der Frostschaden des Winters 1879/80 und des Spatfrostes vom 19./20. Mai 1880 an den Holzgewachsen in der Schweiz. Bearbeitet und veroffentlicht im Auftrage des eidg. Handels- und Landwirtschaftsdepartements, Bern: Stampfli 1882.
  • Bericht uber die Vermessungsarbeiten am Rhonegletscher im Jahre 1885. Bern: Stampfli 1886 ( Jahrbuch des Schweizer Alpen-Club 21 [1886]).
  • Der Schneeschaden vom 28./29. September 1885 in den Waldungen der Schweiz. Bearbeitet und veroff. im Auftrage des schweiz. Handels- und Landwirtschafts-Departements, Bern: Stampfli 1887.
  • Forstwesen, Jagd und Fischerei = Forets, chasse et peche. Zusgest. durch die Abteilung Forstwesen, Jagd und Fischerei (Oberforstinspektorat) des Schweiz. Industrie- und Landwirtschaftsdepartements, 3 Bde., Bern: Wyss 1894?1898 (Bibliographie der schweizerischen Landeskunde = Bibliographie nationale suisse; 5,9c).
  • Schutzbauten = Travaux de defense. Zusgest. durch die Abteilung Forstwesen, Jagd und Fischerei (Oberinspektorat) des Schweizer. Industrie- und Landwirtschaftsdepartements = Division ≪Forets, chasse et peche≫ (Inspection federale des forets) du Departement federal de l’industrie et de l’agriculture, Bern: Wyss 1895 (Bibliographie der schweizerischen Landeskunde = Bibliographie nationale suisse; 5,9d).
  • Baum-Album der Schweiz. Bilder von Baumen, die durch Grosse und Schonheit hervorragen oder ein besonderes geschichtliches Interesse bieten. Lichtdrucke nach photographischen Natur-Aufnahmen, Bern: Schmid, Francke & Co. 1896?1900.
  • Die Revision des Bundesgesetzes betreffend die Forstpolizei. Bern: Jent 1902.
  • Statistik und Verbau der Lawinen in den Schweizeralpen. Im Auftrag des eidgenossischen Departements des Innern bearb. und veroffentlicht = Statistique des avalanches dans les alpes suisses et des travaux de defense y relatifs. Ouvrage elabore et publie sur ordre du Departement federal de l’Interieur, Bern: Stampfli 1910.
  • Uber die Verbreitung der Mistel (Viscum album L.) in der Schweiz. Stuttgart: Ulmer 1918 ( Naturwissenschaftl. Zeitschrift fur Forst- und Landwirtschaft 16 [1918], Heft 3/8).
  • Aus dem Leben eines schweizerischen Topographen von 1844 bis 1851. Bern: Stampfli 1918 ( Jahrbuch des Schweizer Alpenclub 52 [1917]).
  • Wie der Art. 10 der bundesratlichen Vollziehungsverordnung vom 13. Marz 1903 zum Bundesgesetz betreffend die eidgenossische Oberaufsicht uber die Forstpolizei vom 11. Oktober 1902 zustande kam. Bern: Buchler & Co. 1918 ( Schweizerische Zeitschrift fur Forstwesen 1918).
  • Zusammenstellung der in offentlichen Anlagen und privaten Garten von Chur kultivierten auslandischen Holzarten und Erhebungen uber den Anbau der Weinrebe im bundnerischen Rheingebiet , Chur: Bischofberger & Hotzenkocherle 1919.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Johann Wilhelm Coaz  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Paul Eugen Grimm: Coaz und Landolt. In: Zum 200. Geburtstag von Elias Landolt. Oberforstmeister und Professor 1821?1896. Sonderbeilage zur Zeitschrift Zurcher Wald 5, 2021, S. 44?47 ( online ).
  2. SAC: Johann Wilhelm Coaz: Vordenker und Fursprecher
  3. SAC: Vom strengen Reservat zum flexiblen Netz
  4. Erstbesteiger
  5. graubuenden.ch: Die Meilensteine des Alpinismus in Graubunden ( Memento des Originals vom 23. Februar 2017 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.graubuenden.ch
  6. Coaz-Hutte
  7. Ratisches Museum
  8. www.somedia-buchverlag.ch