Johann Wilhelm (Hans Willem) Bentinck, 1. Earl of Portland
KG
,
PC
(*
20. Juli
1648
in
Diepenheim
; †
23. November
1709
in Bulstrode Park,
Buckinghamshire
) war ein
niederlandisch
-
englischer
Hofling
und
Diplomat
unter
Wilhelm III. von Oranien
, zu dessen engsten Vertrauten er zahlte.
Er stammte aus der
geldrischen
Adelsfamilie
Bentinck
und war der dritte Sohn von Baron Bernard Bentinck (1597?1668), Herr von Diepenheim und Schoonheten (in der niederlandischen
Provinz Overijssel
), und dessen Ehefrau Anna van Bloemendaal (1622?1685). Er wurde am
Binnenhof
in Den Haag gemeinsam mit dem ein Jahr jungeren Wilhelm von Oranien (dem spateren englischen Konig
Wilhelm III.
) erzogen. Ab 1659 studierten die beiden sieben Jahre gemeinsam an der
Universitat Leiden
. Als Wilhelm 1675 an den
Pocken
erkrankte, pflegte Bentinck ihn. Zeitlebens verband beide eine besondere Freundschaft. Er studierte auch an der
Universitat Oxford
und erwarb dort 1670 den Abschluss eines
Doctor of Civil Law
.
[1]
Ab 1668 diente er als
Kornett
in einem niederlandischen
Kavallerieregiment
und stieg 1675, wahrend des
Niederlandisch-Franzosischer Krieges
, zum
Oberst
eines eigenen Kavallerieregiments auf.
[1]
1675 erwarb er das
Catshuis
in
Den Haag
. 1677 fuhr er erstmals im Auftrag Wilhelms nach England, um dort fur diesen die Heirat mit
Mary
zu vermitteln, der Tochter
Jakobs, Duke of York
, des spateren Konigs James II. In den folgenden Jahren folgten weitere Besuche in England.
In den Jahren 1687/1688 bereitete er durch weitere Besuche die Landung Wilhelms vor, die dann zur
Glorious Revolution
fuhrte. Bentinck war auch fur die logistische Vorbereitung der Invasion verantwortlich und begleitete Wilhelm 1688 nach England. Im Februar 1689 wurde er Mitglied des
Privy Councils
und am 9. April 1689 wurde er als
Earl of Portland
,
Viscount Woodstock
und
Baron Cirencester
in den
englischen Adelsstand
erhoben.
[2]
In der
Schlacht am Boyne
kommandierte Bentinck einen Teil der Kavallerie. Auch im
Pfalzischen Erbfolgekrieg
nahm er an mehreren Schlachten teil, so an der
Schlacht von Neerwinden
, wo er verwundet wurde, und 1695 an der
Belagerung von Namur
. Zwei Jahre spater half er dann mit, den
Frieden von Rijswijk
zustande zu bringen.
Nachdem er noch 1698 als Botschafter nach
Paris
gegangen war, legte er im Fruhjahr 1699 seine Hofamter nieder aus Eifersucht auf einen anderen Gunstling Wilhelms,
Arnold van Keppel, 1. Earl of Albemarle
, und fuhrte nur noch die Unterhandlungen mit
Frankreich
durch Abschluss des zweiten Teilungsvertrags uber die spanische Monarchie zu Ende. Der Konig uberschuttete ihn trotz Albemarles Bevorzugung weiterhin mit Geschenken, so erhielt er fast 550 km² Land in
Irland
. Deswegen und weil er zeitlebens ein Auslander in England blieb, war er im Lande außerordentlich unbeliebt. Er wurde deswegen 1701 von dem
Unterhaus
angeklagt, doch ließ man spater die Anklage wieder fallen. Es scheint, dass Bentinck und Wilhelm eine
homosexuelle
(oder
bisexuelle
) Beziehung oder jedenfalls gemeinsame Neigung verband, wie es auch bei Albemarle angenommen wird;
Liselotte von der Pfalz
, die Schwagerin des
Sonnenkonigs
und selbst Ehefrau eines offen homosexuell lebenden Ehemanns, schreibt 1705: ?Nichts ist ordinarier (normaler) in Engellandt, alß dießes laster, wie ich von Englander selber weiß. Auch alle die, so mitt mylord Portlandt nach Paris kamen, haben ein abscheulich leben mit eben den
desbauchen
(Ausschweifungen) zu Paris gefuhrt.“
[3]
Spater versohnte sich Bentinck mit Konig Wilhelm, der im Marz 1702 in seiner Todeskrankheit von ihm ruhrenden Abschied nahm. Nach Wilhelms Tod zog er sich von allen Geschaften zuruck und starb auf seinem Landgut in
Buckinghamshire
.
In erster Ehe heiratete er 1678 Anne Villiers († 1688). Mit ihr hatte er funf Kinder:
In zweiter Ehe heiratete er 1700 Jane Martha Temple (1672?1751), Witwe des Admirals John Berkeley, 3.
Baron Berkeley of Stratton
(um 1663?1697). Mit ihr hatte er sechs Kinder:
Sein Sohn aus erster Ehe,
Henry
, beerbte ihn 1709 als 2. Earl of Portland und wurde 1716 zum
Duke of Portland
erhoben. Sein altester Sohn aus zweiter Ehe,
Wilhelm
, wurde 1732 zum deutschen
Reichsgrafen
erhoben.
- ↑
a
b
Charles Mosley:
Burke’s Peerage, Baronetage & Knightage
.
Band 3, Burke’s Peerage (Genealogical Books) Ltd, Wilmington 2003, S. 3183.
- ↑
Frederick M. Powicke, Edmund B. Fryde (Hrsg.):
Handbook of British Chronology.
Royal Historical Society, London 1961, S. 445.
- ↑
Zitiert nach: Dirk Van der Cruysse,
Madame sein ist ein ellendes Handwerck, Liselotte von der Pfalz. Eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkonigs.
Aus dem Franzosischen von Inge Leipold. 14. Auflage, Piper, Munchen 2015,
ISBN 3-492-22141-6
, S. 196.