Johann II. von Werdenberg
(* um 1430; †
23. Februar
1486
in
Frankfurt am Main
) war ein Graf aus dem Adelsgeschlecht
von Werdenberg
und von 1469 bis 1486
Bischof von Augsburg
.
Er wurde geboren als eines von sechzehn Kindern des Grafen
Johann IV. von Werdenberg-Sargans
(† 1465) und seiner Gattin
Elisabeth von Wurttemberg
, Urenkelin Kaiser
Karl IV.
, sowie Tochter des Grafen
Eberhard III. von Wurttemberg
und der Elisabeth von
Nurnberg-Hohenzollern
.
Seine Bruder waren Graf
Hugo XI. von Werdenberg
(† 1508), Heinrich XIII. von Werdenberg († 1505), Domherr zu
Straßburg
und Rudolf X. von Werdenberg († 1505), deutscher
Johanniter-Großprior
. Die Schwestern
Margarete von Werdenberg
(† 1496) und
Anna von Werdenberg
(† 1497) amtierten als
Abtissinnen
des
Damenstifts Buchau
. Agnes von Werdenberg, eine andere Schwester, vermahlte sich mit dem Grafen
Jobst Nikolaus I. von Hohenzollern
, und einer ihrer Sohne,
Friedrich II. von Zollern
, wurde sein Nachfolger als Bischof von Augsburg.
In der Familiengenealogie tragt Johann von Werdenberg die Bezeichnung V., als Bischof von Augsburg II. Des Vaters Grab ist in der Martinskirche
Trochtelfingen
erhalten.
Er studierte 1446 an der
Universitat Heidelberg
, wo er 1448 den Titel eines
Baccalaureus Artium
erwarb. Spater erlangte er ? vermutlich in Italien ? den Studiengrad eines
Lizentiaten
der Theologie. Daruber hinaus war er besonders an Arzneikunde interessiert.
Johann von Werdenberg trat in den geistlichen Stand ein, 1449 wurde er
Domherr
zu Augsburg, 1451 in Straßburg und 1454 in
Konstanz
. 1461 erscheint er als Propst des
Kollegiatstifts Wiesensteig
, wo er um 1466 die gotische
Stiftskirche St. Cyriakus
erbauen ließ. 1466 empfing er auch die Priesterweihe.
Papst
Pius II.
bestimmte Johann von Werdenberg 1463 zum
Koadjutor
und Nachfolger des Augsburger Bischofs Kardinal
Peter von Schaumberg
. Dabei berief sich der als Humanist beruhmte Pontifex auf die große Gelehrsamkeit Werdenbergs; die papstliche Entscheidung wurde auch durch das Domkapitel akzeptiert.
Kaiser
Friedrich III.
ernannte Bischof Johann zu seinem
Rat
. Gleichzeitig erteilte er ihm den Auftrag, die Fehden zwischen der Stadt und dem Herzog von Bayern beizulegen, was ihm 1469 im Frieden von Landshut, mit Hilfe seines Schwagers Graf Hugo XIII.
von Montfort-Argen
, gelang. Werdenberg bemuhte sich nachhaltig um die Verbesserung der Seelsorge und des Gottesdienstes. Er holte
Erhard Ratdolt
, einen der besten kontemporaren Drucker, von
Venedig
nach Augsburg zuruck und unterstutzte die Entwicklung der Buchdruckerkunst in Augsburg. Auch forderte er den Bucherfreund und Humanisten
Adolph Occo
, den er zu seinem Arzt erwahlt hatte.
[1]
1471 nahm Johann von Werdenberg am großen Christentag zu
Regensburg
teil, auf dem es um die Abwehr der Turkengefahr ging und die
Turkensteuer
eingefuhrt wurde. Wahrend des Augsburger Reichstages von 1473 wohnten Kaiser Friedrich III. und sein Sohn
Maximilian
in der bischoflichen Pfalz. 1480 schickte der Herrscher den Augsburger Bischof als Gesandten zu Konig
Ludwig XI.
nach Frankreich. 1482 stiftete Johann von Werdenberg einen silbernen Altar fur den Ostchor des Augsburger Domes, der jedoch verloren ging.
[2]
Werdenberg starb 1486, als er auf dem Reichstag in Frankfurt am Main weilte, wo man
Maximilian I.
zum deutschen Konig wahlte. Beigesetzt wurde er im
Augsburger Dom
, dort hat sich sein
Tumba
-Grabmal erhalten.
[3]
Die Grabinschrift stammt von dem bereits genannten Arzt Adolph Occo.
[4]
Herz und Eingeweide wurden in der
Karmeliterkirche Frankfurt
bestattet.
[5]
Der Bruder Heinrich XIII. von Werdenberg ließ ihm in der Johanneskapelle des
Straßburger Munsters
einen Wappenstein mit folgender Inschrift setzen:
?Memoria venerabilis et generosi domini Johannis Comitis de Werdenberg, Episcopi Augustensis, huius ecclesie Canonici, obiit 1486“
Der Historiker
Friedrich Zoepfl
schreibt uber den Bischof:
?Ein Mann von ausgepragtem Gerechtigkeitssinn, gewinnender Gute, versohnlicher Haltung, ein Regent, der bei Hoch und Nieder Vertrauen erweckte und in vollem Maß auch fand.“
[6]
- Hermann Wartmann:
Werdenberg, Grafen von
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 41, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 749?759.
- Karl Heinz Burmeister
:
Die Grafen von Werdenberg
, in:
Montfort ? Vierteljahresschrift fur Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs
, 58. Jahrgang, 2006, Heft 2/3, S. 129?131,
(PDF-Ansicht)
- Placidus Braun
:
Geschichte der Bischofe von Augsburg
, Band 3, S. 62?88, Augsburg, 1814;
(Digitalscan)
- Johann Nepomuk von Vanotti
:
Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg: ein Beitrag zur Geschichte Schwabens, Graubundens, der Schweiz und Vorarlbergs
, Konstanz, 1845, 417?421;
(Digitalscan)
- ↑
Wolfgang Zorn (Hrsg.):
Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben
, Band 10, S. 79, Verlag Konrad, Weissenhorn, 1973,
ISBN 3-87437-083-6
;
(Ausschnittscan)
- ↑
Helmuth Scherer:
Der lebendige Dom: die Augsburger Bischofskirche im Gang der Jahrhunderte
, Verlag Winfried-Werk, 1965, S. 79;
(Ausschnittscan)
- ↑
Denis Andre Chevalley:
Der Dom zu Augsburg
, S. 291, Oldenbourg Verlag, 1995,
ISBN 3-486-55960-5
;
(Digitalscan)
- ↑
Abbildung der von Adolph Occo verfassten Grabinschrift fur Bischof Johann von Werdenberg
- ↑
Placidus Braun
:
Geschichte der Bischofe von Augsburg
, Band 3, S. 86
- ↑
Friedrich Zoepfl
:
Das Bistum Augsburg und seine Bischofe im Mittelalter
, Augsburg 1955, S. 482