Johann Conrad Wirz
(*
6. Januar
1688
in
Zurich
; †
3. April
1769
ebenda) war ein Zurcher
Antistes
.
Johann Conrad Wirz war der Sohn von Johann Jakob Wirz (* 1651 in Zurich; † 30. Januar 1719)
[1]
,
Messerschmied
und Stadtlaufer, und dessen Ehefrau Catharina (* 1655; † Dezember 1729), Tochter von Hans Conrad Keller vom Steinbock (1611?1681),
Pfarrer
in
Bonstetten
; er hatte noch vier weitere Geschwister.
Er war mit Emerentiana (* 1696 in Zurich; † 1784 ebenda), Tochter von Heinrich Nuscheler (1669?1741), verheiratet; gemeinsam hatten sie dreizehn Kinder. Zu seinen Schwiegersohnen gehorte unter anderem
Hans Jakob Nageli
, der mit Emerentiana Wirz (* 1734; † 27. Mai 1810) verheiratet war.
Johann Conrad Wirz besuchte seit 1695 die
Lateinschule
am
Grossmunster
; 1699 kam er an das Collegium Alumnorum, einem
Alumnat
am Zuchthof
[2]
beim
Fraumunster
in Zurich, das noch wahrend seiner Schulzeit von
Gotthard Heidegger
geleitet wurde. Zu seinen Lehrern am Collegium Humanitas, das er darauf besuchte, gehorten unter anderem Gotthard Heidegger; mit seinem ehemaligen Lehrer und spateren Zurcher
Burgermeister
,
Johann Jacob Leu
, verband ihn eine lebenslange Freundschaft. 1707 beendete er seine Studien mit seiner
Disputation
De veritate secundum pietatem
und wurde 1708
ordiniert
.
Von 1708 bis 1711 war er als
Hauslehrer
in
Emmerich
am
Niederrhein
tatig und absolvierte von 1711 bis 1712 zusatzliche Studien an der
Universitat Utrecht
; dort
promovierte
er mit seiner Dissertation
de Consilio Pacis, ad Zach VI. 13
auch zum
Dr. theol.
, worauf er bis 1713 als Privatlehrer und Prediger in Zurich tatig war.
1713 wurde er zum Pfarrer von
Wollishofen
ernannt, war ab 1718
Diakon
an der Kirche
St. Peter
in Zurich und von 1729
Archidiakon
und
Chorherr
am Grossmunster, bevor er 1731 Stellvertreter des Antistes
Johann Ludwig Nuscheler
wurde, der 1731 einen
Schlaganfall
erlitten hatte und sein Amt nicht mehr ausuben konnte.
Nach dem Tod von Johann Ludwig Nuscheler stand er von 1737 bis 1769 als Antistes der Kirche und Schule von Zurich vor; sein Nachfolger als Antistes war
Johann Rudolf Ulrich
.
Johann Conrad Wirz leitete den Umschwung von der
Orthodoxie
zur "vernunftigen Orthodoxie"
[3]
, eine Gegenbewegung zum religions- und kirchenkritischen
Deismus
, die fur die Verbindung von
Dogma
und
Ethos
, Glaube und Leben, Vernunft und Offenbarung eintrat, sowie zur
Aufklarung
ein
[4]
, er forderte auch den
Kirchengesang
und erarbeitete eine neue
Kirchenordnung
, die nach seinem Tod eingefuhrt wurde.
Er veroffentlichte neben Predigten und lateinischen Abhandlungen zahlreiche Werke wie die vierbandige
Heilige Bibel-Ubung
,
Die Erkenntnis Gottes
und
Gehaltene Synodal-Reden
.
- Diatribe Theologica De Veritate Secundum Pietatem
. Zurich 1707.
- Johann Conrad Wirz;
Johann Heinrich Otth
;
Johann Jakob Hottinger
:
De religione in genere: in specie de verae characteribus
. Zurich, 1714.
- Heilige Bibel-Ubung, Oder Deutliche und grundliche in Fragen und Antworten abgefassete Erklarung und Zueignung Des Evangeliums St. Lucae, In welcher jedes Stuck dieses Heil. Schreibers begriffentlich erlautert, und zur Gottseligkeit zu Nutz gemachet wird
. Zurich 1736?1760.
- Die Erkenntniss Gottes: aus den Werken der Erschaffung insgemein, und insonderheit nach den vier Jahrs-Zeiten, in unterschiedlichen Betrachtungen vorgestellet
. Zurich 1758.
- Der erniedrigte Jesus: in unterschiedlichen Heiligen Reden vorgestellet
. Zurich : Orell und Companie, 1760.
- Gehaltene Synodal-Reden
. 1772?1775.
- Johann Conrad Wirz
. In:
Nova acta historico-ecclesiastica oder Sammlung zu den neuesten Kirchengeschichten
. Weimar 1769.
- Kurze Lebensbeschreibung Johann Conrad Wirz, Pfarrer zum Grossen Munsterund Antistes der Zurcherischen Gemeinen
. Zurich 1769.
- Johann Conrad Wirz
. In:
Johannes Georgius Meusel
:
Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen Teutschen Schriftsteller
, 15. Band. Leipzig 1816.
- ↑
Family tree of Hans Jakob Wirz.
Abgerufen am 8. September 2020
(englisch).
- ↑
Vogel:
Die alten Chroniken oder Denkwurdigkeiten der Stadt und Landschaft Zurich: von den altesten Zeiten bis 1820
. Friedrich Schulthess, 1845 (
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche [abgerufen am 8. September 2020]).
- ↑
Martin Sallmann:
Protestantische Orthodoxie.
In:
Historisches Lexikon der Schweiz
.
Oktober 2014
, abgerufen am
8. September 2020
.
- ↑
Martin Mulsow, Lothar Kreimendahl, Friedrich Vollhardt, Guido Naschert:
Radikale Spataufklarung in Deutschland
. Felix Meiner Verlag, 2012,
ISBN 978-3-7873-2451-4
(
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche [abgerufen am 8. September 2020]).