Johann Adam Berner

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Orgel in Sillenstede

Johann Adam Berner (getauft am 3. Marz 1723 in Osnabruck ; † 18. Mai 1768 in Jever ) war ein Orgelbauer des Spatbarock .

Johann Adam Berner der Jungere entstammte einer bekannten Orgelbaufamilie aus Osnabruck. Der gleichnamige Vater (1693 ? ca. 1735) erlernte anscheinend in Norddeutschland und Westfalen den Orgelbau. Er ist als Mitarbeiter in Minden nachweisbar und schuf bedeutende Orgelneubauten in der Munsterkirche St. Bonifatius Hameln (1730) und in der Stiftskirche Fischbeck (1734?1736). [1] In seiner Osnabrucker Orgelbauwerkstatt erlernte der junge Berner sein Handwerk. Als dieser den Auftrag fur einen großen Neubau in der Stadtkirche Jever erhielt, zog er mit seiner Werkstatt dorthin. In Asel heiratete Berner am 24. September 1754 die Stieftochter Elisabeth des ostfriesischen Orgelbauers Johann Friedrich Constabel . [2] Elisabeth stammte aus der ersten Ehe von Constabels Frau Anke Jurgens. Standig kam es zu Beschwerden uber nicht abgeschlossene Bauprojekte, die bis zu Rechtsstreiten fuhrten. Als Berner seinen Schwiegervater in der Lambertikirche Aurich (1755?1760) aus Zeitmangel nicht ausreichend unterstutzen konnte, schickte er seinen Bruder Ernst. Dies alles lasst den Schluss zu, dass Berner in seinen Planungen zu ehrgeizig war. [3] Trotz der Mithilfe durch seinen Gesellen Johann Caspar Struve war Constabel in Aurich offensichtlich uberfordert und hatte das Projekt ohne Berner nicht erfolgreich abschließen konnen. [4] Mit 45 Jahren starb Berner 1768 an Fleckfieber .

Das erste eigene und gleichzeitig das großte Neubauprojekt von Johann Adam Berner d. J. war eine große dreimanualige Orgel in Jever . Sie wurde 1750?1756 gebaut, fiel aber 1959 mitsamt der Kirche einem Brand zum Opfer. 1752 schloss Berner mit der Kirchengemeinde in Sillenstede einen Vertrag uber einen Neubau. Dieser zog sich zwar bis 1757 hin, wurde schließlich aber zur Zufriedenheit aller ausgefuhrt. Das Instrument verfugte uber neun Register im Hauptwerk, funf Register im Brustwerk und ein angehangtes Pedal. Nach Umbauten im 19. Jh. erganzte die Firma Alfred Fuhrer 1934?1936 ein selbststandiges Pedal und machte einige dieser Umbaumaßnahmen (allerdings teils im Sinne des Neobarock ) wieder ruckgangig. Eine grundlegende Renovierung (1993?1994) durch dieselbe Firma stellte die ursprungliche Klangpracht weitgehend wieder her. Elf Register sind noch original erhalten. 1757 ist eine Reparatur der Orgel in Weene bezeugt. 1758?1759 fuhrte Berner in Pogum einen weiteren Neubau (ohne Pedal) durch. Von den sechs Registern sind noch drei alte erhalten. Die drohende Abgabe der zinnhaltigen Prospektpfeifen im Jahr 1917 konnte dadurch abgewendet werden, dass man stattdessen die Trompetenbecher ablieferte. Etwa 1761 fuhrte Berner zusammen mit seinem Schwiegervater einen Umbau der Orgel in Osteel durch. Die Erweiterung des Klaviaturumfangs des Renaissance -Instruments von FGA?g 2 a 2 auf CD?c 3 zog eine Erneuerung der Windlade und der Traktur nach sich. Auch einzelne Register wurden unter Verwendung alten Materials von Berner geschickt uberarbeitet. Im selben 1761 Jahr ist auch eine Renovierung der Orgel in Marienhafe durch Berner belegt. Bei seinen erhaltenen Orgeln zeugen schon in optischer Hinsicht die Aufteilung der Prospektfelder, das prachtige Schnitzwerk und die Art der Profilkranze von Berners westfalischer Pragung, die sich an Christian Klausing anlehnt und sich auch bei Hinrich Just Muller widerspiegelt.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1750?56 Jever Stadtkirche
III/P 42 Neubau; 1959 verbrannt
1752?57 Sillenstede St.-Florian-Kirche II/p 14 1936 auf II/P/21 erweitert; 11 originale Register sind erhalten
1757 Weene Nikolaikirche I/p 11 Reparatur der Orgel von Valentin Ulrich Grotian
1758?59 Pogum Pogumer Kirche I 6 Neubau; Gehause und drei originale Register erhalten
um 1761 Osteel Warnfried-Kirche II/p 13 Umbau der → Orgel von Edo Evers (1619)
1761 Marienhafe Marienkirche
II/p 20 Renovierung der → Orgel von Gerhard von Holy (1713)
  • Johann Adam ? Berner Orgel 1757 . MIA. 2007. EAN 4260138850076. (Florian Wilkes: Werke von J.S. Bach und J.P. Sweelinck).
  • Orgelportrat Johann-Adam-Berner-Orgel Sillenstede . (Ingrid Sturm)
  • Walter Hans Kaufmann : Die Orgeln des alten Herzogtums Oldenburg . Stalling, Oldenburg 1962.
  • Walter Kaufmann : Die Orgeln Ostfrieslands . Ostfriesische Landschaft, Aurich 1968.
  • Harald Vogel , Gunter Lade, Nicola Borger-Keweloh: Orgeln in Niedersachsen . Hauschild Verlag , Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5 .
  • Harald Vogel, Reinhard Ruge , Robert Noah, Martin Stromann: Orgellandschaft Ostfriesland . 2. Auflage. Soltau-Kurier-Norden, Norden 1997, ISBN 3-928327-19-4 .
  • Renate Oldermann: Die Geschichte der Orgel in der Stiftskirche zu Fischbeck . In: Acta Organologica . Nr.   27 , 2001, S.   109–124 .
  • Henning M. Schoon: 250 Jahre Johann Adam Berner-Orgel: 1757-2007 . Selbstverlag, Sillenstede 2007.
Commons : Johann Adam Berner  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Walter Hans Kaufmann : Die Orgeln des alten Herzogtums Oldenburg. 1962, S. 26.
  2. Walter Hans Kaufmann: Die Orgeln Ostfrieslands . Ostfriesische Landschaft, Aurich 1968, S.   44 .
  3. Orgelgeschichte Sillenstede , abgerufen am 30. April 2020.
  4. Ralph Nickles: Orgelinventar der Krummhorn und der Stadt Emden . Hauschild Verlag, Bremen 1995, ISBN 3-929902-62-1 , S.   50 .