Joe E. Brown
Joseph Evans Brown
(*
28. Juli
1891
in
Holgate
,
Ohio
; †
6. Juli
1973
in
Brentwood
,
Kalifornien
) war ein amerikanischer
Komiker
,
Schauspieler
und
Baseballspieler
. In den 1930er und 1940er Jahren zahlte Brown mit seinem breiten Mund als Markenzeichen zu den beliebtesten Komikern Amerikas. Dem deutschsprachigen Publikum ist er vor allem durch die Rolle des lusternen Millionars Osgood Fielding III. in
Manche mogen’s heiß
in Erinnerung geblieben.
Joe E. Brown wurde in einer kleinen Stadt im
Mittleren Westen
als Sohn von Mathias und Anna Brown geboren. Er war das dritte von sieben Kindern. Browns Geburtsjahr ist umstritten, wahrend die meisten Quellen von 1892 ausgehen, nennt sein Grabstein das Jahr 1891. Im Alter von neun Jahren begann Joe E. Browns Showkarriere, indem er sich mit Erlaubnis seiner Eltern einer Schaustellertruppe namens Five Marvelous Ashtons bei einem Gehalt von 1,50 US-Dollar in der Woche anschloss. Diese traten sowohl in
Zirkussen
als auch in
Vaudeville
-Theatern auf. Wahrend seiner Reise erlebte er das
Erdbeben von San Francisco
im Jahr 1906, kehrte bald danach jedoch in seine Heimat nach Ohio zuruck.
[1]
Uber eine lokale Amateurmannschaft wurde Brown uber Umwege fur kurze Zeit zu einem professionellen
Baseballspieler
und soll sogar ein Angebot der
New York Yankees
erhalten haben, dieses jedoch fur die Fortsetzung seiner Showkarriere ausgeschlagen haben.
[2]
Er behielt seine athletische Figur allerdings auch nach dem Ende seiner aktiven Karriere.
Brown setzte seine Zirkuskarriere als Mitglied des aus Frank Prevost und Joseph Bell bestehenden Bell-Prevost Trio fort, doch die Proben mit dem strengen Bell waren teilweise so hart, dass Brown sich das Bein brach. Durch den Rat von Frank Prevost schlug er eine
Burlesque
-Karriere ein, wo er schnell Lob fur sein komodiantisches Talent erhielt. Brown heiratete am 24. Dezember 1915 seine Jugendliebe Kathryn (1892?1977) und hatte mit ihr vier Kinder, darunter zwei eigene Sohne, Don Brown (1916?1942) und Joe L. Brown (1918?2010), langjahriger Transfermanager der
Pittsburgh Pirates
. Spater adoptierten sie die Madchen Mary (* 1930) und Kathryn (* 1934) im Sauglingsalter. Die Ehe des Paares war sehr glucklich, und beide erneuerten ihr Ehegelobnis 1940. Ihr Sohn Don war bei dieser Hochzeit der Brautfuhrer, Joe der Trauzeuge und die beiden Tochter die Blumenmadchen. Nachdem Brown eine Familie hatte, arbeitete er in einer Autofabrik sowie bei einer Bowlingbahn. Er fand jedoch erneut durch einen Rat Frank Prevosts den Weg ins Showgeschaft zuruck.
Seinen Durchbruch erreichte er um 1920 mit der Titelrolle im Stuck
Listen Lester
. Durch einen zweiten Erfolg mit dem Stuck
Jim Jam Jems
stieg seine Gage bis 1921 auf 1000 US-Dollar in der Woche. Weitere Stucke mit Brown ? zumeist Musicals oder Komodien ? wurden ebenfalls Erfolge.
[3]
Joe E. Brown absolvierte seinen ersten Filmauftritt 1928 in dem Kurzfilm
Twinkle, twinkle
, einer Verfilmung des gleichnamigen Broadway-Stuckes mit Brown. Er entschied sich fur eine Filmkarriere und trat zunachst in einer Reihe von aufwendigen Musicalfilmen auf, zum Beispiel
Cilly
mit
Marilyn Miller
oder Warner Brothers’ zweitem Farbfilm
On with the Show
, beide aus dem Jahr 1929. Er wurde schnell zu einem beliebten Hauptdarsteller in Komodien und erhielt zeitweise 100.000 US-Dollar fur einen Film. Brown spielte in seinen Filmen meist liebenswerte Verlierer und Durchschnittskerle, die sich besonderen Herausforderungen stellen mussen. Das Markenzeichen Browns war sein außergewohnlich breiter Mund, der auch in Zeichentrickfilmen wie
Mother Goose Goes Hollywood
parodiert wurde. Der Schauspieler verlegte seinen Wohnsitz wegen seiner Filmkarriere nach Kalifornien.
In drei Filmen verkorperte er Basketballspieler, in
Fireman, Save My Child
(1932),
Elmer the Great
(1933) und
Alibi Ike
(1935). In letzterem wirkte die junge
Olivia de Havilland
in ihrem ersten im Kino angelaufenen Film mit. Im Jahr 1935 spielte er die Rolle des einfaltigen Francis Flute in
Max Reinhardts
Verfilmung von
Ein Sommernachtstraum
. Insgesamt galt Brown in den 1930er-Jahren als einer der erfolgreichsten Komiker Amerikas und tourte durch das ganze Land. In den Jahren 1932, 1935 und 1936 gehorte Brown zu den zehn kommerziell erfolgreichsten Filmstars des Jahres. Nachdem einige seiner Filme jedoch finanzielle Misserfolge wurden, ließ sein Erfolg nach und er drehte nur noch kleinere Filme.
Im Dezember 1939 fiel Browns Tochter Kathryn von einem Pferd und erlitt einen Schadelbasisbruch. Nur drei Tage spater hatte Brown selbst einen schweren Autounfall. Er uberschlug sich mehrfach und sturzte elf Meter eine Boschung hinab. Er erlitt dabei schwerste Ruckenverletzungen, und seine Lunge kollabierte. Wahrend der Notoperation horte sein Herz auf zu schlagen, und er war fur 40 Sekunden klinisch tot.
Joe E. Brown (Mitte, mit einem Kuchenstuck) auf der Geburtstagsfeier von
Eleanor Roosevelt
(1945)
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges setzte Brown sich fur die Rettung von 20.000 judischen Kindern aus Deutschland ein, er selbst adoptierte zwei dieser Kinder.
[4]
Wahrend er selbst zu alt fur einen Einsatz im Krieg war, kampften seine Sohne dort. Browns Sohn Don E. Brown starb 1942 bei einer Flugubung in
Palm Springs
, als sein Flugzeug absturzte.
[5]
Joe E. Brown war ein vielbeschaftigter
Truppenunterhalter
bei der amerikanischen Armee, seine Reisen fuhrten ihn unter anderem in die Karibik und nach Alaska. Außerdem war er Mitglied der
Hollywood Canteen
und weiteren Projekten. Nach dem Krieg wurde er als einer von nur zwei Zivilburgern mit dem
Bronze Star
, einem hohen Militarorden, ausgezeichnet und war ein gern gesehener Gast auf Feiern im
Weißen Haus
.
Der amerikanische General
Douglas MacArthur
sagte uber die Verdienste des Komikers: ?Kein Mann, ob in den USA oder im Ausland, hat mehr fur unsere Soldaten getan als Joe E. Brown.“
[6]
Joe E. Brown erhielt 1948 einen
Special Tony Award
fur seine Darstellung der Titelrolle im Broadway-Erfolg
Mein Freund Harvey
, der 1950 mit
James Stewart
verfilmt
wurde. Nach langerer Leinwandabstinenz drehte er ab Anfang der 1950er-Jahre wieder vermehrt Filme. So war Brown einer der vielen Stars mit einem
Cameo-Auftritt
im
oscarpramierten
Abenteuerfilm
In 80 Tagen um die Welt
aus dem Jahr 1956, wo er einen Bahnhofsvorsteher in
Nebraska
spielte. In einem weiteren starbesetzten Film dieser Art,
Eine total, total verruckte Welt
(1963), hatte er ebenfalls einen kurzen Auftritt als Redner an einem Bauplatz. Zusatzlich spielte er zu dieser Zeit in vielen Fernsehshows mit.
Dem deutschen Publikum ist er vor allem durch die Rolle des lusternen Millionars Osgood Fielding III. in
Billy Wilders
Komodie
Manche mogen’s heiß
aus dem Jahr 1959 bekannt, der sich mit dem als Frau verkleideten
Jack Lemmon
beim Tangotanz verlobt. Brown sprach auch den legendaren Schlusssatz des Filmklassikers, ?Well, Nobody’s perfect!“ (deutsch: ?Na und? Niemand ist vollkommen!“). Als ?Niemand ist perfekt“ ist es auch im Deutschen zu einer Redensart geworden.
[7]
Dabei war die Besetzung fur diese Rolle eher Zufall. Der Regisseur Wilder traf den eigentlich schon weitgehend im Ruhestand verweilenden Brown bei der Saisoneroffnung der
Los Angeles Dodgers
und verpflichtete ihn.
[8]
Joe E. Brown war ein Mitglied im Bund der
Freimaurer
, seine
Loge
war die Rubicon No.237 in
Toledo
in Ohio. Er engagierte sich bei den
Shriners
insbesondere fur die kostenlose medizinische Versorgung von Kindern.
[9]
Er wurde außerdem 1951 der erste Prasident des gemeinnutzigen Vereines
PONY Baseball and Softball
, der sich fur benachteiligte Kinder einsetzt, und blieb ihr Vereinsprasident bis zum Jahre 1964. Im selben Jahr hatte er auch seine letzten von rund 70 Film- und Fernsehauftritten.
Joe E. Brown verstarb 1973 an
Arteriosklerose
, nachdem er bereits im Jahre 1968 einen Herzinfarkt erlitten hatte. Er liegt auf dem Prominentenfriedhof
Forest Lawn Memorial Park
mit seinem Sohn Don und seiner Frau begraben.
- ↑
Joe E. Brown Page von Father Joe
- ↑
Joe E. Brown bei Depauw
- ↑
Joe E. Brown Page von Father Joe
- ↑
The Holocaust Chronicle.
Publications International Ltd., 2000; S. 162.
- ↑
Capt. Don Brown, Actor’s Son, Dies In Bomber Crash
.
(
Memento
vom 1. Januar 2014 im
Internet Archive
) In:
Chicago Tribune
, 9. Oktober 1942 (englisch).
- ↑
Comedian Joe E. Brown Visits DePauw Campus
bei depauw.edu (englisch).
- ↑
Hellmuth Karasek:
Billy Wilder ? Eine Nahaufnahme.
Hoffmann und Campe, Hamburg 1992, aktualisierte und erweiterte Neuauflage ebd. 2006,
ISBN 3-455-09553-4
.
- ↑
Alison Castle (Hrsg.), Dan Auiler:
Billy Wilder’s Some Like It Hot.
Taschen, August 2001.
- ↑
Masons in Hollywood
(
Memento
vom 19. Oktober 2013 im
Internet Archive
) (PDF-Datei) auf unitylodge.ca (englisch).