Jerusalemer Tempel

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Rekonstruierter Innenraum des Zeltheiligtums ( Mischkan ) nach den Anweisungen der Tora, Modell von Michael Osnis. Die Einrichtung des Hechal im Zweiten Tempel ist damit praktisch identisch: vorne der Altar fur das Weihrauchopfer, dahinter der Siebenarmige Leuchter ( Menora ) und der aufgrund der gestapelten Brote turmartig wirkende Schaubrottisch . Im Hintergrund der Vorhang des Allerheiligsten ( hebraisch ?????? ???????????? kodesch ha-kodaschim ).

Der Jerusalemer Tempel ( hebraisch ?????????????????? Bet HaMikdasch ) befand sich auf dem Tempelberg in Jerusalem.

Mit dem Begriff werden zwei Heiligtumer aus unterschiedlichen Zeiten bezeichnet, die beide heute nicht mehr vorhanden sind:

Das Aussehen sowie die Einrichtung beider Tempel werden in antiken Schriftquellen beschrieben. Ihre Auslegung ist Thema der Bibelwissenschaft ( Altes Testament ) und der Judaistik .

Die Umfassungsmauern der herodianischen Tempelplattform (nicht das eigentliche Tempelgebaude) sind teilweise in den heutigen Umfassungsmauern erhalten. Ein Mauerabschnitt im Westen ist als Klagemauer bekannt und gilt heute als wichtigste heilige Statte des Judentums. Diese Mauer hatte, wahrend der Tempel bestand, noch keine besondere religiose Relevanz. [2]

Auf dem Tempelberg selbst stehen heute der Felsendom und die al-Aqsa-Moschee , die nach den heiligen Statten in Mekka und Medina bedeutendsten Heiligtumer fur Muslime .

In der Erwartung auf den kommenden Messias ( hebraisch ???? maschiach ) ist u. a. eine Bedingung in der judischen Religion , dass der ?judische Tempel in Jerusalem“ (?Dritter Tempel“) wieder aufgebaut worden ist ( Mi 4,1  EU ).

Der Tempel war in der Zeit seines Bestehens der zentrale Ort judischer Religiositat . Das Opfer oder das Opfern als Ritual war mit seinen Institutionen , seinen logistischen Versorgungssystemen und Priestern etc. fester und fundamentaler Bestandteil des religiosen Handelns. [3]

Zeltheiligtum (Mischkan, Stiftshutte)

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Rekonstruiertes Modell der Stiftshutte in Israel , ( Timna Nationalpark). Originalgetreu nachgebaut mit einem Brandopferaltar vor dem Zelt.
Grundriss des Mischkan (Kultgerate von links nach rechts bzw. von West nach Ost): die Bundeslade ( hebraisch ?????? ????????? ?ar?n habr?t ) mit der Kapporet ( ????????? ), hinter dem Vorhang, Parochet ( ???????? ), der Raucheraltar, der Schaubrottisch und der Leuchter vor dem Vorhang, die Maße sind in Ellen angegeben.

Im 2. Buch Mose ( Ex 25?27  EU und Ex 36?39  EU ) ist die Konstruktion eines zerlegbaren und transportablen Zeltheiligtums, in dem die Bundeslade aufbewahrt wurde, detailliert beschrieben. Es wird ?Zelt der Begegnung“ ( Ex 27,21  EU ) genannt.

Die Tora unterscheidet bei der Konzeption dieses Heiligtums zwei Zonen:

  1. den Vorhof mit Becken und Brandopferaltar ;
  2. den mit Raucheraltar, Leuchter und Schaubrottisch eingerichteten Innenraum, dies ist der ?Arbeitsplatz des Hohenpriesters“. [4]

Einige Forscher sind der Ansicht, dass Details in der Beschreibung des Zeltheiligtums und seiner Zeremonien in Wirklichkeit dem Kult des Jerusalemer Tempels entstammen und nachtraglich auf das Zeltheiligtum zuruckprojiziert wurden. Pointiert hatte diesen Gedanken schon Julius Wellhausen formuliert: der Tempel sei fur die Priesterschrift so unentbehrlich, ?dass er tragbar gemacht und als Stiftshutte in die Urzeit versetzt wird. Denn diese ist in Wahrheit nicht das Urbild, sondern die Kopie des jerusalemischen Tempels.“ [5]

Jedenfalls benutzt die Tora den Mischkan als ein Modell, um Opfer- und Reinigungsrituale zu beschreiben. Die Ablaufe im Jerusalemer Tempel mussen durch Transfer dieser Anordnungen auf die Gegebenheiten in einem steinernen Heiligtum erschlossen werden.

Erster (oder Salomonischer) Tempel

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Informationen uber den Ersten Tempel enthalt ausschließlich die Hebraische Bibel ( Altes Testament ).

Die wichtigste Quelle ist der Baubericht 1 Kon 5,15?6,38  EU . Zur Datierung dieser Quelle gehen die Ansichten auseinander. Es gibt Indizien dafur, dass der Text erst in der Spatzeit des Konigreichs Juda verfasst wurde und eventuell auch den Tempel so beschreibt, wie er zur Abfassungszeit aussah. [6] Diese Beschreibung des Ersten Tempels und die Beschreibung des Zeltheiligtums in der Tora haben sich gegenseitig beeinflusst. [7]

Der chronistische Bericht 2 Chr 1,18?5,1  EU gilt als junger, er enthalt als Sondergut die Lokalisierung auf dem Berg Moria und erwahnt den Zusammenhang von Tempel- und Palastbau nicht. In der Konzeption der Chronikbucher hat der Tempelbau durch Salomo zentrale Bedeutung. Der Tempel wird ? singular im Alten Testament ? als ?Opferhaus“ ( 2 Chr 7,12  EU ) charakterisiert, und es ist aus Sicht des chronistischen Geschichtswerks durch die Zeiten hinweg der eine Tempel: ?Die Verschmelzung von erstem und zweitem Tempel reicht in der Textwelt so weit, dass kaum noch eine Trennung zwischen beiden vorgenommen werden kann.“ [8]

Datierung des Tempelneubaus (10./9. Jahrhundert v. Chr.)

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Nach biblischen Angaben ( 1 Kon 6,1  EU ) wurde der Bau des Tempels von Salomo im vierten Jahr seiner Regentschaft begonnen. Die Bauzeit betrug sieben Jahre ( 1 Kon 6,38  EU ). Die Regierungszeit Salomos wird von der Bibel mit vierzig Jahren angegeben, einer runden, symbolischen Zahl. Die Beurteilung von Details wie das vierte Regierungsjahr als Baubeginn und die siebenjahrige Bauzeit hangt aber davon ab, ob fur den Text im 1. Buch der Konige eine Quelle zugrunde gelegen hat, die zeitnah niedergeschrieben wurde. Gab es ein Davidisch-salomonisches Großreich , so ist Literaturentstehung am Hof Salomos im 10. Jahrhundert v. Chr. denkbar; diese bis in die 1990er Jahre in der alttestamentlichen Wissenschaft allgemein akzeptierte Hypothese wurde aber von vielen Exegeten mittlerweile aufgegeben.

Alterer exegetischer Konsens

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In der zweiten Halfte des 20. Jahrhunderts hatte sich in der deutschsprachigen Bibelwissenschaft ein Bild der Regentschaft Salomos etabliert, das im Folgenden nach Antonius H. J. Gunneweg vorgestellt wird. Er sah Salomo als machtigen Herrscher, der mehrere Stadte ( Hazor , Megiddo , Beth Horon) als Festungen ausbaute und durch seine internationalen Handelskontakte auch die Mittel hatte, sich in Jerusalem einen luxuriosen Palast bauen zu lassen, deutlich großer als der Tempel: ?So baut ein Despot im Vollbewusstsein seiner ihm von Gott geschenkten Macht, der sich Sohn dieses Gottes weiß und darum als Nachbar dieses Gottes wohnt.“ [9] Der Tempel wird von manchen Autoren deshalb als ?Palastkapelle“ bezeichnet. [10] Jerusalem sei mit Palast und Tempel die ?glanzende Residenz des großen davidisch-salomonischen Reiches“ gewesen. [11]

Nach mehreren Jahrzehnten intensiver archaologischer Forschung in Israel und besonders in Jerusalem ( Davidsstadt ) haben sich nur wenige Funde dieser kulturellen Blutezeit zuordnen lassen, bei anderen Befunden wurde die Datierung in die salomonische Zeit widerrufen oder in Frage gestellt. Dadurch ist der altere exegetische Konsens heute weniger uberzeugend, hat aber immer noch viele Befurworter.

Grundriss und Rekonstruktion des Ersten (oder Salomonischer ) Tempels. Weiß Bezirk des Eingangs mit Brandopferaltar , Waschbecken (nicht eingezeichnet) ; Hellblau heiliger Bezirk mit Raucheraltar, Menora , Schaubrottisch (grun); Blassrosa allerheiligster Bezirk; blau Trennvorhang; rosa Schleier; blassorange Lager-/Verwaltungsbereich, welcher parzelliert ist, orange Wande zwischen diesen Parzellen. Aus der Encyclopaedia Biblica , einer Veroffentlichung von 1903, sowie Liss (2019) [12]

These von Israel Finkelstein

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Eine Forschergruppe um Israel Finkelstein und Neil Asher Silberman halt die biblische Darstellung der Zeit Davids und Salomos fur ein Werk der Literatur, das mit den archaologischen Funden des 10. Jahrhunderts ( Low Chronology: Eisenzeit I [13] ) nicht in Einklang zu bringen sei. Es habe ? so die Grundthese ? kein Großreich unter Salomo gegeben, keine reprasentativen Bauprojekte dieses Herrschers und auch nicht den im 1. Buch der Konige beschriebenen, eindrucksvollen Tempel. Allenfalls fur ein bescheidenes lokales Heiligtum hatten die Mittel des historischen Salomo ausgereicht. [14]

Positiv bekraftigen Finkelstein/Silberman, dass die Beschreibung des Ersten Tempels in 1 Kon 6?7  EU von jemandem stammt, der diesen von den Babyloniern zerstorten Tempel aus eigener Anschauung gut kannte. [14] In 2 Kon 12  EU wird von einer Renovierung des Tempels unter Konig Joasch (Ende 9. Jahrhundert v. Chr.) berichtet; Finkelstein/Silberman erwagen, ob in diesem Bericht eine Erinnerung an den Bau des in 1 Kon 6?7 beschriebenen großen Tempels greifbar ist, der einen bescheidenen Tempel ersetzt haben konnte, der auf Salomo zuruckgefuhrt wurde. [15] Zur Zeit Joas’ habe das Konigreich Juda eine wirtschaftliche Blute erlebt, in der eine große Baumaßnahme gut denkbar sei. [16]

Baubeschreibung

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Der Tempel von Tell Ain Dara sah dem Salomonischen Tempel besonders ahnlich. [17] Auch hier war das Heiligtum an drei Seiten von Nebenraumen eingefasst, und der Eingang in die Vorhalle war von einem Saulenpaar flankiert.
Der Tempel von Tell Ta‘yinat zeigt denselben dreiteiligen Aufbau wie der Jerusalemer Tempel
Aus Zypern sind mehrere metallene Kesselwagen bekannt, die mit den Geraten im Salomonischen Tempel verglichen werden (Neues Museum Berlin) [18]

Die Beschreibung des Salomonischen Tempels entspricht der regional typischen Tempelarchitektur der Eisenzeit : ein Langraumtempel mit einer funf Meter tiefen Vorhalle ( hebraisch ???? Ulam ), einem Hauptraum ( hebraisch ???? Hechal ) und einem Allerheiligsten ( hebraisch ???? Debir ; neuhebraische Aussprache: Dvir ). Etwa 50 Meter lang und 25 Meter breit, ware dies ? die biblischen Maße vorausgesetzt ? der großte vorhellenistische Tempelbau in Palastina. Auch mit seiner Hohe von 15 Metern ware er ein fur seine Zeit beeindruckendes Gebaude gewesen. [19] Der Bibeltext enthalt einige Konstruktionsdetails: Die Dachbalken aus Zedernholz ruhten demnach auf Schragstutzen und Kragbalken, die in die Seitenwande eingelassen waren. [19] Im Norden, Westen und Suden war der Hauptraum von Seitenraumen umgeben. Eingehend wird die Vertafelung mit kostbaren Holzern beschrieben.

Ob es sich beim Debir um einen eigenen Raum hinter dem Hauptraum handelte (so Martin Noth ), oder ob dies ein holzerner, kubischer Schrein war, der im hinteren Teil des Hauptraums stand, wird in der Forschung unterschiedlich beantwortet. [20] Der Debir hatte die Idealform eines Wurfels mit einer Seitenlange von 20 Ellen. Darin standen geschnitzte, vergoldete Kerubim darstellende Figuren, die in den Hauptraum blickten und einen Kerubenthron bildeten. Außerdem stand hier die Bundeslade. [21]

Vor dem Eingang zum Allerheiligsten waren rechts und links je funf goldene Leuchter aufgestellt. [21]

Der Vorhof des Tempels machte auf die Besucher einen vollig anderen Eindruck als der Vorhof des zweiten Tempels, denn hier standen Einrichtungsstucke, die von den Neubabyloniern zerstort und beim Bau des Zweiten Tempels nicht neu angefertigt wurden:

Die Metallgerate und die beiden Saulen symbolisierten verschiedene Aspekte der Schopfung . [22] Beide sollen vom phonizischen Bronzegießer ??r?m gefertigt worden sein. Verglichen mit Tempelgeraten aus Metall, die Archaologen in Nachbarkulturen fanden, waren die in der Bibel beschriebenen Metallgerate sehr groß. [23]

Der große Brandopferaltar ( hebraisch ???? Mizbeach ) stand vor dem Heiligtum und wird im Tempelbaubericht von 1 Kon 5?6 noch nicht erwahnt. Er wurde moglicherweise erst unter Ahas erbaut ( 2 Kon 16,10?13  EU ). [24] Ein wahrscheinlich ahnlich aussehender Altar wird in Ez 43,13?17  EU beschrieben. [25] Auf diesem Altar wurde das in Teile zerlegte Opfertier verbrannt.

In vorexilischer Zeit konnten sich Beter im Hauptraum (Hechal) eines JHWH-Heiligtums aufhalten; im Zweiten Tempel war der Zutritt nur noch fur Priester erlaubt. [26]

Manche Exegeten ordnen die Kultvorschriften der Tora großtenteils der nachexilischen Zeit bzw. dem Zweiten Tempel zu und vermuten daher, dass im Ersten Tempel andere Rituale und Feste stattgefunden hatten, die aus der Hebraischen Bibel nur indirekt erschlossen werden konnten. Als Hauptfest wird dabei das Thronbesteigungsfest JHWHs diskutiert.

Rekonstruierte Kultutensilien wie Priesterkleidung eines Leviten (Tempeldiener, Kohen , ganz links), [27] Brandopfertisch, Hohepriester ( hebraisch ???????? ????????? Kohen Gadol ) mit seiner Choschen ( hebraisch ?????? ) uber dem Efod ( hebraisch ?????? ) sowie Urim und Thummim ( hebraisch ????? ????? ) seitlich in der Lostasche (nicht abgebildet), [28] [29] ferner Menora , Schaubrote , Bundeslade u. a. aus dem Tempel von Jerusalem.

Weitere zeitgenossische Kultstatten fur JHWH

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Der Tempel in Jerusalem war in der vorexilischen Zeit nicht die einzige Kultstatte, an der JHWH verehrt wurde; es gab weitere: [30]

Beitrag der Archaologie

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Der biblische Bericht erwahnt, dass phonizische Fachleute beim Bau des Salomonischen Tempels tatig gewesen seien. Die Archaologie kann die Kenntnis des Ersten Tempels bereichern, indem sie vergleichbare eisenzeitliche Stadttempel der Levante untersucht: [31]

Alle Tempel galten als Haus einer Gottheit. Die Heiligkeit nahm von außen nach innen zu, so dass an der dem Eingang gegenuberliegenden Wand ein ?sakraler Fokus“ (je nachdem ein Kultbild oder Kultsymbol) zu erwarten ist, umgeben von einem sakralen Zentralbereich. [33] Das wichtigste anikonische Kultsymbol der Levante war die Mazzebe . Daneben gibt es ikonische Kultsymbole, die nicht die Gottheit selbst darstellten, sondern ihre unsichtbare Anwesenheit symbolisierten, etwa der Sphingen - oder Kerubenthron. Davon wurden in der Levante mehrere Exemplare gefunden ? Parallelen zum Kerubenthron im Ersten Tempel. [34]

Zerstorung und Kontinuitat

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Gruppe von Sphingenthronen ( Nationalmuseum Beirut )

Nach biblischen Quellen erfolgte die Zerstorung von Palast und Tempel , die einen gemeinsamen Baukomplex bildeten, erst rund einen Monat, nachdem die Neubabylonier Jerusalem eingenommen hatten ( 2 Kon 25,8?17  EU ). Tempelzerstorungen waren in der neubabylonischen Politik unublich. Nebukadnezar entschied sich zu dieser Strafmaßnahme erst nach dem Verhor von Mitgliedern der Regierung. Dabei war wohl ans Licht gekommen, dass die Aufstandischen um Konig Zedekia in ihrer militarisch aussichtslosen Lage glaubten, die Stadt sei durch den JHWH-Tempel uneinnehmbar (sogenannte Zionstheologie, 2 Kon 19,32?34  EU ). [35]

Listen von Tempelinventar

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Aus der Endphase des Konigreichs Juda sind Listen von Tempelgeraten uberliefert: Jer 52,17?23  EU und 2 Kon 25,13?17  EU .

Sie stellen eine Kontinuitat zwischen dem Ersten Tempel und dem perserzeitlichen Neubau des Zweiten Tempels her. [36] Laut Jer 27-28  EU gab es Streitgesprache unter den Propheten, ob die schon konfiszierten Gerate von den Babyloniern wieder ausgehandigt wurden. Nach Esr 1,7?11  EU kehrte ein Teil der Gerate mit den Heimkehrern aus dem babylonischen Exil nach Jerusalem zuruck.

Angebliche Einzelfunde vom Ersten Tempel

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Da die Inschrift auf dem Elfenbein-Granatapfel von der Mehrheit der Experten fur eine Falschung gehalten wird, sind heute keine Objekte aus dem Ersten Tempel bekannt. Nach den tiefgreifenden Umbaumaßnahmen unter Herodes, darunter der Aufschuttung der Tempelterrasse (siehe dazu unten), ist mit Resten der eisenzeitlichen Bebauung auf dem Tempelberg ? selbst wenn archaologische Forschung dort moglich ware ? auch nicht mehr zu rechnen. [37]

Eine weitere Sensationsmeldung war im Januar 2003 der angebliche Fund einer beschrifteten Sandsteintafel von der Große eines Schuhkartons, die den biblischen Bericht von der Tempelrestaurierung durch Konig Joasch im Falle ihrer Echtheit bestatigt hatte ( 2 Kon 12  EU ). Sie war auf dem Antikenmarkt aufgetaucht, sehr gut erhalten und hatte eine von Fachleuten fur echt gehaltene Patina. Angeblich stammte sie vom muslimischen Friedhof an der Ostseite des Tempelbergs. Gabriel Barkay hielt die Joasch-Tafel fur den ?bedeutendsten Fund in der Geschichte Israels.“ [38] Reinhard Lehmann und Wolfgang Zwickel von der Universitat Mainz zweifelten ? ebenso wie israelische Epigraphiker ? schon kurz nach dem Bekanntwerden der Inschrift an ihrer Authentizitat. [39] Die Israelische Altertumerbehorde erklarte im Juni 2003, dass die Joasch-Inschrift eine Falschung sei. [40]

Tempelneubau Serubbabels (6. Jahrhundert v. Chr.)

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Einige Jahrzehnte nach der Ruckkehr der Juden aus dem babylonischen Exil wurde der zweite Tempel in Jerusalem errichtet. Dafur standen nur bescheidene Mittel zur Verfugung. Zur Unterscheidung von spateren Umbauten wird dieser perserzeitliche Tempelbau in der Forschung manchmal nach Serubbabel benannt, [41] dem ? Statthalter “ der Provinz Jehud . [42] Die Auseinandersetzungen um den Neubau des Tempels haben im Buch Haggai ihren literarischen Niederschlag gefunden, und einige der Elephantine-Papyri beleuchten den historischen Hintergrund. Zwar war er nicht das einzige Heiligtum fur JHWH, aber er entwickelte sich zum Zentrum der judischen Diaspora , einem Ort, wohin man sich mit Anfragen wandte und wohin man sich beim Gebet ausrichtete. [43]

Nach Esr 6,3?7  EU wurde der Zweite Tempel auf den Fundamenten des zerstorten Vorgangerbaus errichtet und am 12. Marz 515 v. Chr. fertiggestellt. Man baute also den Ersten Tempel in schlichter Form wieder auf. Allerdings stand im Allerheiligsten kein Kerubenthron mehr, sondern dies war ein vollig leerer, durch einen Vorhang abgeteilter Raum. Anstelle der zehn Leuchter gab es im Zweiten Tempel einen siebenarmigen Leuchter, die Menora , die zu einem Symbol des Judentums werden sollte. [44]

Flavius Josephus zitiert eine Beschreibung von Hekataios von Abdera . Nach ihr war die Umfassungsmauer des Tempelbereichs 500  Fuß (etwa 150 m) lang, die Breite des Hofes war 100  Ellen (etwa 45 m), im Hof befand sich ein quadratischer Altar aus weißen, unbehauenen Steinen, 20 Ellen (neun Meter) an den Seiten und zehn Ellen (4,5 m) hoch, und im Inneren des Tempels waren nur ein Leuchter und ein Altar aufgestellt, beide aus Gold und zwei Talente schwer. Außerdem habe im Tempel stets ein Licht gebrannt. [45]

Der Tempel in Jerusalem war in der nachexilischen Zeit nicht die einzige Kultstatte, an der JHWH verehrt wurde; es gab weitere: [30]

Zeitalter des Hellenismus (2./3. Jahrhundert v. Chr.)

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In der Zeit der Diadochen und der kriegerischen Konstitution der Diadochenreiche (sowie den Syrischen Kriegen ) kam es immer wieder zu (theologischen) Konflikten zwischen den monotheistischen Juden und den polytheistisch - hellenistischen Herrschern, was immer wieder auch zu Judenverfolgungen fuhrte. Der Hellenismus zeigte sich als die militarisch und geopolitisch uberlegene Kultur, die bei den wirtschaftlich orientierten Gesellschafts schichten zu einer positiven Ubernahme der ?hellenistischen Lebensweise“ (pro-hellenistische Fraktion) mit ihren Zielen und Vorstellungen fuhrte. Diese Assimilationsbewegung innerhalb der reicheren Schichten konnte von den unteren Schichten nicht im gleichen Ausmaß mit vollzogen werden. [46] Dem Hellenisierungprozess durch die hellenistischen Vormacht der Seleukiden, im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. bedingt, widersetzten sich Mitglieder einer Priesterfamilie, die den Beinamen ?Makkabaus“ ( hebraisch ?????????? Maqabb?m ) fuhrten und Makkabaer genannt wurden. [47] [48] [49]

Beschlagnahme des Tempels fur den Kult des Zeus Olympos

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Der Tempel wurde unter der Herrschaft von Antiochos IV. Epiphanes im Dezember des Jahres 167 v. Chr. [50] entweiht. Es wird vermutet, dass eine pro- hellenistische Gruppe von Jerusalemern mit seleuzidischer Unterstutzung und Genehmigung das Heiligtum dem Zeus Olympos weihte, so wie parallel dazu das Heiligtum der Samaritaner auf dem Garizim dem Zeus Xenios geweiht wurde. [51] Aus der Sicht der pro-hellenistischen Fraktion war das kein neuer Kult, sondern die Interpretatio Graeca des in Jerusalem von den Juden verehrten Himmelsgottes.

Konkret wurde die Veranderung durch ein neues Objekt in JHWHs Tempel, das in der Bibel als ?Greuel der Verwustung“ ( hebraisch ???? ????? Schiqquts Meschomem , Dan 11,31  EU ) bezeichnet wird. Die These von Elias Bickermann wurde von vielen Forschern ubernommen. Er vermutete, in Jerusalem sei der Kult des mit Zeus identifizierten syrisch-phonizischen Himmelsgottes Baal Schamem eingefuhrt worden, dessen Name zu Schiqquts Meschomem verballhornt worden sei. Auf dem Brandopferaltar sei eine Mazzebe aufgestellt worden. [52] Allerdings war der richtige Platz fur ein Kultsymbol im Heiligtum nicht auf dem Altar. Deshalb vermutete Martin Hengel , dass der große Brandopferaltar umgestaltet worden sei. Es sei ein kleinerer Altar auf das Plateau des Brandopferaltars aufgesetzt und ein Relief hinzugefugt worden, auf dem ein Symbol des Zeus Olympos zu sehen gewesen sei. [53] Auf diesem Altar wurden Josephus zufolge Schweine ( Schweinehaltung in der Antike ) geopfert. [54]

Wiederherstellung des JHWH-Kultes

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Judas Makkabaus stellte den traditionellen Kult wieder her. Er ließ den Altar abreißen, weil er durch die Opfer nach griechischem Ritual entweiht war. Dann baute man einen neuen Brandopferaltar. Die Tempelweihe wurde Ende des Jahres 164 v. Chr. [55] [50] festlich begangen und wird bis heute im Chanukka -Fest erinnert. Um den Tempel zu schutzen, ließ Judas den Zionsberg militarisch befestigen. Schon bald darauf belagerte Lysias Judas Makkabaus in Jerusalem, schloss aber 162 einen Kompromissfrieden, der die freie Ausubung der judischen Religion zusicherte. Allerdings wurde die Tempelmauer geschleift. [55]

Herodianischer Tempel

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Der Tempelplatz im Holyland-Modell (Blick von Osten)

Tempelbau (21?19 v. Chr.)

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Der Zweite Tempel war im Laufe der Zeit baufallig geworden. Herodes der Große begann deshalb 21 v. Chr. mit einer grundlegenden Umgestaltung des Tempels, die zugleich sein anspruchsvollstes Bauprojekt wurde. Innerhalb von nur anderthalb Jahren wurde das eigentliche Tempelgebaude fertiggestellt und mit großer Prachtentfaltung eingeweiht. [56] Die Neugestaltung des gesamten Tempelberg-Komplexes aber zog sich noch lange nach dem Tod des Herodes hin und kam erst kurz vor dem Ausbruch des Judischen Krieges (ab 66 n. Chr.) zum Abschluss. [56]

Das Tempelhaus selbst war ein relativ konservativer Bau, an den Vorgangertempeln orientiert. [57] Anders die Tempelanlage als Ganzes, die einem hellenistischen Architektur-Prototypen folgte: ein großer heiliger Bezirk ( Temenos ) in Form einer kunstlichen Plattform mit Saulengangen an drei Seiten und einer Basilika an der vierten Seite. [58]

Die Tempelplattform (etwa 141.280 m 2 [59] ) hat die Form eines Trapezes : die heutigen Umfassungsmauern haben eine Lange von 487 m im Westen, 315 m im Norden (hier ragte die Burg Antonia ein Stuck in das Tempelgelande hinein, und deshalb verlief die antike Mauer etwas abweichend [60] ), 466 m im Osten und 279 m im Suden. [61] Damit war der Herodianische Tempel zu seiner Zeit die großte Tempelanlage im antiken Mittelmeerraum.

Da Jerusalem immer von Norden erobert wurde, hatte die Befestigung des Tempelareals auch ?erstrangige strategische Funktion.“ [62] Die Verbindung religioser und militarischer Aspekte im Bauprogramm des Herodianischen Tempels besiegelte nach Ansicht von Johann Maier dessen Schicksal im Judischen Krieg: Niederlage war gleichbedeutend mit Tempelzerstorung, Triumph war gleichbedeutend mit dem Zurschaustellen erbeuteter Tempelgerate (vgl. die Reliefs des Titusbogens in Rom). [63]

Im judisch-romischen Krieg wurde der Tempel bis zum Schluss von den Verteidigern gehalten und bei der Einnahme von den romischen Legionaren im August des Jahres 70 n. Chr. [64] in Brand gesetzt und geplundert. Flavius Josephus als Chronist dieser Ereignisse mochte den romischen Befehlshaber und spateren Kaiser Titus von der Verantwortung dafur freisprechen. [65] Anders als beim Ersten Tempel gibt es Einzelfunde vom Tempelgelande sowie Reste der Bausubstanz in den Umfassungsmauern und vor denselben.

Nachfolgende Bebauung des Tempel-Areals

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Vom Herodianischen Tempel blieben nach Eroberung und Brand zunachst noch die Ruinen stehen. Als eine neue romische Stadt ( Aelia Capitolina ) anstelle Jerusalems unter Kaiser Hadrian erbaut wurde, erhielt diese auch einen reprasentativen Jupiter-Tempel. Die Frage ist allerdings, wo sich dieser befand: auf dem Tempelgelande oder im Zentrum der Stadt (Temenos nahe dem Forum, Areal der konstantinischen Grabeskirche ).

Christopher Weikert kommt nach einer Analyse von Hadrians Maßnahmen in Iudaea zu dem Ergebnis, dass das Kapitol der Neugrundung Aelia Capitolina im Bereich des Forums der neuen Stadt zu suchen sei: ?Eine zielgerichtete und kulturkampferische damnatio memoriae des judischen Gottes durch die Ortswahl des Kapitols ergibt sich dadurch nicht.“ [66] Der Tempelberg mit seinen Ruinen habe im Abseits gelegen, doch sei nach archaologischen Befunden die Brucke am Wilson-Bogen in hadrianischer Zeit vom Verkehr genutzt worden. Moglicherweise sei eine Stadterweiterung geplant gewesen, die auch das Tempelgelande einbezogen hatte, die dann aber wegen des Bar-Kochba-Aufstandes stagnierte. [67]

Unter Kaiser Konstantin und seinen Nachfolgern wurde das Tempelgelande mit immer noch markanten Ruinen absichtlich der Verwilderung uberlassen. [68] [69]

Kaiser Julian plante 362 n. Chr. den Wiederaufbau des judischen Tempels in Jerusalem. In einem ersten Schritt wurde das Ruinengelande weitgehend abgeraumt. Am 27. Mai 363 fand ein von mehreren Autoren bezeugtes Erdbeben statt, wobei die Baustelle beschadigt wurde. Julian stellte den Neubau daraufhin zugunsten des Perserfeldzugs zuruck, so dass keine weiteren Baumaßnahmen mehr erfolgten. [70]

Seit 691 steht auf der Tempelstatte der islamische Felsendom und seit 705/715 zusatzlich die Al-Aqsa-Moschee .

These von Tuvia Sagiv

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Tuvia Sagivs Theorie: heutige Tempelberg-Bebauung (schwarz), Jupitertempel von Baalbek (blau) als architektonisches Vergleichsobjekt zum hadrianischen Tempelbau, Herodianischer Tempel (rot) in einem tieferen Stratum

Der Tel Aviver Architekt und Amateurarchaologe Tuvia Sagiv vertritt eine Theorie zur Bebauung des Tempelareals, die wegen ihrer politischen Implikationen wahrend des Osloer Friedensprozesses ( Camp David II ) aufgegriffen wurde; sie wurde nach Angaben von Verhandlungsteilnehmern von den US-amerikanischen Vermittlern als ?politisch bequeme archaologisch-architektonische Erklarung“ ins Gesprach gebracht. [71]

Sagiv nimmt an, dass das große Plateau samt seinen Umfassungsmauern nicht auf Herodes, sondern auf den Jupitertempel Kaiser Hadrians zuruckgehe, ein Bauwerk, dessen Stil und Ausmaße er mit dem Jupitertempel in Baalbek vergleicht. [72] Sagiv nimmt also nicht nur einen Jupitertempel auf dem Tempelberg an; er gibt diesem Tempel maximale Dimensionen, so dass die Ruinen des judischen Tempels in der aufgeschutteten hadrianischen Tempelplattform eingebettet sein konnen. Auf den Ruinen dieses paganen Tempels seien dann die islamischen Heiligtumer erbaut worden, [72] wahrend sich der Herodianische Tempel etwa sechzehn Meter unter dem jetzigen Bodenniveau befunden habe, und auch nicht direkt unter dem Felsendom, wie Sagiv aufgrund von Infrarotaufnahmen vermutet: diese zeigten in dem Areal zwischen dem Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee vier deutliche unterirdische Strukturen. [72] Nach Sagivs Theorie befand sich das Allerheiligste des Zweiten Tempels unterhalb des heutigen Brunnens Al Kas.

Schon 1995 legte Sagiv seine Theorie Ariel Sharon vor, der damals oppositioneller Knessetabgeordneter war. Uber Sharon erfuhr die US-Regierung von diesen Planen. Bill Clinton soll eine Losung der besonders komplexen Tempelberg-Problematik darin gesehen haben, dass archaologische Funde des judischen Tempels in einem Stratum unter der heutigen muslimischen Bebauung (wie sie nach Sagivs Theorie zu erwarten waren) eine horizontal geschichtete Abfolge unterschiedlicher Souveranitaten akzeptabel machen wurden:

Es wurde erwogen, den Palastinensern die Souveranitat uber den Haram esch-Scharif mit den dortigen Gebauden zu ubertragen, wahrend uber ein an der Westmauer (Klagemauer) neu zu bauendes Portal ein Zugang zu den unterirdischen Ruinen des Herodianischen Tempels geschaffen werden solle, der sich auf diesem Niveau befunden habe; diese archaologische Zone sollte unter israelischer Souveranitat stehen. Unterhalb der jetzigen Pflasterung des Haram war eine 150 cm tiefe Pufferzone unter UN-Souveranitat vorgesehen; sie sollte das palastinensische und das israelische Stratum trennen. Der Vorschlag geschichteter Souveranitaten lief unter dem Namen ?Arkansas Big Mac“ um; er wurde von der palastinensischen Seite vollig zuruckgewiesen. [73]

Heiligkeit des Tempelgelandes

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Das Oberrabbinat von Israel verbietet Juden den Besuch des gesamten Tempelbergs (Har haBajit) .
Judische Besucher auf dem Weg zum Tempelplatz

Dietrich (2022) [74] betrachtet die Zustande des profanen vs. heiligen und unreinen vs. reinen, indem er auf Lev 10,10  EU verweist. Er sieht in der ?binaren Gegenuberstelllung“ eine ?zusammenhangende Vier-Kategorienlehre“. So definierte sich der alltagliche Lebensraum, als der Raum, der sich außerhalb des Tempels befand. Dieser Raum ist der Ort der ?Profanitat“ ( hebraisch ??? ?ol , deutsch ‚profan‘ ?alltaglich‘ ). Hingegen war das, was dem Tempel und Reprasentationsort des Gottlichen [75] zuzuordnen war, der Ort der ?Heiligkeit“ ( hebraisch ?????? qodæ? , deutsch ‚Heiligkeit‘ ). [76] Die Eigenschaft der Reinheit ( hebraisch ??????? tahara ) definierte alles, was mit der heiligen Sphare in Kontakt treten durfte. Unreinheit ( hebraisch ??? tame ), stellte das Kontrare dar, das was auf gar keinen Fall in die sakrale Sphare Einzug halten durfte. Damit war es die Unreinheit, die eine potentielle Bedrohung fur den alltaglichen, den profanen Lebensraum darstellte, denn der Ubertritt, ein Transfer aus der profanen Alltagssphare in das Sakrale, war im Zustand der Reinheit sehr wohl moglich.

Schon in der Tempelrolle von Qumran und in der Mischna (Kelim I) wird ein Programm abgestufter Heiligkeit entfaltet. Es gelten in den verschiedenen Bereichen jeweils entsprechende rituelle Reinheitsvorschriften: [77]

  1. Allerheiligstes. Wo sich das Allerheiligste genau befand, ist nicht bekannt. Manche vermuten, dass es uber dem freiliegenden Felsen errichtet war, der sich im Zentrum des Felsendoms befindet. [78]
  2. Tempelhaus (Hechal)
  3. Brandopferaltarbereich, Vorhof der Priester
  4. Vorhof der Manner
  5. Vorhof der Frauen
  6. Tempelberg (Har haBajit)
  7. Stadt Jerusalem
  8. Umgebung Jerusalems
  9. Befestigte Stadte des Heiligen Landes
  10. Heiliges Land.

Auch nach der Tempelzerstorung sind diese Abstufungen der Heiligkeit fur religiose Juden von Bedeutung. Daraus folgt, dass Betretungstabus fur den Tempelberg beachtet werden.

Orte der Kategorie 1 bis 5 durfen nicht von Personen betreten werden, die im Zustand der Totenunreinheit sind. Bald nach der Zerstorung des Tempels konnte das Reinigungsritual zur Behebung dieses Zustandes nicht mehr vollzogen werden. [79]

Der große außere Hof des Herodianischen Tempels diente in der Antike allerdings der ganzen Stadtbevolkerung als Forum und durfte bis zu einer Balustrade ( Soreg ) um die inneren Tempelbereiche (Kategorie 1 bis 5) auch im Zustand der Totenunreinheit betreten werden. Daraus leiten rabbinische Autoritaten wie Moshe Feinstein ab, dass der Tempelberg (Kategorie 6) heute von Juden besucht werden kann, nachdem sie sich in einer Mikwe von anderen Formen der Unreinheit gereinigt haben. [80] Obwohl das Oberrabbinat seit 1967 den Besuch des ganzen Tempelberges untersagt, wird ein Rundweg, der außerhalb des vermuteten Verlaufs der antiken Balustrade bleibt, von einer zunehmend großeren Anzahl religioser Juden absolviert (ein Anstieg von 75 Prozent im Jahr 2017, verglichen mit 2016). Darunter sind auch Gruppen von Haredim . [81] Popular ist der Rundweg besonders unter religiosen Zionisten . [82]

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  1. Nach Ernst Axel Knauf : Geschichte Israels und Judas im Altertum. De Gruyter, Berlin / Boston 2021, ISBN 978-3-11-014543-4 , S. 2, kann die Geschichte in drei Abschnitte eingeteilt und zeitlich zugeordnet werden: ?Geschichte I“ ist die ?Geschichte des Ersten Tempels“ (bis 587 v. Chr. ), die ?Geschichte II“ die ?Geschichte des Zweiten Tempels“ ( 520 v. Chr. bis 70 n. Chr. ), das historische Intervall , die ?Lucke zwischen 587 und 520 v. Chr.“ bezeichnet er als die Zeit, in der JHWH ?tempellos, unbehaust“ im Exil verweilte. Knauf ordnete den Abschnitt ?Geschichte I“ dem Tanach zu, mit Ausnahme von Haggai , Sacharja , Buch der Psalmen , Buch Esra und Buch Nehemia , Buch Ester , Buch Daniel . Der Abschnitt ?Geschichte II“ sei die wesentliche Epoche der Umgestaltung des Tanachs gewesen. Siehe hierzu auch Richard Elliott Friedman : Wer schrieb die Bibel? So entstand das Alte Testament. Anaconda, Koln 2007, ISBN 978-3-86647-144-3 , S. 292?299.
  2. Simon Goldhill: The Temple of Jerusalem . S.   4 .
  3. Martin Goodman : Die Geschichte des Judentums. Glaube, Kult, Gesellschaft. Klett-Cotta, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-608-96469-1 , S. 219, 77?115.
  4. Helmut Utzschneider : Das Heiligtum und das Gesetz . S.   226 .
  5. Julius Wellhausen: Prolegomena zur Geschichte Israels . 5. Auflage. Berlin 1899, S.   37 .
  6. Jens Kamlah: Ein Haus fur Gott bauen . S.   35 .
  7. Helmut Utzschneider: Das Heiligtum und das Gesetz . S.   273 .
  8. Antje Labahn: Chronik / Chronikbucher. In: bibelwissenschaft.de. Abgerufen am 28. August 2018 .
  9. Antonius H. J. Gunneweg: Geschichte Israels . S.   93 .
  10. Eckart Otto: Das antike Jerusalem: Archaologie und Geschichte . C. H. Beck, Munchen 2008, ISBN 978-3-406-56881-7 , S.   54–55 .
  11. Martin Noth: Die Welt des Alten Testaments . 2. Auflage. Topelmann, Berlin 1953, S.   119 .
  12. Hanna Liss : Tanach. Lehrbuch der judischen Bibel. (Schriften der Hochschule fur Judische Studien Bd. 8), Universitatsverlag C. Winter, Heidelberg 2005, 4. vollig uberarbeitete Auflage 2019, ISBN 978-3-8253-6850-0 , S. 115, aus einer Zeichnung von Jacob Milgrom : Leviticus 1-16. Anchor Bible, New York 1991, ISBN 978-0-385-11434-9 , S. 135
  13. Uta Zwingenberger: Eisenzeit I. Erstellt, Februar 2007 [1]
  14. a b Israel Finkelstein, Neil A. Silberman: David und Salomo . S.   154 .
  15. Israel Finkelstein, Neil A. Silberman: David und Salomo . S.   154?155 .
  16. Israel Finkelstein : Das vergessene Konigreich. Israel und die verborgenen Ursprunge der Bibel. dtv, Munchen 2017, ISBN 978-3-423-34916-1 , S. 16; Israel Finkelstein, Neil Asher Silberman : Keine Posaunen vor Jericho. Die archaologische Wahrheit uber die Bibel. dtv, Munchen 2004, ISBN 3-423-34151-3 , S. 31; Hiernach ist die Spatbronzezeit ( Bronzezeit ) III bis 1098; Fruhe Eisenzeit ( Eisenzeit ) I 1109?1047; Mittlere Eisenzeit I 1055?1028; Spate Eisenzeit I 1037?918; Fruhe Eisenzeit IIA 920?883; Spate Eisenzeit IIA 886?760; Ubergang von Eisenzeit IIA zu IIB ab 757?586; Babylonische Zeit 586?538; Persische Zeit 539?333 v. Chr.
  17. Clifford Mark McCormick: Palace and Temple: A Study of Architectural and Verbal Icons . Walter de Gruyter, Berlin / New York 2002, S.   109 .
  18. Othmar Keel, Ernst Axel Knauf, Thomas Staubli: Salomons Tempel . S.   26 .
  19. a b Wolfgang Zwickel: Die Welt des Alten und Neuen Testaments . S.   76 .
  20. Helmut Utzschneider: Das Heiligtum und das Gesetz . S.   275 .
  21. a b Dieter Vieweger: Wenn Steine reden . S.   262 .
  22. Wolfgang Zwickel: Die Welt des Alten und des Neuen Testaments . S.   79?80 .
  23. Jens Kamlah: Ein Haus fur Gott bauen . S.   36 .
  24. Max Kuchler: Jerusalem . S.   129 .
  25. Wolfgang Zwickel: Die Welt des Alten und des Neuen Testaments . S.   81 .
  26. Wolfgang Zwickel: Die Welt des Alten und des Neuen Testaments . S.   76 .
  27. Antje Labahn : Levi / Leviten. Auf: bibelwissenschaft.de , August 2014, abgerufen am 21. November 2022.
  28. Knut Backhaus : Hohepriester. Auf: bibelwissenschaft.de , Januar 2010, abgerufen am 21. November 2022
  29. Benjamin Sufiev: Der allerhochste Dienst. Auf chabad.org , abgerufen am 21. November 2022.
  30. a b Dieter Vieweger: Wenn Steine reden . S.   263 .
  31. Jens Kamlah: Ein Haus fur Gott bauen. In: Welt und Umwelt der Bibel . April 2012, S.   37 .
  32. Vgl. Forschungsprojekt Ataruz Project online
  33. Jens Kamlah: Ein Haus fur Gott bauen . S.   38–39 .
  34. Jens Kamlah: Ein Haus fur Gott bauen . S.   40 .
  35. Rainer Albertz: Die Zerstorung des Jerusalemer Tempels 587 v. Chr. In: Johannes Hahn (Hrsg.): Zerstorungen des Jerusalemer Tempels: Geschehen ? Wahrnehmung ? Bewaltigung . S.   37–38 .
  36. Thomas Banzinger: Tempelgerate als Prufstein echter und falscher Prophetie: Die Erwahnung der Tempelgerate in Esra 1, 7-11 im Licht des Jeremiabuches . In: Jacob Thiessen, Harald Seubert (Hrsg.): Die Konigsherrschaft Jahwes . LIT Verlag, Munster 2015, S.   113–125 .
  37. Israel Finkelstein, Neil Asher Silberman: David und Salomo . S.   96 .
  38. Tobias Hurter: Handfestes fur den Glauben. In: Zeit Online. 23. Januar 2003, abgerufen am 15. August 2018 .
  39. Althebraische Inschrift mit Hinweis auf salomonischen Tempel vermutlich nicht echt. In: Spektrum.de. 24. Januar 2003, abgerufen am 15. August 2018 .
  40. Report: Jehoash Tablet Is a Fake. In: Haaretz online. 10. Juni 2003, abgerufen am 15. August 2018 (englisch).
  41. der fur den Großkonig des persischen Achamenidenreiches Dareios I. , (* 549 v. Chr. bis † 486 v. Chr. ) in dessen Regentschaft , ab dem Jahr 522 v. Chr., fur diesen administrative Funktionen als (moglicherweise) ? Satrap “ bzw. ?Pæchah“ ausubte; vergleiche hierzu auch die Herrscher im 5. Jahrhundert v. Chr.
  42. siehe auch Liste der Statthalter Judas
  43. Othmar Keel: Jerusalem und der eine Gott: Eine Religionsgeschichte . Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2014, S.   101 .
  44. Hayim Tadmor, Judah . In: The Cambridge Ancient History , Volume 6. 2nd ed., hg. von D. M. Lewis et al. Cambridge: Cambridge UP, 1994. 261?296, hier: S. 266 f.
  45. Flavius Josephus, Contra Apionem I, 22. Fur die Umrechnung von Elle und Fuß wurden die romischen Maße zugrunde gelegt.
  46. Stefan Alkier , Markus Witte (Hrsg.): Die Griechen und das antike Israel. Interdisziplinare Studien zur Religions- und Kulturgeschichte des Heiligen Landes. (Orbis Biblicus et Orientalis 201) Academic Press Fribourg, Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2004, ISBN 3-525-53058-7 ( PDF auf zora.uzh.ch )
  47. Martin Goodman : Die Geschichte des Judentums. Glaube, Kultur, Gesellschaft. Klett-Cotta, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-608-96469-1 , S. 143?152
  48. Wolfgang Oswald , Michael Tilly : Geschichte Israels. Von den Anfangen bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. WBG , Darmstadt 2016, ISBN 978-3-534-26805-4 , S. 99?124
  49. Markus Sasse: Die Geschichte Israels in griechisch-romischer Zeit. Regionale Fachberatung (RFB) Rheinland-Pfalz, 2018 ( PDF auf rfb.bildung-rp.de )
  50. a b Johann Maier: Zwischen den Testamenten . S.   149 (K. Bringmann, Hellenistische Reform und Religionsverfolgung in Judaa (1983), datiert die Ereignisse der Makkabaerzeit ein Jahr fruher.).
  51. Antonius H. Gunneweg : Geschichte Israels . S.   163 .
  52. Herbert Niehr : Ba ? als ? amem: Studien zu Herkunft, Geschichte und Rezeptionsgeschichte eines phonizischen Gottes . Peeters, 2003, S.   200 .
  53. Herbert Niehr: Ba ? als ? amem . S.   201 .
  54. Othmar Keel: Jerusalem und der eine Gott: Eine Religionsgeschichte . Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2014, S.   111 .
    Gideon Hartman, Guy Bar-Oz, Ram Bouchnick, Ronny Reich: The pilgrimage economy of Early Roman Jerusalem (1st century BCEe70 CE) reconstructed from the d15N and d13C values of goat and sheep remains. In: Journal of Archaeological Science 40 (2013) 4369?4376 ( PDF 1 MB ( Memento vom 1. September 2018 im Internet Archive ))
  55. a b Antonius H. J. Gunneweg: Geschichte Israels . S.   165 .
  56. a b Katharina Galor : Zum Ruhme Gottes und des Konigs . S.   9 .
  57. Ehud Netzer: Architecture of Herod . S.   143 .
  58. Katharina Galor: Zum Ruhme Gottes und des Konigs . S.   60–61 .
  59. zur Veranschaulichung entspricht das etwa 20 Fußballfeldern
  60. Ehud Netzer: Architecture of Herod . S.   177 .
  61. Max Kuchler: Jerusalem . S.   151 .
  62. Johann Maier: Zwischen den Testamenten . S.   166 .
  63. Johann Maier: Zwischen den Testamenten . S.   184–185 .
  64. Antonius H. J. Gunneweg: Geschichte Israels . S.   190 .
  65. Simon Goldhill: The Temple of Jerusalem . S.   17 .
  66. Christopher Weikert: Von Jerusalem zu Aelia Capitolina . S.   283 .
  67. Christopher Weikert: Von Jerusalem zu Aelia Capitolina . S.   284 .
  68. Max Kuchler: Jerusalem . S.   144 .
  69. Simon Goldhill: The Temple of Jerusalem . S.   10–11 .
  70. Max Kuchler: Jerusalem . S.   145 .
  71. Eyal Weizman: Hollow Land: Israel's Architecture of Occupation . S.   54 .
  72. a b c Gershom Gorenberg: The End of Days . S.   74 .
  73. Eyal Weizman : Hollow Land: Israel's Architecture of Occupation . S.   55 (Die Zone unter palastinensischer Autonomie hatte sich nur auf die Bebauung des Haram beschrankt und ware durch eine Brucke zu erreichen gewesen, von allen Seiten umschlossen von Gebieten unter israelischer Souveranitat: uber den Luftraum, die unterirdischen Strukturen und die umgebende Stadtbebauung.).
  74. Jan Dietrich : Hebraisches Denken. Denkgeschichte und Denkweisen des Alten Testaments. (0 Biblisch-Theologische Studien band 191) Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2022, ISBN 978-3-525-55292-6 , S. 108?109
  75. Francesca Stavrakopoulou : Gott ? Eine Anatomie. Der gottliche Korper im Wandel der Zeit. Piper Verlag, Munchen 2022, ISBN 978-3-492-05916-9 , S. 55?67
  76. Thilo Alexander Rudnig: Heilig / profan / Heiligkeit (AT). Erstellt: April 2014, Deutsche Bibelgesellschaft, auf bibelwissenschaft.de [2]
  77. Johann Maier: Zwischen den Testamenten . S.   226?227 .
  78. Vgl. Meik Gerhards: Noch einmal: Heiliger Fels und Tempel. In: rosdok.uni-rostock.de , Rostock 2013. Der Aufsatz diskutiert Moglichkeiten einer Verbindung des Felsens mit den Tempelbauten biblischer Zeiten und votiert fur die Lokalisierung des Allerheiligsten uber dem Felsen.
  79. Alexander Dubrau: Para aduma. In: Bibelwissenschaft.de. Januar 2019, abgerufen am 15. August 2019 .
  80. HaRav Moshe Feinstein zt’l on the Permissibilty of Jews Ascending the Temple Mount. In: TempleInstitute.org. Abgerufen am 16. August 2018 (englisch).
  81. Nir Hasson: 75 Percent Rise in Religious Jews Visiting Temple Mount in 2017. In: Haaretz.com. 2. Januar 2018, abgerufen am 16. August 2018 (englisch).
  82. Nir Hasson: Number of Jews Visiting the Temple Mount Rising Fast, and So Is the Controversy. In: Haaretz.com. 6. Juli 2018, abgerufen am 16. August 2018 (englisch).

Koordinaten: 31° 46′ 39,5″  N , 35° 14′ 7,7″  O