Jean de Chambrier
, seit 1737
Baron de Chambrier
, (*
31. Juli
1686
in
Neuenburg
; †
26. Juni
1751
in
Wesel
) war ein
Neuenburger
Diplomat
und
Gesandter
. Chambrier war Sondergesandter und
Bevollmachtigter Minister
von
Preußen
am
koniglich-franzosischen
Hof.
Die Familie Chambrier stammte ursprunglich aus
Burgund
und kam Anfang des 15. Jahrhunderts nach Neuenburg. Angehorige des Geschlechts erlangten im Laufe der Zeit im Furstentum Neuenburg die hochsten Wurden. Kaiser
Maximilian II.
bestatigte 1571 Claudius Philibert Chambrier seinen alten
Adel
. Francois de Chambrier (* 12. Mai 1663 in Neuenburg; † 19. Februar 1730), der Vater von Jean de Chambrier, war als Staatsrat und
Maire
ein einflussreicher
Magistrat
in Neuenburg. Seine Mutter Salome (* 1665 in Neuenburg, † 16. Juli 1738) war die Tochter des Neuenburgers Moritz Chambrier.
Chambrier studierte ab 1703 zunachst an der
Universitat Basel
und ab 1706 an der
Sorbonne
in
Paris
, wo er sich auch um 1709 niederließ. In der franzosischen Hauptstadt kummerte er sich vor allem um die Bank- und Handelsgeschafte seines Vaters. Bereits 1707 hatten sich die neuenburgischen Stande, nach dem Aussterben des bis dahin herrschenden Furstenhauses
Orleans-Longueville
, fur den Konig von Preußen als neuen Landesherren entschieden, der das Furstentum in
Personalunion
regierte. Als Neuenburger wurde Chambrier 1721 dem preußischen Konig
Friedrich Wilhelm I.
empfohlen, die Geschafte der vakanten preußischen Gesandtschaft in Paris zu ubernehmen. Er zogerte allerdings und außerte Bedenken, da er den Posten ohne Entschadigungen antreten sollte, nahm aber das Angebot wenig spater an. Zum Dank ernannte ihn der preußische Konig zum Neuenburger Staatsrat. Mit seinem
Beglaubigungsschreiben
war er offiziell als preußischer Vertreter in Paris
akkreditiert
, womit auch das Privileg
diplomatischen Immunitat
verbunden war.
Seine Berichte aus Frankreich wurden in
Berlin
wohlwollend aufgenommen. Bereits zwei Jahre spater wurde Chambrier zum preußischen Minister am franzosischen Hof ernannt und er erhielt ein regelmaßiges Gehalt. Bei einem Aufenthalt in Berlin im Herbst 1723 wurde er mit dem Orden
De la Generosite
ausgezeichnet. Am 31. August 1737 wurde er fur seine Verdienste in den preußischen
Freiherrenstand
erhoben. Mit der Amtsubernahme von
Friedrich II. von Preußen
1740 erhielt Chambrier am 16. April des Jahres ein neues Beglaubigungsschreiben mit der Rangerhohung zum
Ministre plenipotentiaire
. Seine Besoldung wurde auf 20.000
Franzosische Franc
im Jahr erhoht.
Im Fruhsommer 1751 wurde Chambrier in das niederrheinische Wesel beordert, wo er am 26. Juni 1751, im Alter von 65 Jahren, verstarb. Noch kurz vor seinem Tod hatte er eine Unterredung mit Friedrich II., der ihn personlich aufsuchte und mit dem er die Lage in Frankreich erorterte. Seine 1748 geschlossene Ehe mit Maria Anna Raworth blieb kinderlos.
- Eric-Andre Klauser:
Jean Chambrier.
In:
Historisches Lexikon der Schweiz
.
24. Mai 2005
, abgerufen am
22. Februar 2022
.
- Ernst Heinrich Kneschke
:
Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon
.
Band 2, Friedrich Voigt’s Buchhandlung, Leipzig 1860, Seite 253?254 (
Digitalisat.
)
- Nadir Weber:
Zwei preussische Diplomaten aus Neuchatel. Jean de Chambrier und Jean-Pierre de Chambrier d’Oleyres zwischen Furstendienst, Familieninteressen und Vaterlandsdiskursen.
In:
Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts.
Band 3, Schwabe Verlag, Basel 2012,
ISBN 978-3-7965-2875-0
, Seite 142?157 (
Digitalisat.
)
- Nadir Weber:
Lokale Interessen und große Strategie. Das Furstentum Neuchatel und die politischen Beziehungen der Konige von Preußen (1707?1806).
Bohlau, Koln 2015,
ISBN 978-3-412-22451-6
.