Jean-Honore Fragonard

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Selbstportrat um 1760?1770

Jean-Honore Fragonard [?a ono??e f?a?o?n??] (* 5. April 1732 in Grasse , Alpes-Maritimes ; † 22. August 1806 in Paris ) war ein franzosischer Maler , Zeichner und Radierer des Rokoko zur Zeit des Ancien Regime .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fragonard war ein Sohn eines Handschuhfabrikanten, der 1746 nach seinem finanziellen Ruin mit der Familie nach Paris ubersiedelte. Er hatte eine Anstellung bei einem Notar angenommen, die er im Alter von 18 Jahren verließ, um sich der Malerei zuzuwenden. Er wurde zunachst ein Schuler von Jean Simeon Chardin , wechselte jedoch schon nach einem halben Jahr zu Francois Boucher , dessen Malstil er sich aneignete und konzeptionell weiterentwickelte. Boucher ließ ihn bald Kopien seiner Bilder und Kartons fur die Gobelinmanufaktur herstellen. Am 26. August 1752 konnte Fragonard mit seinem Gemalde Jeiroboam sacrifiant aux Idoles den akademischen Rompreis der Pariser Ecole des Beaux-Arts gewinnen. Um sich auf sein Studium in Rom vorzubereiten, besuchte er vom 20. Mai 1753 bis 20. Oktober 1756 Kurse in der Ecole royale des eleves proteges, die von Charles Andre van Loo geleitet wurde. Am 24. Dezember 1756 kam er an die franzosische Akademie nach Rom. Hier kopierte er Bilder von Pietro da Cortona , was ihm eine Verlangerung seines Studienaufenthaltes eintrug.

Seine Freundschaft mit dem Ruinenmaler Hubert Robert und mit dem Abbe Jean-Claude Richard de Saint-Non hatte einen fruchtbaren Einfluss auf ihn. Saint-Non war Kunstliebhaber und nahm Fragonard 1760 mit zu sich nach Tivoli in die Villa d’Este und regte ihn zu Studien und der Anfertigung von Landschaftsbildern an. Mit seinem Gonner reiste er nach Venedig und im Jahr 1761 nach Neapel. Er erhielt von Saint-Non den Auftrag in Rom Kopien der Deckengemalde der beiden Kunstler Agostino und Annibale Carracci im Palazzo Farnese und Werke Pietro da Cortonas im Palazzo Barberini und der Villa Farnesina anzufertigen.

Nach seiner Ruckkehr nach Paris im September 1761 wurde er durch sein Bild Koresos und Kallirrhoe 1765 Mitglied ( franzosisch agree ) der Akademie. Dem herrschenden Geschmack entsprechend, verließ er das Fach der historischen Malerei ganz und wurde zu einem Maler der Erotik und des heiteren Lebensgenusses im Stil von Antoine Watteau . Neben Boucher und Watteau gehort er zu den drei Meistern des franzosischen Rokoko. Zuvor hatte er zumeist Bilder religiosen und klassischen Inhalts gemalt. Fur die Ausbildung seines Kolorits und seiner Kompositionsweise waren seine Studien und Kopien der Werke Rembrandts wichtig, von dem er sich bei seinen visionaren Lichtwirkungen beeinflussen ließ. Nach seiner Heirat entstanden eine Reihe von Schilderungen hauslicher und familiarer Szenen. 1773 reiste er erneut nach Italien bis Neapel und kehrte uber Venedig, Wien, Dresden, Leipzig, Frankfurt und Straßburg zuruck nach Paris. Auf der Reise fertigte er zahlreiche Kopien und Zeichnungen. Anschließend malte er unter anderem Bildnisse von Schauspielern und Schauspielerinnen, stellte Miniaturen, Radierungen und Zeichnungen her oder illustrierte Bucher, so beispielsweise den Rasenden Roland , Don Quichote oder die Veillees der Mme Felicite de Genlis . [1]

In der Franzosischen Revolution verlor er sein durch zahlreiche Staffelei- und Dekorationsmalereien erworbenes Vermogen und starb, da er sich der neuen klassizistischen Richtung nicht mit Erfolg anzuschließen vermochte, in Armut und Vergessenheit.

Seine Bilder wurden von den bekanntesten Kupferstechern seiner Zeit reproduziert; zudem schuf er selbst Kupferstiche nach eigenen Motiven und nach Giovanni Lanfranco , Sebastiano Ricci , Giovanni Battista Tiepolo und anderen.

Familie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 17. Juni 1769 heiratete Fragonard im Alter von 37 Jahren die junge Miniaturmalerin Marie-Anne (geborene Gerard; 1745?1823), [2] die seine Schulerin war. Ihre Schwester war die Malerin Marguerite Gerard .

  • eine Tochter, die fruh verstarb [3]
  • Alexandre-Evariste Fragonard (Oktober 1780?10. November 1850) wurde Bildhauer und Maler [4]
    • Etienne-Theophile-Evariste Fragonard (2. Februar. 1806?23. Juli 1876) wurde Formschneider, Lithograf, Maler und Zeichner und war ab 1847 als Blumen- und Figurenmaler in der Porzellanmanufaktur in Sevres tatig. [5]

Sein Schwager, der Kupferstecher Henri Gerard (aktiv von 1789 bis 1809), [6] lebte ab 1769 zunachst in seiner Familie und fertigte Kupferstiche seiner Werke an. Sein Cousin Honore Fragonard (1732?1799) war Anatom und Praparator .

Ehrungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Asteroid (8235) Fragonard ist seit 1999 nach ihm benannt.

Ausstellungen (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • 2. Februar bis 7. Mai 1988: Fragonard’s The Progress of Love im Metropolitan Museum of Art (The Frick Collection) [7]
  • 30. November 2013 bis 23. Februar 2014: Fragonard, Poesie & Leidenschaft in der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe Fragonard, Poesie & Leidenschaft . Deutscher Kunstverlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-422-07214-5 ( archive.org – Leseprobe).
  • 13. Dezember 2019 bis 13. April 2020: Goya, Fragonard, Tiepolo : die Freiheit der Malerei in der Hamburger Kunsthalle, Huybertus-Wald-Forum. [8] [9]

Werke (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Von Fragonards fruhen Studien sind einige in das Museum in Besancon gekommen. Andere erschienen von 1761 bis 1763 als Differentes vues dessinees d’apres nature dans les environs de Rome et de Naples par Robert et Frago . Sein Arbeitsstil zeichnet sich durch eine flockige und lockere Malweise aus (ahnlich Tiepolo). Dadurch wirken seine Figuren weniger porzellanhaft und lebendiger als die Bouchers. Teilweise erinnert seine grobe Pinselfuhrung an Werke von Frans Hals und ist wie bei diesem vorausweisend auf den Impressionismus . Einige seiner Radierungen, die Bacchanale erschienen 1763 und sein Hauptblatt L’armoire im Jahr 1778. Er signierte seine Bildnisse des Ofteren mit der Abkurzung Frago , jedoch zumeist ohne sie zu datieren. Einige seiner Zeichnungen erschienen in dem Buch Jean Honore Fragonard, ausgewahlte Handzeichnung . [10]

  • 1752: Jeroboam sacrifiant aux Idoles (Rompreis)
  • 1754: Psyche fait voir a ses soeurs les pesents de l’Amour
  • 1755: Le Sauveur lavant les pieds des Apotres (Kathedrale von Grasse)
  • 1770: Die junge Leserin ( National Gallery of Art , Washington)
  • Koresos und Kallirrhoe
  • Johannes der Taufer
  • Education de la vierge
  • Anbetung der Hirten (Museum Lille)
  • Heimsuchung
Die Badenden

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Jean-Honore Fragonard  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Richard Graul: Fragonard, Honore (Jean-Honore), Maler und Radierer . In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart . Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker . Band   12 : Fiori?Fyt . E. A. Seemann, Leipzig 1916, S.   275?277 ( Textarchiv ? Internet Archive ).
  2. Richard Graul: Fragonard, Mme Marie-Anne, geb. Gerard, Miniaturmalerin . In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart . Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker . Band   12 : Fiori?Fyt . E. A. Seemann, Leipzig 1916, S.   277 ( Textarchiv ? Internet Archive ).
  3. Felix Naquet: Fragonard (= Les artistes celebres. Band 29), Librairie de l’art, Paris 1890 (franzosisch, Textarchiv ? Internet Archive ).
  4. Hans Vollmer : Fragonard, Alexandre Evariste, Maler, Lithograph, Zeichner und Bildhauer . In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart . Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker . Band   12 : Fiori?Fyt . E. A. Seemann, Leipzig 1916, S.   275 ( Textarchiv ? Internet Archive ).
  5. Richard Graul: Fragonard, Theophi1e (Etienne-Theophile-Evariste), Maler, Zeichner, Lithograph und Formschneider . In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart . Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker . Band   12 : Fiori?Fyt . E. A. Seemann, Leipzig 1916, S.   277?278 ( Textarchiv ? Internet Archive ).
  6. Hans Vollmer: Gerard, Henri, reprod. Kupferstecher . In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart . Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker . Band   13 : Gaab?Gibus . E. A. Seemann, Leipzig 1920, S.   437 ( Textarchiv ? Internet Archive ).
  7. Fragonard's The Progress of Love frick.org (englisch).
  8. Goya, Fragonard, Tiepolo : die Freiheit der Malerei : [Ausstellung, Hamburger Kunsthalle, Huybertus-Wald-Forum, 13. Dezember 2019 bis 13. April 2020] Hirmer, Munchen 2019, ISBN 978-3-7774-3344-8 .
  9. Goya, Fragonard, Tiepolo ? Die Freiheit der Malerei hamburger-kunsthalle.de.
  10. Jean Honore Fragonard, ausgewahlte Handzeichnung mit einer Einleitung . Propylaen-Verlag, Berlin ( archive.org ).