Jaroslav Ha?ek

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Jaroslav Ha?ek

Jaroslav Ha?ek [ ?ha??k ] (* 30. April 1883 in Prag ; † 3. Januar 1923 in Lipnice nad Sazavou ) war ein tschechischer Schriftsteller , der vor allem durch seine literarische Figur des ? braven Soldaten Schwejk “ beruhmt wurde.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Jaroslav Ha?ek wurde als Sohn des Oberschulhilfslehrers Josef Ha?ek geboren. Er besuchte zunachst das Gymnasium, welches er jedoch nach dem fruhen Tod des Vaters 1896 verlassen musste. In der Prager Drogerie Koko?ka begann er eine Lehre. Als ihm sein Lehrherr ein knappes Jahr spater kundigte, trat er in die neu gegrundete Handelsakademie ein und absolvierte sie mit Erfolg. Mit 17 Jahren veroffentlichte Ha?ek seine ersten Gedichte und Reiseskizzen, die bis 1903 hauptsachlich in der Zeitung Narodni listy erschienen. 1902 trat er eine Stellung in der Prager Bank ?Slavia“ an, die er jedoch nach wiederholtem unentschuldigten Fernbleiben verlor. Von da ab widmete er sich nur noch der Schriftstellerei.

1904 schloss sich Ha?ek der tschechischen anarchistischen Bewegung an, deren Ziele nach heutigem Verstandnis eher als linksextrem einzustufen waren. [1] Zeitweise kam es bei diversen Protestaktionen zu Konflikten mit den Ordnungshutern. 1907 wurde er Redakteur der Zeitschrift Komuna . 1908 gab er die Verbindungen zu den Anarchisten wegen seiner geplanten Heirat mit Jarmila Mayerova auf.

In den Jahren 1908 bis 1911 schrieb er viele Humoresken fur verschiedene Zeitschriften, z. B. Kop?ivy (Brennnesseln) und Karikatury . Sein Schreibstil widersprach der damaligen Literaturkonvention, er verwendete die derbe und vulgare Volkssprache in einem fur die damalige Zeit unerhorten Maße. Deshalb wurde er auch von der damaligen Literaturszene ignoriert, die ihn in die Sparte ?Gossenliteratur“ einordnete. Ha?ek selbst brachte seinen Manuskripten ebenfalls wenig Achtung entgegen, meist verzichtete er darauf, sie nach Drucklegung uberhaupt zu lesen.

Denkmal fur Ha?ek in Prag

1910 wurde er Redakteur der Zeitschrift Sv?t zvi?at (Welt der Tiere), der er zu kurzer Beruhmtheit verhalf, indem er Artikel uber erfundene Tiere veroffentlichte. Die spektakulare Entdeckung eines Flohs aus der Urzeit beispielsweise sorgte fur großes Aufsehen in der Fachwelt ? Ha?ek korrespondierte mit Zoologen aus aller Welt. Er schreckte auch nicht vor der Schilderung von sich bis zur Bewusstlosigkeit betrinkenden Papageien zuruck und gab Tipps zur Zucht von Werwolfen . Nachdem er diese Stelle hatte aufgeben mussen, da das Ansehen der Zeitschrift nachhaltig geschadigt war, betrieb er einen Hundehandel, indem er gestohlene Hunde mit eigenhandig gefalschten Stammbaumen verkaufte.

Er war Mitbegrunder der Partei fur gemaßigten Fortschritt in den Schranken der Gesetze , die 1911 die Wahlmethoden und Phrasen der anderen Parteien satirisch kommentierte. In seinen Reden im Prager Lokal ?Kravin“ (Kuhstall) forderte er im Namen seiner Partei ?vernunftiger Staatsburger, die sich dessen bewusst sind, dass jeder Radikalismus schadet und dass gesunder Fortschritt nur langsam und allmahlich erreicht werden kann“, u. a. die Wiedereinfuhrung der Sklaverei, die Verstaatlichung der Hausmeister und versprach den Wahlern der Partei ein Taschenaquarium.

1912 gebar seine Frau Jarmila den gemeinsamen Sohn Richard Ha?ek. [2]

Ha?ek als osterreichischer Soldat 1915

Im Ersten Weltkrieg wurde Ha?ek zur k.u.k. Armee eingezogen und diente als Einjahrig-Freiwilliger im Bohmischen Infanterie-Regiment ?Freiherr von Czibulka“ Nr. 91 an der Ostfront . Er ließ sich schon im September 1915 ohne Gegenwehr von den Russen uberrennen, um in Gefangenschaft zu geraten. [3] In russischer Kriegsgefangenschaft schloss er sich den Tschechoslowakischen Legionen an. Er schrieb fur die Zeitschrift ?echoslovan Beitrage, zumeist Satiren, in denen er sich fur die Befreiung seiner Heimat einsetzt. Im Marz 1818 sagte er sich mit einem Schreiben an die Zweigstelle des Tschechoslowakischen Nationalrats von den Legionen los, deren politische Linie er missbilligte, und wechselte zur Roten Armee . Er trat der Kommunistischen Partei Russlands bei und wurde Organisationskommissar in der 5. Armee. Er schrieb in russischer, deutscher und ungarischer Sprache Beitrage fur Armeezeitschriften, hielt Vortrage und arbeitete als Redakteur mehrerer Zeitschriften. Die Leitung der Legion verurteilte ihn in Abwesenheit zum Tode. Am 19. Dezember 1920 kehrte Ha?ek mit einer russischen Frau nach Prag zuruck, ohne vorher von seiner ersten Frau Jarmila geschieden worden zu sein. Er nahm die Arbeit an seinem Hauptwerk Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk wahrend des Weltkriegs auf. Der Roman erschien zunachst in wochentlichen Lieferungen mit einer Titelillustration seines Freundes Josef Lada . Er sollte infolge des Ablebens Ha?eks unvollendet bleiben. Sein Autor litt an im Krieg zugezogener Tuberkulose und war zusatzlich geschwacht durch langjahrigen starken Alkoholkonsum. Bereits sein Vater war 1896 einer Alkoholvergiftung erlegen.

Jaroslav Ha?ek in seinen letzten Lebensjahren

Ha?eks Hauptwerk wurde Anfang der 1920er Jahre von seinem Freund Emil Artur Longen auf der Buhne uraufgefuhrt. 1927 schrieben die Autoren Max Brod und Hans Reimann eine Buhnenfassung des ?Schwejk“ (Buhnenbild: George Grosz ), die der Regisseur Erwin Piscator zur Urauffuhrung brachte und die bis heute (zum Beispiel mit Walter Plathe als Schwejk) gespielt wird. Bis zu seinem Tod konnte Ha?ek lediglich die ersten drei Teile des Romans vollenden, mitten im vierten Teil bricht er ab. Sein Freund Karel Van?k versuchte dann noch zwei weitere Bande, die jedoch nicht mehr die Qualitat der Vorlage erreichten. Spater fanden weitere Versuche statt, den Erfolg der Erstveroffentlichung in weiteren Werken fortzufuhren; Erfolge blieben jedoch aus. Der Schwejk-Stoff wurde zahlreiche Male erfolgreich verfilmt und fur die Buhne oder den Horfunk bearbeitet.

Eponyme [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Asteroid (2734) Ha?ek wurde 1985 nach ihm benannt. [4]

Werke (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Denkmal fur Ha?ek in Lipnice nad Sazavou nahe seinem Wohnhaus
  • Majove vyk?iky (1903). [Gedichtsammlung]
  • Trampoty pana Tenkrata (1912).
  • Dobry vojak ?vejk a jine podivne historky (1912).
  • Pr?vod?i cizinc?, (1913).
  • Osudy dobreho vojaka ?vejka za sv?tove valky ( Der brave Soldat Schwejk , 1921?23).
  • ?rty, povidky a humoresky (1955), Sammlung seiner Erzahlungen.
  • Die schonsten Geschichten . Berlin 2009, ISBN 978-3-351-03265-4 .
  • Die Ausrottung der Praktikanten der Speditionsfirma Kobkan . Stuttgart 2015, ISBN 978-3-15-011045-4 .

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Rudolf Toman: Vorwort zu Jaroslaw Ha?ek: Meine Beichte. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1965, S. 5?14
  • Gustav Janouch : Jaroslav Ha?ek. Der Vater des braven Soldaten Schwejk. Franke, Bern / Munchen 1966.
  • Cecil Parrott: The Bad Bohemian. The Life of Jaroslav Ha?ek Creator of the Good Soldier ?vejk. The Bodley Head, London / Sydney / Toronto 1978, ISBN 0-370-10344-0 .
  • Radko Pytlik (Hrsg.): Jaroslav Ha?ek in Briefen, Bildern und Erinnerungen. (Originaltitel: Lidsky profil Jaroslava Ha?ka , ubersetzt von Gustav Just , Nachdichtungen von Martin Remane). Aufbau, Berlin / Weimar 1983.
  • Jan Berwid-Buquoy: Jaroslav Ha?ek und sein ?braver Soldat Schwejk“ ? Tschechische Burger, osterreichische Soldaten oder russische Bolschewiken? ReDi, Roma / Remscheid 2011, ISBN 978-3-86870-250-7 .
  • Rolf Cantzen/Bodo Dringenberg: Biere, Tiere, Anarchie. Jaroslav Ha?ek ? mehr als Schwejk . Launenweber, Koln 2018, ISBN 978-3-9817920-9-6 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wikisource: Jaroslav Ha?ek  ? Quellen und Volltexte (tschechisch)
Commons : Jaroslav Ha?ek  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Antonin Brousek : Nachwort . In: Jaroslav Ha?ek: Die Abenteuer des guten Soldaten ?vejk im Weltkrieg . Reclam, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-15-960444-2 , S.   963   f .
  2. Cecil Parrott: Jaroslav Ha?ek. A study of ?vejk and the short stories. Cambridge University Press, 1982, S. 11.
  3. Antonin Brousek: Nachwort . In: Jaroslav Ha?ek: Die Abenteuer des guten Soldaten ?vejk im Weltkrieg . 4. Auflage. Reclam, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-15-960444-2 , S.   965 .
  4. Minor Planet Circ. 9768 (PDF; 194 kB)