Jan Olszewski

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Jan Olszewski (2008)

Jan Ferdynand Olszewski (* 20. August 1930 in Warschau ; † 7. Februar 2019 in Warschau) [1] [2] war ein polnischer Politiker , Rechtsanwalt und Publizist. Er war 1991?92 fur sechs Monate Ministerprasident von Polen und von 1995 bis 2011 Parteivorsitzender der katholisch-nationalistischen Ruch Odbudowy Polski .

Jan Olszewskis Mutter war eine Cousine des 1905 von Russen hingerichteten Freiheitskampfers Stefan Okrzeja . Wahrend des Warschauer Aufstandes war Olszewski Mitglied der militanten Pfadfindereinheit ? Szare Szeregi “ und trug den Kampfnamen ?Orlik“ (Adlersjunge). Nach dem Krieg betatigte er sich politisch zunachst in der Jugendorganisation der Polnischen Volkspartei . [3] Ab 1949 studierte er an der Universitat Warschau Jura und legte das Staatsexamen 1953 ab. [4] Ab 1962 war er als Rechtsanwalt zugelassen. [3]

Olszewski publizierte 1955?1957 in der Wochenzeitschrift der intellektuellen Jugend ? Po prostu “ (?Einfach“, ?Auf einfache Art“), die eine bedeutende Rolle in der polnischen Tauwetterperiode spielte. Er veroffentlichte dort einen Aufruf zur Rehabilitierung der von Stalinisten verurteilten Soldaten der Heimatarmee . Nach dem Verbot der Zeitschrift durch die Machthaber gehorte er bis 1962 neben u. a. Jan Jozef Lipski , Aleksander Małachowski oder seinem Kollegen aus der ?Po prostu“-Redaktion Jerzy Urban dem Klub des Krummen Rades an, einem literarischen Diskussionskreis, dessen Teilnehmer die Politik Polens noch bis in die ersten Jahre des 21. Jahrhunderts mitbestimmen sollten. [3]

In der Volksrepublik Polen vor 1990 war Jan Olszewski als Rechtsanwalt fur verschiedene oppositionelle Gruppen, u. a. fur das Komitet Obrony Robotnikow (KOR, deutsch: ?Komitee zur Verteidigung der Arbeiter“) und ab 1980 auch fur die Gewerkschaft Solidarno?? , tatig. In politischen Prozessen verteidigte er u. a. Karol Modzelewski , Jacek Kuro? , Melchior Wa?kowicz und Adam Michnik , weswegen gegen ihn zeitweise (1968?1970) ein Berufsverbot verhangt wurde. [4] Er war daruber hinaus 1984?1985 Nebenklager im Gerichtsverfahren um die Totung Jerzy Popiełuszkos . [2]

1989 war Olszewski Teilnehmer der Runde-Tisch-Gesprache . Von 1990 bis 1992 war er stellvertretender Vorsitzender der Solidarno??. 1991 wurde er als Kandidat der von Jarosław Kaczy?ski gefuhrten Partei ? Porozumienie Centrum “ zum Sejm gewahlt und war von Dezember 1991 bis Juni 1992 als Chef einer Funfparteienkoalition Ministerprasident Polens . In der Nacht vom 4. auf den 5. Juni 1992 schied er durch ein Misstrauensvotum aus, nachdem er sich trotz der offenbar nicht mehr vorhandenen Parlamentsmehrheit geweigert hatte, zuruckzutreten. Die Abstimmung wurde vorgezogen, nachdem Olszewskis Innenminister Antoni Macierewicz eine Aufstellung von angeblichen Konfidenten (V-Mannern) des ehemaligen Innensicherheitsdienstes SB veroffentlicht hatte, die u. a. den Namen des christnationalen Sejmmarschalls Wiesław Chrzanowski enthielt. [2]

Nach anderen erfolglosen Versuchen grundete er 1995 eine eigene, katholisch - nationalistische [5] Partei , die Ruch Odbudowy Polski (ROP, deutsch: ?Bewegung fur den Wiederaufbau Polens“), deren Vorsitzender er wurde. Im selben Jahr kandidierte er fur das Amt des Staatsprasidenten , scheiterte jedoch mit 6,9 % der Stimmen bereits im ersten Wahlgang.

1997 bis 2001 war Olszewski fur die ROP Abgeordneter im Sejm . Zur Prasidentschaftswahl 2000 erklarte er erneut seine Kandidatur, zog diese aber noch vor dem Wahltermin zuruck, um Marian Krzaklewski von der Wahlaktion Solidarno?? zu unterstutzen, der jedoch ebenfalls nicht erfolgreich war. Am 17. August 2000 wurde er bei einem Verkehrsunfall verwundet, bei dem sein hinter dem Lenkrad sitzender ROP-Parteikollege Waldemar Grudzi?ski umkam. [6] Bei der Parlamentswahl 2001 kandidierte er fur die Liga Polskich Rodzin (LPR, deutsch: ?Liga der Polnischen Familien“), wurde erneut in den Sejm gewahlt, trat aber 2002 wieder aus der LPR aus. Er gehorte dem Sejm noch bis zum Ende der Legislaturperiode (2005) an. 2005 kandidierte er aus dem Wahlkreis Warschau zum Senat , erhielt jedoch nur das sechstbeste Ergebnis bei vier zu vergebenden Sitzen. [7] Ab 2006 war er Berater des am 10. April 2010 verstorbenen Staatsprasidenten Lech Kaczy?ski . Vor den Parlamentswahlen in 2007 bewarb er sich erfolglos um ein Wahllistenplatz der PiS . [2]

Olszewskis Neffe und Patenkind ist der Warschauer Weihbischof Michał Janocha . [8]

2011 erlitt Olszewski einen Schlaganfall , im November 2018 wurde er nach einem plotzlichen Bewusstseinsverlust behandelt. Im Februar 2019 fiel er in ein Koma [9] und starb kurz darauf im Alter von 88 Jahren.

Commons : Jan Olszewski  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Premier Jan Olszewski nie ?yje. In: tysol.pl , 8. Februar 2019
  2. a b c d kn: Jan Olszewski nie ?yje. Były premier miał 88 lat. In: gazeta.pl , 8. Februar 2019
  3. a b c Justyna Bła?ejowska: Jan Olszewski (1930?2019) . In: Internetprasenz des Instytut Pami?ci Narodowej , abgerufen am 10. Februar 2019.
  4. a b Nie ?yje Jan Olszewski. Były premier i opozycjonista. In: polityka.pl , 8. Februar 2019.
  5. Martin Krzywdzinski: Arbeits- und Sozialpolitik in Polen. Interessenvermittlung und politischer Tausch in einem umkampften Politikfeld. VS Verlag, Wiesbaden 2008, S. 127?128.
  6. Jan Olszewski ranny w wypadku samochodowym . In: money.pl, 17. August 2010
  7. Staatliche Wahlkommission: Wahlen 2005 . Abgerufen am 8. Februar 2019.
  8. Robert Mazurek: Ko?cioł ? dom otwarty i twierdza warowna ( Memento des Originals vom 18. Mai 2020 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.rp.pl . In: Rzeczpospolita: Plus Minus , 22. Mai 2015 (polnisch).
  9. LG: Jan Olszewski jest w szpitalu, nieprzytomny. ?ona: modl? si?, by prze?ył . In: gazeta.pl , 8. Februar 2019.