Jakob Ackeret

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Jakob Ackeret (1955)
Juli 1967: Jakob Ackeret bei seiner Abschiedsvorlesung ≪Der Weg zum Uberschall-Verkehrsflugzeug≫ im Scherrer-Horsaal (ETA F 5) der ETH Zurich
Jakob Ackeret stellt in einer Vorlesung das Triebwerk des Boeing SST vor (Zurich, Juli 1967)

Jakob Ackeret (* 17. Marz 1898 in Zurich ; † 27. Marz 1981 in Kusnacht ) war ein Schweizer Aerodynamiker .

Jakob Ackeret wurde 1898 in Zurich als Sohn eines Schlossermeisters geboren. Nach Ablegen der Maturitatsprufung 1916, immatrikulierte er sich im Oktober des gleichen Jahres an der ETH Zurich im Fach Maschinenbau. Nach dem Diplom im Marz 1920 trat er am 1. Oktober 1920 eine Stelle als Assistent fur kalorische Maschinen bei Aurel Stodola an. Im Herbst 1921 ging Ackeret zu Ludwig Prandtl nach Gottingen. Der ursprunglich auf ein Jahr geplante Studienaufenthalt dauerte bis 1927. In Gottingen arbeitete er vor allem auf dem Gebiet der Flugzeugaerodynamik, sein besonderes Interesse galt den Problemen des Hochgeschwindigkeitsfluges. In den Jahren 1925?1926 leitete er den Ausbau des neu gegrundeten Kaiser-Wilhelm-Instituts fur Stromungsforschung . Ackeret kehrte 1927 in die Schweiz zuruck und trat die Stelle eines Chefhydraulikers bei der Escher Wyss AG in Zurich an. Im Jahr 1928 habilitierte er sich mit der Schrift Uber Luft-Krafte bei sehr grossen Geschwindigkeiten insbesondere bei ebenen Stromungen und wurde zum Privatdozenten an der ETH Zurich berufen. In seiner Habilitationsschrift schlagt er den Begriff der Mach-Zahl vor. 1931 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt und schliesslich 1934 zum ordentlichen Professor und Leiter des Instituts fur Aerodynamik an der ETH Zurich, eine Position, die er bis zu seiner Emeritierung 1967 innehatte.

Wissenschaftliche Leistungen

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Jakob Ackerets Hauptarbeitsgebiet war die Stromungslehre . Von ihm stammen wichtige theoretische Grundlagen, deren Anwendungen im Maschinenbau und Flugwesen er forderte. Sein Interesse galt auch anderen Problemen wie der Kavitation in Wasserturbinen [1] , dem Winddruck auf Gebaude [2] [3] sowie der Beluftung von Tunneln.

Die von ihm eingefuhrten aerodynamischen Untersuchungsmethoden sind ein wichtiges Mittel bei der Verbesserung von Dampf- und Gasturbinen . Sie wurden auch bei der Untersuchung des Einsturzes der Tacoma-Brucke (1940) verwendet. [4]

Zu seinen wichtigsten Arbeiten gehoren die Forschungen zum Uberschallflug . Bereits in seiner Gottinger Zeit, 1925, wandte er die, heute nach ihm benannte, linearisierte Theorie auf Uberschallstromungen an Profilen mit scharfer Vorder- und Hinterkante an. [5] In seinem Beitrag zum Handbuch der Physik [6] werden erstmals Uberschallstromungen behandelt.

Ackeret entwickelte einen Verstellpropeller fur Schiffe, [7] dessen Weiterentwicklung [8] spater auch in Flugzeugen wie den Schweizer Kampfflugzeugen C-36 und Morane D-3802/03 eingesetzt wurde.

Zusammen mit Curt Keller von der Forschungsabteilung von Escher Wyss entwickelte er eine geschlossene aerodynamische Dampfturbine, die sogenannte AK-Anlage. [9]

Unter der Leitung von Ackeret wurden am Institut fur Aerodynamik ein Unterschall- und ein Uberschall- Windkanal errichtet. [10] [11] Die am Windkanal durchgefuhrten Untersuchungen sind von großem Interesse fur das Schweizer Militar und die Flugzeugindustrie. Der Uberschall-Windkanal wurde 1935 in Italien nachgebaut. [12]

Gedenktafel fur Jakob Ackeret und andere Wissenschaftler am DLR-Eingang, Gottingen, Bunsenstraße 10

Die Schweizerische Vereinigung fur Flugwissenschaften verleiht seit 2006 den Jakob Ackeret Preis.

Handschriften und Autographen der ETH-Bibliothek

  • Festschrift Jakob Ackeret. Zum 60. Geburtstag am 17. Marz 1958. Zeitschrift fur Angewandte Mathematik und Physik (ZAMP). Vol. IXb, No. 5?6, S. 9?25, Basel 1958, ISSN   0044-2275
  • Georges Bridel: Jakob Ackeret. In: Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik Vol. 67, Verein fur wirtschaftshistorische Studien, Meilen 1998, S. 73?92.
  • Fritz Dubs: Nekrolog Jakob Ackeret. In: Schweizer Ingenieur und Architekt. 30?31, 1981, S. 679?680
  • Thomas Fuchs: Ackeret, Jakob. In: Historisches Lexikon der Schweiz .
  • N. Rott: Jakob Ackeret and the history of the Mach number. In: Annual Review of Fluid Mechanics Vol. 17, 1985, S. 1?9.
  • Fritz Schultz-Grunow: J. Ackeret: Personliche Erinnerungen. In: Schweizer Ingenieur und Architekt. Band 21, 1983, S. 587?594
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Einzelnachweise

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  1. Jakob Ackeret: Uber Hohlraumbildung (Kavitation) in Wasserturbinen. In: Escher-Wyss Mitteilungen. Band 1, 1928, S. 40?45
  2. Jakob Ackeret: Winddruck-Untersuchungen an einem Gasbehalter-Modell. In: Escher-Wyss Mitteilungen. Band 7, 1934, S. 124?129
  3. Jakob Ackeret: Der Winddruck auf Schornsteine mit Kreisquerschnitt. In: Schweizer Bauzeitung. Band 108, 1936, S. 25
  4. Jakob Ackeret, F. Stussi: Zum Einsturz der Tacoma-Hangebrucke. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 117, 1941, S. 137?140
  5. Jakob Ackeret: Luftkrafte auf Flugel, die mit grosserer als Schallgeschwindigkeit bewegt werden In: Zeitschrift fur Flugtechnik. Vol. 16, 1925, S. 72?74
  6. Jakob Ackeret: Gasdynamik. In: Handbuch der Physik. , Bd. VII, Kap. 5, S. 289?342, Springer Verlag, Berlin 1927
  7. Jakob Ackeret: Verstellpropeller fur Schiffe. In: Escher-Wyss Mitteilungen. Band 8, 1935, S. 63?67
  8. Der schweizerische Flugzeug-Verstellpropeller. In: Neue Zurcher Zeitung. Beilage Technik, 5. November 1941
  9. Jakob Ackeret, Curt Keller: Aerodynamische Warmekraftmaschine mit geschlossenem Kreislauf. In: Zeitschrift der Vereinigung deutscher Ingenieure. Band 85, 1941, S. 491?500
  10. Jakob Ackeret: Bericht uber die Tatigkeit und Entwicklung des Instituts fur Aerodynamik E.T.H., im Jahre 1934. (Online) ( Memento vom 11. Juni 2007 im Internet Archive ) (pdf, 1 MB)
  11. Jakob Ackeret: Bericht uber die Tatigkeit und Entwicklung des Instituts fur Aerodynamik E.T.H., im Jahre 1935.
  12. Jakob Ackeret: Gallerie aerodinamiche per alte velocita . Relazione presentata al V Convegno Volta su le alte velocita in aviazione, Roma 1935, In: L'Aerotecnica. Band 16, 1936, S. 885?925