Iwan Wladimirowitsch Tjulenew
(
russisch
Иван Владимирович Тюленев
, wiss.
Transliteration
Ivan Vladimirovi? Tjulenev
; * 16.
jul.
/
28. Januar
1892
greg.
in Schatroschany in der heutigen
Oblast Uljanowsk
; †
15. August
1978
in
Moskau
) war ein
sowjetischer
Armeegeneral
und erster Kommandeur der
Sudfront
im
Deutsch-Sowjetischen Krieg
.
Er besuchte ab 1903 eine landliche Grundschule, arbeitete spater in einer bauerlichen Wirtschaft und als Arbeiter in einer Sirup-Fabrik. Er war Lehrling bei einem Schmied und dann wieder Hilfsarbeiter in einer Ziegelei. Im Oktober 1913 trat er in das 5. Dragoner-Regiment der zaristischen Armee ein, welche der 5. Kavalleriedivision im Militarbezirk
Kasan
unterstellt war. Am Beginn des
Ersten Weltkrieges
nahm er mit seinem Regiment an den Kampfen bei
Sandomierz
und in
Galizien
teil. Im Jahr 1915 kampfte er in den
Karpaten
, machte den
Großen Ruckzug
uber den
Bug
nach
Brest Litowsk
mit und stand 1916 an der
Duna
und vor
Riga
. Fur seine Tapferkeit wurde ihm das
St.-Georgs-Kreuz
4. Klasse verliehen. Nach der
Februarrevolution
wurde er im April 1917 Mitglied des
Soldatenrats
und als
Delegierter
der 5. Kavallerie-Division nach
Petersburg
geschickt, um als
Deputierter
am Sowjet-Kongress teilzunehmen. Im
Russischen Burgerkrieg
kampfte er im Herbst 1918 bei der
Roten Armee
zunachst im Osten in der Nahe von
Samara
und Kasan. Im November 1918 wurde er fur vier Monate nach
Moskau
geschickt, um an der
Generalstabsakademie
der Roten Armee Fuhrungskurse zu absolvieren. Im August 1919 diente er als
Generalstabsoffizier
im Reiterkorps des Generals
Budjonny
, ab November 1919 fungierte er als Operationschef der
1. Rote Reiterarmee
. Im Marz 1920 ubernahm er die Fuhrung der 2. Brigade der 4. Kavallerie-Division, welche in der Don-Region und im
Nordkaukasus
operierte. Im Jahr 1920 nahm er am
Sowjetisch-Polnischen Krieg
teil und kampfte zuletzt in Nord
Taurien
und auf der
Krim
. Im Marz 1921 war er an der Unterdruckung des
Kronstadter Aufstands
beteiligt und danach als Kommandeur des 137. Schutzen-Regiments nach
Minsk
kommandiert. Seit Mai 1921 fungierte er als Chef des Stabes der sibirischen 15. Kavallerie-Division, im August ubernahm er die Fuhrung der 1. Brigade dieser Abteilung, mit welcher er an der Unterdruckung des Aufstandes in der Provinz
Tambow
beteiligt war. Im Juni 1924 wurde er als Kommandeur der 14. Kavallerie-Division nach
Maikop
geschickt und im November 1925 wurde er zum Inspekteur der Kavallerie des Militarbezirks Nordkaukasus ernannt. 1929 verbesserte er seine militarische Befahigung durch den Besuch weiterer Kurse. Im Anschluss folgte ein intensives Studium an der parteipolitischen Fuhrerschule in Moskau, nach welchem ihm im November 1930 die Position des militarischen Kommissars der 1. Separate Kavallerie-Brigade ubertragen wurde.
Im Februar 1938 ubernahm er dann das Kommando im Transkaukasischen Militarbezirk. Zu Beginn des
Zweiten Weltkrieges
ubernahm er das Kommando uber die 12. Armee, mit der er Mitte September 1939 unter Oberbefehl von General
Timoschenko
in der westlichen
Ukraine
einruckte. Im August 1940 wurde er Kommandeur des Militarbezirk Moskau, im Juni 1940 erhielt er den Rang des
Armeegenerals
. Als 1941 der deutsche
Uberfall auf die Sowjetunion
erfolgte, war Tjulenew Kommandeur des
Moskauer Militarbezirks
. Am 25. Juni ubernahm er in
Winniza
das Kommando uber die aus der
9. Selbstandigen Armee
entstandene
Sudfront
. Von Ende Juli bis Anfang August 1941 zogen sich seine Truppen uber den Fluss
Dnjestr
an den
Dnepr
zuruck. Im September 1941 wurde er bei den Kampfen in der Region
Dnepropetrowsk
schwer verletzt und musste ins Zentrale Militarkrankenhaus nach Moskau ausgeflogen werden. Im Oktober 1941 wurde er als Vertreter des Staatlichen Verteidigungskomitees in den Militarbezirk Ural geschickt, um die Aufstellung von 20 neuen Schutzendivisionen zu organisieren. Im Januar 1942 wurde dort unter seinem Kommando die 28. Armee aufgestellt. Im Februar diente er kurz als stellvertretender Kommandeur der Sudwestfront und im Mai 1942 erhielt er das Kommando uber den Militarbezirk Transkaukasus, dessen Bezirksleitung zunachst in
Tbilissi
stationiert war. Nach der deutschen Sommeroffensive befehligte er von August 1942 bis Kriegsende die
Transkaukasusfront
. In kurzester Zeit organisierte er zwischen
Tuapse
und
Naltschik
sowie bei
Mosdok
und am
Terek
die Verteidigung. Er ließ 70.000 Geschutzstellungen in den Auslaufern des Kaukasus bauen, weiterhin uber 660 Kilometer Panzergraben ausheben und errichtete an den wichtigsten Positionen mehr als 300 Panzersperren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kommandierte er die Truppen des Militarbezirks
Charkow
, im Jahr 1947 wurde er zum Generalinspekteur der Kavallerie ernannt. Ab Juni 1948 besetzte er verschiedene Positionen im Kommando der Landstreitkrafte und im Mai 1958 fungierte er als Berater der Inspektorengruppe des Ministeriums fur Verteidigung. Am 21. Februar 1978 wurde ihm im Zusammenhang mit dem 60. Jahrestag der Roten Armee, nachtraglich fur seine Leistungen im Zweiten Weltkrieg der Titel
Held der Sowjetunion
verliehen. Er verstarb im August 1978 und wurde auf dem
Nowodewitschi-Friedhof
begraben.
Tjulenew verfasste mehrere Bucher uber seine Erlebnisse, u. a.:
- Sowjetische Kavallerie kampft fur das Vaterland
, 1957.
- Durch drei Kriege. Erinnerungen.
Moskau, 1960.
- Helden der Schlacht um den Kaukasus
Zchinwali
, 1975.