Isambard Kingdom Brunel
(*
9. April
1806
in
Portsmouth
; †
15. September
1859
in
London
) war ein britischer
Ingenieur
und ein technischer Pionier des Zeitalters der
Industriellen Revolution
. Er wurde mit dem Bau der
Great Western Railway
(GWR) und einer Reihe bekannter
Dampfschiffe
und Brucken bekannt.
[3]
Im Jahr 2002 wurde Brunel in einer offentlichen Umfrage der BBC zur Ermittlung der
100 großten Briten
auf den zweiten Platz gewahlt.
Brunel wurde als Sohn von Sir
Marc Isambard Brunel
und Sophia Kingdom Brunel in der Britain Street in Portsmouths Stadtteil Portsea geboren. Sein Vater stammte aus
Frankreich
und war dort ein
royalistischer
Marineoffizier gewesen. Er floh vor der
Franzosischen Revolution
erst in die
USA
und 1799 nach
Großbritannien
, wo er in den
Portsmouth Block Mills
arbeitete. Auch Brunel selbst verbrachte einige Jahre in Frankreich. Die ganze Familie zog 1808 wegen der Arbeit des Vaters nach London. Brunel hatte zwei Schwestern, Sophia und Emma, und hatte eine frohliche Jugend, obwohl die Familie zeitweise Geldschwierigkeiten hatte.
[4]
Brunels Vater unterrichtete ihn schon ab vier Jahren im Zeichnen. Mit acht Jahren hatte er die
Euklidische Geometrie
gelernt und sprach
Franzosisch
fließend. Sein Interesse an Bauwerken nahm zu und er konnte bereits Fehler in den Strukturen und Entwurfen entdecken und korrigieren. Er wurde dann in ein Internat zu Dr. Morrell in
Hove
geschickt. Sein Vater wollte ihm von Anfang an eine hochklassige Bildung zukommen lassen, wie er selbst sie in Frankreich genossen hatte. Im Alter von 14 Jahren ging Brunel an das College von Caen in der
Normandie
und schließlich ans
Lycee Henri IV
in
Paris
, das fur seine Mathematiklehrer beruhmt war. Als Brunel 15 Jahre alt war, wurde sein Vater wegen Schulden in Hohe von 5.000 Pfund fur drei Monate inhaftiert. Nachdem Brunel die Schulzeit am
Henri-Quatre
abgeschlossen hatte, wollte sein Vater ihn zur angesehenen
Ecole polytechnique
(Technische Hochschule) senden, was ihm als Brite jedoch nicht gestattet wurde. Deshalb ließ sich Brunel beim beruhmten Uhrmacher
Abraham Louis Breguet
in Paris ausbilden, der den jungen Brunel sehr lobte. 1822 kehrte Brunel nach vier Jahren wieder nach Großbritannien zuruck.
[5]
Bereits im Alter von 20 Jahren ernannte ihn sein Vater zum leitenden Ingenieur beim Bau des Londoner
Themsetunnels
, da zwei der wichtigsten Ingenieure bei einem Unfall im Tunnel ums Leben gekommen waren. Der Tunnel war eines der großten Projekte seines Vaters.
[6]
Der Tunnel war der erste im
Schildvortrieb
gebaute
Tunnel
und der erste große Tunnel uberhaupt unter einem Fluss. Die Rohre von der einen Seite zur anderen zu treiben, dauerte annahernd zwei Jahrzehnte (1825?1843). In dieser Zeit gab es zwei schwere Zwischenfalle, bei denen Wasser in den Tunnel eindrang und der junge Brunel beinahe ums Leben kam; insgesamt kamen im Verlauf des Projektes sechs Arbeiter ums Leben. Sechs Monate lang erholte Isambard Brunel sich in
Clifton
bei
Bristol
von diesem Ungluck, litt aber bis an sein Lebensende an den davongetragenen Schaden. Die Arbeit am Tunnel wurde zunachst eingestellt, da sich keine Investoren mehr fanden, wurde jedoch sieben Jahre spater, 1843, fertiggestellt. Der Tunnel war der erste, der jemals unter einem schiffbaren Fluss hindurchfuhrte;
[7]
ursprunglich fur Fußganger vorgesehen, dient der Tunnel heute der
London Overground
.
[8]
Zu dieser Zeit fing Brunel auch an, ein Tagebuch zu fuhren, das von seiner Energie und Begeisterung zeugt.
1831 wurde er Chefingenieur der
Bristol
-Docks und entwarf und baute in der Folge die
Dockanlagen
in
Plymouth
,
Cardiff
,
Brentford
und
Milford Haven
.
[9]
Schon 1833 wechselte er zum
Eisenbahnbau
fur die
Great-Western-Eisenbahngesellschaft
, wo er anstelle der
Normalspurweite
eine 2140-mm-
Breitspur
einfuhrte. In den Jahren nach Brunel wurden die Strecken trotz der Vorteile seiner Konzeption auf Normalspur umgespurt. Neben mehr als 1500 km unter seiner Regie gebauten
Eisenbahnstrecken
im Westen, den
Midlands
,
Sudwales
und
Irland
wurde er vor allem fur die Kunstbauten seiner Strecken geruhmt: Mit ihren zahlreichen
Viadukten
,
Bahnhofen
und
Untertunnelungen
galten sie als eines der Wunder des
viktorianischen England
. Er baute auch die Bahnhofe
Temple Meads
in Bristol und
Paddington
in London.
Brunel nutzte eine
Britschka
als mobiles Buro zur Uberwachung des Baus der Great Western Railway, wobei er ein Zeichenbrett, Streckenplane, sein Werkzeug sowie 50 seiner liebsten Zigarren und ein Klappbett mitnahm. Er war auch bekannt dafur, dass er taglich bis zu 40
Zigarren
rauchte und mit 4 Stunden Schlaf auskam.
[10]
Noch vor Eroffnung der Great-Western-
Eisenbahn
nutzte Brunel sein Renommee, um die Anteilseigner der
Bahngesellschaft
zu uberzeugen, die
Great Western
zu bauen, zu dieser Zeit das bei weitem großte Dampfschiff der Welt.
[11]
Die
Jungfernfahrt
fand 1837 statt. 1843 folgte die
Great Britain
, der erste
propellergetriebene
Transatlantikdampfer
, dessen
Rumpf
zudem nicht mehr aus
Holz
, sondern aus
Eisen
bestand. Weitere besondere Merkmale des Schiffes, das heute im von Brunel eigens dafur entworfenen
Trockendock
in Bristol liegt, sind ein Doppelboden und wasserdichte
Schotten
.
Aufbauend auf diesen beiden Erfolgen wandte sich Brunel 1852 mit der
Great Eastern
seinem dritten Schiff zu,
[12]
das mit 18.916
Bruttoregistertonnen
ein Gigant der Meere war ? ein Rekord, den erst die
Celtic
im Jahr 1901 einstellen konnte. Schon wahrend des Baus gerieten die Kosten außer Kontrolle, und es gab eine Reihe technischer Probleme. Auch die Große wurde zu einem Problem, mit etwa 4.000 Passagierplatzen war es fur die damalige Zeit bei weitem zu groß dimensioniert. So wurde es bald als
Kabelleger
uber den Atlantik eingesetzt.
Brunel war auch am Bau einiger großer Brucken beteiligt, darunter der
Royal Albert Bridge
in Saltash (
Cornwall
) und der
Clifton Suspension Bridge
in der Nahe von
Bristol
, die allerdings erst funf Jahre nach seinem Tod fertiggestellt wurde.
Kurz vor der
Jungfernfahrt
seines großten Schiffes
Great Eastern
erlitt er einen
Schlaganfall
, von dem er sich nicht mehr erholte. Zehn Tage spater starb er im Alter von nur 53 Jahren und wurde ? wie sein Vater ? auf dem
Kensal Green Cemetery
in
London
begraben.
Viele seiner Originalnotizen und -zeichnungen sind heute Teil der
Brunel Collection
der
University of Bristol
.
[13]
Ihm zu Ehren tragen einige Institutionen seinen Namen. So ist die
Brunel University
in Uxbridge (Stadtteil in Greater London) nach ihm benannt und seit 1985 wird der
Brunel Award
von einer internationalen Jury aus Designern und
Architekten
fur Eisenbahndesign vergeben (Bauten und
Fahrzeuge
). Nach ihm wurde auch die
Brunel GmbH
benannt, ein Dienstleistungsunternehmen im Ingenieurbereich, dessen 1995 gegrundete deutsche Zentrale sich in
Bremen
befindet. In
Swindon
, das der
Great Western Railway
seine Bedeutung verdankt, ist ein großes
Einkaufszentrum
im Stadtkern, das
Brunel Center
, nach Brunel benannt.
In Swindon steht eine Brunel-Statue, ebenso wie im Londoner
Bahnhof Paddington
. Zwei weitere Statuen sind dem Foto Brunels mit der Ankerkette nachempfunden und auf dem Gelande der nach Brunel benannten Universitat in Uxbridge sowie unweit des Bahnhofs
Temple Meads
in
Bristol
zu sehen, vor dem Hauptsitz der Anwaltskanzlei
Osborne Clarke
, deren Mandant Brunel war. Im Bahnhof wird seit 2006 eine dreidimensionale Wandcollage aus Aluminiumplatten ausgestellt, die Grafiken auf der Grundlage von Brunels Skizzenbuchern zeigen.
[14]
Brunel ist bis heute Gegenstand der popularen Kultur. Als die
BBC
2002 danach fragte, wer die
100 großten Briten
seien, wahlten ihn die Umfrageteilnehmer hinter
Winston Churchill
auf den zweiten Platz.
[15]
Jeremy Clarkson
veroffentlichte in diesem Rahmen vor der Abstimmung einen Dokumentarfilm zu Brunel. Im historischen Roman
Rausch
von
John Griesemer
spielt Brunel eine nicht unwesentliche Rolle,
[16]
und bei den
Olympischen Spielen in London 2012
verkorperte
Kenneth Branagh
Brunel bei der Eroffnungsfeier.
[17]
Bis heute halt sich die Legende, Brunel habe den
Box Tunnel
auf der
Great Western Main Line
so konstruiert, dass die Sonne immer an Brunels Geburtstag durch den ganzen Tunnel scheine.
[18]
Am 23. Marz 2018 wurde am Hafen von Bristol das
Being Brunel Museum
eroffnet, zu dem das restaurierte Schiff
SS Great Britain
gehort.
[19]
- Isambard Brunel:
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(Digitalisat)
.
- Alfred Pugsley
(Hrsg.):
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- Miron Mislin
:
Zum 200. Geburtstag Isambard Kingdom Brunels.
In:
Stahlbau
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Bd. 75, 2006, Nr. 12, S. 1021?1024,
doi
:
10.1002/stab.200690171
.
- Eugene Byrne:
Brunel
(=
Pocket Giants.
Ohne Bandangabe). The History Press, Stroud 2014,
ISBN 978-0-7524-9766-2
.
- ↑
Zu dem Foto Andy Grundberg:
The Machine and the Garden. Photography, Technology, and the End of Innocent Space.
In: ders.:
Crisis of the Real. Writings on Photography, 1974?1989.
Aperture, New York 1990, S. 50?65, hier S. 51: ?the famous Robert Howlett portrait of Isambard Kingdom Brunel, who is shown standing with obvious pride and self-satisfaction … [the picture shows] the creation of a new Eden, one in which the ideal of the garden is supplanted by the ideal of the machine“.
- ↑
John Cooper:
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. National Portrait Gallery Publications, London 2009,
ISBN 978-1-85514-407-1
,
S.
46
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- ↑
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(englisch).
- ↑
Buchanan (2006), S. 18 (englisch).
- ↑
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bei der
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, zuletzt aktualisiert am 4. Oktober 2010 (englisch); Marc Isambard Brunel:
Plan zu Fuhrung eines unterirdischen Gewolbes, welches eine doppelte Straße unter dem Bette der Themse bilden soll.
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(Digitalisat)
.
- ↑
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bei
Brunel200.com
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- ↑
Bernd Nebel:
Isambard Kingdom Brunel
auf der privaten Website
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, zuletzt aktualisiert am 27. August 2011.
- ↑
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- ↑
London 2012: Faster, Higher, Stranger ? Quirky Offcuts of the Olympics.
In:
The Observer
, 28. Juli 2012.
- ↑
Annabel Gillings:
Brunel.
Haus Publishing, London 2006,
S. 72.
Siehe aber Steven Morris:
Light at the end of the tunnel: sun shines for Brunel’s birthday.
In:
The Guardian
, 10. April 2017.
- ↑
Marc Brown:
Being Brunel museum opens on Bristol harbourside.
In:
The Guardian
, 23. Marz 2018.