Das Grab von Isaak Luria in Safed, Israel
Isaac ben Solomon Luria Ashkenazi
, auch
Isaak Luria
(geboren
1534
in
Jerusalem
; gestorben
5. August
[1]
1572
in
Safed
in
Galilaa
), war
Rabbiner
und der Begrunder der neuzeitlichen
Kabbala
(
lurianische Kabbala
).
[2]
Der hebraische Name
??????? ????????
wird im Deutschen meist als
Isaak Luria
wiedergegeben. Daneben kommen seltener auch starker am Hebraischen orientierte Transkriptionen wie
Jizchak(q) Lurja
, auch
Lurje
vor. Der vollstandige Name Lurias lautet
Rabbi Jizchaq ben Schlomo Aschkenasi Lurja
(?Rabbi Isaak, Sohn des Salomo Aschkenasi Luria“). Der Beiname
Aschkenasi
, den bereits sein Vater fuhrte, deutet auf dessen Herkunft aus Polen oder Deutschland hin. Seine Mutter war
sephardisch
.
In der judischen Tradition ist Luria bekannt unter dem ehrenvollen Beinamen
ARI
. Fur dieses Akronym existieren verschiedene Auflosungen:
- (ha-)
E
lohi
R
abbi
J
izchaq
(?der gottliche/himmlische Rabbi Isaak“)
[3]
- A
schkenasi
R
abbi
J
izchaq
(?Der aschkenasische Rabbi Isaak“)
[4]
- A
donenu
R
abbi
J
izchaq
(?Unser Herr Lehrer Isaak“)
ARI bedeutet im Hebraischen ?Lowe“. Daher wird Luria auch als ?Der Lowe“ oder ?Der Heilige Lowe“ bezeichnet.
Isaak stammte aus einer Rabbiner- und Gelehrtenfamilie, die nach
Luria
in
Oberitalien
benannt war. Er wurde 1534 in Jerusalem geboren.
Nach dem fruhen Tod des Vaters zog die Mutter mit ihm nach
Kairo
, wo sein Onkel, ein Grundbesitzer, ihn großzog und fur seine judische Ausbildung sorgte. Als 22-Jahriger begann er sich mit dem
Sohar
zu beschaftigen und lebte sieben Jahre lang auf einer einsamen
Nilinsel
. Er besuchte seine Familie nur am
Sabbat
, sprach sehr selten und ausschließlich
hebraisch
. Als Asket hatte er zahlreiche Visionen, in denen er sich mit dem
Propheten
Elija
unterhielt.
1569 kehrte Luria ins
Heilige Land
zuruck und ließ sich nach einem kurzen Aufenthalt in Jerusalem in
Safed
nieder. Dort wurde er Schuler von
Moses Cordovero
(1522?1570) und vertiefte seine kabbalistischen Studien. Die Erkenntnisse Lurias wurden jedoch nur in kleinstem Kreis mundlich weitergegeben. Erst nach ihrer schriftlichen Aufzeichnung durch Lurias bedeutendsten Schuler,
Chajim Vital
(Safed 1543 ? Damaskus 1620), verbreiteten sich die Lehren gegen Ende des 16. Jahrhunderts.
Luria interpretierte die theoretische und praktische Kabbala neu. Man spricht von lurianischer Lichtmystik. Zentrale Punkte seiner Lehre sind:
- Der
Tzimtzum
, wortlich
Zusammenziehung
oder
Ruckzug
, ist ein Akt gottlicher Selbstbeschrankung des
En Sof
(
der bzw. das Unendliche
). Erst dadurch wird die Schopfung ermoglicht. Dieser Ruckzug von Gott ist eine
Metapher
fur
Exil
. Nach der
Vertreibung der Juden aus Spanien
im Jahre 1492 erhielten die Begriffe Exil und
Erlosung
im Judentum neue Bedeutung. Zu Erlosung siehe unten
Tiqqun
.
- Die
Sefirot
als zehn Dimensionen des Seins entstehen, zugleich auch der erste Geistmensch,
Adam Qadmon
. Der kabbalistische
Lebensbaum
enthalt diese Sefirot.
- Von Adam Qadmons Gesicht stromt Licht in die
Gefaße
der Sefirot.
- Es kommt zu einem Unfall im Schopfungsgeschehen: Das Licht ist zu stark, die
Gefaße
brechen (Bruch der Gefaße, hebr.
Schwirat ha-Kelim
), die Schopfung gerat dadurch in Unordnung. Alle Geschopfe befinden sich ab jetzt im Exil, von der Mikrobe bis zur
Schechina
als weiblicher Erscheinung Gottes.
- Die materielle Welt entsteht, in der Gutes und Boses gemischt sind. Die Lichtfunken sind in den
Qlipot
(
Schalen
) gefangen.
- Im
Tiqqun
, einem komplizierten Prozess der
Wiederherstellung
, wird das Licht aus den Qlipot befreit und zum Ursprung zuruckgebracht. Dem Menschen kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Beim Tiqqun spielen
Gilgul
(Seelenwanderung /
Reinkarnation
) und
Ibbur
(
Schwangerung
einer lebenden Seele durch eine andere Seele) ebenso eine Rolle wie die
Kawwana
als meditatives Gebet, aber auch
Askese
und die Erfullung der
Mitzwot
(Gebote).
Isaak Luria schrieb seine Lehren nicht selbst nieder bis auf ein paar kurze
Traktate
und drei
Hymnen
zum
Sabbat
, die im Judentum außerst beliebt wurden. Die lurianische Kabbala sowie die Lebensgeschichte Lurias wurde zum großten Teil von seinem Schuler Chajim Vital aufgezeichnet.
Um Isaak Luria rankten sich bald nach seinem Tod mannigfaltige Legenden. Bereits als Kind soll er durch wunderbare Eigenschaften aufgefallen sein. Sein Wirken in Safed brachte ihm die Bezeichnung ?Heiliger Mann Gottes im Land Israel“ ein.
[5]
Sein Leben wie sein Werk wirkten auf die Kabbalisten, etwa den selbsternannten
Messias
Sabbatai Zwi
, beeindruckten aber im 17. bis fruhen 19. Jahrhundert auch weite Kreise im Judentum. Wahrend einerseits
Moses Mendelssohn
die Philosophie der
Aufklarung
vertrat, entwickelten sich auf lurianischer Basis mystische Stromungen, die mit dem
Chassidismus
verknupft sind.
- Gerold Necker:
Einfuhrung in die lurianische Kabbala
. Verlag der Weltreligionen, Frankfurt am Main u. a. 2008,
ISBN 978-3-458-71008-0
.
- Chajim Bloch
:
Das himmlische Urteil. Kabbalistische Legenden
. Mit einer Einleitung herausgegeben von Manfred Baumotte. LVH, Hannover 2001,
ISBN 3-7859-0841-5
.
- Gershom Scholem
:
Die judische Mystik in ihren Hauptstromungen
. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000,
ISBN 3-518-27930-0
.
- Gershom Scholem:
Sabbatai Zwi. Der mystische Messias
. Judischer Verlag, Frankfurt am Main 1992,
ISBN 3-633-54051-2
.
- ↑
nach anderen Quellen auch der
25. Juli
1572
, siehe David B. Green: 1572:
Father of Lurian kabbala and confidant of Elijah dies.
Haaretz. 25. Juli 2016,
[1]
.
- ↑
John F. Oppenheimer (Red.) u. a.:
Lexikon des Judentums.
2. Auflage. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gutersloh u. a. 1971,
ISBN 3-570-05964-2
, Sp. 452.
- ↑
Der Buchstabe ?E“ vertritt das hebraische Alef
- ↑
Fur diese beiden Abkurzungen siehe G. Necker,
Einfuhrung in die lurianische Kabbala
, S. 32 Anm. 7
- ↑
G. Scholem,
Sabbatai Zwi
, S. 45ff