Intrige (Film)

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Film
Titel Intrige
Originaltitel J’accuse
Produktionsland Frankreich , Italien
Originalsprache Franzosisch
Erscheinungsjahr 2019
Lange 132 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Roman Pola?ski
Drehbuch Roman Pola?ski,
Robert Harris
Produktion Alain Goldman
Musik Alexandre Desplat
Kamera Paweł Edelman
Schnitt Herve de Luze
Besetzung
Synchronisation

Intrige (Originaltitel: J’accuse ) ist ein franzosisch - italienisches Historiendrama des Regisseurs Roman Pola?ski , der gemeinsam mit dem britischen Schriftsteller Robert Harris auch das Drehbuch nach dessen Roman Intrige verfasste. Der Film mit Jean Dujardin und Louis Garrel in den Hauptrollen behandelt die Dreyfus-Affare und gewann bei seiner Weltpremiere im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig 2019 den Großen Preis der Jury und war fur den Europaischen Filmpreis 2019 nominiert.

Intrige startete am 13. November 2019 in den franzosischen und am 6. Februar 2020 in den deutschen Kinos.

Alfred Dreyfus , ein judischer Offizier der franzosischen Armee mit vielversprechenden Karriereaussichten, wird am 5. Januar 1895 wegen angeblicher Spionage fur Deutschland zu lebenslanger Haft auf der Teufelsinsel im Atlantik vor Franzosisch-Guayana verurteilt. Zu den Zeugen seiner offentlichen Verurteilung und Demutigung gehort Marie-Georges Picquart , der einst Dreyfus in der Offiziersausbildung als Schuler hatte und wenig spater zum Leiter der militarischen Spionageabwehreinheit befordert wird ? jener Behorde, die Dreyfus uberfuhrt hat. Bald nach seinem Antritt im neuen Amt wird Picquart auf den Offizier Ferdinand Esterhazy aufmerksam, der offenbar Geheimnisse an die Deutschen gegen Geld verrat. Im Laufe seiner Ermittlungen entdeckt er verblufft, dass die Handschrift von Esterhazy auf einem Schreiben exakt der auf einem anderen gleicht, das eigentlich Dreyfus zugeordnet wurde und als wichtigster Beweis fur dessen Betatigung als deutscher Spion galt. Picquart muss feststellen, dass Dreyfus ohne wirkliche Beweise verurteilt wurde, und wird auf ein von Antisemitismus durchzogenes System aus Betrug und Korruption aufmerksam. Seine Untergebenen in der Spionageabwehreinheit, allen voran der sturkopfige Major Hubert-Joseph Henry , wollen die Fehler vertuschen und sind bald feindlich gegenuber ihrem neuen Vorgesetzten eingestellt.

Picquart wendet sich an seine vorgesetzten Generale, die zwar die Richtigkeit seiner Ermittlungen nicht abstreiten, aber die Fehler ignoriert wissen wollen und denen Schuld oder Unschuld des weiter auf der Teufelsinsel sitzenden Dreyfus egal ist. Picquart kann das nicht mit seinem Gewissen vereinbaren und ermittelt weiter, woraufhin er von seinen Vorgesetzten auf eine Inspektionsreise geschickt wird, um seine Untersuchungen nicht weiter verfolgen zu konnen. Als Picquart nach langerer Zeit eigenmachtig nach Paris zuruckkehrt, werden immer hartere Intrigen gegen ihn geschmiedet. So wird er mithilfe gefalschter Dokumente beschuldigt, die Beweise gegen Esterhazy manipuliert zu haben, um Dreyfus zu entlasten, und schließlich selbst verhaftet. Auch seine langjahrige Affare mit Pauline Monnier, der Frau eines Freundes, wird aufgedeckt und ausgeschlachtet.

Allerdings regen sich insbesondere unter den franzosischen Intellektuellen kritische und starker werdende Stimmen gegen die Vorgange im Militar. Der beruhmte Schriftsteller Emile Zola lost mit seinem Zeitungsartikel J’accuse Entwicklungen aus, durch die Dreyfus von der Teufelsinsel zuruckgeholt wird und in einem zweiten Prozess seine Unschuld beweisen kann. Picquart sagt als Zeuge zu Gunsten von Dreyfus aus, um diesen zu rehabilitieren. Er siegt auch in einem Duell gegen Major Henry, der wenig spater selbst wegen Beweisfalschungen wie der Le faux Henry inhaftiert wird und im Gefangnis Suizid begeht. Trotz dieser Entwicklungen halten die Oberen des Militars starrkopfig an der angeblichen Schuld von Dreyfus fest und spielen dafur auch mit antisemitischen Vorurteilen. Die Bevolkerung ist zu einem großen Teil auf der Seite der Armee und viele der Dreyfus-Unterstutzer agieren unter großer personlicher Gefahr. So ist Picquart monatelang inhaftiert, Zola wegen seiner angeblichen Lugen verurteilt und der Anwalt Fernand Labori wird bei einem Attentat schwer verletzt. Am Ende des Prozesses wird Dreyfus trotz fehlender Beweise immer noch fur schuldig befunden, erhalt aber mildernde Umstande zugebilligt, seine Haftstrafe wird auf zehn Jahre Festungshaft reduziert. Kurz darauf begnadigte ihn die Regierung Waldeck-Rousseau . Erst am 12. Juli 1906 hob der Kassationsgerichtshof das Urteil gegen Dreyfus auf und rehabilitierte ihn vollstandig.

Picquart wird aus dem Gefangnis entlassen und profitiert in seiner spateren Karriere sogar von der Dreyfus-Affare, er wird Kriegsminister . Dreyfus wird zwar auch zum Major ernannt, der Aufstieg in die hochsten Amter des Militars bleibt ihm aber verwehrt, da ihm ? anders als Picquart ? die erzwungenermaßen außerhalb der Armee verbrachten Jahre nach seiner Rehabilitierung nicht fur die Laufbahn angerechnet wurden. Als Dreyfus Picquart im Ministerium aufsucht, um ihn um die entsprechende Beforderung zu bitten, schlagt Picquart dies mit der Begrundung aus, dass dafur eine Gesetzesanderung notig sei, die aufgrund des zu erwartenden politischen Streits ?nicht machbar“ sei. Zur Verabschiedung entschuldigt sich Picquart fur seine passive Rolle zu Beginn der Affare. Dreyfus erwidert, Picquart habe dies wieder gutgemacht, sei allerdings nicht wegen Dreyfus Minister geworden, sondern weil er seine Pflicht getan habe.

Der Offene Brief J’accuse

J’accuse …! (franzosisch fur Ich klage an …! ) ist der Titel eines offenen Briefs des franzosischen Schriftstellers Emile Zola an Felix Faure , den damaligen Prasidenten der Franzosischen Republik, um diesen und die Offentlichkeit uber die wahren Hintergrunde der Dreyfus-Affare zu informieren. Der Brief erschien am 13. Januar 1898 in der Tageszeitung L’Aurore und verursachte einen großen politischen und gesellschaftlichen Skandal. In den deutschen Sprachgebrauch ist J’accuse als Bezeichnung fur eine mutige offentliche Meinungsaußerung gegen Machtmissbrauch eingegangen.

Stab und Besetzung

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Regie fuhrte Roman Pola?ski . Der Film basiert auf dem Roman Intrige (Originaltitel An Officer and a Spy ) des britischen Schriftstellers Robert Harris aus dem Jahr 2013, der von Harris und Pola?ski fur die Leinwand adaptiert wurde. Harris war 2014 fur den Roman mit dem Walter Scott Prize ausgezeichnet worden. Gemeinsam hatten beide zuvor bereits Der Ghostwriter realisiert. [2] Pola?ski erklarte, die Dreyfus-Affare, die sich in Rechtsfehlern, Justizirrtumern und Antisemitismus außerte und Frankreich auseinanderriss, sei noch immer ein Symbol fur die Ungerechtigkeit, zu der die politischen Autoritaten im Namen des nationalen Interesses fahig seien. [3]

Louis Garrel ubernahm die Rolle von Alfred Dreyfus , dessen ungerechtfertigte Verurteilung wegen Landesverrats 1894 die Dreyfus-Affare ausloste. Jean Dujardin spielt den Offizier und spateren Kriegsminister Marie-Georges Picquart, Vincent Grass den franzosischen General de division Jean-Baptiste Billot . In weiteren Rollen sind Emmanuelle Seigner , Gregory Gadebois , Olivier Gourmet , Melvil Poupaud und Mathieu Amalric zu sehen. [4] Polanski selbst hat einen Cameo -Auftritt als Zuhorer bei einem Konzert.

Fur Kameramann Pawel Edelman ist es der siebte Film seit 2002, den er zusammen mit Pola?ski gedreht hat. [2]

Dreharbeiten und Filmmusik

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Pointe de Primel, Drehort fur die Szenen auf der Teufelsinsel

Die Dreharbeiten fanden zwischen dem 26. November 2018 und dem 7. Marz 2019 in Paris sowie an der Felsformation Pointe de Primel in der Gemeinde Plougasnou im Norden der Bretagne, in der Gemeinde Moret-Loing-et-Orvanne im Departement Seine-et-Marne und in Beynes statt. Als Kameramann fungierte Paweł Edelman . [2]

Die Filmmusik komponierte Alexandre Desplat . Intrige ist Polanskis funfter Film, fur den Desplat die Musik geschrieben hat. Der Soundtrack, der insgesamt zwolf Musikstucke umfasst, darunter auch zwei von Gabriel Faure , wurde am 8. November 2019 von Warner Classics auf CD und als Download veroffentlicht. [5]

Veroffentlichung

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Am 30. August 2019 feierte der Film seine Premiere im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig und gewann den Großen Preis der Jury (Silberner Lowe). [6] Am 13. November 2019 kam er in die franzosischen und am 6. Februar 2020 im Verleih von Weltkino in die deutschen Kinos. [7]

Die Vorstellung des Films in Venedig hatte im Vorfeld zu Irritationen und kontroversen Reaktionen wegen der Vergewaltigungsanklagen gegen Polanski gefuhrt, so unter anderem bei der Jury-Prasidentin Lucrecia Martel und in der amerikanischen Presse. [8] Der Film wurde jedoch im Wettbewerb von Presse und Premierenpublikum mit großem Beifall aufgenommen. [9]

Hanns-Georg Rodek von der Welt konstatiert: ?Er ist ein Historiendrama der aufwendigen Sorte, mit einem uberzeugenden Jahrhundertwende-Paris, Hunderten von Statisten und verschwenderisch in Szene gesetzten Kostumen. Es ist eine Art historische Enthullungsgeschichte“. [10]

Andreas Borcholte nennt den Film in Spiegel Online ?ein beeindruckend prazise inszeniertes, packendes Historiendrama“. Polanskis Film kommentiere wie kein anderer im Wettbewerb ?das drohende Kippen des gegenwartigen gesellschaftspolitischen Diskurses in uberkommen geglaubte Faschismusmuster“ und ?gerade jetzt, da uberall in Europa verstarkt Juden und Migranten diskriminiert und verfolgt werden, wirkt die Erinnerung an diesen Fall von staatlich sanktioniertem Antisemitismus wie ein Mahnruf aus der Geschichte.“ [11]

Christopher Diekhaus von der Gilde deutscher Filmkunsttheater schreibt, auch wenn der Regisseur die Thriller -Elemente nur verhalten ausschopfe, gebe es hier und da kleine Spannungsspitzen, doch langweilig sei das Geschehen ohnehin nicht, da erstaunliche Parallelen zur Gegenwart hervortraten: ?Zum einen illustriert der Film, wie einflussreiche weiße Manner ihre Machtpositionen schamlos ausnutzen und sich das Recht nach eigenem Gutdunken stricken. Zum anderen lost die beschriebene judenfeindliche Stimmung großes Unbehagen aus, wenn man bedenkt, dass antisemitische Stromungen aktuell wieder auf dem Vormarsch sind.“ [12]

Der von Polanski thematisierte Antisemitismus im Europa der Wende zum 20. Jahrhundert und der Bezug zur Gegenwart wird in den Beitragen der meisten Kritiker angesprochen. So betont auch Chiara Ugolini von La Repubblica die Aktualitat des Films angesichts eines wachsenden Antisemitismus in Europa. [9]

Auch Glenn Kenny von rogerebert.com geht in seiner ausfuhrlichen Filmkritik auf das Antisemitismus-Problem in der damaligen franzosischen Regierung, der Armee und der Gesellschaft ein. Abgesehen von der technischen Perfektion und der gestalterischen Brillanz, der souveranen Kunst des Erzahlens und der Gestaltung von Spannungsbogen habe der Film, der die Qualitat eines Hitchcock-Films habe, ?etwas sehr Reales und Dringendes zu sagen uber die Welt, in der wir heute leben“. Dass der Film, den er als ?fantastisch“ bewertet, jedoch in naher Zukunft oder uberhaupt je in die amerikanischen Kinos kommen werde, halt er fur unwahrscheinlich. [13]

Camerimage 2019

Cesar 2020

Europaischer Filmpreis 2019

  • Nominierung als Bester europaischer Film
  • Nominierung fur die Beste Regie (Roman Pola?ski)
  • Nominierung fur das Beste Drehbuch (Roman Pola?ski und Robert Harris)
  • Nominierung als Bester Darsteller (Jean Dujardin)

Goya 2021

Internationale Filmfestspiele von Venedig 2019

  • Auszeichnung mit dem Silbernen Lowen ? Großer Preis der Jury (Roman Pola?ski)
  • Auszeichnung mit dem FIPRESCI-Preis (Roman Pola?ski)
  • Auszeichnung mit dem Green Drop Award (Roman Pola?ski)
  • Auszeichnung mit dem Premio Sorriso Diverso ? Bester fremdsprachiger Film (Roman Pola?ski)
  • Nominierung fur den Goldenen Lowen (Roman Pola?ski)

Prix Lumieres 2020

Synchronisation

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Die deutsche Synchronisation entstand nach der Dialogregie von Stephan Hoffmann im Auftrag der TaunusFilm Synchron GmbH, Berlin.

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Georges Picquart Jean Dujardin Torben Liebrecht
Pauline Monnier Emmanuelle Seigner Christin Marquitan
Alfred Dreyfus Louis Garrel Jaron Lowenberg
Hubert Henry Gregory Gadebois Tilo Schmitz

Einzelnachweise

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  1. Freigabebescheinigung fur Intrige . Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Pruf­nummer: 196939/K). Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 langer als 4 Zeichen
  2. a b c Fabien Lemercier: Filming in sight for J’accuse by Roman Polanski. In: cineuropa.org, 27. September 2018.
  3. J’accuse (An Officer And A Spy) La Biennale di Venezia, abgerufen am 9. September 2019
  4. Heike Angermaier: Polanski gewinnt Starbesetzung fur ?J’accuse“. In: blickpunktfilm.de, 28. September 2018.
  5. Soundtrack Album for Roman Polanski’s 'An Officer and a Spy' ('J’accuse') to Be Released. In: filmmusicreporter.com, 7. November 2019.
  6. Mutige Entscheidungen: Preise fur ?Joker“ und Polanski in: Berliner Zeitung, 8. September 2019, abgerufen am 8. September 2019.
  7. Starttermine Deutschland . In: insidekino.com. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  8. Nick Vivarelli: Venice: Producer Considered Withdrawing Roman Polanski’s Film After Jury President’s Remarks. In: Variety , 29. August 2019, abgerufen am 18. September 2019.
  9. a b Chiara Ugolini: Venezia 76, applausi a ?J’accuse“ di Polanski. Dujardin: ?Un grande film diretto da un regista-sciamano“. In: La Repubblica , 30. August 2019, abgerufen am 16. September 2019.
  10. Hanns-Georg Rodek: Der aktuellste 125 Jahre alte Skandal. In: Die Welt , 1. September 2019, abgerufen am 13. September 2019.
  11. Andreas Borcholte: Polanskis ?J’accuse“ in Venedig: Ein wichtiger Film, ein endloser Skandal. In: Spiegel Online , 30. August 2019, abgerufen am 16. September 2019.
  12. Christopher Diekhaus: Intrige. In: programmkino.de , abgerufen am 23. Januar 2020.
  13. Glenn Kenny: Venice 2019: Roman Polanski's J’Accuse. In: rogerebert.com , 30. August 2019.
  14. Carolyn Giardina: Camerimage Cinematography Festival Unveils Main Competition Lineup. In: The Hollywood Reporter, 21. Oktober 2019.
  15. https://www.20minutes.fr/arts-stars/cinema/2706103-20200129-cesar-2020-12-nominations-accuse-roman-polanski-11-miserables
  16. Estas son las nominaciones De los Premios Goya 2021 In: premiosgoya.com, abgerufen am 20. Januar 2021. (spanisch)
  17. Les nominations 2020. In: academiedeslumieres.com. Abgerufen am 3. Dezember 2019. (PDF; 256 KB)
  18. Fabien Lemercier: Les Miserables triumphs at the Lumieres Awards. In: cineuropa.org, 28. Januar 2020.