Internationale Mathematische Union

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Internationale Mathematische Union (IMU)
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Grundung 1920
Sitz Hausvogteiplatz 11A, 10117 Berlin , Deutschland
Prasident Hiraku Nakajima
Generalsekretar Christoph Sorger
Vorstand Vizeprasidenten:
Ulrike Tillmann , Tatiana Toro ;
Past-Prasident:
Carlos Kenig ;
weitere Mitglieder:
Mouhamed Moustapha Fall , Nalini Joshi , Jong-Hae Keum , Paolo Piccione , Gunter Ziegler , Tamar Ziegler [1]
Website mathunion.org

Die Internationale Mathematische Union (IMU) ist eine internationale Nichtregierungsorganisation zur Forderung der internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Mathematik . Sie ist Mitglied des Internationalen Wissenschaftsrats (ISC) und ist seit 1962 Mitorganisator des Internationalen Mathematikerkongress (ICM). Ihre Mitglieder sind nationale mathematische Organisationen in mehr als 80 Landern. [2]

Als Dachorganisation aller mathematischen Gesellschaften fordert die IMU die internationale Zusammenarbeit auf diesem Fachgebiet, beschaftigt sich mit Fragen der mathematischen Ausbildung, unterstutzt den Aufbau der Infrastruktur fur die Ausbildung und Forschung in Entwicklungslandern, organisiert die Weltkongresse der mathematischen Gemeinschaft und verleiht Preise fur herausragende mathematische Forschungsergebnisse, u. a. die Fields-Medaillen , den ?Nobelpreis der Mathematik“, die auf dem ICM vergeben werden.

Die IMU wurde in ihrer ursprunglichen Form wahrend des sechsten Internationalen Mathematikerkongresses gegrundet, der vom 22. bis zum 30. September 1920 in Straßburg stattfand.

Anfangs war die Internationalitat der Gesellschaft stark uberschattet von dem Bemuhen insbesondere Frankreichs, nach dem Ersten Weltkrieg deutsche und osterreichische Mathematiker aus der IMU und von den Internationalen Mathematikerkongressen (ICM) auszuschließen. Besonders hervor tat sich dabei Emile Picard , von 1919 bis 1936 Prasident des International Research Council, aus dem auch die IMU hervorging, und 1929 bis 1931 Ehrenprasident der IMU. Beispielsweise weigerte sich Danemark auf Betreiben von Harald Bohr deshalb, der IMU beizutreten.

Erst 1928 gelang es Salvatore Pincherle auf dem von ihm organisierten ICM in Bologna diese nationalistischen Tendenzen zu uberwinden, allerdings nicht in der IMU selbst. Ausschlaggebend dabei war auch die ablehnende Haltung britischer ( Godfrey Harold Hardy ) und US-amerikanischer Mathematiker gegenuber Frankreich. Aufgrund dieser Zwistigkeiten horte die IMU ab 1932 praktisch auf zu existieren und wurde, trotz Rettungsbemuhungen ihres letzten Prasidenten William Henry Young , 1936 offiziell aufgelost.

Zur offiziellen Wiedergrundung kam es erst nach dem Zweiten Weltkrieg , als 1950 in New York eine neue Satzung beschlossen wurde, die ein Jahr spater in Kraft trat. Die erste Tagung fand 1952 in Rom statt. Die Fehler der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurden nicht wiederholt, auch weil nun US-Amerikaner den Ton angaben, insbesondere Marshall Stone , [3] der 1950 den ersten ICM an der Harvard University organisiert hatte und 1952 zum ersten Prasidenten der wiedererrichteten IMU ernannt wurde. Ein Ausschluss von Staaten war nach den neuen Statuten nicht mehr moglich. Auch franzosische Mathematiker nahmen damals eine andere Haltung ein, insbesondere Henri Cartan , der gleich nach dem Zweiten Weltkrieg enge Beziehungen zu deutschen Mathematikern (besonders Heinrich Behnke in Munster) knupfte.

Neue Probleme entstanden aus dem Ost-West-Konflikt und anderen Konflikten wie zwischen der Volksrepublik China und Taiwan . 1982 wurde der ICM in Warschau wegen des damals verhangten Kriegsrechts um ein Jahr verschoben. Wegen der restriktiven Reisepolitik der Sowjetunion (zum Beispiel fur judische Mathematiker) kam es mehrfach zu Konflikten mit US-amerikanischen Vertretern in der IMU, so in den 1970er Jahren zwischen Lew Pontrjagin und Nathan Jacobson (beide Vizeprasidenten der IMU).

Sitz des Sekretariats der Inter­nationalen Mathematischen Union ( Weierstraß-Institut in Berlin )

Als Sitz wurde 2010 Berlin gewahlt, am Weierstraß-Institut fur Angewandte Analysis und Stochastik . [4] Zuvor wanderte der Hauptsitz mit dem jeweils gewahlten Generalsekretar von Land zu Land.

Als Mitglieder konnen nur Lander beitreten, vorausgesetzt, sie haben mindestens vier promovierte Mathematiker. Diese werden von sogenannten ?Adhering Organizations“ z. B. mathematischen Gesellschaften, Wissenschaftsorganisationen, Forschungsinstitutionen vertreten. Die Lander werden in funf Klassen eingeteilt, mit entsprechender Anzahl Vertreter in der IMU. Auch die Beitragssatze sind danach gestaffelt, wobei die Klasse 5 die hochsten Beitrage zahlt. Deutschland wird in der IMU von der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) vertreten. Lander, die weniger als vier promovierte Mathematiker haben, konnen als assoziierte Mitglieder aufgenommen werden. Zudem gibt es ?affiliate members“.

Preisverleihungen

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Preise der IMU, die auf den ICM verliehen werden, sind neben der Fields-Medaille die IMU-Abakus-Medaille , die Chern-Medaille , der Carl-Friedrich-Gauß-Preis , die ICM Emmy Noether Lecture und der Leelavati-Preis .

Mit ihr verbunden ist die International Commission on Mathematical Instruction (ICMI).

  • Olli Lehto : Mathematics without borders ? a history of the International Mathematical Union . Springer, 1998, ISBN 0-387-98358-9 (englisch, Lehto war sieben Jahre Sekretar der IMU ab 1983).

Einzelnachweise

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  1. IMU Executive Committee. In: mathunion.org. Internationale Mathematische Union, abgerufen am 16. Februar 2023 (englisch).
  2. Member Countries. In: mathunion.org. Internationale Mathematische Union, abgerufen am 16. Februar 2023 (englisch).
  3. Karen Hunger Parshall: Marshall Stone and the Internationalization of the American Mathematical Research Community . In: Bulletin of the American Mathematical Society . Band   46 , Nr.   3 , Juli 2009, S.   459?482 (englisch, ams.org (PDF) [abgerufen am 16. Februar 2023]).
  4. Berlin wird Welthauptstadt der Mathematik. In: idw-online.de. Informationsdienst Wissenschaft , 16. August 2010, abgerufen am 16. Februar 2023 .