Inszenierung

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Unter Inszenierung (von altgriechisch σκην? skini , deutsch ‚Zelt, Buhne‘ ) versteht man das Einrichten und die offentliche Zurschaustellung eines Werkes oder einer Sache. Dies betrifft im engeren Sinne den Bereich der darstellenden Kunst . Dabei muss nicht unbedingt ein in sich geschlossenes Werk auf die Buhne gebracht werden, auch offene Formen wie etwa die Performance konnen inszeniert werden. Der Begriff wird oft in der Bedeutung Regie verwendet und unterscheidet die Inszenierung als kunstlerischen Akt von einer Ausstellung oder Auffuhrung im Sinne einer Theaterauffuhrung oder Filmvorfuhrung . Im weiteren Sinne kann auch jede andere Form der bewusst eingerichteten Darstellung als Inszenierung bezeichnet werden.

Inszenierung in der Kunst [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Begriff der Inszenierung kommt aus dem Theater . Dort bedeutete er gemaß der von August Lewald im 19. Jahrhundert gepragten Sichtweise: ??In die Szene zu setzen‘ heißt, ein Werk vollstandig zur Anschauung bringen, um durch außere Mittel die Intention des Dichters zu erganzen und die Wirkung des Werkes zu verstarken.“ Auch heute noch spricht man davon, dass es sich bei einer Theaterauffuhrung um eine ?gelungene Inszenierung“ handle. Gelungenheit einer Inszenierung bedeutet heute jedoch nicht mehr so sehr die korrekte, moglichst werktreue Auffuhrung eines Stucks, sondern bezeichnet ein allgemeines Lob im Sinne einer ?guten Auffuhrung“.

Mittlerweile herrscht die Ansicht vor, dass es nicht eine einzige 'richtige' Interpretation eines Werkes gibt, und dass die Inszenierung eines Theaterstucks deshalb stets mehr ist als eine bloße Bebilderung. Heute wird Inszenierung so verstanden, dass sie nicht nur Schaufunktion hat, die etwas ausdruckt, was anderorts schon besteht, sondern als Bundel von Strategien, die auch etwas Neues schaffen. Dieser Umstand hat auch Eingang in die Rechtsprechung gefunden, die dem Schopfer einer Inszenierung, unabhangig vom inszenierten Werk, eigene Urheberrechte zugesteht.

Die szenische Umsetzung eines dramatischen Werkes findet in der Regel auf einer Buhne vor Publikum statt und unterliegt der Leitung eines Regisseurs oder Regieteams. Auch die Performance ist eine Inszenierung, obgleich hierbei meist der klar abgetrennte Buhnenraum fehlt; aber eine Regie ist vorhanden. Wichtig ist hier nicht mehr die Geschichte des dramatischen Werks, sondern das Gesamte der Situation, in der sich Musik, Bewegung, Sprache, Licht, zu einem Gesamtkunstwerk vereinigen.

Auch in der Filmkunst und im Horspiel spricht man von der Inszenierung unter der Leitung eines Regisseurs, der eine Geschichte, ein Drehbuch oder eine Figur inszeniert (siehe auch Mise-en-scene ).

In der Kunst versteht man unter Inszenierung auch, dass der Kunstler seine Sichtweise darstellt. Er wahlt z. B. eine Perspektive , positioniert Objekte, Orte, Personen oder Situationen mit dem Ziel, die Wahrnehmung des Rezipienten zu lenken. In Architektur und Malerei wird mittels perspektivischer Tauschung ein Trompe-l’œil -Effekt erreicht.

Mediale Inszenierung der Wirklichkeit [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Massenmediale Prasentationen wie Berichterstattung, Ubertragungen von politischen oder kulturellen Ereignissen, Sport etc. bedingen eine gestaltende Inszenierung. Auswahl, Einsatz der Technik, Darstellungsweise, Kommentare und Wertungen lassen beim Rezipienten ein Bild entstehen, das vielfach als ?inszenierte Wirklichkeit“ beschrieben wird. Die Medienkritik sieht darin eine Verfalschung der Wirklichkeit (siehe Medienmanipulation ). Eine mediale Inszenierung geschieht vor allem in den Bereichen der Politik und der Werbung . Auch im Protest spielen Inszenierungen eine wachsende Rolle, wobei die 68er-Bewegung mit ihrem vermehrten Ruckgriff auf happening-artige Gestaltungsformen hier einen Wandel in der Protestkultur bewirkte. [1]

Selbstinszenierung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bei der Selbstinszenierung nimmt jemand eine bewusste Pose vor Zuschauern oder der Kamera ein oder ubt (allgemeine) Kontrolle uber das Bild aus, das (sich) von ihm gemacht wird. Gesellschaftliches Handeln wird haufig inszeniert, man denke an das volksnahe und hemdsarmlige Auftreten von Politikern im Wahlkampf und an die pompose Inszenierung und requisitenreiche Darstellung von Geistlichen. Ebenso versuchen Wirtschafts- Manager bei Auftritten vor Aktionaren , der Presse , Analysten und der Offentlichkeit, ihr Publikum zu beeindrucken. Auch sie benutzen Strategien, die man aus dem Theater kennt wie grelles Licht, erhabene Buhnen, schwungvolle Buhnenbilder, und eine moglichst uberzeugende Rhetorik , Gestik und Mimik . ? Demgegenuber geht es in nahen Beziehungen und bei Notlagen um die Enthullung einer personlichen Information, viel weniger um die Inszenierung.

Viele Menschen wollen ihr Handeln fur andere ins rechte Licht rucken. Der Soziologe Erving Goffman hatte das Prinzip der alltaglichen Selbstdarstellung als Performance beschrieben: ?Eine ?Darstellung‘ (performance) kann als die Gesamttatigkeit eines bestimmten Teilnehmers an einer bestimmten Situation definiert werden, die dazu dient, die anderen Teilnehmer in irgendeiner Weise zu beeinflussen.“

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wiktionary: Inszenierung  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Quellen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Stefan Hemler: Protest-Inszenierungen. Die 68er-Bewegung und das Theater in Munchen. In: Hans-Michael Korner, Jurgen Schlader (Hrsg.): Munchner Theatergeschichtliches Symposium 2000. Utz, Munchen 2000 (= Studien zur Munchner Theatergeschichte 1 ), S. 276?318, hier S. 315?318, ISBN 3-89675-844-6 , edocs.ub.uni-frankfurt.de ( Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive ) Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt