Innozenz XI.

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Innozenz XI., Gemalde von Jacob Ferdinand Voet , 1670?80

Innozenz XI. (* 19. Mai 1611 in Como ; † 12. August 1689 in Rom ), geburtig Benedetto Odescalchi , war von 1676 bis 1689 Papst der katholischen Kirche . Er wird als Seliger verehrt.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wappen Innozenz’ XI. am ehemaligen Seminar in Pallanza

Herkunft und kirchliche Laufbahn [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Innozenz XI. stammte aus einer reichen Kaufmannsfamilie und wurde von den Jesuiten in Como erzogen. Im Jahr 1637 begann er das Studium der Rechte und der Theologie in Rom, spater wechselte er nach Neapel .

Papst Urban VIII. ernannte ihn zum Apostolischen Protonotar . Am 6. Mai 1645 ernannte ihn Papst Innozenz X. zum Kardinaldiakon (daher spater sein Papstname ) mit der Titelkirche Santi Cosma e Damiano . Drei Jahre spater, im Jahr 1648, schickte der Papst ihn als Legaten nach Ferrara . Im Jahr 1650 wurde Odescalchi zum Bischof von Novara ernannt. Seine asketische Lebensweise und besonders seine Mildtatigkeit und Fursorge brachten ihm den Beinamen Vater der Armen ein.

Pontifikat [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 21. September 1676 wurde er zum Papst gewahlt; beim Konklave von 1669/1670 war seine Wahl noch am Widerstand Frankreichs ( Exklusive ) gescheitert.

Geburtshaus von Papst Innozenz XI. in Como

Als erstes verordnete er dem Kirchenstaat rigorose Sparmaßnahmen, die sehr bald die Finanzen der durch die Ausgaben seiner Vorganger belasteten, hoch verschuldeten Kurie in Ordnung brachten. An der Forderung der Kunst war Innozenz XI. nicht interessiert; die bildenden Kunste empfand der sittenstrenge und asketische Papst sogar als anstoßig. Er verabscheute jede Art von Nepotismus und Simonie , deshalb bekampfte er die willkurliche Vergabe kirchlicher Amter. Zum Kardinalstaatssekretar machte er Alderano Cibo , der die Simonie jedoch nicht prinzipiell ablehnte.

Turkenkriege [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ebenso war Innozenz XI. ein Streiter fur die Reinerhaltung des katholischen Glaubens. Die Hauptprobleme, mit denen er sich in seinem Pontifikat befassen musste, waren die Abwehr der Osmanen sowie das Verhaltnis des Kirchenstaates zu Frankreich . Er versuchte wahrend seines ganzen Pontifikats, die katholischen Fursten Europas fur eine Heilige Liga zum Kampf gegen die Osmanen zu gewinnen. Am 31. Marz 1683 gelang es ihm, den polnischen Konig Jan Sobieski und Kaiser Leopold I. zu einem Defensivbundnis zu uberreden. Innozenz unterstutzte das Bundnis und den Kampf gegen die Osmanen mit 1,5 Millionen Gulden. So gelang am 12. September 1683 die Befreiung Wiens von der Zweiten Wiener Turkenbelagerung . [1] Das turkische Heer wurde vernichtend geschlagen und weit nach Ungarn zuruckgedrangt. Sein Einsatz bei der Turkenabwehr brachte ihm spater durch Historiker den Beinamen ?Verteidiger des christlichen Abendlandes“ ein. Zur Feier dieses Siegs fuhrte er den Festtag Maria Namen fur die gesamte Kirche ein.

Verhaltnis zu Frankreich [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Glaserner Sarg Innozenz XI. im Petersdom in Rom bis April 2011

Der Streit mit Frankreich hatte sich an der Frage des Regalienrechtes entzundet. Der Konig von Frankreich beanspruchte das Recht, in der Zeit der Sedisvakanz einer jeden franzosischen Diozese die Pfrunden und die bischoflichen Einkunfte zu verwalten. In drei papstlichen Breven forderte Innozenz XI. den franzosischen Konig Ludwig XIV. auf, dieses Edikt zuruckzunehmen, was Ludwig ablehnte. Im Februar 1683 berief er sogar eine Generalversammlung des franzosischen Klerus ein, die sein Regalienrecht billigte. Innozenz verweigerte daraufhin allen von Ludwig ernannten Bischofskandidaten die Anerkennung; in der Folge blieben 35 Bistumer in Frankreich verwaist. [2] Ludwig annullierte im Oktober 1685 das Edikt von Nantes . Die Aufhebung des Edikts bewirkte, dass jegliche calvinistische Religionsausubung in ganz Frankreich illegal wurde. Das nun folgende grausame Vorgehen Ludwigs gegen die Hugenotten stieß Innozenz noch mehr ab. Bei der Neubesetzung des Erzbistums Koln bestatigte Innozenz XI. daher Joseph Clemens von Bayern , und nicht Ludwigs XIV. Wunschkandidat Wilhelm Egon von Furstenberg . [3] Der Streit zwischen Innozenz und Ludwig erreicht 1689 seinen Hohepunkt. Innozenz berief den papstlichen Nuntius aus Paris ab. Ludwig drohte mit der Invasion des Kirchenstaates, Innozenz mit der Exkommunikation des franzosischen Konigs. Die Spannungen bestanden bis zu seinem Tod im selben Jahr.

Nachwirkung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 7. Oktober 1956 wurde Innozenz XI. von Pius XII. seliggesprochen. Dies war die vorletzte Seligsprechung an einem Papst, bevor Johannes Paul II. am 3. September 2000 gleichzeitig die Initiatoren beider Vatikanischen Konzilien, Pius IX. und Johannes XXIII. , in die Liste der Seligen aufnahm. Johannes Paul II. selbst wurde am 1. Mai 2011 von Benedikt XVI. seliggesprochen und in der Sebastiankapelle von St. Peter neu bestattet. Der Sarg Innozenz’ wurde kurz vor dieser Seligsprechung innerhalb der Peterskirche in das linke Seitenschiff unter den Altar der Verklarung Christi uberfuhrt. [4]

Innozenz XI. gilt heute unter vielen Historikern als eine beispielhafte Gestalt des Papsttums, der sich stets durch sein asketisches Auftreten, seinen sittlichen Lebenswandel, seine Gewissenhaftigkeit und seine Festigkeit im Glauben als einer der bedeutendsten und wurdigsten Papste seiner Zeit auszeichnete.

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Innozenz XI.  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. John Norman Davidson Kelly: Reclams Lexikon der Papste. 2. Auflage. Reclam-Verlag, Stuttgart 2005, S. 305.
  2. Innozenz XI. auf heiligenlexikon.de , abgerufen am 25. November 2021.
  3. Catholic Encyclopedia auf heiligenlexikon.de , abgerufen am 25. November 2021.
  4. Meldung von Radio Vatikan vom 9. April 2011 , abgerufen am 25. November 2021; Beschreibung der Umbettung auf vaticanhistory.de , abgerufen am 25. November 2021.
Vorganger Amt Nachfolger
Antonio Tornielli Bischof von Novara
1650?1656
Giulio Maria Odescalchi
Clemens X. Papst
1676?1689
Alexander VIII.