Innozenz XI.
(*
19. Mai
1611
in
Como
; †
12. August
1689
in
Rom
), geburtig
Benedetto
Odescalchi
, war von 1676 bis 1689
Papst
der
katholischen Kirche
. Er wird als
Seliger
verehrt.
Innozenz XI. stammte aus einer reichen Kaufmannsfamilie und wurde von den
Jesuiten
in Como erzogen. Im Jahr 1637 begann er das Studium der
Rechte
und der
Theologie
in Rom, spater wechselte er nach
Neapel
.
Papst
Urban VIII.
ernannte ihn zum
Apostolischen Protonotar
. Am 6. Mai 1645 ernannte ihn Papst
Innozenz X.
zum
Kardinaldiakon
(daher spater sein
Papstname
) mit der Titelkirche
Santi Cosma e Damiano
. Drei Jahre spater, im Jahr 1648, schickte der Papst ihn als
Legaten
nach
Ferrara
. Im Jahr 1650 wurde Odescalchi zum
Bischof
von
Novara
ernannt. Seine
asketische
Lebensweise und besonders seine Mildtatigkeit und Fursorge brachten ihm den Beinamen
Vater der Armen
ein.
Am 21. September 1676 wurde er zum Papst gewahlt; beim
Konklave
von
1669/1670
war seine Wahl noch am Widerstand Frankreichs (
Exklusive
) gescheitert.
Als erstes verordnete er dem
Kirchenstaat
rigorose Sparmaßnahmen, die sehr bald die Finanzen der durch die Ausgaben seiner Vorganger belasteten, hoch verschuldeten
Kurie
in Ordnung brachten. An der Forderung der Kunst war Innozenz XI. nicht interessiert; die bildenden Kunste empfand der sittenstrenge und asketische Papst sogar als anstoßig. Er verabscheute jede Art von
Nepotismus
und
Simonie
, deshalb bekampfte er die willkurliche Vergabe kirchlicher Amter. Zum
Kardinalstaatssekretar
machte er
Alderano Cibo
, der die Simonie jedoch nicht prinzipiell ablehnte.
Ebenso war Innozenz XI. ein Streiter fur die Reinerhaltung des katholischen Glaubens. Die Hauptprobleme, mit denen er sich in seinem Pontifikat befassen musste, waren die
Abwehr der Osmanen
sowie das Verhaltnis des Kirchenstaates zu
Frankreich
. Er versuchte wahrend seines ganzen Pontifikats, die katholischen Fursten Europas fur eine
Heilige Liga
zum Kampf gegen die Osmanen zu gewinnen. Am 31. Marz 1683 gelang es ihm, den
polnischen
Konig
Jan Sobieski
und
Kaiser
Leopold I.
zu einem
Defensivbundnis
zu uberreden. Innozenz unterstutzte das Bundnis und den Kampf gegen die Osmanen mit 1,5 Millionen Gulden. So gelang am 12. September 1683 die Befreiung
Wiens
von der
Zweiten Wiener Turkenbelagerung
.
[1]
Das turkische Heer wurde vernichtend geschlagen und weit nach
Ungarn
zuruckgedrangt. Sein Einsatz bei der Turkenabwehr brachte ihm spater durch Historiker den Beinamen ?Verteidiger des christlichen Abendlandes“ ein. Zur Feier dieses Siegs fuhrte er den Festtag
Maria Namen
fur die gesamte Kirche ein.
Der Streit mit Frankreich hatte sich an der Frage des
Regalienrechtes
entzundet. Der Konig von Frankreich beanspruchte das Recht, in der Zeit der
Sedisvakanz
einer jeden franzosischen
Diozese
die
Pfrunden
und die bischoflichen Einkunfte zu verwalten.
In drei papstlichen
Breven
forderte Innozenz XI. den franzosischen Konig
Ludwig XIV.
auf, dieses
Edikt
zuruckzunehmen, was Ludwig ablehnte. Im Februar 1683 berief er sogar eine Generalversammlung des franzosischen
Klerus
ein, die sein Regalienrecht billigte. Innozenz verweigerte daraufhin allen von Ludwig ernannten Bischofskandidaten die Anerkennung; in der Folge blieben 35 Bistumer in Frankreich verwaist.
[2]
Ludwig annullierte im Oktober 1685 das
Edikt von Nantes
. Die Aufhebung des Edikts bewirkte, dass jegliche
calvinistische
Religionsausubung in ganz Frankreich illegal wurde. Das nun folgende grausame Vorgehen Ludwigs gegen die
Hugenotten
stieß Innozenz noch mehr ab. Bei der Neubesetzung des
Erzbistums Koln
bestatigte Innozenz XI. daher
Joseph Clemens von Bayern
, und nicht Ludwigs XIV. Wunschkandidat
Wilhelm Egon von Furstenberg
.
[3]
Der Streit zwischen Innozenz und Ludwig erreicht 1689 seinen Hohepunkt. Innozenz berief den papstlichen Nuntius aus
Paris
ab. Ludwig drohte mit der Invasion des Kirchenstaates, Innozenz mit der
Exkommunikation
des franzosischen Konigs. Die Spannungen bestanden bis zu seinem Tod im selben Jahr.
Am 7. Oktober 1956 wurde Innozenz XI. von
Pius XII.
seliggesprochen. Dies war die vorletzte Seligsprechung an einem Papst, bevor
Johannes Paul II.
am 3. September 2000 gleichzeitig die Initiatoren beider Vatikanischen Konzilien,
Pius IX.
und
Johannes XXIII.
, in die Liste der Seligen aufnahm. Johannes Paul II. selbst wurde am 1. Mai 2011 von
Benedikt XVI.
seliggesprochen und in der Sebastiankapelle von St. Peter neu bestattet. Der Sarg Innozenz’ wurde kurz vor dieser Seligsprechung innerhalb der Peterskirche in das linke Seitenschiff unter den Altar der Verklarung Christi uberfuhrt.
[4]
Innozenz XI. gilt heute unter vielen Historikern als eine beispielhafte Gestalt des Papsttums, der sich stets durch sein asketisches Auftreten, seinen sittlichen Lebenswandel, seine Gewissenhaftigkeit und seine Festigkeit im Glauben als einer der bedeutendsten und wurdigsten Papste seiner Zeit auszeichnete.
- Hubert Jedin
:
Papst Innozenz XI. ? Verteidiger des christlichen Abendlandes.
In: Hubert Jedin:
Aufsatze und Vortrage
, Band 1; Herder, Freiburg/Br. 1966; S. 287?291.
- Volker Reinhardt
:
Der Sanierer
. In:
Arne Karsten
/ Volker Reinhardt:
Kardinale, Kunstler, Kurtisanen. Wahre Geschichten aus dem barocken Rom
, WBG, Darmstadt 3. Aufl. 2021, S. 37?47,
ISBN 978-3-534-27352-2
. [historischer Essay uber die Sparsamkeit Innozenz’ XI.]
- Michael Tilly:
Innozenz XI..
In:
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
(BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990,
ISBN 3-88309-032-8
, Sp. 1298?1303
(
Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive
am 2007-06-29)
.
- ↑
John Norman Davidson Kelly:
Reclams Lexikon der Papste.
2. Auflage. Reclam-Verlag, Stuttgart 2005, S. 305.
- ↑
Innozenz XI. auf heiligenlexikon.de
, abgerufen am 25. November 2021.
- ↑
Catholic Encyclopedia auf heiligenlexikon.de
, abgerufen am 25. November 2021.
- ↑
Meldung von Radio Vatikan vom 9. April 2011
, abgerufen am 25. November 2021;
Beschreibung der Umbettung auf vaticanhistory.de
, abgerufen am 25. November 2021.