Die knapp 1400 Kilometer lange
innerdeutsche Grenze
(auch als
deutsch-deutsche Grenze
bezeichnet) hinderte bis 1989 durch massive Befestigungen die Einwohner der
Deutschen Demokratischen Republik
an Besuchen der
Bundesrepublik Deutschland
oder dem dauerhaften Verlassen in Richtung
Westen
.
[1]
Zu ihr zahlte nicht der Teil der Grenze der DDR zu
Berlin
, dessen
Westsektoren
innerhalb Berlins ab 1961 mit der
Berliner Mauer
abgesperrt waren. Der Verlauf der
Demarkationslinien
zwischen den
westlichen
Besatzungszonen
und der
Sowjetischen Besatzungszone
(SBZ) wurde von den
Hauptsiegermachten
des
Zweiten Weltkrieges
in mehreren Konferenzen festgelegt und bestand in dieser geografischen Form nach der Grundung der beiden deutschen
Staaten
im Jahre 1949 fort. Die Grenze begann im Suden am
Dreilandereck Bayern, Sachsen / DDR, Tschechoslowakei
und endete an der
Ostsee
in der
Lubecker Bucht
auf der Halbinsel
Priwall
. Im
Kalten Krieg
war sie militarisch und geopolitisch betrachtet ein Teil des
Eisernen Vorhangs
.
Seit November 1989, nach der
Wende und friedlichen Revolution in der DDR
, erfolgte ihr Ruckbau und eine Umwandlung zu einer besonderen Okozone als
Grunes Band
zwischen den Teilen Europas.
Beide deutsche Staaten bezeichneten die deutsch-deutsche Grenze bis 1956 offiziell als ?
Demarkationslinie
“, die DDR dann als ?Grenze“ und ab 1964 als ?Staatsgrenze“. In
Westdeutschland
blieb sie die ?Demarkationslinie“, umgangssprachlich haufig die ?Zonengrenze“, denn die DDR galt bis zum Abschluss des
Grundlagenvertrags
als ?
SBZ
“ (Sowjetische Besatzungszone), ?Sowjetzone“, ?Ostzone“ oder schlicht als ?Zone“, wobei bis zur Wiedervereinigung vereinzelt Zeitungen die Abkurzung ?DDR“ nur in
Anfuhrungsstriche
setzten, um damit
Euphemismus
,
Ironie
oder
Sarkasmus
auszudrucken.
[2]
Als die
Bundesrepublik Deutschland
1972 im Grundlagenvertrag die DDR
staatsrechtlich
als eigenen
Staat
anerkannte, wurde diese Grenze auch formal eine
Staatsgrenze
. Allerdings wurde die DDR bis zu ihrem Ende durch die Bundesrepublik Deutschland nie
volkerrechtlich
als
Ausland
angesehen, dies hatte schon dem
Wiedervereinigungsgebot
des
Grundgesetzes
widersprochen: Dadurch war die 1967 von der DDR eingefuhrte eigene
Staatsburgerschaft
durch die Bundesrepublik so ausgelegt, dass Burger der DDR als
Deutsche
im Sinne der
Artikel 16
und
116
des Grundgesetzes galten.
Der auf ostlicher Seite 1952 angelegte, bis zu 500 m breite ?Schutzstreifen“ entlang der Grenze, der viele Jahrzehnte lang weitgehend unberuhrt war, hat sich zu einem Ruckzugsgebiet fur viele vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten entwickelt. Kurz nach dem
Mauerfall
1989 grundeten der
Bund fur Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) und der Freistaat
Thuringen
das Naturschutzprojekt
Grunes Band Deutschland
, das einen großen Teil der ehemaligen Grenzgelande umfasst.
Nach dem
Zweiten Weltkrieg
wurde der großte Teil des
Reichsgebiets
durch die Siegermachte in
Besatzungszonen
eingeteilt. Durch den Zusammenschluss als
Bizone
und spater
Trizone
zu einem
Vereinigten Wirtschaftsgebiet
entfielen die Grenzen der Besatzungszonen in
Westdeutschland
. So bezog sich der Begriff ?Zonengrenze“ nur noch auf die Grenze zwischen der
Sowjetischen Besatzungszone
und dem
Besatzungsgebiet
der
Westalliierten
in Deutschland. Mit der Konstituierung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik wurde 1949 aus der Zonengrenze die deutsch-deutsche Grenze. Im allgemeinen und im amtlichen Sprachgebrauch der Bundesrepublik blieben
Zonengrenze
und
innerdeutsche Grenze
erhalten. Dazu trug bei, dass das wirtschaftlich benachteiligte Gebiet entlang der Grenze in der Bundesrepublik als
Zonenrandgebiet
bezeichnet und sowohl rechtlich als auch finanziell (
Zonenrandforderung
) gefordert wurde.
Die DDR riegelte die Demarkationslinie zur Bundesrepublik aufgrund der
Verordnung uber Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und den westlichen Besatzungszonen
vom 26. Mai 1952 verstarkt ab. Uber die gesamte Grenzlange wurde eine 5 km breite Sperrzone eingerichtet, um die steigenden Fluchtlingszahlen einzudammen. Der grenznahe Verkehr mit Interzonenpassen wurde aufgehoben. Von den 345.000 betroffenen Personen, die in der Sperrzone lebten, wurden 11.000 enteignet und zwangsweise umgesiedelt, weil sie im Verdacht standen, Fluchthelfer gewesen zu sein. Der Grenzstreifen wurde gerodet und streng uberwacht. Nur mit Sondergenehmigung und mit einem Stempel im Personalausweis wurde der Grenzubertritt gestattet.
[3]
Der
Privilegierte Eisenbahn-Durchgangsverkehr
auf den Eisenbahnstrecken, die ein kurzes Stuck durch den jeweils anderen Teil Deutschlands verkehrten, wurde bis auf wenige Ausnahmen eingestellt. Die verstarkte Abriegelung wurde am 18. Juni 1954 mit der
Anordnung uber die Neuregelung der Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der DDR und Westdeutschland
formell geregelt; am 3. Mai 1956 wurde sie von der
Verordnung zur Erleichterung und Regelung der Maßnahmen an der Grenze zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Deutschen Bundesrepublik
abgelost. Seit dem 19. Marz 1964 galt stattdessen die
Verordnung zum Schutze der Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik
, die schließlich nach mehreren Anderungen am 25. Marz 1982 vom
Gesetz uber die Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik
ersetzt wurde. Dieses galt bis zum Inkrafttreten des
Einigungsvertrages
.
1972 wurde in einem Zusatzprotokoll zum
Grundlagenvertrag
zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR eine Uberprufung und eindeutige Markierung des Grenzverlaufes vereinbart. Die deutsch-deutsche Grenzkommission konstituierte sich am 1. Januar 1973 und nahm am 4. September 1973 ihre Arbeit mit Grenzmarkierungen bei Lubeck auf.
[4]
[5]
[6]
Am 29. November 1978 wurde in Bonn ein ?Protokoll zwischen der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik und der Regierung der Bundesrepublik Deutschland uber die Uberprufung, Erneuerung und Erganzung der Markierung der zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland bestehenden Grenze, die Grenzdokumentation und die Regelung sonstiger mit dem Grenzverlauf im Zusammenhang stehender Probleme“ vorgelegt.
[7]
Ab dem 2. Mai 1974 unterhielt man
Standige Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik
in
Ost-Berlin
(hier:
bei
der DDR, nicht
in
der DDR) bzw. Bonn, keine Botschaften oder Konsulate. Eine eigenstandige
DDR-Staatsburgerschaft
wurde von der Bundesrepublik nicht anerkannt, das heißt: Ein DDR-Burger war
Deutscher
im Sinne des Grundgesetzes und hatte Anspruch auf einen bundesdeutschen Pass. Die DDR war fur die Bundesrepublik
Zollinland
.
Als Gegenleistung fur einen von
Franz Josef Strauß
vermittelten Kredit in Hohe von einer Milliarde Deutsche Mark (nach heutiger Kaufkraft rund 1.090 Mio. Euro) wurden im November 1984 auf Druck der
Bundesregierung
die Selbstschussanlagen abgebaut, Erdminen gesprengt (beides gab es nicht an der Berliner Mauer) und Hundelaufanlagen abgebaut.
[8]
Die
Offnung des Eisernen Vorhangs
, die
Prager Ausreise von 17.000 Botschaftsfluchtlingen
und der Fall der Berliner Mauer
fuhrten 1989/90 zur
deutschen Wiedervereinigung
. Die
deutsche Teilung
und die innerdeutsche Grenze waren uberwunden. Es gibt nur noch
Landergrenzen
der Bundeslander.
Von der DDR in die Bundesrepublik fluchteten von 1949 bis zum Mauerfall ungefahr vier Millionen Menschen; im selben Zeitraum siedelten etwa 200.000 Personen von der Bundesrepublik in die DDR uber.
Entlang der Grenze zu
Schleswig-Holstein
,
Niedersachsen
,
Hessen
und
Bayern
galt seit 1952 eine Verordnung, die auf dem Gebiet der DDR ein 5 Kilometer breites
Sperrgebiet
vorsah.
[9]
[10]
Jeder Grenzubertritt war fortan genehmigungspflichtig. Im Sperrgebiet lag an der Grenze ein 500 Meter breiter Schutzstreifen und unmittelbar davor ein 10 Meter breiter Kontrollstreifen. Fur das Betreten des Sperrgebiets galt
Passierscheinpflicht
, wofur die Bewohner sich registrieren lassen mussten. Kurz nach Inkrafttreten der Verordnung erfolgte mit der schlagartigen
Aktion Ungeziefer
die
Zwangsaussiedlung tausender als politisch unzuverlassig angesehener Familien
aus der Sperrzone ins Innere der DDR. Das Betreten des Kontrollstreifens war verboten. Grenzpolizisten konnten ihre Schusswaffen nicht nur, wie bisher, gegen bewaffnete Grenzdurchbrecher oder zur Selbstverteidigung gebrauchen, sondern auch bei jeder ?Nichtbefolgung“ ihrer Anordnungen im Grenzgebiet. Seither baute die DDR die deutsch-deutsche Grenze immer starker aus, um die Massenflucht ihrer Bewohner in den Westen zu unterbinden. Den letzten noch offenen Weg dorthin verschloss im August 1961 die
Berliner Mauer
, die in der DDR offiziell
antifaschistischer Schutzwall
genannt wurde. An der Grenze waren etwa 30.000 Grenzsoldaten der
Grenztruppen der DDR
stationiert; sie hatten bis April 1989 den Befehl, die Flucht auch mit Todesschussen auf den Fluchtling zu unterbinden (→
Schießbefehl
).
Der zehn Meter breite (gepflugte) Kontrollstreifen wurde auch ?Todesstreifen“ genannt. Die ursprunglichen holzernen
Wachturme fur die DDR-Grenztruppen
wurden in den 1960er-Jahren zunachst durch zylindrische, spater durch viereckige Betonturme fur drei bis funf Soldaten ersetzt. Die Turme wiesen haufig Schießscharten im 2. Zwischengeschoss auf. Die Ausrustung bestand neben der Bewaffnung der Soldaten aus Signalmitteln, Kartenmaterial, einer Fernmeldestandleitung und einem Suchscheinwerfer mit 360 Grad Schwenkbereich, spater zum Teil auch aus Videokameras. Der mit Stacheldraht gesicherte Schutzstreifen wurde systematisch von allen moglichen Sichthindernissen geraumt, hierzu wurden Planierungen vorgenommen. Der Schutzstreifen wurde von an
Laufanlagen
befestigten Kettenhunden, sogenannten
Trassenhunden
, bewacht.
[11]
[12]
Flusspassagen und -ubergange wurden durch tiefreichende Sperrgitter gesichert. Betonelemente wie in der
Berliner Mauer
wurden bei grenznahen Siedlungen verwendet, zum Beispiel in
Modlareuth
und
Dassow
. Ansonsten bestand die innerdeutsche Grenze aus mehreren Metallgitterzaunen mit Signalanlagen und Graben. Nachts wurde der Schutzstreifen beleuchtet. Es existierten insgesamt 870 km Grenzzaun. 602 km Grenzzaun waren mit Kfz-Sperrgraben und 434 Beobachtungsturmen versehen. Der eigentliche Grenzzaun war zunachst ein einfacher hufthoher Stacheldrahtzaun, nach 1961 ein schwer uberwindbarer doppelter Stacheldrahtzaun (als Begrenzung von Minenfeldern) beziehungsweise ein Streckmetallgitterzaun mit Selbstschussanlagen. Mitunter bestand er aus einer Mauer mit oben aufliegendem runden Abschluss aus geschlitzten
Asbestzementrohren
(wie in Berlin), um ein Ubersteigen zu erschweren. Hinter dem Grenzzaun wiederum folgte bis zur eigentlichen Grenzlinie ein von der jeweiligen Gelandetopographie abhangiges Areal, das falschlicherweise von westlichen Besuchern der Grenze als
Niemandsland
angenommen bzw. von ostlichen ?Republikfluchtigen“ oft schon als westdeutsches Gebiet fehlgedeutet wurde. Auch Bundesburger losten hier Grenzvorfalle aus, wenn sie leichtfertig in dieses Gebiet vordrangen. Das Betreten der 5-km-Sperrzone und des Schutzstreifens war nur unter besonderen Bedingungen gestattet, fur Anwohner etwa durch einen Vermerk im Personalausweis, fur Besucher durch einen extra auszustellenden Passierschein. Monteure und Techniker, die beispielsweise Stromleitungen oder Brucken zu reparieren hatten, durften sich nur unter Begleitung eines Wachkommandos in dem jeweiligen Grenzabschnitt aufhalten. In Wachturmen und Bunkern postierte Grenzsoldaten hatten jedes verdachtige Ereignis zu melden. Im Hinterland patrouillierten motorisierte Grenzaufklarer. Ab 1972 wurden einige Orte wie
Sonneberg
,
Creuzburg
,
Gefell
oder
Kaltennordheim
aus der Sperrzone herausgenommen.
Zur Grenzsicherung wurden auch
Selbstschussanlagen
installiert und etwa 1,3 Millionen
Landminen
verlegt.
[13]
Bei Gewitter wurden die Selbstschussanlagen und der elektrische Zaun abgestellt, da sonst zu viele Fehlzundungen ausgelost worden waren. Diese Lucke in der Grenzsicherung war jedoch landlaufig nicht bekannt und wurde von Fluchtigen daher nie bewusst ausgenutzt.
[14]
Ab 1971 wurden auf einer Lange von 450 Kilometern 71.000 Selbstschussanlagen (Splitterminen) SM-70 an dem vorderen Metallgitter-Grenzzaun platziert. Wegen ihrer von den Grenztruppen geschatzten hohen Wirksamkeit wurde eine Stuckzahl-Erhohung der Splitterminen fur 1982/83 vorgesehen.
[15]
230 km Grenzzaun bestanden aus Minenfeldern
PPM-2
.
[16]
Erst auf Drangen seitens der
Bundesrepublik Deutschland
wurden die Landminen 1984 gesprengt und die Selbstschussanlagen abgebaut.
[8]
Auch weit vor der Sperrzone wurden Personenbewegungen uberwacht. Die Verhinderung von
Republikflucht
machte einen Hauptteil der Tatigkeit der
Stasi
aus, vielfach wurden Fluchtwillige bereits vor der Flucht observiert und mit dem Vorwurf der geplanten Republikflucht inhaftiert. Fuhr ein normaler Reisezug planmaßig in Orte, die in der Nahe der Grenze lagen, wurden verdachtige Reisende wahrend der Fahrt von der
Transportpolizei
, der
Volkspolizei
oder von ?
freiwilligen Helfern der Grenztruppen
“ (von denen es ca. 3000 gab) kontrolliert und zum Reiseziel befragt. Wurden Personen ohne Passierschein in der 5-Kilometer-Sperrzone angetroffen, wurden sie dem zustandigen Grenzkommando gemeldet. (Der ungesetzliche Grenzubertritt ? die ?Republikflucht“ ? war ab 1968 eine Straftat. Die Hochststrafe betrug funf Jahre Gefangnis. Die Vorbereitung und der Versuch waren strafbar.) Daneben gab es republikweit in Grenzkreisen, Grenzorten und Betrieben des Grenzgebietes noch ca. 500 Grenzsicherheitsaktive, deren freiwillige zivile Mitglieder ebenfalls Uberwachungsaufgaben wahrnahmen.
[17]
Durch diese umfassende Uberwachung konnten 90 % aller Fluchtwilligen schon weit vor dem eigentlichen Grenzzaun gestellt werden.
Das letzte Loch der innerdeutschen Grenze war die Grenze zwischen den
Westsektoren
und dem Ostsektor in Berlin. Die Außengrenze Berlins war bereits seit 1949 durch den
Ring um Berlin
ahnlich gesichert wie die innerdeutsche (?grune“) Grenze, als die DDR mit dem Mauerbau am 13. August 1961 diesen Weg verschloss. Nach Einfuhrung der Visa-Pflicht fur Auslander und Staatenlose ab 1. Januar 1977 fur den Ostteil Berlins hob die DDR-Regierung die Kontrollposten an der Grenze Ost-Berlins zum Umland auf.
[18]
In die Sperranlagen an der Grenze wurde eine großere Anzahl von strikt geheim gehaltenen Schleusen eingebaut, die
operative Grenzschleusen
genannt wurden. Sie wurden von den Mitarbeitern der ?Abteilung Verkehr‘ beim
Zentralkomitee der SED
und den von ihnen eingerichteten ?Westgruppen“ genutzt, um illegal Personen, vor allem Funktionare der
KPD
und der
SED
, in den Westen und wieder zuruck zu ?schleusen“, Geldsendungen fur die KPD und spater die
DKP
, Informationsmaterial fur Parteifunktionare sowie Propagandamaterial in die Bundesrepublik zu bringen. Auch das
Ministerium fur Staatssicherheit
(MfS) unterhielt solche Schleusen zu nachrichtendienstlichen Zwecken. Bekannt wurde hier die
Agentenschleuse
im
Bahnhof Berlin Friedrichstraße
. Die
Glienicker Brucke
zwischen
West-Berlin
und Potsdam durfte lediglich von den Angehorigen der
alliierten
Streitkrafte benutzt werden. In Potsdam befanden sich die
Militarmissionen
der drei
Westmachte
fur die DDR.
Die Benutzung der geheim gehaltenen Ubergange war ab den spaten 1950er-Jahren der fur die Uberwachung der Armee und Grenztruppen zustandigen Hauptabteilung I des MfS unterstellt.
[19]
Als schwer zu uberwachen und damit problematisch wurden Gehofte, Betriebe und kleinere Dorfer in unmittelbarer Grenznahe angesehen. Mehrheitlich wurde deren Aufgabe erzwungen; die Bewohner wurden nach und nach umgesiedelt, die Gebaude
geschleift
. Großere Ortschaften, beispielsweise
Großburschla
oder
Großensee
, wurden hingegen verschont, obwohl deren topographische Lage extrem ungunstig fur die Uberwachung der Grenzanlagen war. Beispiele fur abgesiedelte Dorfer sind
Billmuthausen
[20]
(etappenweise von 1965 bis 1978 abgetragen),
Erlebach
(etappenweise von 1975 bis 1986) und
Leitenhausen
(1971) im Landkreis Hildburghausen. An der innerdeutschen Grenze sind Dutzende Dorfer auf diese Weise zu politischen
Wustungen
geworden. Weitere betroffene Dorfer und
Weiler
:
Bardowiek
, Broda (
Ruterberg
), Christiansgrun (
Spechtsbrunn
), Dornholz, Greifenstein, Grabenstedt,
Hasenreuth
,
Heiligenroda
,
Jahrsau
, Karneberg (
Wendehausen
),
Kaulsroth
,
Kleintopfer
,
Korberoth
, Krendelstein,
Lankow
, Lenschow (
Ludersdorf
),
Liebau
, Lieps,
Markusgrun
, Neuhof, Neu Gallin,
Niederndorf
, Ruppers (
Stedtlingen
), Scharfloh (Wendehausen), Schmerbach,
Schwarzenreuth
,
Schwenge
,
Stockigt
,
Stresow
, Taubenthal,
Troschenreuth
,
Vockfey
, Wahlsdorf,
Wehningen
, Zarrentin-Strangen. Dazu kommen Wustungen an der Grenze zwischen der
?SSR
und der DDR, die etwa 50 km ab dem
bayrisch-tschechischen Dreilandereck
ebenso militarisch gesichert wurde
wie die innerdeutsche Grenze. Dort wurden u. a. zerstort und eingeebnet:
Ebersberg
, Gottmannsgrun, Graben im Thale,
Hammerleithen
, Kugelreuth, Pabstleithen,
Wieden
(fast alle im
Kreis Oelsnitz
gelegen). Die Postleitzahlen der geschleiften Hofstellen und Dorfer wurden zur Tarnung in den Verzeichnissen weitergefuhrt.
Es gab auch den Wechsel von Hausern aus dem Gebiet der DDR in die Bundesrepublik, so in
Kleinlichtenhain
, als es zu Kleintettau im bayerischen
Landkreis Kronach
kam. Das Leben im Sperrgebiet wurde von vielen dort lebenden Menschen als eine enorme psychische Belastung empfunden.
Eingaben
und Beschwerden wurden auch von der Kirche und gesellschaftlichen Organisationen an die Regierung weitergeleitet. Die Staatsfuhrung sah sich deshalb veranlasst, den Einwohnern eine finanzielle Entschadigung zu zahlen, die als ?Sperrgebietszuschlag“ bezeichnet wurde.
Nach dem Mauerbau 1961 galten die Grenzbahnhofe als neuralgische Fluchtpunkte aus der DDR. Zwischen 1975 und 1980 wurden diese auf DDR-Seite daher umgestaltet, um derartige Versuche zu unterbinden: Die Bahnsteige wurden mit Gittern und Sichtschutzeinrichtungen versehen. Großere Vorhaben waren die Anlage von
Schaubrucken
uber alle Gleise, weitraumige
Flutlichtanlagen
sowie in ein
Sandgleis
fuhrende
Schutzweichen
, falls nicht moglich, wurden
Gleissperren
aufgelegt. Diese sollten einen Zug, der ohne Halt durch den Grenzbahnhof gefahren ware, auf tote Gleise lenken bzw. zum Entgleisen bringen. Der wachhabende Offizier gab nach Kontrolle ? im einfachen Fall ? die Sandweiche bzw. die Gleissperre zur Ausfahrt des Zuges in Richtung Bundesrepublik frei. So stellte sich das die Stasi vor; die Realisierung war jedoch von den ortlichen Gegebenheiten abhangig. Erheblich kompliziertere Schritte waren in den meisten Bahnhofen notig.
Bei Reisezugen war der Bahnsteig wahrend der Personenkontrolle fur Reisende gesperrt. Bei
Guterzugen
wurde ebenso penibel kontrolliert, selbst der Inhalt von Kesselwagen. Fur die Lokfuhrer von Reichsbahn und Deutscher Bundesbahn galt seitens der Reichsbahn ein striktes Kontaktverbot. Sofern Lokomotiven im Bahnhof parallel standen, erfolgte grundsatzlich die Anweisung an die Lokfuhrer, eine Fahrzeuglange vor- oder zuruck zu stoßen. Die innerdeutschen Grenzbahnhofe waren so faktisch außerhalb des Bewusstseins der DDR-Burger, die nur mit
Passierscheinen
die 5-km-Kontrollstreifen im Grenzgebiet betreten durften. Auch am
Bahnhof Oebisfelde
gab es detaillierte Regeln.
[21]
Der
Bahnhof Probstzella
verfugt uber ein
Grenzbahnhofs-Museum
und war zu DDR-Zeiten ab 1961 durch einen abseits gelegenen Haltepunkt vom Grenzgeschehen getrennt.
[22]
Eine Sonderstellung nahm die in Ost-Berlin gelegene
Grenzubergangsstelle im S-Bahnhof Friedrichstraße
ein: Der unterirdische Umsteigebahnhof wurde labyrinth-artig umgestaltet, was zudem dem MfS problemlos ermoglichte, Agenten ins westliche Ausland ein- und von dort auszuschleusen.
Auf Bahnhofen auf der bundesdeutschen Seite kummerten sich ehrenamtliche Betreuer der
Bahnhofsmission
seit Mitte der 1950er Jahre um Reisende. Sie reichten Tee in die Eisenbahnabteile, verteilten Essen und betreuten auch die
aus der DDR Gefluchteten
.
Weil gemaß
Transitabkommen
Kontrollen von Fahrzeugen nur bei begrundetem Verdacht erfolgen durften, installierte und betrieb das
Ministerium fur Staatssicherheit
unter dem Decknamen ?Technik V“ an den Grenzubergangsstellen in und um Berlin und an den Autobahnkontrollpunkten zwischen Ost- und Westdeutschland 17 gefahrliche radioaktive Gammakanonen, um Fahrzeuge heimlich mit harter
ionisierender
Gammastrahlung
zu beschießen, die Karosserie und Bodenbleche 10 bis 30 Sekunden lang durchdrang, und sich im Strahlenfeld aufhaltende Fluchtlinge sichtbar machte. Die Strahleneinrichtungen wurden von der Stasi durchgangig im Schichtdienst betrieben. Sie bestanden aus der Strahlereinheit, bestehend aus einem etwa 50 kg schweren, kugelformigen Bleicontainer, der die radioaktive
Casium-137
-Strahlenquelle beinhaltete, der Steuerelektronik und einem Detektorsystem mit Bildschirm. Die gewohnlichen DDR-Zollner erfuhren nichts von der geheimen radioaktiven Kontrolltechnik, mit der in der Regel alle Transitreisenden durchleuchtet wurden, weil die uniformierten Krafte durch eine strenge ?Betreteordnung“ von den gefahrlichen Punkten ferngehalten wurden. Die letzte Strahleneinrichtung wurde am 9. November 1989 kurz vor der Grenzoffnung demontiert. Die Auswirkungen geeigneter, relativ harter Strahlendosen, wurden zuvor an Hunden erprobt, von denen viele danach getotet werden mussten. Im
Strahlenschutz
geht man bei der Beurteilung der Folgeschaden aufgrund des
Vorsorgeprinzips
davon aus, dass jede noch so kleine Dosis einen negativen Effekt haben kann (
LNT-Modell
). Gesundheitliche Schaden wie
Leukamie
treten nach zirka 7 bis 10 Jahren und andere
Krebsschaden
nach 15 bis 20 Jahren ein.
[15]
[23]
[24]
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Diskussionsseite
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verbessern
, und entferne anschließend diese Markierung.
Zahl der Todesopfer
|
|
Vor dem
13. August 1961
|
Seit dem
13. August 1961
|
Insg. bis 1989
|
Berliner Grenze/Mauer
|
37
[25]
|
136
[26]
|
173
|
Innerdeutsche Landgrenze
|
100
|
238
[27]
|
371
|
Ostsee
|
15
|
174
|
189
|
Sonstige Fluchtwege
(Flugzeugentfuhrung, Warenexport,
Transitwege)
|
0
|
7
|
7
|
Angehorige des DDR-Grenzdienstes
im Einsatz
|
11
|
16
|
27
|
Sowjetische Fahnenfluchtige
|
1
|
5
|
6
|
Flugzeugabschusse im Grenzgebiet
|
14
|
3
|
17
|
Total:
|
178
|
612
|
790
|
Fur die Zahl der Opfer der innerdeutschen Grenze gibt es unterschiedliche Angaben, Forschungen dazu sind noch nicht abgeschlossen. Die
Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen
Salzgitter, die ihre Arbeit 1992 einstellte, zahlte insgesamt 872 Todesopfer, nahezu ausschließlich Fluchtlinge, aber auch einige Angehorige der DDR-Grenztruppen oder Fahnenfluchtige der sowjetischen Armee.
[28]
Die Gesamtzahl lage etwas unter der Zahl der Toten, die an der Grenze zwischen der
Tschechoslowakei
und
Osterreich
gezahlt wurden. Dort handelte es sich allerdings zu 80 % um Angehorige bewaffneter Einheiten.
[29]
Wahrend die Berliner Staatsanwaltschaft von 270
nachgewiesenen
Todesfallen an der innerdeutschen Grenze einschließlich Berlins infolge eines Gewaltakts der Grenzsicherungskrafte inklusive Minentoten und Selbstschussanlagen sprach, hat die zwischen 1991 und 2000 bestehende
Zentrale Ermittlungsstelle fur Regierungs- und Vereinigungskriminalitat
(ZERV) 421 Verdachtsfalle auf Totungen durch die bewaffneten Krafte der DDR registriert. Die Arbeitsgemeinschaft ?13. August“ veroffentlichte am 12. August 2003 eine Zahl von 1008 Opfern des DDR-Grenzregimes von 1949 bis 1989, geht dabei aber von einem relativ weiten Opferbegriff aus; enthalten sind zum Beispiel in der
Ostsee
ertrunkene Fluchtlinge, Opfer von Unfallen wahrend der Flucht,
Suizide
nach entdeckter Flucht und auch von Fluchtlingen erschossene Grenzsoldaten sowie Todesfalle deutscher Fluchtlinge an anderen Grenzen (?SSR,
Jugoslawien
). 2010 wies das von der Arbeitsgemeinschaft betriebene
Mauermuseum
am Checkpoint Charlie 1393 Tote aus.
[30]
Der Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat der
FU Berlin
,
Klaus Schroeder
, kritisierte 2010 den ?sehr weiten Begriff von Maueropfer“ des Mauermuseums. Er geht aufgrund noch unerforschter Bereiche aber auch von mehr Opfern aus als ?offiziell bekannt sind“ und rechnet mit insgesamt etwa 1000 Opfern des DDR-Grenzregimes.
[31]
unvollstandig
Name
|
Todesdatum
|
Todesort
|
Umstande
|
Klaus Korner
|
15. November 1962
|
Untersuhl
|
beim Versuch,
in
die DDR zu fluchten, durch Mine getotet
|
Frieda Klein
|
10. August 1963
|
Gudersleben
|
Schwanger, durch Schusse im Wald an der Grenze todlich verletzt.
|
Manfred Glotz
|
7. Mai 1965
|
Ilfeld
|
Bereits jenseits des Grenzzaunes von Schussen getroffen und im Krankenhaus gestorben.
|
Johannes-Leo Hoffmann
|
14. November 1972
|
bei
Teistungen
|
gilt als erstes Opfer der Selbstschussanlagen
|
Emanuel Holzhauer
|
2. Juli 1977
|
|
Als Saugling auf der Flucht im Kofferraum erstickt.
|
Heinz-Josef Große
|
29. Marz 1982
|
Wahlhausen-
Schifflersgrund
|
Von Grenzsoldaten wenige Meter vor Erreichen westdeutschen Gebietes erschossen, nachdem der Grenzzaun bereits uberwunden war.
|
Harry Weltzin
|
4. September 1983
|
Kneese
|
Durch Auslosen der Selbstschussanlage umgekommen.
|
Frank Mater
|
22. Marz 1984
|
bei
Wendehausen
|
gilt als letztes Opfer der Selbstschussanlagen
|
Name
|
Todesdatum
|
Todesort
|
Umstande
|
Herbert Muhs
|
25. September 1950
|
Trave
bei
Dummersdorf
|
Der 20-jahrige uberquerte mit einem Schlauchbot die Trave, um auf der Ostseite bei Bauern Lebensmittel zu besorgen. Nach seiner Entdeckung durch DDR-Grenzposten fluchtete Muhs zuruck zu seinem Schlauchbot. Die ihn verfolgenden Grenzposten eroffneten das Feuer.
|
Kurt Lichtenstein
|
12. Oktober 1961
|
Klotze
|
Der Dortmunder Journalist Kurt Lichtenstein wurde an der (parallel zur innerdeutschen Grenze verlaufenden) Kreisstraße 85 zwischen
Kaiserwinkel
und
Zicherie
(
Niedersachsen
) am 12. Oktober 1961 von Grenztruppen der DDR erschossen, als er mit
LPG
-Bauern auf DDR-Gebiet sprechen wollte. An der Stelle erinnert eine Gedenkstatte an ihn.
|
Ernst Wolter
|
11. Juni 1967
|
Riebau
|
Der 80-jahrige Landwirt Ernst Wolter passierte vermutlich auf der Suche nach Kuhen die Grenze und wurde von einer Mine schwer verletzt. Da den Grenzsoldaten die exakte Lage der Minen nicht bekannt war, blieb er unversorgt und starb nach etwa zweieinhalb Stunden.
|
Erich Tesch
|
10. Oktober 1967
|
Haldensleben
|
Der 65-jahrige in Koln lebende Erich Tesch uberquerte die Grenze in West-Ost-Richtung, wobei er eine Mine ausloste und an den Folgen der Detonation starb.
|
Michael Gartenschlager
|
30. April 1976
|
Leisterforde
|
Der Fluchthelfer Michael Gartenschlager wurde beim Versuch,
Selbstschussanlagen
an der Grenze abzumontieren, von einer Spezialtruppe der Staatssicherheit in Uniformen der DDR-Grenztruppen erschossen.
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Falk Heinz Schroder
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29. September 1987
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Sommersdorf
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Der einst aus der DDR ausgewiesene Falk Heinz Schroder schnitt ein Loch in den Steckmetallzaun, um im Grenzbereich Flugblatter zu den Menschenrechten zu verteilen. Er wurde von einer Kradstreife gestellt. Die DDR behauptete, dass er sich selbst mit seiner eigenen Pistole in die Brust geschossen haben soll. Im Westen wurde diese Version nicht geglaubt. Das Opfer wurde bereits 1980 von der DDR in die Bundesrepublik abgeschoben, nachdem er bereits mehrere Jahre im Zuchthaus
Bautzen
verbringen musste.
[32]
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Name
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Todesdatum
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Todesort
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Umstande
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Laszlo Balogh
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22. Juni 1973
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Spechtsbrunn
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Ungarischer Burger, der mit einer DDR-Burgerin fliehen wollte und dabei erschossen wurde.
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Benito Corghi
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5. August 1976
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Hirschberg (Saale)
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Italienischer Fernfahrer, Mitglied der
Kommunistischen Partei Italiens
.
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Die Zahl der Ubergange zwischen den zwei der drei
Westzonen
beziehungsweise der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR variierte im Laufe der Jahrzehnte. 1952 wurden verschiedene Straßen- und Eisenbahnubergangstellen durch die DDR geschlossen. Im Vorfeld des Grundlagenvertrages wurde am 26. Mai 1972 der Verkehrsvertrag abgeschlossen. Danach wurden mehrere Ubergange fur den
kleinen Grenzverkehr
geoffnet und auf den vorhandenen Eisenbahnubergangen zusatzliche Zuge eingefuhrt.
Bis 1952 gab es viele Straßenubergange zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR, mit der Verscharfung des Grenzregimes wurden die meisten davon geschlossen. Unter anderem konnten bis dahin folgende Ubergange genutzt werden:
Die folgenden Ubergange konnten zwischen 1952 und 1989 vom
Transitverkehr
nach
Berlin
sowie vom Reise- und Guterverkehr in die DDR genutzt werden:
- Lauenburg/Elbe
(
Schleswig-Holstein
) ?
Horst
(
Bezirk Schwerin
), einziger Ubergang, der im Transitverkehr nach Berlin zwischen Sonnenauf- und -untergang auch von
Radfahrern
genutzt werden konnte,
B5/F5
, fur den Transitverkehr von und nach Berlin (West) nur bis 19. November 1982 (fur den Reiseverkehr in die DDR und den Transitverkehr in Drittstaaten blieb der Ubergang Lauenburg/Horst auch weiterhin geoffnet), fur den Transit von und nach Berlin (West) am 20. November 1982 abgelost vom
- Grenzubergang Gudow/Zarrentin
, nach Fertigstellung der
Autobahn Hamburg ? Berlin
, ab 1982
- Grenzubergang Helmstedt/Marienborn
,
Autobahn Hannover ? Berlin
- Grenzubergang Wartha/Herleshausen
, in der Nahe der mehrfach die Grenze kreuzenden und deshalb uber mehrere Kilometer gesperrten
Autobahn Kirchheimer Dreieck ? Eisenach ? Hermsdorfer Kreuz
- Topen
(
Bayern
) ?
Juchhoh
(
Bezirk Gera
), im Verlauf der
Fernverkehrsstraße 2
. Die nahegelegene Autobahn war wegen der zerstorten Saalebrucke nicht befahrbar. Nach deren Instandsetzung 1966 wurde der Ubergang geschlossen und abgelost vom
- Grenzubergang Rudolphstein/Hirschberg
, im Verlauf der
Autobahn Munchen ? Berlin
Dem Reiseverkehr in die DDR und dem Transitverkehr nach Schweden und Polen diente der Ubergang
Lubeck
?
Selmsdorf
im Verlauf der
Bundesstraße 104
und der
Bundesstraße 105
? siehe
Grenz-Dokumentationsstatte Lubeck-Schlutup
.
Die folgenden Ubergange wurden infolge des Verkehrsvertrags von 1972 fur den sogenannten ?
Kleinen Grenzverkehr
“ geoffnet und waren nur fur den Reiseverkehr in den grenznahen Bereich der DDR zugelassen, nicht aber fur Transitreisen nach Berlin:
- Bergen an der Dumme
(
Niedersachsen
) ?
Salzwedel
(
Bezirk Magdeburg
),
B bzw. F 71
, auch bekannt als Ubergang Uelzen-Salzwedel
- Duderstadt
(
Niedersachsen
) ?
Worbis
(
Bezirk Erfurt
),
B bzw. F 247
, in der DDR als Grenzubergangsstelle
Teistungen
bekannt
- Grenzubergang Eußenhausen/Meiningen
, im Verlauf der
B bzw. F 19
zwischen
Mellrichstadt
und
Meiningen
- Rottenbach
(
Bayern
) ?
Eisfeld
(
Bezirk Suhl
), im Verlauf der
B bzw. F 4
Nach dem 9. November 1989
wurde die innerdeutsche Grenze an zahlreichen Stellen geoffnet, beispielsweise an den Ubergangsstellen Schmarsau-Schrampe, Mackenrode-Nuxei, Wolfsburg-Oebisfelde oder Ellrich-Zorge. Diese neuen Grenzubergange dienten bis zum 24. Dezember 1989 ausschließlich DDR-Burgern zur Aus- und Wiedereinreise, danach waren sie auch fur
Bundesburger
geoffnet. Bei der Einreise von Nicht-EU-Burgern ? zum damaligen Zeitpunkt auch Osterreichern ? ergaben sich an diesen Grenzubergangen haufig Probleme.
Direkt nach Besetzung der jeweiligen Zonen durch die Alliierten hatte die Sowjetunion den Eisenbahnverkehr zwischen ihrer Zone und den westlichen Zonen unterbrochen. Lediglich die Strecke uber
Helmstedt
und
Marienborn
wurde fur die Militarzuge nach West-Berlin offen gehalten, nur auf dieser Strecke gab es auch Personenverkehr. Daneben wurden einzelne Grenzubergange weiter im Guterverkehr genutzt, die meisten Strecken blieben aber geschlossen. Im Zuge der
Berlin-Blockade
wurde der Personenverkehr vollig, der Guterverkehr weitgehend, eingestellt. An verschiedenen Stellen kamen
Beschaubrucken
zum Einsatz.
Nach Beendigung der Blockade wurden zwischen der westdeutschen Bahnverwaltung bzw. der am 7. September 1949 gegrundeten
Deutschen Bundesbahn
und der
Deutschen Reichsbahn
in verschiedenen
Abkommen
(Abkommen von Helmstedt, 11. Mai 1949,
Offenbach
3. September 1949 und
Kleinmachnow
, 10. September) die betrieblichen Fragen des Grenzverkehrs geregelt und die Offnung verschiedener Ubergange auch fur den Personenverkehr vereinbart.
Bis 1952 wurden neben den weiter unten aufgefuhrten Strecken auch wieder verschiedene Strecken genutzt, die jeweils auf kurzen Abschnitten uber bundesdeutschem oder DDR-Gebiet verliefen, wobei aber nur teilweise ?echter“ Grenzverkehr mit Wechsel von Personen oder Gutern stattfand:
- Oebisfelde ? Weferlingen ? Helmstedt
, nur fur Lokleerfahrten von Reichs- und Bundesbahn genutzt, die Strecke kreuzte dreimal die Grenze
- Muhlhausen/Thuringen ? Treffurt
, Personen- und Guterverkehr, die Strecke verlief auf 1,3 km uber westdeutsches Gebiet
- Vacha ? Philippsthal
, Guterverkehr bis 1962
- Vacha ? Unterbreizbach
, Personen- und Guterverkehr, die Strecke verlief auf 2 km uber westdeutsches Gebiet, durch Neubaustrecke nur uber DDR-Gebiet ersetzt
- Sonneberg ? Neustadt bei Coburg
, nur Guterverkehr
- Pressig-Rothenkirchen ? Tettau
, Personen- und Guterverkehr, die Strecke wechselte achtmal die Grenze, ca. 7 km verliefen auf DDR-Gebiet
- Ludwigsstadt ? Lehesten
, nur Guterverkehr
Ab 1952 wurden infolge der verscharften Grenzuberwachung nur noch folgende Ubergange und Strecken im Eisenbahnverkehr genutzt:
- Herrnburg ? Lubeck
, Personen- und Guterverkehr, 1952 geschlossen, 1960 wieder eroffnet
- Schwanheide ? Buchen
, Personen- und Guterverkehr, auch fur Transit nach West-Berlin
- Oebisfelde ? Wolfsburg
, Guterverkehr, Personenverkehr erst ab 1954, auch fur Leerzuge im Guterverkehr von West-Berlin
- Marienborn ? Helmstedt
(
Niedersachsen
), Personen- und Guterverkehr, auch fur Transit nach West-Berlin
- Ellrich ? Walkenried
, nur Guterverkehr
- Wartha ? Bebra
, ab 28. September 1963
Gerstungen
? Bebra, Personen- und Guterverkehr, auch fur Transit nach West-Berlin, teilweise via
Bahnstrecke Fortha?Gerstungen
- Dankmarshausen ? Heringen (Werra)
, Personenverkehr fur den Berufsverkehr der
Kaligruben
im Werratal, ab 1954 nur fur Kalizuge der Bundesbahn im Transit, zwischen 1967 und 1969 geschlossen
- Probstzella ? Ludwigsstadt (
Bahnstrecke Hochstadt-Marktzeuln?Probstzella
und
Bahnstrecke Leipzig?Probstzella
): Personen- und Guterverkehr, auch fur Transit nach West-Berlin
- Gutenfurst ? Hof
, Personen- und Guterverkehr, auch fur Transit nach West-Berlin, Personenverkehr erst ab 1954
Die Deutsche Bundesbahn bezeichnete diese Ubergange explizit nicht als Grenzubergange, wahrend die Deutsche Reichsbahn immer von
Grenzubergangsstellen
(GUSt) sprach.
Am 5. Dezember 1961 geriet der Ortsteil
Berlin-Staaken
in die Schlagzeilen der Presse, als ein DDR-Lokfuhrer seinen Regional-Zug im damaligen Endbahnhof
Albrechtshof
nicht zum Stehen brachte, sondern die Grenzsperranlagen in Richtung West-Berlin durchbrach (siehe auch: Spielfilm ?
Durchbruch Lok 234
“).
Danach wurde diese Strecke fur den Interzonenzugverkehr zwischen Berlin und Hamburg stillgelegt und die Zuge uber Wannsee umgeleitet.
Es verkehrten im Personenverkehr ausschließlich
Schnellzuge
. Nach dem
Mauerbau
1961 verloren die Transit-Zuge nach West-Berlin ihre
Verkehrshalte
in Bahnhofen auf DDR-Gebiet mit Ausnahme der Grenzbahnhofe. Umgangssprachlich
Interzonenzuge
genannte Zuge dienten den Reisen zwischen beiden deutschen Staaten und teilweise auch dem DDR-Binnenverkehr. Ab 1972 gab es bei den Ubergangen Marienborn/Helmstedt, Probstzella/Ludwigsstadt und Gutenfurst/Hof neben den Schnellzugen auch je ein dem ?Kleinen Grenzverkehr“ dienendes
Eilzugpaar
, das nur an Wochenenden und nur bis zum nachsten großeren Bahnhof auf DDR-Gebiet fuhr. Ab Sommer 1989 gab es auch ein solches Zugpaar am Ubergang Herrnburg ? Lubeck.
Drei Tage nach Maueroffnung 1989 wurde auf dem vorher nur zum Gutertransport genutzten Ubergang Ellrich?Walkenried der Personenverkehr aufgenommen. Zum Fahrplanwechsel 1990 wurde zudem die wieder aufgebaute Strecke zwischen Eichenberg (DB) und Arenshausen (DR) als Grenzubergang in Betrieb genommen. Wie alle anderen Ubergange verloren sie aber bereits mit der
Wahrungsunion
ihre Funktion als Grenzpunkt.
Zwischen 1961 und 1976 erreichten alle zwischen dem Bundesgebiet und West-Berlin verkehrenden Reisezuge als Transitzuge die Stadt uber den
Bahnhof Potsdam Griebnitzsee
, ab 1976 auch uber den
Bahnhof Berlin-Staaken
. Im Transit wurden die Reisenden kontrolliert, ohne dass formal eine Ein- und Ausreise stattfand. Die Zuge von und nach Berlin fuhren ab bzw. bis zum Ost-Berliner
Bahnhof Friedrichstraße
. Dort wurde fur Reisende nach Ost-Berlin und in die DDR eine große Grenzubergangsstelle eingerichtet. Im S-Bahnverkehr endeten West- und Ost-Berliner Linien der
Berliner Stadtbahn
dort an getrennten Bahnsteigen, zwischen denen anfangs eine Drahtglas-, spater eine Metallwand eingebaut wurde. Im Verkehr zwischen beiden Teilen der Stadt mussten die Fahrgaste die Kontrolleinrichtungen im Bahnhof passieren. Einige internationale Zuge verkehrten aus West-Berlin kommend uber den
Berliner Ostbahnhof
(1987 bis 1998 Berlin Hauptbahnhof) weiter ins Ausland. Zwischen Friedrichstraße und Ostbahnhof waren sie nur fur Transitreisende aus West-Berlin in Drittstaaten zugelassen. Im Bahnhof Friedrichstraße stiegen bei aus Osten kommenden Fernzugen zunachst
Passkontrolleinheiten
(PKE) in den Uniformen der DDR-Grenztruppen zu, die in Wirklichkeit Angehorige des MfS waren, und kontrollierten die Insassen. Erst danach durften Reisende einsteigen, die die Grenzubergangsstelle im Bahnhof passiert hatten oder mit U- oder S-Bahn aus West-Berlin gekommen waren. Aus Westen gekommene internationale Zuge wurden nach dem Fahrgastwechsel vor der Weiterfahrt kontrolliert.
Eine besondere Rolle im Grenzsystem der DDR spielten die Ostsee- und die Elbegrenze:
An der Ostseekuste war der gesamte Strandbereich an der
Lubecker Bucht
von der Grenze an der Halbinsel
Priwall
bis kurz vor
Boltenhagen
streng bewachtes Sperrgebiet. Auch der restliche Abschnitt der DDR-Ostseekuste wurde wegen der Nahe zur Bundesrepublik, Danemark und Schweden von der
6. Grenzbrigade Kuste
der
Volksmarine
bewacht. Das Befahren des Meeres, ausgenommen der inneren
Boddengewasser
, mit Sportbooten war nur einem ausgewahlten Personenkreis mit Sondergenehmigung (PM 18, PM 19) gestattet.
Gesperrt war auch die 93,7 km lange innerdeutsche Grenze an der
Elbe
ab dem Wassergrenzubergang
Cumlosen
[33]
bei
Wittenberge
elbabwarts. Grenzubergange uber den Fluss gab es in diesem Bereich nicht.
Der genaue Grenzverlauf zwischen der DDR und der Bundesrepublik war in diesem Bereich strittig. Nach DDR-Auffassung verlief die Grenze in der Strommitte, nach Sichtweise der Bundesrepublik dagegen am Nordostufer.
[34]
Zwei Ubergange fur die Binnenschifffahrt konnten sowohl fur den Berlin-Verkehr als auch fur den Wechselverkehr DDR ? Bundesrepublik Deutschland genutzt werden. Sie waren nur fur den Gutertransport zugelassen, nicht fur reine Personenschiffe.
An den Grenzen West-Berlins gab es Grenzubergangsstellen
fur die Frachtschifffahrt
auf den meisten schiffbaren Wasserwegen.
Jahrlich einmal oder mehrmals, bis zu einer Dauer von hochstens 30 Tagen, war die Einreise auf Einladung moglich. Zur Einreise in die DDR wurde ein ?Berechtigungsschein“ benotigt. Dieser musste spatestens vier Wochen vor dem Reisetermin von dem in der DDR ansassigen Gastgeber zunachst bei seinen zustandigen Behorden beantragt und dann in die Bundesrepublik gesandt werden. Er benotigte hierfur: Name, Vorname, Geburtsdatum, Geburtsort, Wohnanschrift, Tatigkeit, Name und Anschrift des Arbeitgebers, Nummer des Reisepasses und ausstellende Behorde und gegebenenfalls noch das Autokennzeichen. In einem Formular ?Erklarung uber mitgefuhrte Gegenstande und Zahlungsmittel“ mussten samtliche mitgefuhrten Gegenstande, auch die eventuellen Geschenke, die in der DDR bleiben sollten, und die westlichen Zahlungsmittel aufgefuhrt werden. Das Formular musste an der innerdeutschen Grenze vorgezeigt werden. Die Angaben wurden generell, in der Regel stichprobenweise, teilweise aber auch sehr grundlich, uberpruft. Gegen Vorlage des Reisepasses und des Berechtigungsscheines wurde an der Grenze das Visum erteilt.
In den ersten Jahren galten die Genehmigungen nur fur den Wohnort des Einladenden, spater fur die gesamte DDR.
Bei Todesfallen oder akuter Lebensgefahr des DDR-Burgers wurde ein Telegramm mit amtlichem Genehmigungsvermerk des Volkspolizei-Kreisamtes zum Empfang des Visums benotigt.
Touristenreisen mussten mindestens sechs Wochen vor Reiseantritt uber ein Reiseburo gebucht werden, das den Berechtigungsschein beantragte. Die Vorabbuchung des oder der Hotels in einer der 41 angebotenen Stadte war vorgeschrieben. Die Aufenthaltsgenehmigung galt nur fur denjenigen der 14 Bezirke, in dem das Hotel lag. Es bestand keine Verpflichtung zum Mindestumtausch von DM.
Fur Campingreisende standen vom 1. Mai bis 30. September 24 Platze zur Verfugung. Die Reservierung sollte 40 Tage vor Reisebeginn uber ein Reiseburo erfolgen. Dieses besorgte den Berechtigungsschein, die Platzreservierung und den vorgeschriebenen Reisegutschein. Hierfur wurden 25 DM taglich verlangt, die 1:1 gegen
Mark der DDR
umgetauscht wurden. Die zu nutzenden Grenzubergange waren genau vorgeschrieben.
Zur
Leipziger Messe
genugte der Reisepass und der Messeausweis. Damit war die einmalige Ein- und Wiederausreise moglich.
Fur Tagesbesuche in den genau abgegrenzten Bereich von
Ost-Berlin
wurde westdeutschen Burgern das Visum an den
Sektorenubergangen
Berlins unmittelbar von den DDR-Behorden erteilt. Wichtig war hier die Ruckkehr bis Mitternacht. Ein Berechtigungsschein war nicht notwendig. Den Einwohnern von West-Berlin wurden diese Tagesbesuche nicht gestattet. Fur Personen, die ihren standigen Wohnsitz in
West-Berlin
hatten, gab es besondere Vorschriften (→
Berechtigungsschein fur West-Berliner
). Fur den im Oktober 1972 eingefuhrten sogenannten
Kleinen Grenzverkehr
waren wiederum besondere
Regelungen im grenznahen Verkehr
maßgeblich.
Tagesausfluge nach
Rostock
oder
seinem Hafenstadtteil
waren ab 1976 mit einem
Seebaderschiff
(
Travemunde
?Warnemunde) moglich. Mindestumtausch oder Berechtigungsschein war nicht erforderlich.
[36]
Fur das Visum wurde eine Gebuhr von 15
Deutsche Mark
erhoben. Fur Kinder unter 16 Jahren war es gebuhrenfrei.
Zusatzlich mussten je Person und Aufenthaltstag 25,00 DM in 25,00
Mark (DDR)
umgetauscht werden, die nicht rucktauschbar waren. Kinder bis zum 6. Lebensjahr waren befreit; Kinder bis zum 15. Lebensjahr mussten 7,50 DM pro Tag und Person umtauschen. War infolge von Krankheit ein langerer Aufenthalt als der genehmigte in der DDR notwendig, wurde auf zusatzlichen Umtausch verzichtet. Die Mindestumtauschsatze galten seit dem 13. Oktober 1980.
Der Einreisende musste sich innerhalb von 24 Stunden nach seiner Ankunft bei dem zustandigen Volkspolizei-Kreisamt beziehungsweise der zustandigen Meldestelle der Volkspolizei anmelden. Hier wurde die Aufenthaltsgenehmigung in den Reisepass eingestempelt. Bei der Anmeldung wurde die Vorlage der Mindestumtausch-Quittung verlangt. Vor der Ruckreise musste der DDR-Besucher sich wieder bei der entsprechenden Stelle abmelden und das Visum zur Ausreise wurde im Pass erteilt.
Die Dienststellen in den kleineren Orten waren an Wochenenden und feiertags geschlossen, daher musste hier die Einreise so geplant werden, dass die 24-Stunden-Frist in jedem Fall eingehalten wurde. In allen großeren Orten und den Stadten waren die Volkspolizeidienststellen an jedem Tag geoffnet. Bei der Ruckreise am Wochenende konnte die Abmeldung bereits freitags vorgenommen werden. Grundsatzlich waren An- und Abmeldung gleichzeitig moglich, was bei langeren Besuchen jedoch in der Regel bei den Dienststellen auf Missfallen stieß, da diese Vorgehensweise nur fur kurzere Aufenthalte vorgesehen war.
Zusatzlich hatte man sich bei einer privaten Ubernachtung im fur jedes Wohngebaude gefuhrten
Hausbuch
einzutragen. Praktisch war das nicht immer moglich (wenn zum Beispiel in einem Mehrfamilienhaus die das Hausbuch fuhrende Familie verreist war). Manchmal war die Befolgung auch von der Situation der Gastgeber abhangig; je nach sozialer Kontrolle in der Nachbarschaft und beruflichen Verpflichtungen der Gastgeber wurde der Eintrag von diesen mal dringend erbeten, mal von nicht formal einladenden Gastgebern unterlaufen.
Die Wahl des Uberganges war frei. Fur die Ein- und Ausreise bei mehrtagigen Aufenthalten musste nicht der gleiche Ubergang gewahlt werden. Fur die Einreise mit dem Pkw war eine besondere Genehmigung notwendig, die im Berechtigungsschein vermerkt wurde. Die Benutzung von Motorradern oder Fahrradern zur Einreise in die DDR wurde nicht gestattet. Jedoch war eine Grenzquerung im Transitverkehr zwischen West-Berlin und Hamburg auf der
Fernverkehrsstraße 5
bis 1982, dem Jahr der Fertigstellung erster Autobahnabschnitte auf der
A 24
in Richtung Hamburg, moglich.
Auch fur
Dieter Thomas Heck
war 1983 nach einer
Wetten,-dass..?
-Sendung keine
Radtour
zur
IFA Berlin
durchfuhrbar. Zur Einreise in die DDR per Fahrrad musste er sich mit einem
Heimtrainer
, der in einem Reisebus aufgestellt war, begnugen.
[37]
Ausreise und legale Ubersiedlung in die Bundesrepublik
[
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Fur DDR-Burger waren die legalen Moglichkeiten, die innerdeutsche Grenze zu ubertreten, sehr begrenzt, wenn auch nicht unmoglich. Reisefreiheit wurde in der Regel nur zu beruflichen Zwecken bei eindeutig loyaler politischer Haltung gegenuber der DDR ermoglicht. Fur Rentner bestand weitgehend Reisefreiheit, sofern sie nicht Trager wichtiger Staats- oder Betriebsgeheimnisse waren. Reisen ins westliche Ausland wurden ferner zu wichtigen familiaren Besuchszwecken (beispielsweise runder Geburtstag oder Tod eines Westverwandten) gestattet. Auch die legale Ubersiedlung in die Bundesrepublik war im Prinzip moglich, jedoch teilweise mit Schikanen verbunden und konnte auch ? willkurlich und ohne Moglichkeit des Einspruches ? abgelehnt werden. Dennoch reisten von 1961 bis 1988 etwa 383.000 Menschen legal aus der DDR aus. Vor allem in den 1980er-Jahren entwickelte sich diese Form der Ausreise durch immer mehr Antragsteller und auch tatsachliche Ausreisen zu einem existenziellen Problem der DDR.
Auch an der Grenze von Ost-Berlin zur DDR fanden von den 1950er Jahren bis in die 1970er Jahre Kontrollen statt, um Spekulantentum einzudammen und unkontrollierte Ein- und Ausreisen zu verhindern. Bis 1954 wurden diese Kontrollen von
sowjetischen Soldaten
durchgefuhrt, dann von Mitgliedern der
Kasernierten Volkspolizei
. Im Gebiet von
Eichwalde
wurden in den 1950er Jahren sogar Grenzbefestigungen errichtet, an denen es 1956 zu einem Todesfall kam. Nach dem Bau der
Berliner Mauer
wurden diese Anlagen zuruckgebaut, doch fanden noch bis 1977 an der Grenze zwischen Ost-Berlin und der DDR mehr oder minder regelmaßig Kontrollen statt.
[38]
[39]
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Rote4132
(
Diskussion
) 00:28, 21. Jun. 2017 (CEST)
Der Bau, standige Ausbau und die Unterhaltung der schwer bewachten Grenze in Deutschland war eine große wirtschaftliche Belastung fur die DDR: Baumaterial und etwa 40.000 Mann Grenztruppen wurden dafur gebunden. Von 1961 bis 1964 kostete der Aufbau und Betrieb der Grenze insgesamt 1,822 Milliarden
Mark der DDR
,
[40]
davon entfielen 400 Millionen Mark auf die
Berliner Mauer
. Die laufenden Kosten wurden insgesamt auf jahrlich etwa 500 Millionen Mark geschatzt. Dazu kamen die PKE des MfS.
[41]
mit etwa 38 Millionen Mark jahrlich.
Ein bedeutender Faktor im Haushalt der DDR waren in den Jahren von 1981 bis 1988 die Ausgaben fur die Staatssicherheit und die Grenzsicherung. Sie betrugen 1981 3,7 Mrd. DDR-Mark und erhohten sich auf 6,0 Mrd. DDR-Mark im Jahr 1988,
[40]
wobei zu berucksichtigen ist, dass ein Teil der Ausgaben, die dem MfS zugutegekommen sind, auch indirekt zur Aufrechterhaltung der Grenzsicherung verwandt wurden (
siehe auch:
Unterstellung der Grenzsicherungskrafte
).
- Kinofilm
Himmel ohne Sterne
(1955)
- Fernsehfilm
Preis der Freiheit
(1966)
[42]
- Dokumentarfilm von
Ralph Giordano
: Deutsches Tagebuch (1978)
[43]
- Der Willi-Busch-Report
(1979) und
Deutschfieber
(1992)
- Der Grenzwachter
, DDR-Magazin im Fernsehen der DDR 1981 (Propagandafilm)
[44]
- Hans Pleschinski
:
Ostsucht
(1993)
- Kaninchenfeld
, Kunstinstallation in Berlin,
Karla Sachse
(1996)
- Spielfilm, Deutschland 2001 (Internationale Hofer Filmtage 2001, Festival Max-Ophuls-Preis 2002)
[45]
- Dokumentarfilm, Deutschland 2004 (54. Internationale Filmfestspiele Berlin), Regie: Holger Jahnke.
[46]
- Halt! Hier Grenze ? Auf den Spuren der innerdeutschen Grenze
, Dokumentarfilm, Deutschland 2005, Regie: Christian Gierke.
- An die Grenze
, Fernsehfilm, ZDF 2007, Regie:
Urs Egger
(Video)
.
- Die Todesautomatik
, Drama 2007, von
Niki Stein
- Eingeschlossen, abgeriegelt. Die Grenze durch Deutschland 1945?1990
, Dokumentarfilm, Deutschland 2007, Regie:
Roman Grafe
.
- Computeranimation der
Deutschen Welle (DW)
in Zusammenarbeit mit der
Stiftung Berliner Mauer
zum Jahrestag des Mauerfalls, Deutschland 2009
[47]
- Dokumentarfilm, DVD (50 Min.), Deutschland 2009, Regie: Dietrich Zarft und Jurgen Ritter.
[48]
- Mauerhase
, Dokumentation, 2010
- 1378 (km)
, Computerspiel, Deutschland 2010, Jens M. Stober.
- Dokumentarfilm
NDR
2019
[49]
Das
Hessische Staatsarchiv Marburg
bewahrt die schriftliche Uberlieferung der Bundesgrenzschutzdirektion Mitte (Bestand 610) auf. Sie enthalt zahlreiche Dokumente zur Grenze, zu den Ubergangen, zum Grenzverkehr und zu den Fluchtlingen. Der Bestand ist großtenteils erschlossen und online recherchierbar.
[50]
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Mit dem Rad Geschichte erfahren. Spurensuche an der ehemaligen innerdeutschen Grenze
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HStAM: Ubersicht uber den Bestand ?610 Bundesgrenzschutzdirektion Mitte“
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