Infam (Film)

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Film
Titel Infam
Originaltitel The Children’s Hour
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1961
Lange 107 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie William Wyler
Drehbuch Lillian Hellman
John Michael Hayes
Produktion William Wyler
Robert Wyler
Musik Alex North
Kamera Franz Planer
Schnitt Robert Swink
Besetzung

Infam ist ein US-amerikanisches Filmdrama von William Wyler nach dem Theaterstuck Kinderstunde (The Children’s Hour) von Lillian Hellman , das 1961 in Schwarzweiß gedreht wurde.

Handlung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die beiden jungen Lehrerinnen Karen Wright und Martha Dobie haben miteinander in Neuengland eine kleine exklusive Privatschule fur Madchen aufgebaut, die gerade anfangt, sich zu rentieren. Die beiden sind seit ihrer Jugend Freundinnen und haben auch zusammen studiert. Karen Wright ist seit zwei Jahren mit Joe Cardin verlobt, einem jungen Assistenzarzt und Geburtshelfer in einem nahegelegenen Krankenhaus. Mit in der Schule lebt auch Marthas Tante Lilian Mortar, eine fruhere Schauspielerin, die den Madchen vorwiegend Anstandsunterricht erteilt, ansonsten aber zu nicht viel nutze ist, weshalb sie hinter ihrem Rucken den Beinamen ?die Herzogin“ verliehen bekommen hat.

Zu den etwa zwanzig Schulerinnen gehort unter anderem Mary Tilford, die von ihrer Großmutter auf die Schule geschickt wurde. Mary drangsaliert die anderen Schulerinnen und stiftet bestandig Unruhe. Zum Eklat kommt es, als Mary durch gezielt eingesetzte Andeutungen das Gerucht aufbringt, zwischen Karen Wright und Martha Dobie bestehe ein Liebesverhaltnis. Zunachst erscheint der Großmutter dies als abwegig, dann glaubt sie die Anschuldigung doch. Die alte Dame informiert daraufhin samtliche Eltern; diese nehmen noch am selben Tag ihre Kinder von der Schule. Karen und Martha stehen vor dem Nichts. Von einem der Vater erfahrt Karen schließlich den Grund fur das Verhalten der Eltern.

Die beiden Frauen suchen die alte Mrs. Tilford auf und werden dabei von deren Neffen Joe Cardin unterstutzt. Im Gesprach erscheint Mary zuerst als Lugnerin; als sie aber ein anderes Kind dazu zwingt, ihre Behauptungen zu bestatigen, erscheint die Geschichte tatsachlich glaubhaft. Es kommt zu einem Verleumdungsprozess, den Wright und Dobie prompt verlieren, auch weil Dobies Tante Lily, die sich inzwischen wieder der Schauspielerei zugewandt hat, trotz Vorladung nicht vor Gericht erschienen ist, um ihre Nichte zu entlasten. Auf einer im Streit dahingeworfenen Bemerkung Mortars, sie halte das Verhaltnis zwischen den beiden fur ?ganz unnaturlich“, ging die Verleumdung unter anderem zuruck.

Infolge des nun allgemein bekannten Skandals trauen Karen und Martha sich nicht mehr, sich in der Offentlichkeit zu zeigen, sondern leben allein in der verlassenen Schule. Lediglich Joe halt noch zu den beiden Frauen, obwohl ihm vom Klinikvorstand nahegelegt wird, entweder seine Beziehung zu Karen Wright aufzugeben oder aber die Stellung am Krankenhaus. Er mochte Karen auch weiterhin heiraten und mit ihr und Martha die Stadt verlassen. Karen jedoch hat mittlerweile Zweifel, ob er auch wirklich glaubt, dass die Geschichte vom Liebesverhaltnis nicht wahr sei und ob sie vor diesem Hintergrund mit ihm leben konne. Infolge dieser Zweifel lost sie das Verlobnis. Als Karen dies Martha mitteilt, gesteht ihr Martha, dass sie Karen tatsachlich liebe und Marys Luge lediglich das Kornchen Wahrheit an der Geschichte zum Vorschein gebracht habe. Das Wissen darum scheint ihr unertraglich.

Am Morgen nach diesem Gesprach erscheint Mrs. Tilford, die mittlerweile erfahren hat, wie es sich tatsachlich verhielt. Sie bittet die beiden Frauen um Verzeihung, die ihr nicht gewahrt wird. Als Karen, die mittlerweile entschlossen ist, mit Martha die Gegend zu verlassen, um woanders noch einmal neu anzufangen, das Haus zu einem kurzen Spaziergang verlasst, nimmt diese sich in ihrem Zimmer das Leben.

Bei Marthas Beerdigung ist Karen alleine mit Tante Lily am Sarg und spricht den 121. Psalm . Joe, Mrs. Tilford und andere Bewohner des Ortes warten in einigem Abstand auf dem Friedhof. Nachdem Karen sich an Marthas Sarg verabschiedet hat, verlasst sie den Friedhof und geht dabei an allen anderen vorbei, ohne sie ? auch nicht Joe, der offenbar auf eine Reaktion wartet ? eines Blickes zu wurdigen und geht, ruhig und abgeklart erscheinend, in ihre ungewisse Zukunft hinein.

Hintergrund [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Theaterstuck The Children’s Hour von Lillian Hellman hatte 1934 am Broadway Premiere und war der erste große Erfolg der jungen Schriftstellerin. Das Stuck basiert auf einem Ereignis in Schottland im Jahre 1809 und die Handlung spielt auch dort, wurde aber fur den Film in die Vereinigten Staaten verlegt. William Wyler hatte den Stoff schon einmal 1936 unter dem Titel These Three verfilmt und Lillian Hellman das Drehbuch geschrieben. Wyler musste jedoch auf Drangen des Filmstudios United Artists , das aufgrund der Thematik lesbischer Liebe ein Verbot befurchtete, so viele Anderungen am Drehbuch vornehmen, dass er 1961 behauptete, dass dieser Film die erste Version von The Children’s Hour sei. Miriam Hopkins spielte in beiden Versionen: 1936 war sie als Martha Dobie zu sehen und 1961 als deren Tante Lily Mortar. In weiteren Rollen spielten 1936 Merle Oberon (Karen Wright), Joel McCrea (Joe Cardin) und Alma Kruger als Mrs. Tilford.

Kritiken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

?Ein zehnjahriges Madchen beschuldigt in einer Mischung aus Naivitat und Bosartigkeit seine beiden jungen College-Lehrerinnen der lesbischen Liebe. Wyler zeigt auf, wie das Zusammenwirken von individuellen Konflikten mit gesellschaftlichen Vorurteilen eine verheerende Auswirkung haben kann.“

?Dank der brillanten darstellerischen Leistung von Audrey Hepburn und Shirley MacLaine gerat Wylers pointiert inszenierter Film zu einer ebenso spannenden wie vielschichtigen Auseinandersetzung um gesellschaftliche Vorurteile ? auch wenn das Wort lesbisch hier nicht vorkommt. Dieses Werk endet im Gegensatz zur ersten Filmversion ohne erzwungenes Happy-End.“

? Prisma-Online

Auszeichnungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Shirley MacLaine wurde fur ihre Darstellung 1962 fur einen Golden Globe Award als beste Schauspielerin nominiert. Der Film erhielt zudem insgesamt funf Oscarnominierungen in den Kategorien ?Beste weibliche Nebenrolle“ ( Fay Bainter ), ?Beste Kamera“ (Schwarz-Weiß), ?Beste Ausstattung“ (Schwarz-Weiß), ?Beste Kostume“ (Schwarz-Weiß) und ?Bester Ton“. 1962 wurde Shirley MacLaine mit dem Laurel Award ausgezeichnet.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Lillian Hellman : Kinderstunde. Stuck in 3 Akten. Originaltitel: The Children’s Hour. Deutsch von Bernd Samland . Jussenhoven & Fischer, Koln o. J. [Buhnenmanuskript]
  • Renate Mohrmann : Bad to the Bone. Das machiavellistische Madchen in Lillian Hellmans Theaterstuck ?The Children’s Hour“ und seinen Verfilmungen von William Wyler (USA 1936/1961) . In: rebellisch ? verzweifelt ? infam. Das bose Madchen als asthetische Figur , herausgegeben von Renate Mohrmann, Aisthesis Verlag, Bielfeld 2012, ISBN 978-3-89528-875-3 , S. 331?348.
  • Anja Kummel : Ein Kornchen Wahrheit. [2]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Infam. In: Lexikon des internationalen Films . Filmdienst , abgerufen am 24. Oktober 2016 .
  2. Infam ? SISSYMAG. Abgerufen am 10. April 2024 (deutsch).