Il Redentore
Die Fassade der Basilika vom Canal de la Guideca aus gesehen.
Karte der Kirchen auf der Giudecca
Il Redentore
ist eine Kirche auf der Insel
Giudecca
in
Venedig
mit dem Blick uber den Kanal auf die Piazzetta. Sie ist neben
Santa Maria della Salute
eine der beiden
Votivkirchen
Venedigs, die von der
Signoria
zur Errettung von der
Pest
gestiftet worden sind. Sie ist gleichzeitig Klosterkirche des angegliederten
Kapuzinerklosters
. Jedes Jahr wird am 3. Sonntag im Juli das
Redentore-Fest
gefeiert.
Am 4. September 1576 gelobte der Senat von Venedig den Bau einer Kirche zu Ehren des
Erlosers
(it.
Il Redentore
), wenn die Stadt von der Pest erlost wurde, an der etwa ein Viertel der damaligen Bevolkerung Venedigs, fast 50.000 Menschen, starben. Im selben Jahr entwarf
Andrea Palladio
, der zu dieser Zeit mit der Errichtung von
San Giorgio Maggiore
befasst war, die Bauplane. Am 3. Mai 1577 wurde der Grundstein gelegt und am 21. Mai desselben Jahres fand die erste feierliche Prozession uber eine
Schiffsbrucke
, die von der
Piazzetta
aus uber den Canal della Giudecca geschlagen wurde, zu dem provisorisch eingerichteten Altar auf der Baustelle statt. Im Sommer desselben Jahres war die Pest aus der Stadt verschwunden.
Ab 1580, dem Todesjahr Palladios, wurde der Bau unter
Antonio da Ponte
weitergefuhrt und 1592 eingeweiht.
Der beruhmte
Vedutenmaler
Giovanni Antonio Canal
malte die Kirche Il Redentore circa 1747?1755 in Ol.
[1]
Zum Dank fur das Verschwinden der Pest wird seither jedes Jahr das
Redentore-Fest
gefeiert. Eroffnet wird es mit einem einstundigen Feuerwerk um 0:00 in der Nacht von Samstag zu Sonntag, welches professionell inszeniert wird und einen großen Andrang hat. Am Sonntag geht man uber die provisorisch vom Militar errichtete Pontonbrucke uber den sonst unuberbruckten
Canale della Giudecca
zur Kirche, in der der Patriarch von Venedig die Stadt segnet. Ebenso finden
Regatten
mit typisch venezianischen Booten statt.
Olgemalde von
Giovanni Antonio Canal
Von den beiden Entwurfen, die Palladio der Signoria vorlegte, wurde der fur einen
Zentralbau
verworfen, und der Plan eines
Longitudinalbaus
, der den Vorgaben des
Konzils von Trient
fur einen funktionierenden Kirchenraum besser entsprach, angenommen.
Das Konzept von Fassade, Uberkuppelung und Ausrichtung der Kirche berucksichtigt die gemeinsame Fernwirkung mit der benachbarten Kirche San Giorgio Maggiore, die zur Zeit der Planung des Redentore noch im Bau war.
Auch bei dieser Kirche hat Palladio fur die Gestaltung der Fassade zu einer
Kolossalordnung
gegriffen und auch diesmal hat er das Vorbild eines antiken Tempels aufgenommen. Aber die Kolossalordnung der Redentore ist eingeschossig und wird von einem Dreiecksmotiv nach oben abgeschlossen, was zu einer großeren Leichtigkeit gefuhrt hat als bei der massiveren Fassade von San Giorgio Maggiore.
Raffiniert ist auch, dass bei direkter Sicht von vorne die Frontseite des Langhausdaches dieselbe Dreiecksform annimmt wie an der Fassade, so dass hier eine besonders geschickte Staffelung der Formen nach oben und auch zur Seite vorliegt, jeweils in der Tiefe nach hinten versetzt. Insgesamt haben wir hier eigentlich drei Tempelfassaden ineinander verschachtelt vor uns. Die erste umrahmt den Eingang mit zwei Saulen und einer kleinen Dreiecksbekronung. Die zweite umschließt diese Keimform als eigentliche Fassade mit einem großen Dreieck auf vier Saulen ? zwei runde innen, zwei rechteckige außen.
Und die dritte lasst sich verstehen ? bei direkter Sicht von vorne ? als eine Art virtuelle Wiederholung dieser Grundform uber mehrere Raumebenen hinweg. Die Vorderseite des Langhausdaches wird als Dreiecksform im Rucksprung verlangert durch die seitlichen angeschnittenen Dreiecke, wodurch sich eine virtuelle Dreiecksform auf mehreren Ebenen ergibt, die das große Frontdreieck hinterschneidet. Diese schwer zu beschreibende, aber leichter zu erlebende Raum- und Phantasiestaffelung von Dreiecken macht den Reiz dieser Fassade aus, die nach oben durch eine gewaltige Kuppel mit begleitenden Turmchen in vollendeter Harmonie abgeschlossen wird.
Blick auf die Vierung
Die Kirche ist keine
Basilika
, sondern ein langgestreckter Saal, der auf jeder Langsseite von drei Kapellen begleitet wird. Die
Vierung
, die von der großen Kuppel uberwolbt wird, wird von drei im Grundriss gleich großen
Konchen
geschlossen. Dadurch wird in der Vierung der Eindruck eines
Zentralbaus
mit einem verlangerten westlichen Arm, dem Langhaus, erzeugt. Die ostliche Konche wird durch eine Saulenstellung gebildet, die den Hochaltarraum abschließt und gleichzeitig den Raum zu dem folgenden Monchschor offnet.
Palladios Architektur des Redentore ? die Kombination von Zentralbau und Longitudinalbau ? gilt als vollkommene Losung in der Baugeschichte des 16. Jahrhunderts: Ein von Theoretikern und Architekten der Zeit als Idealform einer Kirche angesehener Zentralbau, der in die vollkommene Form des Kreises eingeschrieben werden kann, wird verbunden mit einem Longitudinalbau, der alle fur liturgische Zwecke geforderten Bedingungen erfullt: Ausrichtung der Gemeinde auf den Altarraum, Prozessionswege, getrennter Raum fur die Monche sowie die klare Trennung von Gemeinderaum und Raum fur den
Klerus
allein durch die Architektur, wie im Konzil von Trient gefordert.
- ↑
Informationen zum Gemalde
(
Memento
vom 12. August 2013 im
Internet Archive
) (italienisch)
45.424766666667
12.332083333333
Koordinaten:
45° 25′ 29,2″
N
,
12° 19′ 55,5″
O