Ibrahim Al Hussein
(*
23. September
1988
) ist ein in Griechenland lebender
syrischer
Schwimmer
im
Behindertensport
, der 2016 als
unabhangiger Teilnehmer
bei den
Paralympics
in Rio de Janeiro antrat.
Al Hussein begann im Alter von funf Jahren mit dem Schwimmen und war als Jugendlicher in Syrien auf nationaler Ebene erfolgreich. Im
syrischen Burgerkrieg
wurde er 2013 Opfer eines Raketenangriffs und musste am rechten Bein
amputiert
werden. Anschließend fluchtete er uber die Turkei nach Griechenland, wo er den Schwimmsport wieder aufnahm. Neben seiner Teilnahme an den Paralympics wirkte er 2016 auch am
olympischen Fackellauf
in Griechenland mit.
Ibrahim Al Hussein wuchs als eines von 14 Kindern in der ostsyrischen Stadt
Deir ez-Zor
auf, sein Vater war Schwimmlehrer. Neben dem Schwimmsport betrieb Al Hussein in seiner Kindheit auch aktiv
Judo
und
Basketball
. Bis zum Beginn des
syrischen Burgerkriegs
arbeitete er als Elektriker.
[1]
Wahrend des Krieges wurde Al Hussein im Jahr 2013, nach anderen Quellen bereits 2012, schwer verletzt. Nachdem einer seiner Freunde bei einem Raketenangriff auf der Straße verletzt worden war, kamen ihm Al Hussein und drei weitere Freunde zur Hilfe. Dabei wurde die Gruppe Opfer eines weiteren Angriffs, bei dem Al Hussein seinen rechten
Unterschenkel
verlor.
[2]
Er wurde daraufhin in ein Krankenhaus eingeliefert, in dem er unter einfachen Bedingungen operiert wurde: Wahrend der Operation wachte er zweimal auf. Nachdem er am selben Tag aus dem Krankenhaus entlassen worden war, konnte er in der folgenden Zeit aufgrund der mangelhaften Versorgung der Burgerkriegsgebiete auf praktisch keine Medikamente zuruckgreifen. In der Hoffnung auf bessere Behandlungsmoglichkeiten entschied sich Al Hussein daraufhin fur die
Flucht
in die Turkei.
[3]
Erst dort brachte er sich selbst wieder das Laufen bei.
[4]
Da er in der Turkei ans Haus gebunden war und seine Erwartungen an die medizinische Behandlung nicht erfullt wurden, entschied sich Al Hussein 2014,
uber die Agais
weiter nach Griechenland zu fluchten. Er erreichte mit einem Schlauchboot die vor der turkischen Kuste vorgelagerte griechische Insel
Samos
.
[1]
In Griechenland bewegte sich Al Hussein zunachst mithilfe eines Rollstuhls oder Krucken fort, spater erhielt er von einem Privatarzt zum ersten Mal eine
Prothese
zur Verfugung gestellt.
[4]
Er lebt heute in
Athen
und arbeitete zuletzt in einem Cafe, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Al Hussein kam durch seinen Vater zum Schwimmsport und bestritt, ebenso wie mehrere seiner Geschwister, bereits im Alter von funf Jahren seine ersten Wettkampfe. Haufig trainierte er dabei im
Euphrat
, der durch seine Heimatstadt fließt, und sprang regelmaßig von der
Hangebrucke von Deir ez-Zor
ins Wasser. Als Jugendlicher gewann er mehrere Medaillen bei lokalen und landesweiten Schwimmmeisterschaften.
[1]
Ibrahim Al Hussein tragt die paralympische Flagge bei der Eroffnungszeremonie der
Paralympics 2016
Nach der Behandlung in Griechenland nahm Ibrahim Al Hussein mit der Hilfe lokaler
NGO
-Vertreter den Sport wieder auf, schloss sich einem Schwimmverein an und begann
Rollstuhlbasketball
zu spielen. Im Oktober 2015 schwamm er nach funf Jahren zum ersten Mal wieder und trainierte bald vier Stunden pro Tag im Athener
Olympia-Wassersportzentrum
. Im April 2016 lag seine Bestzeit uber 50 Meter
Freistil
bei 28 Sekunden, nur drei Sekunden uber seiner personlichen Bestzeit ohne Behinderung.
[1]
Bereits im Januar 2016 verkundete das
Internationale Olympische Komitee
, dass ein Fluchtling zu Beginn des
olympischen Fackellaufs
das olympische Feuer durch das Athener Fluchtlingslager ?Eleonas“ tragen werde.
[5]
Das UN-Fluchtlingskommissariat
UNHCR
wahlte Al Hussein fur diese Aufgabe aus, der am 26. April 2016 unter großem Medieninteresse seinen Teil des Fackellaufs absolvierte.
[6]
Im August 2016 wurde Ibrahim Al Hussein schließlich fur die Teilnahme an den
Paralympics 2016
in
Rio de Janeiro
nominiert. Er trat dabei, neben dem in den USA lebenden Iraner
Shahrad Nasajpour
, als einer von zwei Fluchtlingen in der Delegation
unabhangiger Teilnehmer
an. Die Initiative dafur entstand parallel zur Nominierung des
Refugee Olympic Team
bei den olympischen Spielen. Al Hussein wurde als Fahnentrager fur die Eroffnungszeremonie ausgewahlt und durfte somit als erster Athlet ins
Maracana-Stadion
einlaufen.
[7]
Er trat in der Klasse S9 uber 50 und 100 Meter Freistil an und lag im Vorlauf mit Zeiten von 35,54 s bzw. 1:20:98 min jeweils deutlich hinter der Konkurrenz. Allerdings unterbot er seine Qualifikationswerte um mehrere Sekunden.
Bei der Abschlusszeremonie der Paralympics wurde Al Hussein mit dem
Whang Youn Dai Achievement Award
geehrt, der als eine der hochsten Auszeichnungen fur behinderte Sportler gilt. Die Jury hob dabei besonders die ?Entschlossenheit und Ausdauer“ (
determination und perseverance
) auf seinem Weg zu den Paralympischen Spielen hervor.
[8]
- ↑
a
b
c
d
Tania Karas, Ifigenia Diamanti:
Bearing the Olympic Torch.
In:
UNHCR
Tracks.
22. April 2016, abgerufen am 11. September 2016
- ↑
Johannes Knuth:
Paralympics - Sechs beeindruckende Sportler.
In:
SZ.de
.
8. September 2016, abgerufen am 11. September 2016.
- ↑
Ibrahim Al Hussein spreads message of hope.
Internationales Paralympisches Komitee, 26. August 2016, abgerufen am 11. September 2016.
- ↑
a
b
Displaced athletes to make historic debut at Paralympic Games in Rio.
UNHCR, 26. August 2016, abgerufen am 11. September 2016.
- ↑
Refugee to carry torch during Rio 2016 Olympic Torch Relay.
(
Memento
des
Originals
vom 16. September 2016 im
Internet Archive
)
Info:
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Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.rio2016.com
Rio 2016, 29. Januar 2016, abgerufen am 11. September 2016.
- ↑
Ein Fluchtling als olympischer Fackeltrager.
In:
FAZ.net
.
27. April 2016, abgerufen am 11. September 2016.
- ↑
Ibrahim Al-Hussein revealed as flag bearer for IPA Team.
Internationales Paralympisches Komitee, 7. September 2016, abgerufen am 11. September 2016.
- ↑
Winners revealed for Whang Youn Dai Achievement Award.
Internationales Paralympisches Komitee, 15. September 2016, abgerufen am 26. September 2016.