Beni Isguen
, heilige Stadt der Mozabiten
Die
Ibaditen
(
arabisch
????????
,
DMG
al-Ib???ya
) sind eine religiose Sondergemeinschaft des
Islams
, die weder dem
Sunnitentum
noch der
Schia
angehort. Von anderen Muslimen werden die Ibaditen den
Charidschiten
zugerechnet, sie selbst lehnen jedoch diese Zuordnung ab. Allerdings sehen sie sich als Erben der
Muhakkima
, aus denen auch die Charidschiten hervorgegangen sind.
[1]
Die Ibaditen folgen einer eigenen
Rechtsschule
, die sie auf
Dsch?bir ibn Zaid
zuruckfuhren. Ihr Name geht auf
?Abdall?h ibn Ib?d
zuruck, dessen Identitat allerdings im Dunkeln liegt.
Die meisten Ibaditen leben heute in
Oman
auf der
Arabischen Halbinsel
. Das Sultanat Oman ist auch das einzige Land, in dem sie einen großeren Anteil an der Bevolkerung (ca. 45 %) bilden. Außerdem gibt es kleinere ibaditische Gemeinschaften im algerischen
M'zab
, auf der tunesischen Insel
Djerba
, in Libyen im
Dschabal Nafusa
und in der Stadt
Zuwara
sowie in den Kustengebieten
Ostafrikas
. Die Ibaditen in Algerien werden auch
Mozabiten
genannt. Insgesamt stellen die Ibaditen mit knapp zwei Millionen Anhangern nur eine kleine Minderheit unter den Muslimen dar.
Grundlegend fur die ib?ditische Lehre sind die vier ?Wege der Religion“
(mas?lik ad-d?n):
Hervortreten
(?uh?r),
Verteidigung
(dif??),
Selbstaufopferung
(?ir??)
und Geheimhaltung
(kitm?n),
die als Etappen innerhalb der Geschichte der eigenen Gemeinschaft aufgefasst werden, die sich aber wiederholen konnen und fur die jeweils eigene Regeln gelten. Sie werden auch verschiedenen
Imamatstypen
zugeordnet.
[2]
Eine weitere wichtige Doktrin ist die Lehre von
Wal?ya und Bar?'a
. Demnach haben die ibaditischen Glaubigen Loyalitat und Solidaritat
(wal?ya)
nur gegenuber den Mitgliedern der eigenen Gemeinschaft zu uben, allen anderen Muslimen gegenuber sollen sie dagegen Lossagung und Meidung
(bar??a)
an den Tag legen. Die Ibaditen sehen sich selbst als die ?Familie der Aufrechten“
(ahl al-istiq?ma)
an, andere Muslime betrachten sie dagegen als
kuff?r ni?ma
(?Undankbare“), die es zu meiden gilt.
Besonderheiten der Ibaditen auf theologischer Ebene sind das Dogma der
Erschaffenheit des Korans
sowie die Ablehnung des ?Schauen Gottes im Jenseits“
(ru?yat All?h f? l-??ira)
.
[3]
Beide Glaubenssatze verbinden sie mit der
Mu?tazila
.
Im Bereich der
Normenlehre
zeichnen sich die Ibaditen unter anderem dadurch aus, dass sie im Unterschied zu den Sunniten, aber wie die Schiiten das
Streichen uber die Schuhe
bei der
kleinen Waschung
ablehnen.
[4]
Hinsichtlich des
Ritualgebets
gibt es drei wesentliche Unterschiede: 1. beim Mittags- und Nachmittagsgebet beschrankt man sich bei den ersten beiden und letzten beiden Rak?as auf die Lesung der
F?tiha
, 2. Ibaditen lehnen den
Qun?t
ab und meinen, dass ein Gebet, das mit Qun?t vollzogen wurde, wiederholt werden muss; 3. nach ibaditischer Lehre ist es eine
Fard
-Pflicht, das Gebet auf der Reise zu kurzen.
[5]
Die wichtigste Besonderheit beim
Fasten
ist, dass die Ibaditen der Auffassung sind, dass der Glaubige im
Zustand der großen Unreinheit
(?an?ba)
kein Fasten vollziehen kann, sondern erst eine
Vollwaschung
durchfuhren muss, damit sein Fasten gultig wird. In den anderen Lehrrichtungen wird diese Voraussetzung auf das Gebet beschrankt.
[6]
Unterschiede gibt es auch bei der Berechnung und der Verteilung der
Zak?t
. Sie soll vor allem an Ibaditen verteilt werden.
[7]
Eine Besonderheit beim Eherecht ist, dass nach ibaditischer Lehre
außerehelicher Geschlechtsverkehr
zwischen zwei Personen ein permanentes
Ehehindernis
zwischen ihnen darstellt. Die sunnitischen Rechtsschulen halten es dagegen fur zulassig, dass die beiden Personen spater heiraten, wenn sie die
Tauba
vollzogen haben und zu einer rechtschaffenen Lebensweise zuruckgekehrt sind.
[8]
Im Bereich des Strafrechts gehoren zu den wichtigsten Besonderheiten, dass die
Hadd-Strafen
wahrend der Zeit der Geheimhaltung als ausgesetzt gelten und dass die Ibaditen wie die
Zwolfer-Schiiten
beim
Qis?s
und der
Diya
den Wert einer Frau halb so hoch bemessen wie den eines Mannes.
[9]
Die Anfange der ibaditischen Gemeinde liegen in der Stadt
Basra
, die ab den 680er Jahren ein Zentrum der Charidschiten war. Hier wirkte ab 679 der aus Oman stammende Gelehrte Dsch?bir ibn Zaid. Er war ein Schuler von
?Abdall?h ibn ?Abb?s
und erteilte von Basra aus
Rechtsgutachten
, bei denen er sich vornehmlich auf
Ra'y
stutzte. Dsch?bir, der 712 starb, wird von den Ib?diten bis heute als eine ihrer wichtigsten Autoritaten betrachtet, allerdings war er wohl selbst noch kein Ib?dit, denn er wurde auch außerhalb ib?ditischer Kreise anerkannt.
[10]
Ob die Ib?diten zu jener Zeit diesen Namen uberhaupt schon fur sich benutzten und sich als Gemeinschaft nach außen klar abgrenzten, ist unklar.
Eine straffere Organisation der Gemeinschaft lasst sich erst um die Mitte des 8. Jahrhunderts erkennen, als
Ab? ?Ubaida Muslim ibn Ab? Kar?ma
zu ihrem Oberhaupt wurde. Als Selbstbezeichnung verwendeten die Ib?diten von Basra in dieser Zeit den Ausdruck ?Gemeinschaft der Muslime“
(Dscham??at al-muslim?n)
, den anderen Muslimen erkannten sie nur den Status von
ahl al-
qibla
, Leuten, die in die richtige Gebetsrichtung beten, zu. Ab? ?Ubaida baute seine Gemeinschaft zu einem Missionsnetzwerk um und schickte ?Wissenstrager“
(hamalat al-?ilm)
genannte Werber in die verschiedenen Provinzen des islamischen Reiches, mit dem Auftrag, dort ib?ditische Gemeinden zu grunden. Die Sendboten traten nicht nur in arabischen Gebieten wie dem
Hedschas
oder Sudarabien und
Bahrain
auf, sondern auch in Agypten, Nordafrika, in
Chorasan
, in
Choresm
und sogar in Indien. Die meisten dieser Werber waren gleichzeitig als Handler tatig. Mit dem von ihnen erwirtschafteten Geld wurde in Basra eine Kasse gegrundet, mit der die Gemeinschaft finanzielle Selbstandigkeit erlangte.
[11]
Die meisten Ibaditen gehorten arabischen Stammen an, die nicht besonders angesehen waren, deswegen hatte das Ideal der Gleichheit einen hohen Stellenwert in ihrer Propaganda. Wie die anderen Charidschiten waren die Ibaditen der Auffassung, dass das
Imamat
nicht auf den Stamm der
Quraisch
beschrankt sei, sondern jedem zustehe, den die Muslime zur Fuhrung ihres Staates auswahlten. Die
hamalat al-?ilm
predigten das Prinzip von
al-Wal?ya wa-l-bar?'a
, Freundschaft und Solidaritat mit allen, die im Geist des Islam lebten, und Lossagung von denjenigen, die die Gebote nicht einhielten. Bei letzteren dachte man vor allem an die Vertreter der
umayyadischen
Regierung.
[12]
In den verschiedenen Außenposten der ib?ditischen Gemeinde kam es ab 745 zu Aufstanden. Im
Hadramaut
wurde 746 ein erstes ibaditisches Imamat begrundet, dessen Truppen 747
Sanaa
, die Hauptstadt Sudarabiens, sowie
Mekka
und
Medina
einnehmen konnten. Um 750 huldigten die Ib?diten von
Oman
al-Dschuland? ibn Mas??d, einem Nachkommen der dortigen ehemaligen Herrscherfamilie, als erstem ?Imam des Hervortretens“ (
im?m a?-?uh?r
). Und im Jahre 757 wahlten ib?ditische Berber bei
Tripolis
den Jemeniten
Ab? l-Chatt?b al-Ma??fir?
zum Imam. Mit seinen Anhangern konnte er in wenigen Monaten ganz
Tripolitanien
und
Ifr?qiya
erobern. Zwar brachen all diese Imamate schon nach kurzer Zeit wieder zusammen, doch entstand dafur 778 mit dem
Rustamiden
-Imamat von
T?hart
ein erster stabiler Staat mit ib?ditischer Ausrichtung. Er umfasste bis zum Anfang des 10. Jahrhunderts weite Gebiete des heutigen Algeriens.
In Basra selbst ubten die Ibaditen Geheimhaltung.
[13]
Die Fuhrung der basrischen Gemeinde ubernahm in der zweiten Halfte des 8. Jahrhunderts der ebenfalls aus Oman stammende Rab?? ibn Hab?b al-Far?h?d?. Er mischte sich auch in die Politik des Rustamiden-Staates ein, als es nach dem Tod des ersten Rustamiden ?Abd ar-Rahm?n ibn Rustam 784 dort zu Spannungen kam. Der Sohn des Herrschers, ?Abd al-Wahh?b, hatte sich bei dem Wahlgremium gegenuber einem anderen Kandidaten nur dadurch durchsetzen konnen, dass er das Versprechen gab, im Falle ihrer Unzufriedenheit zuruckzutreten. Nachdem er die Macht ubernommen hatte, hielt er sich nicht mehr an diese Bedingung, weil er meinte, dass ein Imam, wenn er einmal gewahlt ist, unumschrankte Autoritat genießt. Er ließ sich dies von Rab?? in einem Rechtsgutachten absegnen. Die Gegner des neuen Rustamiden-Herrschers sammelten sich um einen Berber, der bereits zum Wahlgremium gehort hatte, und sonderten sich als eine eigene Gemeinschaft, die Nukk?r genannt wurde, ab.
[14]
Nachdem Rab?? ibn Hab?b neue
hamalat al-?ilm
in den Oman entsandt hatte, kam es dort zu einer Neubelebung der ibaditischen Bewegung. Er selbst kehrte vor seinem Tod im Jahre 786 in den Oman zuruck und ließ sich in der Stadt
Nizwa
nieder.
[15]
Nachdem im Dezember 793 ibaditische Kampfer der Ban? Yahmad aus dem Stamm Azd den abbasidischen Statthalter Omans besiegt hatten, wahlten sie auf einer Versammlung in Manh den zu den Ban? Yahmad gehorenden Muhammad ibn Ab? ?Aff?n zum neuen Imam und begrundeten damit das zweite ibaditische Imamat in Oman. Muhammad ibn Ab? ?Aff?n wurde schon zwei Jahre spater aufgrund seines harschen Auftretens gegenuber fruheren Gegnern wieder abgesetzt. Als wesentlich fahiger erwies sich al-W?rith ibn Ka?b (reg. 795?807), unter dessen Herrschaft der Oman relative Stabilitat erreichte. In seiner Zeit wanderten auch die fuhrenden Personlichkeiten der ibaditischen Gemeinde von Basra nach Oman aus, sodass dieser zum neuen religiosen Zentrum der Ibaditen wurde.
[16]
Im Irak selbst bestanden noch kleinere ib?ditische Gemeinden in
Kufa
und
Bagdad
bis zum fruhen 9. Jahrhundert weiter. Einige Mitglieder dieser Gemeinden traten auch am Abbasidenhof in Erscheinung, so insbesondere der Theologe Ibn Yaz?d al-Faz?r?, der Ende des 8. Jahrhunderts an den
Kal?m
-Diskussionen der
Barmakiden
teilnahm.
[17]
Nizwa
, das Zentrum der Ibaditen in Oman
In Oman herrschten im 9. Jahrhundert nacheinander die ibaditischen Imame Ghass?n ibn ?Abdall?h al-Yahmad? (reg. 808?823), ?Abd al-Malik ibn Humaid (reg. 823?840) und al-Muhann? ibn Dschaifar (reg. 840?851). Letzterer konnte die Autoritat des Imamats auch auf den Hadramaut ausdehnen.
[18]
Tonangebende ibaditische Theologen waren hier in der ersten Halfte des 9. Jahrhunderts H?r?n ibn al-Yam?n und Mahb?b ibn ar-Rah?l, die in Briefen uber die Stellung des großen Sunders und die Beurteilung des
Anthropomorphismus
stritten.
[19]
Wahrend der Herrschaft von Imam as-Salt ibn M?lik (reg. 851?885) kam es in Oman zu heftigen politischen Auseinandersetzungen, die schließlich 885 zur Absetzung as-Salts und zur Einsetzung des Imams R?schid ibn an-Nadr fuhrten. Wahrend seiner Herrschaft verscharften sich die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteien und nahmen zunehmend den Charakter eines Stammeskrieges an. Die tribalen Kampfe fuhrten schließlich dazu, dass 893 die
Abbasiden
mit Truppen intervenierten und dem zweiten ibaditischen Imamat ein Ende bereiteten.
[20]
Nach dem Zusammenbruch des zweiten Imamats kam es innerhalb der ib?ditischen Gemeinschaft Omans zu heftigen Debatten uber dessen Ursachen, die schließlich zu einer Aufspaltung der Gemeinschaft in zwei Parteien ? diejenige von
ar-Rust?q
und diejenige von
Nizwa
? fuhrten, die auch unterschiedliche dogmatische, ethische und politische Positionen vertraten. Wahrend man in Nizwa eher pragmatisch orientiert war und sich auf den Kampf gegen außere Eindringlinge konzentrieren wollte, hielt man in ar-Rust?q an dem alten inneren Konflikt fest und exkommunizierte 1052 die Mitglieder der anderen Schule. Im 11. und 12. Jahrhundert wahlten sich beide Parteien auch eigene, miteinander rivalisierende Imame. Die Imamatskrise fuhrte dazu, dass sich viele arabische Stamme auf dem Gebiet der heutigen
Vereinigten Arabischen Emirate
, die Ib?diten gewesen waren, von dieser Richtung des Islams abwandten und
schafiitische
Sunniten wurden.
[21]
Das Reich der ibaditischen Rustamiden im 9. Jahrhundert
Der Rustamiden-Staat umfasste im 9. Jahrhundert weite Teile der heutigen Staaten Algerien und Libyen sowie den sudlichen Teil des heutigen Tunesiens. Wichtigste wirtschaftliche Grundlage dieses Staates war der
Transsaharahandel
, der zum großten Teil in der Hand ibaditischer Handler lag.
[22]
Die Spaltung unter den nordafrikanischen Ibaditen, die nach dem Tode des ersten Imams eingetreten war, wurde jedoch nicht uberwunden, sondern verstarkte sich noch durch Differenzen auf theologischer und rechtlicher Ebene. Die
Nukk?r
, die sich nach Tripolitanien zuruckzogen, nahmen fur sich in Anspruch, der alten Lehre zu folgen, die Ab? ?Ubaida begrundet hatte, wahrend sie die vom Rustamiden-Staat propagierte Lehre, fur die der Name Wahb?ya gelaufig wurde, als Haresie betrachteten. Ende des 9. Jahrhunderts begannen sie mit umfassenden Propagandaaktivitaten und errichteten ein eigenes Imamat. Nach dem Untergang des Rustamiden-Staaten und der Grundung des
fatimidischen
Kalifats Anfang des 10. Jahrhunderts wurde ihre Lehre unter den Ibaditen vorherrschend.
[23]
In den 940er Jahren organisierte der zu den Nukk?r gehorende
Ab? Yaz?d Machlad ibn Kaid?d
einen ib?ditischen Aufstand, der das Kalifat der Fatimiden fast zu Fall brachte. Um 968 brach in den
Bil?d al-Dschar?d
ein weiterer ibaditischer Aufstand gegen die Fatimiden aus. Der erste Anfuhrer dieses Aufstands, Ab? l-Q?sim Yaz?d ibn Machlad, wurde noch im gleichen Jahr getotet. Seinem Gefahrten Ab? Chazar aber gelang es, zeitweise Tripolitanien, Sudtunesien, die Insel Dscherba und die Oase
Ouargla
einzunehmen. Ab? Chazar verfugte uber eine Armee von 12.000 Berittenen, setzte an den verschiedenen Orten Statthalter ein und nahm Beziehungen mit den
Umayyaden
in Spanien auf. Doch auch dieser Aufstand brach nach einer Schlacht mit der fatimidischen Armee westlich von Kairouan in sich zusammen, womit die Ib?d?ya in Nordafrika endgultig ihre politische Rolle als staatstragende religiose Lehre verlor.
[24]
Kleinere ibaditische Gemeinden blieben aber auf dem Gebiet des fruheren Rustamiden-Imamats erhalten. Hier bildete sich auch eine traditionsreiche ibaditische Gelehrsamkeit heraus, die allerdings zur wahbitischen Lehre zuruckkehrte. Zur zentralen religiosen und politischen Institution der Ibaditen in Nordafrika wurde die
Halqat al-?Azz?ba
. Ein ibaditischer Gelehrter aus dem Dschabal Naf?sa,
Sulaim?n al-B?r?n?
(1870?1940), spielte im fruhen 20. Jahrhundert eine wichtige Rolle bei der Organisation des berberischen Widerstands gegen die
italienische Besetzung Libyens
. Er setzte den Widerstand gegen die Italiener auch nach dem turkisch-italienischen Frieden von Ouchy (Oktober 1912) fort und wurde Ende 1916 von den Turken zum General-Gouverneur von
Tripolitanien
ernannt. Im November 1918 rief er zusammen mit drei anderen Gelehrten die ?Tripolitanische Republik“ aus.
[25]
Durch Handler aus Oman verbreitete sich die ibaditische Lehre schon im 9. Jahrhundert auch in die Kustenregionen Ostafrikas.
[26]
Mitglieder omanischer Herrscherfamilien emigrierten in diese Gebiete, und manche von ihnen grundeten kleine Furstentumer. Eine weitere Phase der Verbreitung der ibaditischen Lehre ergab sich ab der Mitte des 17. Jahrhunderts, als die Omanis die Portugiesen aus den Kustengebieten Ostafrikas vertrieben. Nachdem Sultan
Said ibn Sultan
im fruhen 19. Jahrhundert eine omanische Oberherrschaft uber den
Sansibar-Archipel
errichtet hatte, wurden hier auch ibaditische
Q?d?s
eingesetzt.
[27]
Die Ibaditen haben eine eigene
Hadith
-Literatur. Wichtigste Hadith-Sammlung ist der
Musnad
von Rab?? ibn Hab?b. Bei den heutigen Ibaditen ist nicht die originale Version des Werkes in Gebrauch, sondern die Bearbeitung von Ab? Ya?q?b al-Wardschil?n? (gest. 1174), die zusatzliche Uberlieferungen von diesem enthalt und auch unter dem Titel
al-??mi? a?-?a???
bekannt ist. Insgesamt enthalt sie 1005 Traditionen. Inhaltlich stimmt das Hadith-Material zum großen Teil mit dem Material in den sunnitischen Hadith-Sammlungen uberein, allerdings sind nur solche Hadithe aufgenommen, deren
Isn?d
uber Dsch?bir ibn Zaid auf den Propheten zuruckfuhrt.
[28]
Sowohl in Nordafrika als auch in Oman entwickelte sich bei den Ibaditen ein umfangreiches theologisches und
rechtswissenschaftliches
Schrifttum. Einer der ersten theologischen Traktate der Ibaditen war das
Kit?b Us?l ad-d?n
von Tibgh?r?n (12. Jh.) aus dem
Dschabal Nafusa
.
[29]
Zu den bedeutendsten rechtswissenschaftlichen Werke der Ibaditen gehort der
Mu?annaf
von Ab? Bakr Ahmad ibn ?Abdall?h al-Kind? an-Nizw? (gest. 1162).
[30]
Er nimmt in der modernen Druckausgabe 32 Bande ein.
Mehrere Gelehrte der nordafrikanischen Ibaditen des Mittelalters wie Ab? r-Rab?? al-Wisy?n? (12. Jh.)
[31]
und Ab? l-Fadl al-Barr?d? (14. Jh.)
[32]
verfassten Sammlungen von Biographien ibaditischer Personlichkeiten. Anhand des Werkes von al-Barr?d?, das auch einen Abschnitt uber die fruhe islamische Geschichte enthalt, hat
Laura Veccia Vaglieri
versucht, die charidschitische Sicht auf den Konflikt zwischen
?Al? ibn Ab? T?lib
und
Mu??wiya I.
zu rekonstruieren.
[33]
Laut
REMID
leben etwa 270 Ibaditen in
Deutschland
,
[34]
deren Herkunftsland fast ausnahmslos der Oman ist. Insgesamt lebten in Deutschland am 31. Dezember 2019 laut
Statistischem Bundesamt
485 omanische Staatsburger.
[35]
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, S. 205?208.
- ↑
Cuperly:
Introduction a l’etude de l'Ib??isme
. 1984. S. 15.
- ↑
Vgl. dazu Smith:
The Ibadhites
1922, S. 284 und Ennami:
Studies in Ibadhism (al-Ib???yah)
. 2008, S. 335?351.
- ↑
Zu letzterem vgl. Sachau:
Uber die religiosen Anschauungen der Ibaditischen Muhammadaner
. 1899, S. 71, 75 f.
- ↑
Ennami:
Studies in Ibadhism
. 2008, S. 165?167.
- ↑
Ennami:
Studies in Ibadhism
. 2008, S. 167?170.
- ↑
Ennami:
Studies in Ibadhism
. 2008, S. 170?172.
- ↑
Ennami:
Studies in Ibadhism
. 2008, S. 173?174.
- ↑
Ennami:
Studies in Ibadhism
. 2008, S. 174.
- ↑
Ennami:
Studies in Ibadhism
. 2008, S. 175?177.
- ↑
Vgl. van Ess:
Theologie und Gesellschaft
. 1992, Bd. II, S. 190 f.
- ↑
Vgl. van Ess:
Theologie und Gesellschaft
. 1992, Bd. II, S. 193?196.
- ↑
Vgl. van Ess:
Theologie und Gesellschaft
. 1992, Bd. II, S. 195.
- ↑
Vgl. dazu Josef van Ess II 197.
- ↑
Vgl. van Ess:
Theologie und Gesellschaft
. 1992, Bd. II, S. 198 f.
- ↑
Vgl. al-Rawas 134.
- ↑
Vgl. Lewicki 652b.
- ↑
Vgl. van Ess:
Theologie und Gesellschaft
. 1990, Bd. I, S. 405?411.
- ↑
Vgl. dazu al-Rawas 129?163.
- ↑
Vgl. John C. Wilkinson:
The Imamate Tradition in Oman
. Cambridge University Press, Cambridge, 1987, 164 f. und van Ess II 212.
- ↑
Al-Rawas 190?197.
- ↑
Zur Aufspaltung der omanischen Ibaditen in die Parteien von ar-Rust?q und von Nizw?, vgl. Wilkinson 2010, 334?43.
- ↑
Vgl. Lewicki: Art.
al-Ib???ya
in EI², S. 657a.
- ↑
Vgl. T. Lewicki: Art.
al-Nukk?r
in
The Encyclopaedia of Islam
Bd. VIII, S. 112b?114a.
- ↑
Vgl. Lewicki: Art.
al-Ib???ya
in
EI²
Bd. III, S. 656a.
- ↑
Vgl. Laura Veccia Vaglieri: Art.
al-B?r?n?
in
The Encyclopaedia of Islam. New Edition
Bd. I, S. 1070b?1071b.
- ↑
Vgl. Lewicki: Art.
al-Ib???ya
in
EI²
Bd. III, S. 653a.
- ↑
Vgl. Anne K. Bang:
Sufis and scholars of the sea. Family networks in East Africa, 1860?1925
. RoutledgeCurzon, London and New York, 2003. S. 154?155, 161?165.
- ↑
Ennami:
Studies in Ibadhism
. 2008, S. 139?141.
- ↑
Vgl. Pierre Cuperly:
Le Kitab Usul al-din de Tib?urin
in
Studia Islamica
56 (1982) 69?96, und Cuperly:
Introduction a l’etude de l'Ib??isme
. 1984. S. 73?91.
- ↑
Vgl. Wheeler:
Ib??? Fiqh Scholarship
. 2012, S. 323.
- ↑
Vgl. zu ihm K.S. Vikør: Art.
al-Wisy?n? 3.
in
The Encyclopaedia of Islam. New Edition
Bd. XI, S. 212b?213a.
- ↑
Vgl. zu ihm R. Rubinacci: Art.
al-Barr?d?
in
The Encyclopaedia of Islam. New Edition
Bd. I, S. 1053.
- ↑
Vgl. Laura Veccia Vaglieri:
Il conflitto ?Al?-Mu??wiya e la secessione kh?rigita riesaminati alla luce di fonti ib??ite
. Rom 1952.
- ↑
Mitgliederzahlen: Islam
, in:
Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst
e. V. (Abkurzung: REMID)
, abgerufen am 29. Januar 2016
- ↑
Bevolkerung und Erwerbstatigkeit ? Auslandische Bevolkerung ? Ergebnisse des Auslanderzentralregisters
, vom:
Statistisches Bundesamt
, Stand: 31. Dezember 2019