Sir
Humphrey Mackworth
(* Januar
1657
in
Betton Grange
,
Shropshire
; †
25. August
1727
) war ein
britischer
Unternehmer und Politiker. Wegen seiner umstrittenen Geschaftspraktiken galt er schließlich weithin als Betruger, doch durch seine Tatigkeit entwickelte sich das sudwalisische
Neath
zu einem fruhindustriellen Zentrum.
Humphrey Mackworth war der zweite Sohn des Grundbesitzers
Thomas Mackworth
(um 1628?1696) aus dem sudlich von
Shrewsbury
gelegenen Weiler
Betton Grange
und von Anne Bulkeley. Sein Großvater war Humphrey Mackworth (1603?1654), der wahrend des
englischen Burgerkriegs
ein bekannter
puritanischer
Militar und Politiker war. Auch sein Vater war wahrend des
Commonwealth
Parlamentsabgeordneter gewesen. Mackworth studierte ab dem 11. Dezember 1674 am
Magdalen College
in
Oxford
und ab 10. Juni 1675 am
Middle Temple
in
London
. Am 26. Mai 1682 wurde er als Anwalt zugelassen, er stieg schließlich bis zum
Master of the Bench
auf. Im Gegensatz zu seinem Vater und Großvater unterstutzte er jedoch politisch die
Tories
und wurde am 15. Januar 1683 von Konig
Karl II.
zum Ritter geschlagen
. Als jungerer Sohn erhielt er von seinem Vater eine jahrliche Pension in Hohe von £ 80, wovon er um 1683 ein kleines Gut bei
Tardebigge
in
Worcestershire
erwerben konnte.
1686 heiratete er
Mary Evans
(um 1660?vor Juli 1696), eine Tochter von Sir Herbert Evans aus Neath in Glamorgan und von Anne Morgan. Durch seine Heirat zog Mackworth nach Neath, wo er mit seiner Frau und seiner Familie im
Great House
wohnten. David Evans, der Großvater seiner Frau, und ihr Vater hatten Bergrechte fur den Abbau von Kohle gepachtet. Dadurch besaßen sie in der Region von Neath quasi ein Kohlemonopol, wodurch sie jahrliche Einkunfte in Hohe von etwa £ 1200 erzielten. Mackworths Frau wurde nach dem Tod ihrer Schwestern einzige Erbin ihres Vaters. Nach dem Tod von Herbert Evans heiratete seine Witwe einen weiteren David Evans, der zunachst den Betrieb weiterfuhrte, jedoch 1696 uberraschend starb.
Mackworth ubernahm nun den Betrieb. Er erneuerte die Pachtvertrage und weitete den Kohleabbau um Neath aus, dazu ubernahm er die nicht mehr im Betrieb befindliche
Kupferhutte
bei
Melyncryddan
. Zum Betrieb verwendete er die in seinen Bergwerken gewonnene Kohle, wahrend er das Kupfererz aus Cornwall und
Cardiganshire
importierte. 1698 weitete er seine Geschafte nach Cardigan aus, wo Sir
Carbery Pryse
Kupfer- und Bleibergbau begonnen hatte. Nachdem 1693 das Bergbaumonopol der
Society of Mines Royal
geendet hatte, war Pryses Betrieb bedeutsam geworden, doch er starb 1694. Mackworth erwarb von dessen Erben Edward Pryse fur £ 16.440 die Silber- und Bleimine
Esgain Hir
in Cardiganshire. Er plante nun, seine Kohlen-, Kupfer- und Bleibergwerke sowie seine Kupferhutten zu einem industriellen Komplex zu verbinden, wofur ihm jedoch die finanziellen Mittel fehlten. Es gelang ihm jedoch, Lord
William Digby
,
Thomas Thynne, 1. Viscount Weymouth
und andere Investoren fur sein Unternehmen zu gewinnen. Mit ihnen grundete er die
Company of Mine Adventurers
, deren stellvertretende Direktor er auf Lebenszeit wurde. Die Kupferproduktion in Neath, wo die fur die Verhuttung benotigte Kohle verfugbar war und das sowohl von den Kupferbergwerken in Cardigan wie auch von denen in Cornwall gunstig erreichbar war, stieg in der Folge stark an. Zwischen 1698 und 1708 investierte Mackworth etwa £ 16.900 in seine Betriebe, Bergwerke und in den Hafen von Neath, was zu einem wirtschaftlichen Aufschwung der Region fuhrte.
Beflugelt von seinem wirtschaftlichen Erfolg, strebte Mackworth ab Juni 1699 ein Abgeordnetenmandat im
House of Commons
an, wofur er auch Geschenke und Bestechungen verwandte. Politisch blieb er trotz seiner puritanischen Abstammung weiterhin ein Unterstutzer der Tories. Bei der Wahl im Februar 1701 wurde Mackworth auf Betreiben der Mine Adventurers als
Knight of the Shire
fur Cardiganshire gewahlt, jedoch scheiterte seine Kandidatur bei der zweiten Wahl des Jahres im Dezember gegen Lewis Pryse. Als dieser jedoch kurz darauf erkrankte, wurde 1702 wieder Mackworth gewahlt. Im Parlament gehorte er zu den aktiven Abgeordneten und war in zahlreichen Ausschussen vertreten, wobei er durchaus eigene und die Interessen seines Cousins und Geschaftspartners Sir
Thomas Mackworth
vertrat. Er war ein fuhrender Vertreter der anglikanischen Staatskirche und ein starker Verfechter des
Occasional Conformity Act
, durch das
Nonkonformisten
und Katholiken von Staatsamtern ausgeschlossen wurden. Nachdem das Gesetz noch 1702 und 1704 im Parlament gescheitert war, wurde es 1711 beschlossen. Als Verfechter der anglikanischen Staatskirche verbundete er sich mit Sir
Edward Seymour
, der ihn im Gegenzug bei der Gewahrung einer
Royal Charter
fur seine Company of Mine Adventurers unterstutzte. In Mackworths parlamentarischer Arbeit ist vor allem ein Entwurf fur ein Armengesetz bemerkenswert, den ein von ihm geleiteter Ausschuss ab November 1702 erarbeitete. Das Gesetz sollte eine Reihe von bestehenden Gesetzen ablosen, in dem Antrag warb Mackworth fur die Schaffung von
Arbeitshausern
. Zu den Gegnern seines Entwurfs gehorte der Schriftsteller
Daniel Defoe
, der kritisierte, dass die von Mackworth propagierten Arbeitshauser eine unzulassige Konkurrenz zu
Manufakturen
darstellen wurden und damit langfristig eher die Anzahl der Armen vergroßern wurden. Nachdem ein erster Versuch scheiterte, uberarbeitete Mackworth 1704 und 1706 seinen Entwurf, der dennoch jeweils vom House of Lords abgelehnt wurde. Den Hohepunkt seiner politischen Bedeutung hatte Mackworth 1704, als er zu einer Gruppe Tories gehorte, die vergeblich den neu ernannten
Secretary of State
Robert Harley
sturzen wollte.
Als fuhrender Befurworter der Staatskirche kandidierte Mackworth bei den Unterhauswahlen 1705, ermuntert durch
Henry Sacheverell
und anderen, fur die
Universitat Oxford
, verlor die Wahl jedoch klar gegen Sir
William Whitlock
. Durch die Unterstutzung von Sir Edward Seymour und Bischof
Trelawny
wurde er jedoch als Abgeordneter fur
Totnes
in Devon gewahlt. Im Dezember 1706 wechselte er von den Tories zu den Whigs, doch danach zog er sich aus der parlamentarischen Arbeit zuruck, nachdem er sich verstarkt um seine Mine Adventurers’ Company kummern musste.
Mackworth wurde in heftige Streitigkeiten mit anderen Berwerksbetreibern der Region verwickelt. Seine Gesellschaft fuhrte einen erbitterten Konkurrenzkampf gegen die Betriebe der Familie
Mansel
, der in gewalttatige Konflikte uberging. Der Konflikt hatte nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine politische Komponente. Wahrend die Familie Mansel Robert Harley unterstutzte, war Mackworth ein Tory und damit ein Verbundeter von Lord
Thomas Windsor
und dem
Duke of Beaufort
.
Ursache des Streits mit den Mansels waren wahrscheinlich die Kohlegruben von
Thomas Mansel
bei Briton Ferry, die in direkter Konkurrenz zu den Betrieben von Mackworth standen. Aus der Konkurrenz wurde ab 1703 eine offene Gegnerschaft. 1705 kam es zu Ubergriffen gegen eine von Mackworth bei Neath angelegte Schienenbahn. Da Thomas Mansel jedoch von seinem machtigen Verwandten
Edward Mansel
von
Margam
unterstutzt wurde, erhielt Mackworth keine Unterstutzung durch die Justiz in
Glamorgan
. Er brachte den Konflikt deshalb vor das konigliche Gericht, dazu erhob er im Dezember 1705 Beschwerde im House of Commons. Seine Gegner antworteten darauf mit Beschwerden seiner Arbeiter, denen er den Lohn vorenthalten hatte, bis sie zugesichert hatten, nicht als Zeuge gegen ihn auszusagen. Letztlich fuhrten die Beschwerden zu keiner Entscheidung, so dass Mackworth sich auch im House of Commons nicht gegen seine machtigen Gegner durchsetzen konnte. 1706 wurde
Thomas Mansel
Erbe seines gleichnamigen Cousins und seines Vaters Edward Mansel, er fuhrte den Konflikt mit Mackworth weiter. Mackworth beschuldigte seine Gegner, dass sie ihn uberfallen wollten, und lehnte eine Herausforderung zum Duell gegen William Phillips, einem Gefolgsmann von Mansel, aufgrund seiner religiosen Uberzeugung ab. Anschließend brachte er die Herausforderung vor das Parlament, wo Phillips schließlich um Begnadigung bitten musste. Seine umstrittenen Geschaftspraktiken, seine politischen Ambitionen und sein wirtschaftlicher Erfolg brachten Mackworth die Gegnerschaft zahlreicher Burger von Neath ein. Mackworth musste der Stadt zunachst Zugestandnisse machen, doch dann gelang es ihm 1707, ihm missliebigen Burgern das Wahlrecht zu entziehen, wodurch er die politische Kontrolle uber Neath, das zuvor die Mansels unterstutzt hatte, zu gewinnen. Durch diese Aktionen, durch seinen wirtschaftlichen Erfolg und durch weiteren Landerwerb wurde er zum Hauptgegner von Mansel. Als Mackworth jedoch zu den Whigs wechselte und der Duke of Beaufort sich mit Thomas Mansel aussohnte, hatte Mackworth keine Verbundeten, um erfolgreich als Abgeordneter fur Glamorgan oder
Cardiff
zu kandidieren. Als auch noch sein Freund Edward Seymour starb, scheiterte bei der Unterhauswahl 1708 seine Wiederwahl in Totnes. Er versuchte nun, wieder als Knight of the Shire fur Cardiganshire gewahlt zu werden, scheiterte dort jedoch erneut an Lewis Pryse.
Mackworth konzentrierte sich nun auf weiteren Grunderwerb, unter anderem im Gebiet um
Loughor
in Sudwales. Die Stadt gehorte bislang zum Einflussgebiet von Beaufort, so dass Mackworth nun auch noch zum wirtschaftlichen Konkurrenten fur Beaufort wurde. Damit hatte sich Mackworth einen weiteren machtigen Gegner gemacht, und in der Folge wurden seine wirtschaftlichen Betatigungen, die nun ohne seinen parlamentarischen Schutz waren, starker uberpruft. An seiner Company of Mine Adventurers waren unseriose Spekulanten beteiligt, was bereits ab 1705 zu finanziellen Schwierigkeiten gefuhrt hatte. Mackworth versuchte, die Finanzlage zu verschleiern, was 1709 zum Bankrott der Gesellschaft fuhrte. Dieser wurde 1710 von einem Ausschuss des House of Commons untersucht, der abschließend Mackworth des schweren Betrugs beschuldigte. Nur der Sturz der Whig-Regierung im selben Jahr bewahrte Mackworth vor einer Verurteilung. Bedrangt von Glaubigern, hatte sein Ansehen schweren Schaden genommen. Er versuchte deshalb wieder, als Abgeordneter fur das House of Commons gewahlt zu werden, um durch
parlamentarische Immunitat
geschutzt zu werden. Seine Kandidatur bei einer Nachwahl in Cardigan Anfang 1710 scheiterte, doch bei der Unterhauswahl 1710 wurde er durch Unterstutzung des
Duke of Marlborough
und durch das Versprechen, sich fur den Bau eines Hafens in
Aberystwith
einzusetzen, gegen Lewis Pryse als Knight of the Shire fur Cardiganshire gewahlt.
Als Abgeordneter durch Immunitat geschutzt, kam er 1711 zu einer Einigung mit seinen Glaubigern. Die Mine Adventurers’ Company wurde umstrukturiert, Mackworth verlor den Posten des Direktors und seinen Einfluss auf die Geschaftsfuhrung. Umgehend grundete er 1712 mit mehreren Kapitalgebern eine neue Gesellschaft, die Mineral Manufacturers. 1713 schied Mackworth endgultig aus dem House of Commons aus. Die Mineral Manufacturers traten jedoch in Konkurrenz zu der bisherigen Mine Adventurers’ Company, bis er schließlich 1720 von seinen Gegnern aus der Geschaftsfuhrung gedrangt wurde. Seine Versuche, sich danach wieder als Unternehmer zu betatigen, scheiterten. Um Entschadigungen und Besitzanspruche kampfte er bis zu seinem Tod.
Bereits 1703 und 1709 war Mackworth Constable von
Neath Castle
gewesen, ab 1709 war er Constable von
Afan Castle
. 1715 kaufte er die beiden Herrschaften mit dem entsprechenden Landbesitz. Im selben Jahr zog er in das neu erbaute
Gnoll House
, das er mit einem prachtigen formalen Garten umgab.
[1]
Bei seinem Tod hinterließ er einen Besitz, der etwa £ 14.450 wert, jedoch mit uber £ 17.000 Schulden belastet war.
Trotz seiner umstrittenen Geschaftspolitik war Mackworth personlich wohltatig und streng religios. Am 8. Marz 1699 gehorte er zu den funf Grundern der
Society for Promoting Christian Knowledge
(SPCK), die er in den nachsten Jahren eifrig unterstutzte, und 1701 grundete er mit die
Society for the Propagation of the Gospel in Foreign
Parts. Obwohl er sich nach 1703 aus der Fuhrung der SPCK zuruckzog, blieb er ihr verbunden. Durch diese Tatigkeit lernte er Angehorige des anglikanischen Landadels kennen, die er als Investoren in seine Unternehmen gewinnen konnte. Mackworth bestimmte einen festen Teil der Gewinne seiner Firmen fur wohltatige Zwecke und ab 1706 unterstutzte er eine Schule fur die Kinder seiner Arbeiter bei seinem Bergwerk Esgair Hir in Cardiganshire, wo er auch einen Geistlichen bezahlte. Eine weitere Schule fur seine Arbeiterkinder unterstutzte er bei Neath, dazu errichtete er Arbeiterwohnungen und grundete einen Fonds fur kranke und invalide Arbeiter. Fur diese Fursorge wurde er von seinen Arbeitern sehr geschatzt. Andererseits hatte er keine Skrupel, als vermeintlicher Wohltater verurteilte Straftater als Zwangsarbeiter zu nutzen. Dazu unterhielt er eine Schlagertruppe, um seinen Besitz zu schutzen und Konkurrenten einzuschuchtern.
Mackworth selbst verfasste mehrere religiose Werke, in denen er das Lesen der Bibel, beten, fasten und den Empfang der Sakramente propagierte. Er war ein entschiedener Verfechter der Staatskirche und ein Gegner der
Dissenter
. Die Einheit von Kirche und Staat hielt er fur den Frieden und fur das Wohlergehens der Regierung erforderlich. Bis ins hohe Alter verfasste er dazu politische Pamphlete, was schließlich zum Bruch mit seinem alteren Bruder Bulkeley fuhrte. Daneben fuhrte er ein Tagebuch, in dem er offen die Ziele seiner wirtschaftlichen Bestrebungen niederschrieb.
Aus seiner Ehe hatte er drei Sohne und zwei Tochter, darunter:
- Herbert Mackworth
(1687?1765)
- Kingsmill Evans Mackworth (* 1688)
- William Mackworth-Praed (1694?1752)
Sein Erbe wurde sein altester Sohn Herbert Mackworth.
- Peace at home, or, A vindication of the proceedings of the honourable the House of Commons, on the bill for preventing danger from occasional conformity
... Freeman Collins, London 1703
- Free Parliaments or, a vindication of the fundamental right of the Commons of England in Parliament assembled
... London 1704
- The case of Sir Humphrey Mackworth and the Mine Adventurers, with respect to the extraordinary proceedings of the agents, servants and dependents, of the Right Honourable Sir Thomas Mansell, Bar.
London 1707
- Sir Humphrey Mackworth
auf
thepeerage.com
, abgerufen am 16. Oktober 2015.
- David Williams
MACKWORTH, Sir HUMPHREY (1657-1727)
(Dictionary of Welsh Biography)
- D. W. Hayton:
MACKWORTH, Sir Humphrey (1657-1727), of Gnoll Castle, Neath, Glam.
(History of Parliament online, Ref Volumes: 1690-1715)
- William P. Griffith:
Mackworth, Sir Humphry (1657?1727).
In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.):
Oxford Dictionary of National Biography
, from the earliest times to the year 2000
(ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004,
ISBN 0-19-861411-X
(
doi:10.1093/ref:odnb/17631
Lizenz erforderlich
), Stand: 2004
- ↑
Gnoll Estate Country Park: The Gnoll Families.
Abgerufen am 16. Oktober 2015
.