Hotel Metropol
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Metropol
.
Hotel Metropole
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Das Hotel Metropole am Morzinplatz, Ansicht vom Franz-Josefs-Kai in den 1930er-Jahren
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Daten
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Ort
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Wien
1., Morzinplatz 4
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Architekt
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Carl Schumann
,
Ludwig Tischler
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Baujahr
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1871?1873
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Hohe
|
4 Etagen m
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Koordinaten
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48° 12′ 47,3″
N
,
16° 22′ 27,2″
O
48.21314
16.374233
Koordinaten:
48° 12′ 47,3″
N
,
16° 22′ 27,2″
O
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Besonderheiten
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Das Funf-Sterne-Hotel war ab 1938
Zentrale
der
Gestapo
. Es wurde 1945 bei einem Bombenangriff zerstort.
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Das
Hotel Metropole
, auch
Hotel Metropol
, war ein
Luxushotel
in
Wien
,
1. Bezirk
, das heute vor allem als ehemalige
Gestapo
-Leitstelle bekannt ist. 1945 wurde das Gebaude stark beschadigt, die Hausruine nach 1948 abgerissen.
Das Hotel wurde 1873 von den Architekten
Carl Schumann
[1]
und
Ludwig Tischler
zur
Weltausstellung in Wien
am von 1888 an
Morzinplatz
genannten Platz beim
Franz-Josefs-Kai
erbaut. (Zuvor war 1860?1863 auf diesem Grundstuck nach der Demolierung der
Stadtmauer
das dann abgebrannte
Treumann-Theater oder Quai-Theater
gestanden.) Das Haus wurde von den Einheimischen angeblich als ?judisches
Sacher
“ bezeichnet, weil es in der Ausstattung dem Hotel Sacher entsprochen haben soll und die Eigentumerfamilien Klein und Feix judischen Glaubens waren.
[2]
Es war reich verziert mit
korinthischen Saulen
,
Karyatiden
und
Atlanten
. Der Speisesaal im Innenhof war mit Glas uberdacht.
Ein beruhmter Gast war
Mark Twain
, der dort 1897 einen Teil seines insgesamt 20 Monate langen Wienaufenthalts bis Mai 1899 verbrachte.
[3]
An der Front zum Franz-Josefs-Kai 33 betrieb der Vater
Stefan Zweigs
die Zentrale seiner Webwarenfabrik.
[4]
-
Das Hotel Metropole am Franz-Josefs-Kai um 1880, davor das DDSG-Schiff
Ebersdorf
-
Am Franz-Josefs-Kai (1876), im Hintergrund rechts der Mitte das Hotel Metropole am Morzinplatz, Foto von
Wilhelm Burger
-
Der Speisesaal im uberdachten Innenhof
-
Festsaal im Hotel Metropole, ca. 1911
-
Ausblick von der Terrasse des Hotel Metropole, ca. 1912
Das Hotel wurde nach dem ?
Anschluss Osterreichs
“ noch im Marz 1938 von
Reinhard Heydrich
fur die Gestapo, das wichtigste Instrument des NS-Terrors in Osterreich, beschlagnahmt.
[5]
Er richtete hier die Staatspolizeileitstelle Wien ein (und dekretierte, dass das Gebaude nicht weiter Hotel Metropole zu nennen sei). Mit 900 Beamten der
Kriminalpolizei
und vielen Angehorigen der
SS
war das Haus die großte Dienststelle der Gestapo im ?
Großdeutschen Reich
“; die Gestapo zahlte insgesamt rund 18.000 Beamte. Im Jahr 1938 plante die Widerstandsgruppe rund um
Karl Burian
mit den fur diesen Zweck durch den ehemaligen Eigentumer Markus Friediger bereitgestellten Bauplanen des Hotels die Sprengung dieses Gestapo-Hauptquartiers, jedoch wurde vor der Verwirklichung des Planes die Widerstandsgruppe verhaftet.
[6]
Markus Friediger (geb. 1875 in
Andrychow
) wurde 1941 mit seiner Frau Hedwig (geb. Klein) von Koln nach Riga deportiert und im
Holocaust
ermordet.
[7]
Uber funfhundert Menschen mussten taglich zum Verhor in das Gebaude kommen, unter Gefahr dann inhaftiert zu werden. Bei den Vernehmungen und in den Zellen im Keller des Hotels Metropole wurden die Haftlinge von den Gestapo-Beamten teilweise schwer gefoltert. Physische und psychische Misshandlung standen an der Tagesordnung. Und wenn die Haftlinge spater bei den Volksgerichtshofverhandlungen die Folter und unwurdige Behandlung anfuhrten, wurde ihnen von den Richtern nicht geglaubt, wie zum Beispiel bei der Verhandlung uber die osterreichische Widerstandsgruppe rund um Kaplan
Heinrich Maier
.
[8]
Im Sommer 1938 war der letzte Bundeskanzler des
Standestaates
,
Kurt Schuschnigg
, hier Monate lang inhaftiert, bevor er nach Munchen verlegt wurde. Schuschnigg ?bewohnte“ ein Zimmer; er wurde (im 8-Stunden-Schichtdienst) von je einem Wachhabenden und sechs Wachtmeistern gleichzeitig bewacht, die diesen Dienst geheim halten mussten. (Allein zu Schuschniggs Bewachung waren somit 21 Mann tatig.) Wurde auf Wunsch des Haftlings ein Fenster geoffnet, hatte er sich im Raum so aufzuhalten, dass er vom gegenuberliegenden Gebaude aus nicht gesehen werden konnte. Auch auf das Gang-WC musste er von einem Bewacher begleitet werden; er durfte sich unter Bewachung selbst rasieren.
[9]
Im Zimmer neben Schuschnigg wurde, unter ahnlichen Haftbedingungen, der vermogende Bankier
Louis Nathaniel von Rothschild
uber ein Jahr lang gefangen gehalten und erst nach der Preisgabe seines gesamten osterreichischen Besitzes frei gelassen. Die Isolation der Gefangenen war so rigoros, dass die Insassen erst nach dem Krieg erfuhren, wer sich im Zimmer direkt nebenan befand.
[10]
Erster Chef der Wiener Gestapo-Zentrale war von Marz 1938 bis Dezember 1944 der Munchner Kriminalrat und
SS-Brigadefuhrer
Franz Josef Huber
, zugleich
Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD
. Er wurde abgelost durch den
SS-Standartenfuhrer
Rudolf Mildner
. Beide wurden trotz ihrer fuhrenden Positionen nach dem
Krieg
nur milde bestraft.
Das Fuhrungspersonal der Wiener Gestapo bestand bis 1942 und ab 1944 zu ca. einem Drittel aus Reichsdeutschen, dazwischen zu einem Viertel. Der Großteil des Fuhrungspersonals wurde aus den vorher ?illegalen osterreichischen Nationalsozialisten“ und anpassungsfahigen Polizeibeamten des Schuschnigg-Regimes ausgewahlt.
[5]
Am 12. Marz 1945 brannte das ehemalige
Metropole
bei dem schweren
Luftangriff auf Wien
aus. Allerdings gibt es auch Zeugenaussagen, denen zufolge der Brand, nach relativ geringen Bombenschaden, von der Gestapo zwecks Spurenvernichtung Anfang April 1945 selbst gelegt worden sei.
[11]
Noch in dem 1948 in Wien gedrehten Trummerfilm
Der dritte Mann
ist in einer Einstellung die gespenstische Ruine des Gestapo-Hauptquartiers zu erkennen.
[12]
Dann wurden die Reste des Gebaudes abgerissen.
Von 7. bis 21. September 1947 richtete der Jurist und als Widerstandskampfer ehemalige Gefangene der Gestapo
Clemens Pausinger
im
Landesgericht fur Strafsachen Wien
eine Ausstellung ein, in der uber 1000 Fotos ehemaliger Gestapo-Mitarbeiter zur Schau gestellt wurden. Daneben wurde ein Modell der vormaligen Gestapoleitstelle mit nummerierten Verhor- und Haftraumen aufgestellt. Man erhoffte sich so, von ehemaligen Gefangenen Hinweise uber die genauen Vorgange dort zu erhalten, um die schleppende Verfolgung und Ausforschung von Mitgliedern der Gestapo zu unterstutzen. Die Ausstellung war derart gut besucht, dass die Bevolkerung gebeten wurde, um den Gerichtsbetrieb nicht zu behindern, nur Meldeblatter auszufullen und von personlicher Vorsprache in den Kanzleiraumen der Untersuchungsrichter abzusehen.
[13]
Nachdem das Vorhaben, eine Gedenkstatte fur die Opfer des nationalsozialistischen Regimes zu errichten, immer wieder verzogert wurde oder scheiterte, wurde im Jahr 1951 im Rahmen einer politischen Kundgebung des
KZ-Verbands
ohne Genehmigung ein Gedenkstein am Morzinplatz errichtet und enthullt. Er trug die Inschrift:
?Hier stand das Haus der Gestapo.
Es war fur die Bekenner Osterreichs die Holle
es war fur viele von ihnen der Vorhof des Todes.
Es ist in Trummer gesunken wie das 1000 jahrige Reich.
Osterreich aber ist wieder auferstanden und mit ihm
unsere Toten, die unsterblichen Opfer.“
1985 wurde dieser Gedenkstein von der Stadt Wien durch das heute bestehende Mahnmal ersetzt. Es besteht aus einer Bronzefigur, die von acht Granitblocken umringt ist. Der oberste Block tragt die Aufschrift ?Niemals vergessen“ und ist von einem
roten Winkel
und einem
Judenstern
flankiert. Ein weiterer Block tragt die Inschrift des ersten Gedenksteins. Gestaltet wurde das Mahnmal von
Leopold Grausam
.
[14]
[15]
Am 13. Juni 2015 wurde im Zuge einer Kunstaktion, Gedenkfeier und Podiumsdiskussion im Rahmen des Theaterfestivals
Wiener Festwochen
ein Denkmal fur die Gruppe Uberlebender errichtet, die 1951 an derselben Stelle ein nicht bewilligtes Denkmal fur die am Morzinplatz von der Gestapo Ermordeten errichtet hatte (siehe oben).
Der siebeneckige Gedenkstein tragt die Inschrift:
Was sie unterließ, haben wir getan. Den Errichter_innen eines nie errichteten Obelisken am 11. April 1951 um 19 Uhr 20.
Die Inschrift zitiert aus einem Bericht der Zeitschrift des KZ-Verbands
Der Neue Mahnruf
aus dem Jahr 1951: ?Allgemein fiel auf, daß dieser Gedenkstein, der an den Tod vieler tausender Wiener Patrioten erinnert, nicht von einem offiziellen Vertreter der Wiener Gemeindeverwaltung in Obhut genommen wurde. Das kann nur jene uberraschen, die nicht wissen, daß sich unser Verband schon seit Jahren, leider erfolglos, bemuht, die Wiener Gemeindeverwaltung zu veranlassen, aus eigenem an dieser Stelle ein Mahnmal zu errichten. Was sie unterließ, haben wir getan.“ Mit der Aktion sollte auch auf das Fehlen eines Denkmals fur die
homosexuellen
und
Transgender
-Opfer des Nationalsozialismus hingewiesen werden.
[16]
Im Jahr 1968 wurde auf dem Grundstuck der
Leopold-Figl-Hof
erbaut, benannt nach
Leopold Figl
, dem
ersten Bundeskanzler
der
Republik Osterreich
nach der NS-Zeit. An der zum Morzinplatz gekehrten Seite des Gebaudes befindet sich ein Gedenkrelief fur die Opfer des Nationalsozialismus. An der anderen Seite des Hauserblocks, in der Salztorgasse 6, wurde ein Gedenkraum eingerichtet, der 2011 renoviert und durch eine neu konzipierte Ausstellung uber das Hotel Metropole und seine Haftlinge erganzt wurde. Er wird vom
Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes
betreut.
Der Name ?Hotel Metropole“ wurde seit dem Krieg fur kein Wiener Hotel mehr ausgesucht.
In
Stefan Zweigs
Schachnovelle
(1941) spielt das Hotel Metropole als Gestapo-Zentrale mit ihren unmenschlichen Isolationshaftbedingungen und Verhoren eine zentrale Rolle. Auch ein Großteil des Films
Schachnovelle
, der auf der Novelle basiert, spielt in dem ausdrucklich so bezeichneten Metropol Hotel in Wien, das als Dienststelle der Gestapo genutzt wird. Einige Szenen des Romans
Der Trafikant
(2012) von
Robert Seethaler
finden im bzw. vor dem Hotel Metropole nach seiner Umfunktionierung zur Gestapo-Zentrale nach dem ?Anschluss“ statt. Am ausfuhrlichsten mit dem Hotel beschaftigt hat sich bislang
Fritz Lehner
in seiner Romantrilogie
Hotel Metropol
(erschienen 2005?2006).
- Michael Hlousa-Weinmann:
Hotelneubauten im Umfeld der Wiener Weltausstellung 1873.
Diplomarbeit, Univ. Wien, 2000.
- ↑
Carl Schumann
, architektenlexikon.at.
- ↑
Georg Markus
:
Morder im Luxushotel
, in: Tageszeitung
Kurier
, 5. Juni 2011, S. 24.
- ↑
Telepolis:
Nachrichten vom Eingang zur Holle
(
Memento
vom 18. Juli 2008 im
Internet Archive
)
, abgerufen am 25. Oktober 2010.
- ↑
Adolph Lehmanns Wiener Adressbuch, Ausgabe 1894, Band 2, S. 1230, digital S. 1291
.
- ↑
a
b
Wolfgang Neugebauer
:
Das NS-Terrorsystem
, in:
Wien 1938. Historisches Museum der Stadt Wien, 110. Sonderausstellung
, Osterreichischer Bundesverlag, Jugend und Volk, Wien 1988,
ISBN 3-215-07022-7
, S. 223 ff.
- ↑
Vgl. Jahrbuch des DOW (2012), S. 37.
- ↑
Markus Friediger
, in: Alois Schwarzmuller:
Garmisch-Partenkirchen und seine judischen Burger - 1933-1945
, abgerufen am 12. September 2021
- ↑
Vgl. Urteil des Volksgerichtshof GZ 5H 96/44 u. a., S. 21ff.
- ↑
Wachvorschrift ... fur Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, 8. 9. 1938
, in: Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes (Hrsg.):
?Anschluss“ 1938. Eine Dokumentation
, Osterreichischer Bundesverlag, Wien 1988,
ISBN 3-215-06824-9
, S. 533 f.
- ↑
Roman Sandgruber
:
Rothschild - Glanz und Untergang des Wiener Welthauses
. 1. Auflage. Molden, Wien/ Graz/ Klagenfurt 2018,
ISBN 978-3-222-15024-1
,
S.
461–464
.
- ↑
"Haupt- und Hintereingang der Erinnerung", Feature im ORF Radio O1, Samstag, 17. Marz 2018, 09:05 ? 10:00.
- ↑
Joachim Riedl
:
Spuren im Niemandsland
, in:
Die Zeit
, 16. Dezember 2010, Osterreich-Ausgabe, S. 15.
- ↑
Gestapo-Ausstellung im Landesgericht fur Strafsachen im Jahr 1947.
Wiener Stadt- und Landesarchiv (Magistratsabteilung 8), archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
15. Oktober 2017
;
abgerufen am 14. Oktober 2017
.
- ↑
Gedenkstein fur Opfer des Faschismus
im
Wien Geschichte Wiki
der Stadt
Wien
.
- ↑
Mahnmal Niemals Vergessen fur die Opfer der Gestapo
im
Wien Geschichte Wiki
der Stadt
Wien
.
- ↑
Gedenkstein Was sie unterließ, haben wir getan
im
Wien Geschichte Wiki
der Stadt
Wien
.