Die
Hochspannungs-Gleichstrom-Ubertragung
(
HGU
) ist ein Verfahren der
elektrischen Energieubertragung
mit hoher
Gleichspannung
.
Elektrische Energie wird in Kraftwerken fast immer durch Synchron-Generatoren als
Dreiphasenwechselstrom
der Frequenz 50 Hz oder 60 Hz erzeugt. Die Ubertragung großer Leistung (ab etwa 1 GW) uber großere Entfernungen (ab 100 km) unter Nutzung okonomischer und technisch handhabbarer Leitungsdurchmesser erzwingt hohe
elektrische Spannungen
von uber 400 kV. Die Hochspannung wird hierzu mit sehr gutem Wirkungsgrad durch
Leistungstransformatoren
erzeugt, im Rahmen von
Hochspannungs-Drehstrom-Ubertragungen
(HDU) transportiert und am Ende der
Freileitungen
in
Umspannwerken
auf niedrigere Spannungen (z. B. 110 kV bis 20 kV) heruntertransformiert.
Eine der Grundvoraussetzungen fur diese Ubertragung mit Wechselstromen ist jedoch, dass die
Kapazitat
sowohl zwischen den Leitungen als auch zum
Erdpotential
ausreichend klein bleibt, um die
Blindleistung
gering zu halten. Bei
Freileitungen
wird dies durch entsprechende Abstande erreicht, bei
Erd-
oder
Seekabeln
erlaubt deren
kapazitiver Belag
jedoch keinen wirtschaftlichen Betrieb mit Wechselspannung bei Langen von mehr als einigen zehn Kilometern. In diesem Fall bringt die Ubertragung mit Gleichstrom Vorteile, weil sich dort der Leitungsverlust alleine auf den
ohmschen Widerstand
des
Wirkstroms
beschrankt.
Die Probleme bei der Ubertragung mit Gleichstrom sind die Erzeugung der hohen Gleichspannung und die Konvertierung zwischen Wechsel- und Gleichstrom. Die Umwandlung von Gleich- in Wechselstrom und umgekehrt kann elektromechanisch mit speziellen elektrischen Maschinen (
Umformer
) erfolgen oder elektronisch durch
Stromrichter
. Diese Konverterstationen sind die Ursache der hohen
Gestehungskosten
der HGU im Vergleich zur Wechselspannungsubertragung, die sich erst bei großeren Systemlangen amortisieren. Kostenparitat zwischen der Hochspannungs-Drehstrom-Ubertragung und der Hochspannungs-Gleichstrom-Ubertragung liegt bei Kabelsystemen, zu denen auch
Seekabel
zahlen, bei Leitungslangen von 40 km bis 70 km. Bei
Freileitungen
liegt die Entfernung, ab der die HGU wirtschaftlicher ist, bei uber 600 km bis 800 km.
[1]
Zu den großten Herstellern von HGU-Anlagen zahlen die Firmen
Hitachi
Energy (ehemals
Asea Brown Boveri
(ABB) Power Grids), GE Grid Solutions (
Jointventure
von
General Electric
und
Alstom
) und
Siemens Energy
.
Die Hochspannungs-Gleichstrom-Ubertragung wird zur elektrischen Energieubertragung in verschiedenen und im Folgenden dargestellten Anwendungsbereichen eingesetzt. In der
Liste der HGU-Anlagen
findet sich eine tabellarische Auflistung verschiedener realisierter und geplanter Anlagen. Einen aktuellen Status aus dem Jahr 2019 bietet ein Bericht der ENTSOE.
[2]
Betragt die Ubertragungslange des Gleichstroms nur wenige Meter und sind beide Stromrichter im selben Gebaude bzw. in unmittelbar benachbarten Gebauden untergebracht, spricht man von einer
HGU-Kurzkupplung
(Gleichstromkurzkupplung, GKK,
englisch
Back to back converter
). Diese Form, technisch ein
Zwischenkreis
, dient dem direkten elektrischen Energieaustausch zwischen
Dreiphasenwechselstromnetzen
, die zueinander nicht mit synchroner
Netzfrequenz
betrieben werden und unterschiedlichen Regelbereichen zugeordnet sind. Beispiele dafur sind die von 1993 bis 1995 in Deutschland betriebene
GKK Etzenricht
, in Kanada die
Chateauguay-Gleichstromkurzkupplung
der
Hydro-Quebec
[3]
sowie die
HGU-Kurzkupplung Wyborg
in Russland fur Einspeisung in das finnische Netz, die im Mai 2022 eingestellt wurde. Durch die Besonderheit von
zwei unterschiedlichen Netzfrequenzen
kann in Japan zwischen den beiden Frequenzsystemen Leistung nur mittels HGU-Kurzkupplungen ubertragen werden. Ein Beispiel dafur ist die Anlage in
Shizuoka
.
Da HGU-Kurzkupplungen nicht verlustfrei arbeiten und oft auch die maximal mogliche Ubertragungsleistung bestimmen, werden derartige Anlagen innerhalb synchronisierter Netze im Regelfall nicht eingesetzt. Vorhandene Anlagen werden deshalb auch in der Regel stillgelegt, wenn zwei zuvor nicht synchron betriebene Netze miteinander synchronisiert wurden, was dann einen direkten Energieaustausch ermoglicht.
Die HGU-Technik dient der Energieubertragung durch Gleichstrom uber weite Entfernungen ? dies sind Entfernungen von rund 750 km aufwarts ?, da die HGU ab bestimmten Entfernungen trotz der zusatzlichen Konverterverluste in Summe geringere
Ubertragungsverluste
als die Ubertragung mit Dreiphasenwechselstrom aufweist. Beispiele sind die unvollendete
HGU Ekibastus-Zentrum
in Sibirien, die 1700 km lange
HGU Inga-Shaba
im Kongo und die uber 1000 km lange
HGU Quebec?Neuengland
zwischen Kanada und den USA. In Europa bestehen aufgrund der vergleichsweise geringen Entfernungen zwischen Elektritatswerken und Verbrauchern bislang keine HGU-Anlagen in diesem Langenbereich.
Die bei großen Entfernungen wesentlichen Leitungsverluste ohne Konverterverluste betragen bei realisierten Anlagen wie der
NorNed
(allerdings eine Seekabelverbindung und keine Freileitung zwischen Norwegen und den Niederlanden) bei einer ubertragenen Leistung von 600 MW (85 % der Nennleistung) und einer Leitungslange von 580 km rund 3,7 %, was etwa 6,4 % relativen Verlusten auf 1000 km Leitungslange entspricht.
[4]
Bei erwogenen und bisher nicht realisierten Projekten wie
Desertec
oder dem
Europaischen Supergrid
wird bei einer 5000 km langen HGU-Leitung mit 800 kV von Leitungsverlusten um 14 % ausgegangen.
[5]
Dies entspricht rund 2,8 % relativen Leitungsverlusten auf 1000 km.
Die Hochspannungs-Gleichstrom-Ubertragung dient auch der Energieubertragung uber vergleichbar kurze Distanzen von einigen zehn bis zu einigen hundert Kilometern, wenn das Ubertragungskabel konstruktionsbedingt einen sehr hohen
kapazitiven Belag
aufweist. Ein Betrieb mit Drehstrom ist dann nicht wirtschaftlich, da dabei eine hohe Blindleistung zum standigen Umladen der Kabelkapazitat aufgebracht werden musste. Bei der Verbindung von Stromnetzen und der Anbindung von Windparks uber das Meer kommt fast immer nur ein
Seekabel
in Frage, weshalb sich in diesem Anwendungsbereich fast ausnahmslos HGU-Kabelsysteme finden. Europaische Beispiele sind das Seekabel
NorNed
zwischen Norwegen und den Niederlanden, das Seekabel
Baltic Cable
zwischen Schweden und Deutschland oder
BritNed
zwischen Großbritannien und den Niederlanden.
Zudem werden Anschlusse von
Offshore-Windparks
, die in großerer Entfernung vor der Kuste liegen, zumeist mittels HGU ans Netz angeschlossen. Bei diesen Anlagen geht man davon aus, dass HGU-Systeme ab ca. 55 bis 70 km Kabellange wirtschaftlicher sind als eine herkommliche Anbindung in Hochspannungsdrehstromtechnik.
[6]
Bei monopolaren Einleiter-HGU-Seekabeln gibt es eine Besonderheit: Die Polaritatsumschaltung kommt bei Richtungsanderung des Leistungsflusses vor, wo die Gestaltung der Erderanlagen und die
netzgefuhrten Stromrichter
auf eine fixe Stromrichtung ausgelegt ist. Bei Betrieb mit hoher Gleichspannung kommt es nach einiger Zeit zu einer Ansammlung von
Raumladungen
im Dielektrikum zwischen Innen- und Außenleiter im Kabel. Dies ist Folge unterschiedlich hoher elektrischer Leitfahigkeit, die wiederum durch das radiale Temperaturgefalle vom Innenleiter zum kuhleren Außenbereich bedingt ist. Bei einem schlagartigen Polaritatswechsel zur Richtungsumkehr des Leistungsflusses wurde es durch die sich nur langsam abbauenden Raumladungen im Dielektrikum zu starken Felduberhohungen kommen, die materialzerstorende
Teilentladungen
im Isolierstoff auslosen.
[7]
Aus diesem Grund muss bei netzgefuhrten monopolaren HGU-Seekabelanlagen wie z. B. bei der
HGU Italien-Griechenland
bei einer Richtungsumkehr des Leistungsflusses eine bestimmte Zeitspanne von einigen 10 Minuten abgewartet werden, bis man die Leitung wieder verwendet.
Von See an Land ankommende Kabel werden ublicherweise an Land als
Erdkabel
verlangert. Bei einigen Off-Shore-HGU-Anbindungen ist die Landkabelstrecke auch langer als die zugehorige Seekabelstrecke.
Ein erstes europaisches Beispiel einer reinen HGU-Erdkabelverbindung ist der erste Teil der HGU-Verbindung
Sydvastlanken
zwischen Norwegen und Sudschweden. Hiervon ist das Stuck Barkeryd?Hurva uberwiegend entlang der Autobahn E4 als
VPE-Kunststoffkabel
verlegt, mit einer Nennspannung von ±300 kV. Das System besteht aus zwei parallelen HGU-Erdkabelsystemen, die eine Ubertragungsleistung von jeweils rund 600 MW aufweisen.
Daneben wird die Technik der HGU in kleinerem Umfang auch fur spezielle Losungen angewandt, wie im Rahmen von
Flexible-AC-Transmission-System
(FACTS), um mit der Technik
Unified-Power-Flow-Controller
(UPFC) auf einzelnen Leitungen in Dreiphasenwechselstromnetzen gezielte Lastflusssteuerungen mittels Quer- und Langsregelung vorzunehmen.
Bestehende HGU-Anlagen mit geerdetem Ruckleiter oder geerdetem Mittelpunkt wurden auch zu geophysikalischen Messungen herangezogen, indem man an verschiedenen Orten den Ruckstrom durch die Erde misst.
[8]
An beiden Enden einer Hochspannungs-Gleichstrom-Ubertragungsanlage befindet sich eine Stromrichterstation, auch Konverterstation genannt. Sie enthalt neben den Steuerungsanlagen im Wesentlichen die Stromrichter sowie meist im Außenbereich neben der Halle die
Stromrichtertransformatoren
,
Glattungsdrosseln
und
Oberschwingungsfilter
. Die verwendeten
Stromrichter
konnen im Regelfall in beide Richtungen sowohl als Gleich- als auch als
Wechselrichter
arbeiten und so in beide Richtungen Energie ubertragen. Es gibt auch spezielle HGU wie die
Pacific DC Intertie
an der Westkuste der USA oder die
HVDC Inter-Island Link
in Neuseeland, welche die elektrische Leistung nur in einer Richtung ubertragen konnen.
[9]
Der Innenraum einer HGU-Stromrichterhalle mit dem Wechselrichter ist im Regelfall wegen der
elektromagnetischen Vertraglichkeit
komplett metallisch vom Außenbereich geschirmt und kann wegen der hohen Feldstarken und Gefahrdungen durch Stromschlage im Betrieb nicht betreten werden. Als Stromrichter werden die Anlagen in
Zwolfpulsschaltung
geschaltete
Thyristoren
oder
IGBTs
verwendet, In alten Anlagen kamen
Quecksilberdampfgleichrichter
in sehr großer Bauweise zum Einsatz. In der Anfangszeit der Technik der HGU wurde auch mit
Lichtbogenstromrichtern
experimentiert, wie bei der
HGU-Versuchsanlage Lehrte-Misburg
.
Es wird bei den Stromrichtern grundsatzlich im Aufbau zwischen den netzgefuhrten Stromrichtern, auch als
englisch
Line Commutated Converters (LCC), Current Source Converters
bezeichnet, und den selbststandig kommutierenden Stromrichtern
englisch
Voltage Source Converters (VSC)
unterschieden.
[10]
[11]
LCC sind typischerweise mit Thyristoren, fruher Quecksilberdampfgleichrichter, aufgebaut und bedingen, dass im Wechselspannungsnetz hinreichend starke Wechselspannungsquellen wie
Synchrongeneratoren
in Betrieb sind, welche die fur die Umrichtung notwendigen Nulldurchgange der Netzspannung liefern. Der Umstand liegt daran begrundet, dass bei Thyristoren zwar deren Einschaltzeitpunkt gesteuert werden kann, aber die Ausschaltung erst bei Unterschreiten eines bestimmten Haltestroms erfolgt, also fest von den Polarisationswechseln des Wechselspannungsnetzes abhangt. LCC basierende Stromrichter konnen daher auch nicht als einzige Quelle
Inselnetze
auf Wechselspannungsseite versorgen. Im Gegensatz dazu kann bei VSC, diese Umrichter sind im Regelfall mittels IGBTs aufgebaut, der Ein- und der Ausschaltzeitpunkt gesteuert werden, womit eine selbststandige Kommutierung ohne zusatzliche Wechselspannungsquellen auf Wechselspannungsseite moglich sind.
Um die erforderlichen Sperrspannungen von uber 500 kV zu erreichen, werden jeweils mehrere dutzend Thyristoren/IGBT in Reihe geschaltet und zu einem so genannten
Thyristorturm
zusammengefasst, da die Sperrspannung pro Thyristor/IGBT technisch bedingt nur einige Kilovolt betragt. Alle in Reihe geschalteten Thyristoren/IGBTs mussen fast gleichzeitig binnen einer Mikrosekunde durchschalten, um einen Schaden infolge ungleicher Spannungsaufteilung am Wechselrichter zu vermeiden.
Die Thyristoren oder IGBT konnen wegen der Potentialunterschiede und der hohen
Anderungsrate
der Spannung nicht direkt elektrisch angesteuert werden, sondern die Signale werden mit
Lichtwellenleitern
ubertragen. Bei den heute nicht mehr im regularen Betrieb befindlichen Anlagen mit Quecksilberdampfgleichrichtern erfolgte die Ubermittlung der Zundimpulse mittels Hochfrequenz.
Zur Abfuhrung der Verlustleistung von den Halbleitern werden flussige Kuhlmittel wie reines Wasser verwendet, das in elektrisch isolierten Rohrsystemen durch die Konverterhalle zu den einzelnen Thyristoren/IGBTs gepumpt wird. Die Verlustwarme wird im Außenbereich der Halle uber
Warmetauscher
an die Umgebungsluft abgegeben. Die bei LCC im Gleichstromkreis notige
Glattungsspule
dient dazu, die
Restwelligkeit
des Gleichstroms zu reduzieren. Sie kann als Luft- oder
Eisendrossel
ausgefuhrt sein, typische
Induktivitaten
liegen zwischen 0,1 und 1
Henry
.
Mit den Transformatoren auf der Wechselspannungsseite wird nicht nur die hohe Spannung erzeugt, sie unterdrucken daneben mit ihrer
Induktivitat
und Schaltungsweise (Serienschaltung von Dreieck- und
Sternschaltung
, siehe
Zwolfpulsgleichrichter
) auch bereits zahlreiche
Oberschwingungen
und liefern die bei LCC zum Umrichterbetrieb notige
Blindleistung
. Zusatzliche und externe Oberschwingungsfilter unterdrucken weitere unerwunschte Oberschwingungen, insbesondere bei LCC-Stromrichtern. Bei Anlagen in Zwolfpulsschaltung mussen im Wesentlichen nur die 12. und die 24. Harmonische unterdruckt werden. Hierfur reichen auf die 12. und 24. Harmonische abgestimmte
Saugkreise
aus.
[12]
In Sonderfallen ist auch der Betrieb von LCC ohne zusatzliche Einrichtungen zur Bereitstellung von notiger Blindleistung moglich, wie z. B. in der Station Wolgograd der
HGU Wolgograd-Donbass
, da dort die Synchrongeneratoren im
Wasserkraftwerk Wolgograd
diese Funktion ubernehmen. Bei Stromrichtern, welche als VSC ausgefuhrt sind, benotigen zur Umrichtung keine zusatzliche Blindleistung und konnen auch im Umfang reduzierten oder ohne Oberschwingungsfilter realisiert werden.
Die Ubertragung kann sowohl monopolar als auch bipolar erfolgen.
- Monopolar
bedeutet in diesem Zusammenhang, dass eine Gleichspannung mit einem bestimmten Nennwert wie z. B. +450 kV vorliegt, wobei jeweils ein Pol an den beiden Leitungsenden
geerdet
ist und daher ein Leiterseil ausreicht (Erde als ?Ruckleiter“).
- Bipolar
bedeutet, dass im Gegensatz zur monopolaren HGU zwei metallische Leiter eingesetzt werden, wobei auf mittlerem Potential geerdet wird: ein Leiter, der gegenuber dem Erdpotential eine positive Spannung aufweist, und ein Leiter, der gegenuber dem Erdpotential eine negative Spannung aufweist, beispielsweise ±450 kV. In diesem Fall betragt die Gleichspannung zwischen den beiden Leitern die doppelte Spannung wie zwischen einem Leiter und Erde, also in diesem Beispiel 900 kV. Je nach Ausfuhrung kann auch ein metallischer Ruckleiter mitgefuhrt werden, der in seinem Verlauf gegenuber der Erde isoliert gefuhrt wird. Dann ist bei Ausfall einer Leitung der Weiterbetrieb mit halber Spannung moglich. Die bipolare Variante hat den Vorteil, dass das
Magnetfeld
des Stroms im Ruckleiter das des Hinleiters ziemlich gut kompensiert, da sie gegenlaufig orientiert sind. Nach etlichen Metern ist die Feldstarke unter dem des schwachen Erdmagnetfeldes, umso mehr je dichter Hin- und Ruckleitung angeordnet sind.
Bei einer bipolaren Anlage dient die Erdung des Mittenpotentials dazu, Schaden an der Isolation wegen einer ungleichmaßigen Spannungsaufteilung zwischen den Leitern zu vermeiden, da die Isolation der beiden Leiter gegen Erdpotential erfolgt. Der Erder fuhrt bei bipolaren Anlagen keinen Betriebsstrom, sondern nur einen kleinen Ausgleichstrom. Bei einer monopolaren HGU wird der Betriebsstrom der Anlage von einigen Kiloampere uber den Erder gefuhrt. Entsprechend großraumig, mit einer Ausdehnung von einigen Kilometern, muss die Erderanlage ausgefuhrt sein und gut leitfahig, beispielsweise in Kustennahe im Meer oder im Bereich von Flussen, im Erdreich verankert sein. Wie bei jedem Erder ist fur einen geringen
Erdungswiderstand
primar die Flache und Form des Erders und die elektrische Leitfahigkeit in unmittelbarer Nahe des Erders bestimmend. Aufgrund der großen Querschnittsflache spielt die
elektrische Leitfahigkeit
des restlichen Erdmaterials zwischen den beiden Erderelektroden der weit voneinander entfernten HGU-Konverteranlagen praktisch keine Rolle.
Bipolare Anlagen konnen auch so ausgelegt werden, dass bedarfsweise auch ein Betrieb als zwei parallelgeschaltete Monopole oder als ein einzelner Monopol moglich ist. Dies wurde bei der
HGU Inga-Shaba
realisiert. Ohne metallischen Ruckleiter fuhrt der Gleichstrom dann je nach Stromrichtung und verwendetem Material zu einer
elektrolytischen Zersetzung
am Erder. Insbesondere die
Anode
unterliegt einem Zersetzungsprozess, ahnlich einer
Opferanode
, weshalb sie beispielsweise aus
Petrolkoks
oder in Form von Titannetzen ausgefuhrt sind. Kathoden konnen als große blanke Kupferringe ausgefuhrt sein. Zahlreiche bipolare Anlagen sind so ausgelegt, dass auch ein monopolarer Betrieb moglich ist. Wenn wie in diesen Fallen Elektroden sowohl als Kathode als auch als Anode dienen sollen, mussen alle korrosionsfest ausgelegt oder alternativ ein metallischer Ruckleiter vorhanden sein.
HG-Freileitungen besitzen meist zwei Leiterseile. Haufig werden monopolare Leitungen fur einen spateren bipolaren Ausbau mit zwei Leiterseilen ausgestattet, die, solange der bipolare Ausbau nicht vollzogen wurde, parallelgeschaltet werden oder von denen eines als Niederspannungsleiter fur die Erder dient. Fast immer wird die Ein-Ebenen-Anordnung der Leiterseile angewandt.
Der Leiter fur die Erdungselektrode kann auch die Funktion als
Erdseil
ubernehmen, da er uber die Erdungselektrode sehr niederohmig geerdet ist. Er muss aber, um elektrochemische Korrosion der Masten zu vermeiden, an diesen isoliert befestigt sein. Zur Ableitung von Blitzstromen sind daher Funkenstrecken an den Isolatoren notig.
Zur Vermeidung elektrochemischer Korrosion darf die Erdungselektrode nicht unmittelbar an der Leitungs-Trasse liegen, sodass zumindest fur das letzte Stuck der Elektrodenleitung eine separate Trassenfuhrung notig ist. Diese kann, wie auch im Fall der nicht parallelen Verlegung der Elektrodenleitung zur Hochspannungstrasse, entweder als Freileitung (ahnlich wie eine Mittelspannungsleitung), als Erdkabel oder als Kombination von Freileitung und Erdkabel ausgelegt sein. Die Isolation der Elektrodenleitung ist meist fur eine Betriebsspannung von etwa 10 bis 20 kV (Mittelspannungsbereich) ausgelegt.
Bei den verbreiteten
Dreiphasendrehstromnetzen
sind stets Verbindungen mit mindestens drei Leiterstrangen notig. Demgegenuber kommt die Gleichstromubertragung mit zwei, bei Nutzung der Erde als zweitem Pol sogar nur einem einzigen Leiter aus. Dies spart sowohl beim Leitungsmaterial als auch der
Freileitungsanlage
(Masten und Isolatoren etc.) hohe Kosten.
Die HGU erlaubt eine Energieubertragung durch
Unterseekabel
uber lange Strecken. Durch den prinzipbedingten Aufbau eines Kabels mit Außenabschirmung und Innenleiter hat ein Unterseekabel im Vergleich zu einer Freileitung einen hohen
Kapazitatsbelag
. Dieser erzeugt bei Wechselspannung
Blindstrome
, die das Kabel zusatzlich belasten. Bei Drehstromleitungen ist eine
Blindleistungskompensation
der Leitung erforderlich, damit das Kabel etwa mit der
naturlichen Leistung
belastet wird. In gewissen Abstanden mussen daher
Kompensationsspulen
entlang der Leitung installiert werden. Dies ist bei Seekabeln nur mit hohem technischen Aufwand moglich. Deshalb wird ab etwa 70 km Ubertragungslange unter Wasser die HGU eingesetzt. Die Unterschiede sind im nebenstehenden Bild gezeigt und werden anhand der Ubertragung von 1500 MVA uber eine Distanz von 500 km erlautert.
- Bei einer Freileitung betragt die gesamte Blindleistung 500 km
·
3,8
Mvar
/km = 1900 Mvar
(induktiv; bewirkt einen um 60 % hoheren Stromfluss und um 160 % hohere ohmsche Verluste).
- Bei einem Kabelsystem betragt die gesamte Blindleistung 500 km
·
8 Mvar/km = 4000 Mvar
(kapazitiv; bewirkt einen um 185 % hoheren Stromfluss und um 710 % hohere ohmsche Verluste)
- Bei Gleichstrom gibt es keine Blindleistung.
Durch diesen Umstand konnen HGU-Leitungen uber großere Distanzen mehr Leistung ubertragen als vergleichbare Wechselstromsysteme, und beispielsweise HGU-Trassen bei gleicher Ubertragungsleistung um mehr als die Halfte schmaler gebaut werden.
[13]
Bei Gleichstrom tritt der
Skin-Effekt
nicht in Erscheinung, der bei Wechselstrom zur Stromverdrangung an die Rander des Leitungsquerschnitts fuhrt. Daher konnen große Leitungsquerschnitte besser ausgenutzt werden als bei einer vergleichbaren Wechselstromubertragung.
Bei Gleichspannung ist die Spitzenspannung gleich der Nennspannung, bei Wechselspannung ist sie um 41 % hoher.
Bei Gleichspannung treten in der Kabelisolation keine
dielektrischen
Verluste auf. Bei Freileitungen sind bei Gleichspannung die Verluste durch
Koronaentladungen
geringer als bei einer gleich hohen Wechselspannung; sie erfordern bei Wechselspannung schon bei niedrigeren Spannungen uber etwa 100 kV
Bundelleiter
, um die
Feldstarke
an der Leiteroberflache zu verringern.
Wahrend innerhalb eines Wechselstromnetzes zwingend eine Synchronisierung erforderlich ist, entfallt dies bei der Gleichstromubertragung. HGU wird auch manchmal auf Zwischenverbindungen in einem großen raumlich ausgedehnten synchronen Wechselstromnetz verwendet. Ein Beispiel einer solchen Strecke ist die
HGU Italien-Griechenland
innerhalb des synchronen europaischen Verbundnetzes zwischen dem italienischen Ort
Galatina
und dem ca. 300 km entfernten Ort
Arachthos
in Griechenland ? allerdings ist hier HGU schon wegen der Lange des Seekabels notig.
Nachteilig ist der ? im Vergleich mit einem
Transformator
? hohere technische Aufwand bei Gleichstrom fur die
Stromrichter
(Stromkonverter). Die
Stromrichterstationen
sind im Vergleich zu
Drehstromtransformatoren
zudem nur wenig uberlastbar. Die im Außenbereich der Stromrichterstation aufgestellten Stromrichtertransformatoren erzeugen durch die
Oberschwingungen
mehr Larm als vergleichbare Drehstromtransformatoren.
Bei kurzen Verbindungen sind die Verluste, die im Stromrichter entstehen, großer als die Verringerung der Verluste in der Leitung durch die Verwendung von Gleichstrom, weshalb die HGU fur kurze Ubertragungsstrecken meist nicht sinnvoll ist. Ausnahmen stellen die HGU-Kurzkupplungen dar, mit denen zueinander asynchrone Drehstromnetze nur mit Gleichstromtechnik und unter Inkaufnahme der hohen Konverterverluste verbunden werden konnen.
Bei hohen Gleichspannungen ergeben sich Probleme durch inhomogene Isolierstrecken, z. B. auch durch Verschmutzung und Benetzung durch Regenwasser (Freiluftanlagen) auf den Isolatoroberflachen und Leiterdurchfuhrungen. Inhomogenitaten in Isolierstoffen und auf Oberflachen fuhren anders als bei Wechselspannung zu einer Verzerrung des elektrischen Feldes. Aus diesem Grund werden bei HGU deutlich langere Isolatoren als bei Wechselspannung verwendet. Isolierstoffe und Isolatorkonstruktionen mussen spezielle Eigenschaften besitzen, um die Homogenitat des Feldes zu erhalten. Ursache der Feldverzerrung sind inhomogene spezifische Volumen- und Oberflachenwiderstande, die ihrerseits stark temperatur- und feldstarkeabhangig sind.
[14]
Der erste Versuch einer Fernubertragung mit Gleichstrom fand 1882
von Miesbach nach Munchen
statt. Kleinere und eher der Mittelspannung zuzurechnende Anlagen entstanden ab den 1890er Jahren besonders in
Italien
und der
Schweiz
, beispielsweise
St-Maurice
?
Lausanne
(22 kV, 3,7 MW, 56 km; 1902).
[15]
Die erste HGU-Anlage war das
Lyon?Moutiers-System
mit einer 180 km langen Freileitung bei 100 kV bipolarer Spannung und 14,7 MW Ubertragungsleistung im Endausbau. Die Anlage war von 1906 bis 1936 in Betrieb und funktionierte ohne Umrichtwerke. Die elektrische Energie wurde mittels in Reihe geschalteter Gleichstromgeneratoren direkt in einem Wasserkraftwerk in
Pombliere
bei
Moutiers
erzeugt und von Gleichstrommaschinen in Lyon zum Betrieb der elektrischen Straßenbahn umgesetzt.
[16]
All diese Anlagen basierten auf elektro-mechanischen
Umformern
. Erst in den 30er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurden Anlagen mit Stromrichtern entwickelt.
Die erste deutsche HGU-Anlage war die ab 1941 begonnene, aber nie in Betrieb gegangene bipolare Kabelubertragung des sogenannten
Elbe-Projekts
zwischen dem Braunkohle-
Kraftwerk Vockerode
(bei Dessau) und Berlin (symmetrische Spannung von 200 kV gegen Erde, maximale Ubertragungsleistung 60 MW). Diese Anlage wurde von der sowjetischen Besatzungsmacht abgebaut und 1950 zum Aufbau einer 100 Kilometer langen, monopolaren Hochspannungsgleichstromleitung mit einer Ubertragungsleistung von 30 MW und einer Betriebsspannung von 200 kV zwischen
Moskau
und
Kaschira
genutzt. Diese Leitung ist inzwischen stillgelegt. Als Konkurrenzprojekt war eine auf Lichtbogenstromrichtern basierende Anlage zwischen den Umspannwerken
Umspannwerk Lehrte-Ahlten
und
Hallendorf (Salzgitter)
geplant. Diese sollte mit einer Spannung von 300 kV eine Leistung von 150 MW auf einer umgewidmeten 220 kV-Freileitung ubertragen.
[17]
Tatsachlich in Betrieb war hingegen nur die
HGU-Versuchsstrecke Lehrte-Misburg
, die unter Verwendung von Lichtbogenstromrichtern eine Leistung von bis zu 12 MW bei 80 kV bei einer Ubertragungslange von 5 km erreichte.
[18]
1954 wurde eine HGU-Anlage zwischen der
schwedischen
Insel
Gotland
und dem schwedischen Festland in Betrieb genommen. Die alteste noch bestehende HGU-Anlage ist die
Kontiskan 1
zwischen
Danemark
und Schweden.
Wesentliche Arbeiten zur Verbesserung der HGU-Technik wurden in den 1960er Jahren vom schwedischen Elektroingenieur
Uno Lamm
getatigt. Nach ihm ist die Auszeichnung
Uno Lamm Award
benannt, welche jahrlich seit 1981 von der
IEEE Power Engineering Society
fur wesentliche Arbeiten auf dem Gebiet der HGU-Technik vergeben wird.
1972 wurde im
kanadischen
Eel River
die erste HGU-Anlage mit
Thyristoren
in Betrieb genommen und 1975 in
England
die HGU
Kingsnorth
zwischen dem Kraftwerk Kingsnorth und der Innenstadt von
London
mit
Quecksilberdampfgleichrichtern
. Am 15. Marz 1979 ging eine HGU-Ubertragungsleitung zwischen
Cahora Bassa
in
Mosambik
und dem Ballungsraum
Johannesburg
in
Sudafrika
(1420 km) mit ±533 kV und 1920 MW in Betrieb. Diese Leitung wurde von einem Konsortium aus AEG,
BBC
und Siemens gebaut. Das
Fenno-Skan
zwischen Schweden und Finnland wurde 1989 in Betrieb genommen.
1985 wurden die beiden HGU-Leitungen vom Wasserkraftwerk
Itaipu
(Paraguay) am Parana-Fluss nach Sao Paulo in Brasilien als die damals Leistungsstarksten in Betrieb gestellt (siehe auch Liste der HGU-Anlagen).
In Deutschland entstand von 1991 bis 1993 die erste HGU-Anlage in Form der HGU-Kurzkupplung in
Etzenricht
.
1994 ging die 262 Kilometer lange Gleichstromleitung
Baltic Cable
zwischen
Lubeck
-Herrenwyk und
Kruseberg
in Schweden in Betrieb, der 1995 die 170 Kilometer lange vollstandig verkabelte
Kontek
zwischen
Bentwisch
bei
Rostock
und
Bjæverskov Sogn
in
Danemark
folgte.
Mit 580 km ist die Ende September 2008 in Betrieb genommene
NorNed
genannte Verbindung zwischen
Feda
bei
Kvinesdal
in Norwegen und
Eemshaven
in den Niederlanden derzeit (2019) die langste Unterseeverbindung. Die Betreiber sind die norwegische
Statnett
und die niederlandische
Tennet TSO
.
[19]
im Januar 2014 wurde in der
Volksrepublik China
zwischen dem autonomen Gebiet
Xinjiang
und der Stadt
Zhengzhou
uber 2200 km Entfernung der kommerzielle Betrieb der
Sudliche HGU Hami?Zhengzhou
mit einer Ubertragungsspannung von ±800 kV und einer Ubertragungsleistung von 8000 MW aufgenommen.
[20]
Anfang 2019 wurde die erste 1100-kV-HGU-Verbindung in Betrieb genommen. Die
Leitung zwischen Changji und Guquan
hat bei einer Lange von 3284 km eine Ubertragungsleistung von 12 GW und ist mit Stand Anfang 2019 die leistungsfahigste HGU-Leitung.
[21]
[22]
[23]
Auf HGU-Technik basierende kontinentale Stromnetze werden als wichtiger Bestandteil
erneuerbarer Energiesysteme
gesehen, da sie in der Lage sind, die regional unterschiedliche Einspeisung erneuerbarer Energien teilweise auszugleichen und somit den Bedarf an Stromspeichern reduzieren.
[24]
Als Alternative zur HGU-Technik mit netzgefuhrten Stromrichtern mit
Stromzwischenkreis
kommen zunehmend Technologien mit selbstgefuhrten Stromrichtern mit
Spannungszwischenkreis
zum Einsatz. Dabei werden als schaltende Elemente zum Beispiel
IGBTs
genutzt. Solche Anlagen werden aber bisher nur fur kleinere Leistungen eingesetzt.
[25]
In Deutschland sind im
Netzentwicklungsplan Strom
mehrere Vorhaben fur den Bau von HGU-Leitungen enthalten. Geplant und im
Bundesbedarfsplangesetz
festgelegt sind folgende Leitungen, die vorrangig als Erdkabel ausgefuhrt werden sollen:
Im November 2012 gab die Firma
ABB
bekannt, einen Gleichstrom-Leistungsschalter fur hohe Spannungen und Strome entwickelt zu haben und in Pilotprojekten einsetzen zu wollen. ABB gibt an, 70 HGUs und damit die Halfte der weltweit errichteten HGU-Anlagen ausgestattet zu haben.
[31]
Der Aufbau eines vermaschten HGU-Netzes wurde dadurch erheblich erleichtert. Der Schutzschalter besteht aus einer Kombination von elektronischen und mechanischen Elementen.
[32]
Um die notwendigen Genehmigungsverfahren bei HGU-Trassen zu vereinfachen,
[33]
wird auch erwogen, bestehende oder geplante Strecken von Drehstromleitungen durch HGU-Leitungen zu ersetzen.
[34]
Einen noch deutlich geringeren Platzbedarf als bei HGU-Leitungen und damit eine großere offentliche Akzeptanz versprechen
supraleitende
Kabel, die wahlweise mit Dreh- oder Gleichstrom betrieben werden konnen. Die Technik, die gegenuber HGU nochmals geringere Verluste aufweist, steht bisher noch am Anfang ihrer Kommerzialisierung, mit Stand Dezember 2015 existieren erst wenige realisierte Anwendungen im Kurzstreckenbereich.
[35]
Ein etwa 1000 km langes Kabel wird erwogen,
[veraltet]
um Strom von
Geothermiekraftwerken
in Island nach Großbritannien zu leiten.
[36]
Gleichstromnetze mussen anders gesteuert werden als Drehstrom-Hochspannungs-Ubertragungsysteme. In
vermaschten
Wechselstromnetzen wie dem
Verbundnetz
werden die
Lastflusse
in einzelnen Leitungen durch gezielte Phasenschiebungen gesteuert. Im Wechselspiel mit der auf den Leitungen anliegenden
Blindleistung
ergibt sich so, welches Kraftwerk welchen Teil der Gesamtleistung in das Verbundnetz einspeist.
Gleichstromnetze konnen hingegen nur uber die Hohe der elektrischen Spannung an bestimmten Knotenpunkten des Netzes gesteuert werden. Der Strom folgt dann der Spannung gemaß dem
Widerstand
der Leitungen zwischen den einzelnen Stationen: Wenn eine einspeisende Station mehr Strom einspeisen will, muss sie entsprechend ihre Spannung erhohen, wenn eine entnehmende Station mehr Strom (und damit auch mehr Leistung) entnehmen will, muss sie entsprechend ihre Spannung senken. Grundsatzlich sind die HGU-Konverterstationen bereits in der Lage, ihre Spannung entsprechend kleinstufig anzupassen, aber die notige Steuersoftware muss noch implementiert werden.
Als weiteres Problem kommt hinzu, dass es in einem vermaschten HGU-Netz eine Moglichkeit geben muss, eine defekte HGU-Konverterstation oder ein defektes HGU-Kabel bei einem Kurzschluss auch unter Last vom Netz zu trennen, damit die anderen Teile des Netzes sicher weiterarbeiten konnen. Mechanische Wechselstrom-
Leistungsschalter
eignen sich jedoch nicht fur Gleichstrom. Grund hierfur sind die hohen Spannungen und Strome, die mehr als ausreichen, um zwischen den beiden Polen eines sich offnenden Schalters einen
Lichtbogen
zu zunden. Durch die Induktivitat der Leitung steigt im Moment des Trennens die Spannung am Leitungsende sogar noch uber die Nennspannung. Es ist daher sogar erwunscht, dass der aufgrund des induktiven Spannungsanstiegs unvermeidbare Lichtbogen im (gekapselten) Schalter entsteht und nicht etwa in anderen Teilen der Anlage, wo Lichtbogen schwere Schaden verursachen konnen. Bei 50 Hz Netzfrequenz sinkt die Spannung jedoch hundert Mal pro Sekunde auf null, und wahrend dieser Nulldurchgange erlischt der Lichtbogen im Schalter von selbst. Geeignete Medien im Schalter (i. d. R.
Transformatorenol
und/oder das Gas SF
6
) verhindern dann, dass der Lichtbogen sofort erneut zundet. Dadurch konnen Wechselstrom-Leistungsschalter auch im Fall eines Kurzschlusses binnen weniger 10 ms den Stromfluss auf unter 1 A reduzieren. Mechanische Trenner unterbrechen in einem zweiten Schritt dann den Stromfluss vollstandig. Bei Gleichstrom gibt es jedoch keine Nulldurchgange, und der Lichtbogen erlischt nicht.
[37]
Vermaschte HGU-Netze zum Aufbau
intelligenter Stromnetze
sind mit Stand 2017 Gegenstand der Forschung (
CIGRE
WG B4.52 u. a.). Im April 2013 hat CIGRE Working Group B4.52 eine Machbarkeitsstudie fur HGU-Netze vorgelegt.
[38]
Darin werden wesentliche Parameter von HGU-Netzen untersucht. Die Studie kommt zu der Schlussfolgerung, dass HGU-Netze machbar sind und die HGU-Konverterstationen nicht teurer als gegenwartig installierte sein werden. Zur Umsetzung weiterer technischer Aspekte von HGU-Netzen wurden im Rahmen der Erarbeitung der Studie die CIGRE Working Grops B4.56 bis B4.60 gegrundet, die sich mit
Grid Codes
, Modellentwicklung fur Konverter, Lastfluss- und Spannungsregelung,
Netzschutz
und Zuverlassigkeit von HGU-Netzen befassen.
Weiters sind hybride Leistungsschalter verfugbar, die durch die Kombination von mechanischen Schaltern und elektronischen
IGBTs
eine Gleichstromverbindung bei 320 kV Nennspannung, 2 kA Nennstrom und 9 kA Kurzschlussstrom binnen 5 ms zuverlassig abschalten konnen. Hohere Spannungen konnen durch Serienschaltung mehrerer Schalter, hohere Strome durch Parallelschaltung erreicht werden. Im geschlossenen Fall betragen die Verluste dieses
Hybridschalters
dann nur noch etwa 0,01 % der durchfließenden Leistung.
[39]
Es gibt Stand 2016 einzelne HGU mit einfachen Abzweigungen wie
SACOI
(HGU Italien-Korsika-Sardinien).
- Dietrich Oeding
,
Bernd R. Oswald
:
Elektrische Kraftwerke und Netze
. Verlag Springer, Berlin 2004,
ISBN 3-540-00863-2
, S. 838ff (
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche).
- H. Wayne Beaty
,
Donald G. Fink
:
Standard Handbook for Electrical Engineers
. McGraw-Hill,
ISBN 978-0-07-144146-9
, Kapitel 15.
- Adolf J. Schwab
:
Elektroenergiesysteme. Erzeugung, Transport, Ubertragung und Verteilung elektrischer Energie
. 3. Auflage. Springer, Berlin 2012,
ISBN 978-3-642-21957-3
.
- ↑
Dragan Jovcic:
High Voltage Direct Current Transmission ? Converters, Systems and DC Grids
. 2. Auflage. John Wiley & Sons, 2019,
ISBN 978-1-119-56654-0
, Kapitel 1.1: HVDC Applications,
S.
4
.
- ↑
https://eepublicdownloads.entsoe.eu/clean-documents/SOC%20documents/20191203_HVDC%20links%20in%20system%20operations.pdf
- ↑
Outaouais Gleichstromkurzkupplung
(
Memento
des
Originals
vom 20. November 2008 im
Internet Archive
)
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.hydroquebec.com
, Hydro-Quebec, technische Beschreibung (englisch)
- ↑
Jan-Erik Skog, Kees Koreman, Bo Paajarvi, Thomas Worzyk, Thomas Andersrod:
The NorNed HVDC Cable Link. A Power Transmission Highway Between Norway And The Netherlands
(PDF; 504 kB)
- ↑
Volker Quaschning
:
Regenerative Energiesysteme. Technologie ? Berechnung ? Simulation.
Munchen 2011, S. 162.
- ↑
Mikel De Prada Gil et al.,
Feasibility analysis of offshore wind power plants with DC collection grid
. In:
Renewable Energy
78, (2015), 467-477, S. 467,
doi:10.1016/j.renene.2015.01.042
.
- ↑
Andreas Kuchler:
Hochspannungstechnik: Grundlagen ? Technologie ? Anwendungen
. 3. Auflage. Springer, 2009,
ISBN 978-3-540-78412-8
,
S.
99, 100 und 428
.
- ↑
Interaction of electromagnetic fields of ELF controlled sources with the ionosphere and Earth’s crust.
Proceedings of the All-Russian (with the International Participation) Research and Practice Workshop. Russ. Acad. Sci., Depart. of Earth Sci., Geological Institute Kola Science Centre; Ed.-in-Chief Acad. RAS E.P. Velikhov, Deputy Ed.-in-Chief Dr.Sci. Yu.L. Voytekhovsky. - Apatity, 2014, abgerufen am 11. Januar 2018.
- ↑
HVDC Inter-Island
, Grid New Zealand (englisch)
- ↑
Line-Commutated Converters ? Current Source Converters.
ENTSOE,
abgerufen am 11. Juni 2022
.
- ↑
Voltage Source Converters.
ENTSOE,
abgerufen am 11. Juni 2022
.
- ↑
Die erzeugte Spannung besteht aus einem erwunschten Gleichspannungssignal sowie aus Komponenten mit Anteilen von Frequenzen von Vielfachen von 600 Hz, da sich das (gleichgerichtete) Signal bei exakter Auslegung alle 1/600 Sekunden exakt wiederholt. Diese sind die 12. Harmonische (bei ?43 dB), die 24. Harmonische (bei ?55 dB), die 36. Harmonische (bei ?62 dB), die 48. Harmonische (bei ?67 dB), …, die Amplituden fallen quadratisch mit der Frequenz. Das waren die 11. Oberwelle, die 23. Oberwelle, die 35. Oberwelle, was aber technisch schlechter lesbar ist, daher ist der Begriff der Harmonischen statt der Begriff der Oberwellen zu bevorzugen. Siehe auch Etage vs. Obergeschoss. 13. und 25. Oberwellen treten nicht auf, da wurde was falsch zusammengereimt.
- ↑
Clark W. Gellings,
Let’s Build a Global Power Grid
. In:
IEEE Spectrum
, 28. Juli 2015. Abgerufen am 29. Juli 2015.
- ↑
Bernhard Lutz:
Einflussfaktoren auf die elektrische Feldverteilung in Isoliersystemen mit polymeren Isolierstoffen bei Gleichspannungsbelastung
, Dissertation an der TU Munchen 2011, Seiten 36ff
- ↑
Installation electriques de la Commune de Lausanne
. In:
Bulletin technique de la suisse romande
.
Band
28
,
Nr.
15
, 1902,
S.
201
.
- ↑
Electrosuisse:
Rene Thury
(PDF; 31 kB)
- ↑
Karl Baudisch:
Energieubertragung mit hohen Gleichstrom hoher Spannung
. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 1950, S. 292 ff
- ↑
Dieter Kind:
Erwin Marx und sein Beitrag zur Entwicklung der Hochspannungs-Gleichstromubertragung von 1930 bis 1945
, Braunschweig 2013,
urn:nbn:de:gbv:084-13041515485
- ↑
NorNed.
Mit 580 Kilometern die weltweit langste Unterwasser-Kabelleitung. tennet.eu,
abgerufen am 4. Mai 2019
.
- ↑
Southern Hami ? Zhengzhou UHVDC project is put into commercial operation
(
Memento
vom 20. April 2014 im
Internet Archive
). Internetseite der
State Grid Corporation
, abgerufen am 8. Mai 2014
- ↑
World's Biggest Ultra-High Voltage Line Powers Up Across China
. In:
Bloomberg News
, 2. Januar 2019. Abgerufen am 2. April 2019.
- ↑
Die weltweit ersten 1100-kV-HGU-Transformatoren.
11. Juli 2016,
abgerufen am 2. April 2019
.
- ↑
Ein neues Zeitalter in der HGU-Technologie.
Siemens, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
2. April 2019
;
abgerufen am 2. April 2019
.
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/new.siemens.com
- ↑
Kuhn et al.:
Challenges and opportunities of power systems from smart homes to super-grids
. In:
Ambio
.
Band
45
, 2016,
S.
50?62
,
doi
:
10.1007/s13280-015-0733-x
.
- ↑
Bitte umschalten
. In:
Technologie Review, Heise Verlag
, 14. Januar 2013, abgerufen am 17. Dezember 2013
- ↑
Netzausbau ? BBPlG 1.
Abgerufen am 21. Januar 2019
.
- ↑
Netzausbau ? BBPlG 2.
Abgerufen am 21. Januar 2019
.
- ↑
Netzausbau ? BBPlG 3.
Abgerufen am 21. Januar 2019
.
- ↑
Netzausbau ? BBPlG 4.
Abgerufen am 21. Januar 2019
.
- ↑
Netzausbau ? BBPlG 5.
Abgerufen am 21. Januar 2019
.
- ↑
ABB lost 100 Jahre altes zentrales Ratsel der Elektrotechnik
. In:
ABB Pressedienst
, 7. November 2012, abgerufen am 21. Februar 2013
- ↑
HDVC Breaker Description
(
Memento
des
Originals
vom 3. Februar 2013 im
Internet Archive
)
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/new.abb.com
- ↑
siehe hierzu die Novellierung der
26. BImSchV
und die Informationen zur
Hochspannungs-Gleichstrom-Ubertragung (HGU)
vom
Bundesamt fur Strahlenschutz
- ↑
https://www.smarterworld.de/smart-energy/smart-grid/artikel/119019
- ↑
Heiko Thomas et al.:
Superconducting transmission lines ? Sustainable electric energy transfer with higher public acceptance?
In:
Renewable and Sustainable Energy Reviews
.
Band
55
, 2016,
S.
59?72
,
doi
:
10.1016/j.rser.2015.10.041
.
- ↑
Island will mit Unterseekabel ?grune Batterie“ fur Briten werden
. ORF.at vom 10. Januar 2013
- ↑
Funktionsweise und Anwendungsgebiete des hybriden DC-Leistungsschalters
, Prasentation von ABB, abgerufen am 21. September 2017
- ↑
CIGRE Working Group B4.52, Gunnar Asplund et al: Technical Brochure TB 533
HVDC Grid Feasibility Study
pdf, 189 S., 10,8 MB
- ↑
The Hybrid HVDC Breaker
(
Memento
des
Originals
vom 3. Februar 2013 im
Internet Archive
)
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/new.abb.com
, Magnus Callavik, Anders Blomberg, Jurgen Hafner, Bjorn Jacobson, ABB Grid Systems, Technical Paper Nov’2012, abgerufen am 21. September 2017