Herzogtumer Jauer und Schweidnitz (
Ducatus Iavariensis
und
Ducatus Schwidniciensis
), Schlesienkarte von
Petrus Schenk
, 1710
Das
Herzogtum Schweidnitz-Jauer
bestand zeitweise getrennt aus den
schlesischen Herzogtumern
Jauer und Schweidnitz. Sie waren ab 1346 dauerhaft verbunden und wurden bis 1368 vom
Schweidnitzer
Zweig der
Schlesischen Piasten
regiert. Ihre Gebiete gehorten ursprunglich zu den Herzogtumern
Liegnitz
und
Breslau
. Residenzorte waren
Jauer
bzw.
Schweidnitz
und die
Burg Furstenstein
im
Waldenburger Bergland
.
Nach dem Tod des Herzogs
Bolko II. von Schweidnitz
1368 fielen die Herrschaftsgebiete von Schweidnitz-Jauer erbrechtlich an die
Krone Bohmen
, wobei Bolkos II. Witwe
Agnes von Habsburg
bis zu ihrem Tod 1392 ein
Nießbrauch
zustand.
Wappen des Herzogtums Jauer
Schloss Jauer
Das Herzogtum Jauer wurde noch zu Lebzeiten von Herzog
Boleslaw II.
1274/77 fur dessen altesten Sohn
Heinrich V.
aus dem Herzogtum Liegnitz ausgegliedert. Neben Jauer gehorten zum
Herrschaftsgebiet
u. a. die Stadte
Bolkenhain
,
Landeshut
,
Liebau
,
Lowenberg
,
Schonau an der Katzbach
und ab 1277
Striegau
.
Als Heinrich V. nach dem Tod seines Vaters 1278 Herzog von Liegnitz wurde, erhielten der zweitgeborene
Bolko I.
und dessen jungerer Bruder
Bernhard I.
zunachst gemeinsam das
Herzogtum Jauer
.
1281 gliederte Bolko I. fur seinen Bruder Bernhard I. aus dem Herzogtum Jauer das Gebiet von
Lowenberg
aus, das ebenfalls Sitz eines eigenen Herzogtums wurde. Als Bernhard nur funf Jahre spater starb, erbte Bolko das Herzogtum Lowenberg, das er wieder mit seinem Herzogtum Jauer verband.
Nach Bolkos Tod 1301 regierten seine drei Sohne die ererbten Gebiete zunachst gemeinsam. Erst 1308 wurde Jauer wieder als selbstandiges Herzogtum dem zweitgeborenen Sohn
Heinrich I.
zugewiesen. Nach dessen Tod 1346 wurde es unter Herzog Bolko I. abermals und dauerhaft mit dem Herzogtum Schweidnitz vereinigt und nachfolgend als Herzogtum Schweidnitz-Jauer bezeichnet.
Wappen des Herzogtums Schweidnitz
Das Herzogtum Schweidnitz entstand 1290/91, als
Heinrich V.
von Liegnitz, der im selben Jahr durch den bohmischen Konig
Wenzel II.
zum Herzog von Breslau eingesetzt wurde, den sudlichen Teil des Herzogtums Breslau seinem Bruder
Bolko I. von Jauer
schenkte. Durch die Schenkung erhoffte sich Heinrich V. von seinem Bruder eine Unterstutzung im Kampf mit seinem Rivalen
Heinrich III. von Glogau
. Zu dem so an Bolko I. gelangten Gebiet gehorten die Stadte
Munsterberg
,
Frankenstein
,
Strehlen
,
Reichenbach
und
Schweidnitz
. Dieser Herrschaftsbereich entsprach den spateren Herzogtumern Schweidnitz und
Munsterberg
. Residenzort war neben Schweidnitz auch die
Burg Furstenstein
.
1295 versuchte Bolko I. erfolglos, sich das
Breslauer Bistumsland
anzueignen. Allerdings gelangte er an die Stadt
Patschkau
. Von Heinrich III. von Glogau erwarb er
Haynau
, dessen Einnahmen er fur die Sohne seines 1296 verstorbenen Bruders Heinrich V. benutzte, die unter seiner Vormundschaft standen.
Nach dem Tode Bolkos I. im Jahre 1301 standen seine noch nicht volljahrigen Sohne zunachst unter der Vormundschaft ihrer Mutter Beatrix († 1316) und deren Bruder
Hermann von Brandenburg
. 1308 erfolgte die Aufteilung in Teilherzogtumer.
- Herzog
Bernhard II.
(† 1326) behielt das um die nachstehenden Gebiete verkleinerte Herzogtum Schweidnitz.
- Heinrich I.
bekam Jauer, das wieder ein selbstandiges Herzogtum wurde und nach dessen Tode 1346 abermals mit Schweidnitz vereinigt wurde.
- Der jungste Bruder
Bolko II.
stand zunachst unter der Vormundschaft des altesten Bruders. Nach Erlangung der Volljahrigkeit 1321 begrundete er das
Herzogtum Munsterberg
. Dessen piastische Linie erlosch 1428 mit
Herzog Johann
.
Sarkophag
Bolkos II.
in der Furstenkapelle von
Kloster Grussau
Letzter Herzog von Schweidnitz aus der piastischen Linie war
Bolko II. von Schweidnitz
. Im Gegensatz zu den anderen schlesischen Herzogtumern, die ihre Gebiete schon vor
1335
als ein Lehen an
Bohmen
ubergaben, lehnte Bolko II. zunachst den Anschluss seines Herzogtums an Bohmen ab. Zusammen mit dem polnischen Konig
Kasimir I.
und dem
romisch-deutschen Kaiser
Ludwig dem Bayern
bildete er eine
anti-luxemburgische
Koalition. Vermutlich deshalb belagerte der bohmische Konig
Johann von Luxemburg
die Stadt Schweidnitz. Erst mit dem
Vertrag von Namslau
kam es 1348 zu einer Befriedung zwischen Bolko II. und dem bohmischen Konig
Karl IV.
, der auf die Freundschaft zu Bolko II. großen Wert legte. Das gelang ihm 1350, als er mit Bolko II. die Heirat von dessen Nichte
Anna von Schweidnitz
mit seinem Sohn Wenzel vereinbaren konnte, der kurz vorher geboren worden war. Gleichzeitig wurde vereinbart, dass Anna Erbin des Herzogtums Schweidnitz sein sollte, falls ihr Vormund Bolko II. ohne Nachkommen sterben sollte. Fur diesen Fall wurde Bolkos Witwe
Agnes von Habsburg
ein lebenslanges
Nießbrauchsrecht
uber das Herzogtum Schweidnitz-Jauer eingeraumt. Zu der Hochzeit zwischen Anna von Schweidnitz und Karls Sohn Wenzel kam es nicht, da dieser 1351 im Alter von nur einem Jahr starb. Nachdem am 2. Februar 1353 Karls zweite Ehefrau
Anna von der Pfalz
verstarb, heiratete der nun verwitwete Karl im selben Jahr die damals zehnjahrige Anna von Schweidnitz. 1346 wurde er zum
Romisch-deutschen Konig
gewahlt und 1355 zum
Romisch-deutschen Kaiser
gekront. Anna gebar ihm 1361 den Thronfolger
Wenzel IV.
Konig
Wenzel IV.
(1361?1419)
Herzog Bolko II. starb ohne Nachkommen 1368. Seine Nichte Anna von Schweidnitz, deren Heiratsgut Schweidnitz-Jauer sein sollte, starb bereits 1362. Deshalb erbte das Herzogtum Schweidnitz-Jauer ihr Sohn und Thronfolger Wenzel IV. Er war 1368 erst acht Jahre alt und wurde zur Wahrung des Erbes von seinem Vater Karl IV. volljahrig erklart. Wegen des Nießbrauchs von Bolkos Witwe Agnes von Habsburg konnte Wenzel, der seit 1376 Romisch-deutscher und seit 1378 Konig von Bohmen war, sein Erbfurstentum Schweidnitz-Jauer erst nach deren Tod 1392 unmittelbar unter die
Krone Bohmen
stellen. Bereits 1387 hatte er der Herzoginwitwe den bohmischen Edelmann Benesch von
Chusnik
(
Bene? z Chousnika
, † 1410) als Berater zur Seite gestellt und 1392 zum
Landeshauptmann
des Erbfurstentums Schweidnitz-Jauer befordert. Ihm folgte 1404
Johann Kruschina von Lichtenburg
.
Im 15. Jahrhundert versuchten die Stande von Schweidnitz-Jauer, sich enger an Bohmen zu binden und sich so von den schlesischen Fursten und Standen abzusondern. Ab 1457 bekleidete
Johann II. von Rosenberg
das Amt des Landeshauptmanns. Wahrend der Herrschaft des ungarischen Konigs
Matthias Corvinus
uber Schlesien forderte der Prager Landtag von ihm die Abtretung von Schweidnitz-Jauer. Vermutlich, um die Stande daran zu erinnern, dass Schweidnitz-Jauer ein fester Bestandteil Schlesiens ist, begab sich Konig Matthias im selben Jahr nach Schweidnitz.
1526 gelangte das Erbfurstentum Schweidnitz-Jauer zusammen mit der Krone Bohmen an die
Habsburger
in ihrer Eigenschaft als Konige von Bohmen. Von 1624 bis 1637 war es formal ein Lehen des Erzherzogs
Ferdinand III.
Nach dem
Ersten Schlesischen Krieg
1742 fiel das Herrschaftsgebiet an
Preußen
. 1807 wurde es durch die preußischen Verwaltungsreformen aufgelost.
Aus dem Herzogtum Schweidnitz-Jauer gingen die Landkreise
Schweidnitz
,
Jauer
,
Waldenburg
,
Hirschberg
,
Goldberg
,
Lowenberg
und
Bunzlau
hervor.
- Historische Kommission fur Schlesien
(Hrsg.):
Geschichte Schlesiens
, Bd. 1. Sigmaringen 1988,
ISBN 3-7995-6341-5
, S. 146, 150, 172f., 185f., 211, 221f. und 289.
- Hugo Weczerka
(Hrsg.):
Handbuch der historischen Statten
.
Band:
Schlesien
(=
Kroners Taschenausgabe
.
Band 316). Kroner, Stuttgart 1977,
ISBN 3-520-31601-3
, S. 206?210 und 491?496 sowie Stammtafel auf S. 593.
- Joachim Bahlcke
:
Schlesien und die Schlesier
, Langen-Muller-Verlag, 2000,
ISBN 3-7844-2781-2
- Rudolf ?a?ek:
D?jiny Slezska v datech
. Praha 2004,
ISBN 80-7277-172-8
, S. 420f. und 446?448.
- ↑
[1]
- ↑
Ludwig Petry
,
Josef Joachim Menzel
, Winfried Irgang (Hrsg.):
Geschichte Schlesiens.
Band 1:
Von der Urzeit bis zum Jahre 1526.
5., durchgesehene Auflage. Thorbecke, Sigmaringen 1988,
ISBN 3-7995-6341-5
, S. 208.
- ↑
Siehe
Stammliste von Colditz
- ↑
Walter Finke: Der Goldbergbau im Boberland
, abgerufen am 28. Oktober 2012.
- ↑
http://www.rohnstock-schlesien.de/schloss.html
- ↑
Lebensdaten nach
Schaffgotsch, Kaspar Freiherr von
in der
Deutschen Biographie
, LH nach
Johann II. (Oppeln-Ratibor)
- ↑
Johann Friedrich Ernst Wurffel:
Erste vollstandige Chronik der Stadt Freiburg i. Schl. nach den Original-Quellen bearbeitet
, Freiburg i. Schlesien, ca. 1938, S. 11.
- ↑
Ernst Heinrich Kneschke
:
Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon
, Leipzig 1870.
- ↑
http://www.rathay-biographien.de/persoenlichkeiten-/B--/Bibran
@1
@2
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u Modlau/bibran modlau.htm
- ↑
Johann Schwerdling:
Geschichte des uralten und seit Jahrhunderten um Landesfurst und Vaterland hochst verdienten, theils furstlich, theils graflichen Hauses Starhemberg
.
Jos. Feichtinger
, Linz 1830,
S.
238
(
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche).
- ↑
Robert Luft:
Nostitz (auch Nostiz, Nostic).
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999,
ISBN 3-428-00200-8
, S. 350?354 (
Digitalisat
).
- ↑
Julius Krebs:
Schaffgotsch, Christoph Leopold Graf von
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 541.
- ↑
Michael Sachs:
Die Flucht der evangelischen Frau Anna Magdalena von Reibnitz (1664?~1745) mit ihren von der Zwangskatholisierung bedrohten funf Kindern aus Schlesien im Jahre 1703 ? ein Stimmungsbild aus dem Zeitalter der Gegenreformation und des Pietismus.
In:
Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift fur Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung.
Band 34, 2015 (2016), S. 221?263, hier: S. 229?232.