Wappen von Glogau
Das
Herzogtum Glogau
entstand 1251 bei der Teilung des
Herzogtums Schlesien
unter den
Schlesischen Piasten
. 1331 eignete es sich der bohmische Konig
Johann von Luxemburg
an, wodurch es als erstes der schlesischen Furstentumer bis 1344 unmittelbar Bohmen unterstellt war. Ab 1344 war es in eine ?herzogliche“ und eine ?konigliche“ Halfte geteilt. Die
herzogliche
Halfte war bis 1476 lehensrechtlich im Besitz des Glogauer Zweiges der Schlesischen Piasten, wahrend die
konigliche
Halfte ab 1384 bis 1480 erbrechtlich den
Teschener
Herzogen gehorte. Nach dem Tod des bohmischen Konigs
Matthias Corvinus
1490 fiel Glogau als erledigtes Lehen durch
Heimfall
an die
Krone Bohmen
. Dadurch erlangte es den Status eines Erbfurstentums. Residenzort war die Stadt
Glogau
bzw. zeitweise fur die
herzogliche
Halfte
Freystadt
.
Herzogtum Glogau (
Ducatus Glogoviensis
), Schlesienkarte von
Petrus Schenk
, 1710
Als nach dem Tod des Herzogs
Heinrich II.
1241 dessen Gebiete unter seine vier Sohne aufgeteilt wurden, gehorte das Glogauer Land zunachst zum
Herzogtum Liegnitz
, das fur Heinrichs II. altesten Sohn
Boleslaw
errichtet wurde. Er musste sich jedoch zugleich verpflichten, seinen jungeren Bruder
Konrad II.
mitregieren zu lassen. Dieser forderte jedoch schon bald die Zuteilung eines eigenen Teilgebietes, was von Boleslaw II. abgelehnt wurde. Deshalb kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die dazu fuhrten, dass Konrad II. 1249/1251 die Gebiete von Glogau sowie
Beuthen an der Oder
, Sandewalde (heute Sadowel),
Steinau
,
Sagan
und
Crossen
eroberte, die zum Herzogtum Glogau zusammengeschlossen wurden.
Nach Konrads II. Tod 1273/74 wurde dessen Besitz unter seine drei Sohne geteilt. Der zweitgeborene
Konrad ?Koberlein“
erhielt
Sagan
und der drittgeborene
Primislaus I.
(† 1289)
Sprottau
. Das so verkleinerte Herzogtum Glogau erhielt der alteste der Bruder,
Heinrich III.
(† 1309), an den nach Primislaus I. Tod 1289 auch Sprottau ubergegangen war sowie 1304 auch Sagan, das er nach dem Tod des Bruders Konrad III. ?Koberlein“ erbte. 1306 gelangte Heinrich III. auch an
Posen
sowie Teile von
Großpolen
.
Nach Heinrichs III. Tod 1309 verwalteten seine funf Sohne den ererbten Besitz zunachst gemeinsam, teilten das Gebiet 1312 jedoch in zwei Teile:
Mit den am 29. April 1329 und 9. Mai 1329 in Breslau ausgestellten Lehensurkunden begaben sich Heinrich IV. ?der Treue“ von Sagan und seine Bruder
Johann
und Konrad I. von Oels freiwillig in ein Lehensverhaltnis an die
Krone Bohmen
, wobei ihnen besondere erbrechtliche Begunstigungen gewahrt wurden. Nur ihr jungster Bruder Primislaus II. (Primko/Przemko) weigerte sich, bohmischer
Vasall
zu werden, starb jedoch schon am 11. Januar 1331 durch einen Giftanschlag seiner Untertanen. Rechtmaßige Erben Primislaus II. waren seine Bruder Heinrich IV. von Sagan und Johann von Steinau, wobei Primislaus II. Witwe Konstanze als Leibgedinge die Stadt Glogau zustand. Allerdings hatte Johann von Steinau sein Anrecht auf seinen Anteil Glogaus noch vor Primislaus Tod an den bohmischen Konig
Johann von Luxemburg
verkauft. Dieser erschien deshalb im September 1331 in Schlesien, um das Johann von Steinau abgekaufte Erbe anzutreten. Gleichzeitig setzte er sich uber Heinrichs IV. Erbanspruch und Konstanzes Anrecht auf das Leibgedinge hinweg und zog das ganze Herzogtum Glogau gewaltsam als erledigtes Lehen ein. Um vollendete Tatsachen zu schaffen, entband er die Burger von ihren gegenuber den Herzogen geleisteten Eiden und bestatigte ihnen die bisherigen Privilegien. Fur die Verwaltung des Herzogtums setzte er einen bohmischen
Landeshauptmann
ein. Dadurch wurde Glogau das erste unmittelbar Bohmen unterstehende schlesische Furstentum (bis 1344, danach nur die
konigliche
Halfte).
Schloss Glogau
in
Glogau
Nach dem Tod Heinrichs IV. ?des Treuen“ 1342 bemuhte sich sein gleichnamiger Sohn
Heinrich V. ?der Eiserne“
um das seinem Vater nicht ausgehandigte Erbe Primkos, das aus
halb
Glogau bestand. Nach langeren Kampfen huldigte Heinrich V. ?der Eiserne“ 1344 fur das von ihm geforderte
halb
Glogau dem Konig Johann, der ihm daraufhin diese Halfte lehensrechtlich ubertrug, die nachfolgend als ?herzoglich Glogau“ bezeichnet wurde. Die ?konigliche“ Halfte behielt Konig Johann als Landesherr selbst. Am 10. Januar 1360 ubertrug Konig Johanns Sohn und Nachfolger
Karl IV.
die
konigliche
Halfte von Glogau sowie
halb
Steinau an
Bolko II.
von Schweidnitz auf dessen Lebenszeit. Damit wollte Karl IV. das von seinem Vater an Bolkos II. Schwester Konstanze begangene Unrecht wiedergutmachen. Nach Bolkos II. Tod 1369 fiel die
konigliche
Halfte von Glogau vertragsgemaß an Karl IV. zuruck. Dessen Sohn und Nachfolger Konig
Wenzel
ubertrug am 27. November 1384 die
konigliche
Halfte von Glogau mit
halb
Steinau und einem Teil von
Guhrau
erblich seinem diplomatischen Berater und
Hofrichter
Przemislaus von Teschen
fur dessen Verdienste. Obwohl er
halb
Steinau 1304 verlor, blieb die
konigliche
Halfte von Glogau bis 1480 im Besitz der Herzoge von Teschen.
Die
herzogliche
Halfte von Glogau erbten nach dem Tod des Herzogs Heinrich V. ?des Eisernen“ 1369 dessen Sohne
Heinrich VI. d. A.
,
Heinrich VII. ?Rumpold“
und
Heinrich VIII. ?der Sperling“
. Als Heinrich VIII. 1397 als letzter der drei Bruder bei einem Reitturnier starb, ubte die Vormundschaft uber seine unmundigen Sohne bis 1403 ihr Onkel
Ruprecht I. von Liegnitz
aus. Danach regierten bis 1413 Heinrichs VIII. Sohne gemeinsam. In diesem Jahr wurde fur den altesten
Johann I.
das
Herzogtum Sagan
ausgegliedert. Da
Heinrich X. ?Rumpold“
(† 1423) und
Wenzel
(† 1430/31) keine Nachkommen hinterließen, wurde die Stammfolge durch ihren Bruder
Heinrich IX.
fortgesetzt, der 1467 starb. Dessen Sohn
Heinrich XI.
erhielt 1469 vom bohmischen Gegenkonig
Matthias Corvinus
, der Schlesien erobert hatte und dessen Anhanger Heinrich XI. war, widerrechtlich die
konigliche
Halfte von Glogau, die noch immer erbrechtlich den Teschener Herzogen gehorte und die seit dem Tod des Herzogs
Wladislaus
als Leibgedinge dessen Witwe
Margareta von Cilli
zustand († 1480).
Heinrich XI. war seit 1472 mit der damals erst achtjahrigen
Barbara von Brandenburg
verheiratet. Mit seinem nur vier Jahre spater erfolgten Tod erlosch 1476 die direkte Linie des Glogauer Zweigs der Schlesischen Piasten. Unmittelbar danach wurde der
Glogauer Erbfolgestreit
entfacht, an dem neben Barbaras Vater, dem Brandenburger Kurfursten
Albrecht Achilles
, der Saganer Herzog
Johann II.
beteiligt war sowie der bohmische Landesherr Konig
Vladislav II.
und der uber Schlesien herrschende Gegenkonig Matthias Corvinus. Der Erbfolgekrieg wurde erst am 20. September 1482 mit dem
Frieden von Kamenz
beigelegt. Er umfasste folgende Regelungen:
- Johann II. von Sagan erhielt den großten Teil des Herzogtums Glogau, allerdings nur auf seine Lebenszeit. Zugleich musste er Matthias Corvinus die Huldigung fur diese Gebiete zusagen. Nach seinem Tod sollte sein Gebiet an Corvins Sohn
Johann Corvinus
ubergehen.
- Barbara von Brandenburg erhielt als
Wittum
auf Dauer das
Herzogtum Crossen
, fur das sie dem Konig Matthias Corvinus huldigen musste und das nach ihrem Tod an die
Hohenzollern
fallen sollte.
Obwohl Johann II. von Sagan am 22. Oktober 1482 der Stadt Glogau ihre Privilegien bestatigte, wollte er sich mit dem Frieden von Kamenz nicht zufriedengeben und bekampfte weiterhin Matthias Corvinus. Deshalb wurde er 1488 von diesem abgesetzt und das Herzogtum Glogau an seinen außerehelichen Sohn
Johann Corvinus
ubertragen. Dieser wurde nach dem Tod seines Vaters 1490 enteignet, wodurch Glogau wiederum als erledigtes Lehen an die Krone Bohmen fiel. 1491 ubertrug der bohmische Konig Vladislav II. das Herzogtum Glogau seinem Bruder
Johann I. Albrecht
zur Belohnung dafur, dass er Vladislav II. bei der Wahl zum Konig von Ungarn den Vortritt gelassen hatte. 1499 erhielt es als ein Lehen deren jungster Bruder
Sigismund I.
Nach dessen Kronung zum Konig von Polen 1506 erhielt der Teschener Herzog
Kasimir II.
, der Konig Sigismund im Amt des
Oberlandeshauptmanns
von
Schlesien
folgte, das
heimgefallene
Erbfurstentum Glogau zur lebenslangen Nutznießung, veraußerte sie jedoch an
Friedrich II.
von
Liegnitz
. Nach dem Tod des bohmischen Konigs
Ludwig II. 1526
gelangte das
Konigreich Bohmen
und damit ganz Schlesien an die
Habsburger
.
Ferdinand II.
verpfandete das Erbfurstentum Glogau von 1632 bis 1634 seinem Feldherrn
Albrecht von Waldstein
. Zusammen mit fast ganz Schlesien fiel es 1742 nach dem
Ersten Schlesischen Krieg
an
Preußen
. 1807 wurde es im Rahmen der
preußischen Verwaltungsreformen
aufgelost.
- Historische Kommission fur Schlesien
(Hrsg.):
Geschichte Schlesiens
, Bd. 1, Sigmaringen 1988,
ISBN 3-7995-6341-5
, S. 139, 147, 149, 151, 163f., 183, 190, 226f. und 229.
- Hugo Weczerka
(Hrsg.):
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(=
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D?jiny Slezska v datech
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- Tomasz Andrzejewski:
Die Herren von Rechenberg im Herzogtum Glogau wahrend des 16. und 17. Jahrhunderts. Familie, Wirtschaft, Politik, Kunst
. Verein fur Geschichte Schlesiens, Karlstadt (Main) 2012,
ISBN 978-3-931889-08-1
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Online
- Andreas Ruther:
Glogau (Artikel)
. In:
Werner Paravicini
(Hrsg.):
Hofe und Residenzen im spatmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch
.
Band
15/2
. Jan Thorbecke, Ostfildern 2003,
ISBN 3-7995-4515-8
,
S.
215
(
adw-goe.de
[PDF]).