Hermann Behrbohm

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hermann Behrbohm (um 1955)

Otto Hermann Bernhard Behrbohm Dr. rer. nat. (* 30. Oktober 1907 in Karlsruhe , Großherzogtum Baden , Deutsches Reich ; † 12. Oktober 1977 in Fingelsham, Northbourne, Kent , England ) war ein deutscher Mathematiker , der in Schweden und Deutschland tatig war. [1]

Hermann Behrbohm war Experte fur Aerodynamik und Festigkeit von Materialien in Kampfflugzeugen . Er war maßgeblich an der Mathematik beteiligt, die hinter der Entwicklung der Aerodynamik des Deltaflugelkonzepts und der Technologie des Uberschallfluges stand und damit an der Gestaltung und Entwicklung von Messerschmitt Bf 109 , Messerschmitt Me 262 , Messerschmitt Me 163 , Lippisch P.13a , Saab 35 Draken und Saab 37 Viggen .

Er erhielt 1968 die Thulin-Medaille der Flygtekniska Foreningen (der schwedischen DGLR ) in Silber, weil er mit seiner Arbeit die Luftfahrttechnologie gefordert hatte. [2] [3]

Seine Lebensumstande brachten ihn in mehrere Lander, in denen er in der Luftfahrttechnik wirkte. Schließlich zog er als Rentner 1972 mit seiner zweiten Frau, einer Britin, nach England. Seine Kinder blieben in Schweden.

Er verfasste zahlreiche Artikel fur Aerodynamik und Mathematik in der Fachpresse, die in Bibliotheken und im Internet verfugbar sind. [4]

Behrbohm studierte Maschinenbau an der Technischen Hochschule Karlsruhe sowie Mathematik und Zahlentheorie an der Georg-August-Universitat Gottingen .

Von 1933 bis 1936 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Georg-August-Universitat Gottingen und schrieb seine Dissertation uber die Identitat der Meromorphismen eines elliptischen Korpers. Die These wurde aus politischen Grunden in der Zeit des Nationalsozialismus nicht genehmigt, weil sein Betreuer Jude war. [5] 1944 wurde er zum Doktor der Mathematik und Physik promoviert.

Behrbohm hatte wegen der Vorschriften im nationalsozialistischen Deutschland Probleme, seine erste Frau Lilli Walter zu heiraten. Sie hatte Schwierigkeiten, wegen ihres nicht genannten Vaters biologische ?Reinheitszertifikate“ vorzulegen. Die Heirat war erst 1940 moglich.

Messerschmitt Me 163
Lippisch P.13a (links) und Lippisch DM-1 (rechts)

Behrbohm wurde 1937 in die Abteilung Messerschmitt Aerodynamik in Augsburg rekrutiert. Er war Mathematiker und als solcher in der Luftfahrtindustrie gefragt, um theoretischen Berechnungen und entsprechende Tests durchzufuhren.

Er nahm an Arbeiten an Hochgeschwindigkeitsversuchen mit der Messerschmitt Bf 109 mit Lukas Schmid teil. [6] Bei Messerschmitt in Augsburg war in diesen Jahren das Hauptprojekt die Entwicklung des Strahlflugzeugs Messerschmitt Me 262 . Auch fand hier ab 1939 die Entwicklung des Raketenflugzeugs Messerschmitt Me 163 unter der Leitung von Alexander Lippisch statt.

Nach den Luftangriffen auf Augsburg am 25. Februar 1944 wurden die Entwicklungsaktivitaten in die unterirdische Anlage der Oberbayerischen Forschungsanstalt in Oberammergau verlagert. [7] Die Familie blieb in Mering . Messerschmitt entwickelte ab Ende 1944 unter Willy Messerschmitts Leitung das Strahlflugzeug Messerschmitt P.1101 . Die P.1101 hat Ahnlichkeit mit der vor Hermanns Zeit bei Saab entstandenen Tunnan , sowie der MiG-15 und der F-86 Sabre .

Ab Herbst 1944 arbeitete er auch halbzeits fur das Luftfahrt-Forschungsinstitut Wien (LFW) [8] in Wiener Neustadt , wo Alexander Lippisch ein eigenes Entwicklungsburo eroffnet hatte. Lippisch und Willy Messerschmitt konnten sich nicht auf einen Entwurf einigen, da Lippisch kein Leitwerk wollte. In Wiener Neustadt arbeitete Lippisch an dessen Weiterentwicklung. Das schwanzlose Mini- Jagdflugzeug Lippisch P.13a mit Deltaflugeln und einem geplanten neuartigen Kohle-Strahlantrieb wurde am Ende des Kriegs in das Volksjagerprogramm aufgenommen. Lippischs P.13a-Delta-Technologie ist die Grundlage fur die Saab 35 Draken , zu deren Entwicklung Hermann spater beitrug, ahnlich wie die Dassault Mirage . Man kann die Messerschmitt Me 163 und auch die Lippisch P.13a als Grundlage fur alle deltaflugeligen Kampfflugzeuge, die in den 50er Jahren folgten, sehen.

Besetzung ? BEE

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach Kriegsende 1945 war Hermann arbeitsloser Vater einer Familie mit vier Kindern in Mering bei Augsburg in der Amerikanischen Besatzungszone . Sie hatten Einkommen aus Geschenken von untergebrachten US-amerikanischen Offizieren, aber er arbeitete auch eine Zeit in der Land- und Forstwirtschaft mit Naturzahlungen fur das Essen der Familie auf dem Tisch. [9]

Im Fruhjahr 1946 wurde er von BEE (Franzosisches Institut fur aerodynamische Forschung und Entwicklung) eingestellt, mit Operationen in Emmendingen und Weil am Rhein in der Franzosischen Besatzungszone (heute Deutsch-Franzosisches Forschungsinstitut Saint-Louis ).

Nach der Grundung der Bundesrepublik Deutschland und dem Ende der Besatzungszeit waren die Moglichkeiten großer, wissenschaftlich interessante Arbeiten im Ausland zu finden, und Behrbohm erhielt Angebote aus Frankreich und anderen Landern.

Saab 35 Draken
Saab 37 Viggen

Hermann entschied sich 1951 fur die Arbeit bei Saab AB . Er zog mit seiner Familie nach Linkoping , sie wurden eingeburgerte Schweden . Die Motive fur die Entscheidung, fur Saab zu arbeiten, waren die Projekte Saab 32 Lansen und Saab 35 Draken unter Erik Bratt und Tore Gullstrand . [10] Spezialist in Aerodynamik zu sein ist ein enger Arbeitsmarkt mit wenigen Arbeitgebern weltweit, die uber ausreichende Ressourcen verfugen, um gute Ergebnisse zu erzielen. Saab, wo sie Operationen aufbauten, und Schwedens Ambitionen gaben Hermann die Gelegenheit.

Im Schatten des Kalten Kriegs und des Atomkriegrustens war es der Wunsch des Klienten, der Schwedische Luftstreitkrafte , in den 1950er bis 1970er Jahren ( Schwedischer Verteidigungsbeschluss 1958 ), in der Lage zu sein, Strategischer Bomber wie die Tupolew Tu-16 schnell anzugreifen, bevor diese ihre Ziele erreichten. Erreicht werden sollte das mit schnellen Uberschall -Deltaflugel-Jagdflugzeugen wie der Saab 35 Draken , wobei Geschwindigkeit und Bereitschaft die Schlusselfaktoren waren. Die Schwedischen Luftstreitkrafte brauchten auch Invasionsverteidigung uber den umliegenden Meeren mit Erdkampfflugzeugen sowie ultraschnellen Aufklarungsflugzeugen wie der Saab 37 Viggen . Dies fuhrte zu großen Auftragen zum Aufbau sehr großer Luftstreitkrafte und von Ressourcen fur Entwicklung .

Behrbohm blieb bis zu seiner Pensionierung 1972 bei Saab. In den Jahren 1960 bis 1964 war er Leiter der Abteilung Aerodynamik, nahm auch an den Projekten Saab 37 Viggen und Saab 105 teil und veroffentlichte eine große Anzahl von Artikeln zur Aerodynamik. [11] Er wurde geschatzt und gewann 1968 die schwedische Flygtekniska Foreningen Thulin-Medaille in Silber.

Hermann Behrbohm und Bertil Dillner unternahmen erhebliche Anstrengungen bei der Konstruktion der Saab 37 Viggen und insbesondere bei der Konstruktion und den Tests der Canard -Flugelkonstruktion. [12]

Nach seiner Pensionierung zog er mit seiner zweiten Frau (1964?1977, Pamela Leach, 1 Kind) in deren Heimatstadt im Suden Englands und lebte danach dort.

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. https://runeberg.org/vemarvem/gota65/0115.html
  2. Flygtekniska Foreningen Thulinmedaljen
  3. Flygtekniska Foreningen Thulinmedaljen Silvermedaljorer-1944-2015 ( Memento des Originals vom 28. November 2016 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/ftfsweden.se (PDF).
  4. semanticscholar.org
  5. Hermann Behrbohm: Uber die Algebraizitat der Meromorphismen eines elliptischen Funktionenkorpers Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen (= Mathematisch-Physikalische Klasse ? Fachgruppe 1 Mathematik. Neue Folge Band 1, Nr. 8, Weidmann Verlag, Berlin 1935) ( abebooks.com ).
  6. High speed trials, Messerschmitt Bf109F to k Radinger-Wolfgang, Schiffer’s military history, sid 16
  7. Peter Behrbohms Gedenknotizen
  8. Peter Behrbohms Gedenknotizen
  9. Peter Behrbohms Notizen
  10. falsche Aussage ? ?Beachten Sie, dass Herman Behbohm wurde erstmals 1951 von Saab verlobt und nicht (wie behauptet) mit Frid Wanstrom und die Messerschmitt-Zeichnungen, die Saab 1945 in der Schweiz erworben hat und die den Grundstein fur Saab 29 Tunnan gelegt haben, Margareta Behrbohm.“
  11. Hermann Behrbohm: The flat triangular wing with subsonic leading edges in steady pitch and roll at supersonic velocities. In: Teknisk Tidskrift / Argang 82. 1952/1062 ( runeberg.org )
  12. Flyghistorisk revy, 0345-3413, System 37 Viggen , Artikel von Erik Bratt.