Otto
Hermann
Bernhard Behrbohm
Dr. rer. nat.
(*
30. Oktober
1907
in
Karlsruhe
,
Großherzogtum Baden
,
Deutsches Reich
; †
12. Oktober
1977
in Fingelsham, Northbourne,
Kent
,
England
) war ein deutscher
Mathematiker
, der in
Schweden
und
Deutschland
tatig war.
[1]
Hermann Behrbohm war Experte fur
Aerodynamik
und
Festigkeit
von Materialien in
Kampfflugzeugen
. Er war maßgeblich an der
Mathematik
beteiligt, die hinter der Entwicklung der Aerodynamik des
Deltaflugelkonzepts
und der
Technologie
des
Uberschallfluges
stand und damit an der Gestaltung und Entwicklung von
Messerschmitt Bf 109
,
Messerschmitt Me 262
,
Messerschmitt Me 163
,
Lippisch P.13a
,
Saab 35 Draken
und
Saab 37 Viggen
.
Er erhielt 1968 die Thulin-Medaille der
Flygtekniska Foreningen
(der schwedischen
DGLR
) in Silber, weil er mit seiner Arbeit die Luftfahrttechnologie gefordert hatte.
[2]
[3]
Seine Lebensumstande brachten ihn in mehrere Lander, in denen er in der Luftfahrttechnik wirkte. Schließlich zog er als Rentner 1972 mit seiner zweiten Frau, einer Britin, nach England. Seine Kinder blieben in Schweden.
Er verfasste zahlreiche Artikel fur Aerodynamik und Mathematik in der Fachpresse, die in Bibliotheken und im Internet verfugbar sind.
[4]
Behrbohm studierte
Maschinenbau
an der
Technischen Hochschule Karlsruhe
sowie Mathematik und
Zahlentheorie
an der
Georg-August-Universitat Gottingen
.
Von 1933 bis 1936 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Georg-August-Universitat Gottingen und schrieb seine
Dissertation
uber die Identitat der
Meromorphismen
eines
elliptischen
Korpers. Die These wurde aus politischen Grunden in der
Zeit des Nationalsozialismus
nicht genehmigt, weil sein Betreuer Jude war.
[5]
1944 wurde er zum Doktor der Mathematik und Physik promoviert.
Behrbohm hatte wegen der Vorschriften im nationalsozialistischen Deutschland Probleme, seine erste Frau Lilli Walter zu heiraten. Sie hatte Schwierigkeiten, wegen ihres nicht genannten Vaters biologische ?Reinheitszertifikate“ vorzulegen. Die Heirat war erst 1940 moglich.
Behrbohm wurde 1937 in die Abteilung
Messerschmitt
Aerodynamik in Augsburg rekrutiert. Er war Mathematiker und als solcher in der
Luftfahrtindustrie
gefragt, um theoretischen Berechnungen und entsprechende Tests durchzufuhren.
Er nahm an Arbeiten an Hochgeschwindigkeitsversuchen mit der
Messerschmitt Bf 109
mit Lukas Schmid teil.
[6]
Bei Messerschmitt in Augsburg war in diesen Jahren das Hauptprojekt die Entwicklung des
Strahlflugzeugs
Messerschmitt Me 262
. Auch fand hier ab 1939 die Entwicklung des Raketenflugzeugs
Messerschmitt Me 163
unter der Leitung von
Alexander Lippisch
statt.
Nach den
Luftangriffen auf Augsburg
am 25. Februar 1944 wurden die Entwicklungsaktivitaten in die unterirdische Anlage der
Oberbayerischen Forschungsanstalt
in
Oberammergau
verlagert.
[7]
Die Familie blieb in
Mering
. Messerschmitt entwickelte ab Ende 1944 unter
Willy Messerschmitts
Leitung das Strahlflugzeug
Messerschmitt P.1101
. Die
P.1101
hat Ahnlichkeit mit der vor Hermanns Zeit bei Saab entstandenen
Tunnan
, sowie der
MiG-15
und der
F-86 Sabre
.
Ab Herbst 1944 arbeitete er auch halbzeits fur das Luftfahrt-Forschungsinstitut Wien (LFW)
[8]
in
Wiener Neustadt
, wo Alexander Lippisch ein eigenes Entwicklungsburo eroffnet hatte. Lippisch und Willy Messerschmitt konnten sich nicht auf einen Entwurf einigen, da Lippisch kein Leitwerk wollte. In Wiener Neustadt arbeitete Lippisch an dessen Weiterentwicklung. Das
schwanzlose
Mini-
Jagdflugzeug
Lippisch P.13a
mit Deltaflugeln und einem geplanten neuartigen Kohle-Strahlantrieb wurde am Ende des Kriegs in das
Volksjagerprogramm
aufgenommen. Lippischs P.13a-Delta-Technologie ist die Grundlage fur die
Saab 35 Draken
, zu deren Entwicklung Hermann spater beitrug, ahnlich wie die
Dassault Mirage
. Man kann die Messerschmitt Me 163 und auch die Lippisch P.13a als Grundlage fur alle deltaflugeligen Kampfflugzeuge, die in den 50er Jahren folgten, sehen.
Nach Kriegsende 1945 war Hermann arbeitsloser Vater einer Familie mit vier Kindern in
Mering
bei
Augsburg
in der
Amerikanischen Besatzungszone
. Sie hatten Einkommen aus Geschenken von untergebrachten US-amerikanischen Offizieren, aber er arbeitete auch eine Zeit in der Land- und Forstwirtschaft mit Naturzahlungen fur das Essen der Familie auf dem Tisch.
[9]
Im Fruhjahr 1946 wurde er von BEE (Franzosisches Institut fur aerodynamische Forschung und Entwicklung) eingestellt, mit Operationen in
Emmendingen
und
Weil am Rhein
in der
Franzosischen Besatzungszone
(heute
Deutsch-Franzosisches Forschungsinstitut Saint-Louis
).
Nach der Grundung der Bundesrepublik Deutschland und dem Ende der
Besatzungszeit
waren die Moglichkeiten großer, wissenschaftlich interessante Arbeiten im Ausland zu finden, und Behrbohm erhielt Angebote aus Frankreich und anderen Landern.
Hermann entschied sich 1951 fur die Arbeit bei
Saab AB
. Er zog mit seiner Familie nach
Linkoping
, sie wurden eingeburgerte
Schweden
. Die Motive fur die Entscheidung, fur Saab zu arbeiten, waren die Projekte
Saab 32 Lansen
und Saab 35 Draken unter
Erik Bratt
und
Tore Gullstrand
.
[10]
Spezialist in Aerodynamik zu sein ist ein enger Arbeitsmarkt mit wenigen Arbeitgebern weltweit, die uber ausreichende Ressourcen verfugen, um gute Ergebnisse zu erzielen. Saab, wo sie Operationen aufbauten, und Schwedens Ambitionen gaben Hermann die Gelegenheit.
Im Schatten des
Kalten Kriegs
und des
Atomkriegrustens
war es der Wunsch des Klienten, der
Schwedische Luftstreitkrafte
, in den 1950er bis 1970er Jahren (
Schwedischer Verteidigungsbeschluss 1958
), in der Lage zu sein,
Strategischer Bomber
wie die
Tupolew Tu-16
schnell anzugreifen, bevor diese ihre Ziele erreichten. Erreicht werden sollte das mit schnellen
Uberschall
-Deltaflugel-Jagdflugzeugen wie der
Saab 35 Draken
, wobei Geschwindigkeit und Bereitschaft die Schlusselfaktoren waren. Die Schwedischen Luftstreitkrafte brauchten auch
Invasionsverteidigung
uber den umliegenden Meeren mit
Erdkampfflugzeugen
sowie ultraschnellen
Aufklarungsflugzeugen
wie der
Saab 37 Viggen
. Dies fuhrte zu großen Auftragen zum Aufbau sehr großer
Luftstreitkrafte
und von Ressourcen fur
Entwicklung
.
Behrbohm blieb bis zu seiner Pensionierung 1972 bei Saab. In den Jahren 1960 bis 1964 war er Leiter der Abteilung Aerodynamik, nahm auch an den Projekten Saab 37 Viggen und
Saab 105
teil und veroffentlichte eine große Anzahl von Artikeln zur Aerodynamik.
[11]
Er wurde geschatzt und gewann 1968 die schwedische
Flygtekniska Foreningen Thulin-Medaille
in Silber.
Hermann Behrbohm und
Bertil Dillner
unternahmen erhebliche Anstrengungen bei der Konstruktion der Saab 37 Viggen und insbesondere bei der Konstruktion und den Tests der
Canard
-Flugelkonstruktion.
[12]
Nach seiner Pensionierung zog er mit seiner zweiten Frau (1964?1977, Pamela Leach, 1 Kind) in deren Heimatstadt im Suden Englands und lebte danach dort.
- ↑
https://runeberg.org/vemarvem/gota65/0115.html
- ↑
Flygtekniska Foreningen Thulinmedaljen
- ↑
Flygtekniska Foreningen Thulinmedaljen Silvermedaljorer-1944-2015
(
Memento
des
Originals
vom 28. November 2016 im
Internet Archive
)
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/ftfsweden.se
(PDF).
- ↑
semanticscholar.org
- ↑
Hermann Behrbohm:
Uber die Algebraizitat der Meromorphismen eines elliptischen Funktionenkorpers Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen
(=
Mathematisch-Physikalische Klasse ? Fachgruppe 1 Mathematik.
Neue Folge Band 1, Nr. 8, Weidmann Verlag, Berlin 1935) (
abebooks.com
).
- ↑
High speed trials, Messerschmitt Bf109F to k Radinger-Wolfgang, Schiffer’s military history, sid 16
- ↑
Peter Behrbohms Gedenknotizen
- ↑
Peter Behrbohms Gedenknotizen
- ↑
Peter Behrbohms Notizen
- ↑
falsche Aussage
? ?Beachten Sie, dass Herman Behbohm wurde erstmals 1951 von Saab verlobt und nicht (wie behauptet) mit
Frid Wanstrom
und die Messerschmitt-Zeichnungen, die Saab 1945 in der Schweiz erworben hat und die den Grundstein fur
Saab 29 Tunnan
gelegt haben, Margareta Behrbohm.“
- ↑
Hermann Behrbohm:
The flat triangular wing with subsonic leading edges in steady pitch and roll at supersonic velocities.
In:
Teknisk Tidskrift / Argang 82. 1952/1062
(
runeberg.org
)
- ↑
Flyghistorisk revy, 0345-3413, System 37 Viggen
, Artikel von Erik Bratt.