Hermann Bauerle (Kirchenmusiker)

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Hermann Bauerle
Titelseite des Kyriale parvum (1922)

Hermann Bauerle (* 24. Oktober 1869 in Ebersberg , Wurttemberg; † 22. Mai 1936 in Ulm ) war ein deutscher katholischer Geistlicher, Kirchenmusiker und Schulleiter.

Leben und Wirken

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Hermann Bauerle wurde als Sohn eines Lehrers in der Region Backnang des Konigreichs Wurttemberg geboren. Er absolvierte die Konvikte in Ehingen und Tubingen und studierte von 1890 bis 1894 an der Universitat Tubingen katholische Theologie sowie Musik bei Emil Kauffmann (1836?1909). 1895 wurde er zum Priester geweiht, wirkte ab 1897 als Pfarrverweser in Einturnen bei Bad Wurzach , besuchte dann 1898 die Kirchenmusikschule (Kimu) in Regensburg ( Franz Xaver Haberl , 1840?1910) und trat 1899 eine Stelle als Furstlich Thurn und Taxis`scher Hofkaplan an. Daneben war er ab 1901 bis 1908 Lehrer fur Harmonie und Kontrapunkt an der Kimu Regensburg. 1903 begrundete er die ?Bibliothek altklassischer Kirchenmusik in moderner Notation“ und promovierte 1906 an der Universitat Leipzig mit einer Dissertation uber ?die Sieben Bußpsalmen Lassos“ zum Dr. phil. Zwei Jahre spater wurde er als furstlicher Hofkaplan entlassen und begann als Seelsorger in Reutlingendorf bei Obermarchtal, Wurttemberg. Es folgten 1917 die Tatigkeiten als Organist und Musikdirektor am Heilig-Kreuz-Munster in Schwabisch Gmund und ein Jahr spater als Pfarrer in Tomerdingen , Oberamt Blaubeuren bei Ulm. 1921 grundete er die ?Hohere Volksmusikschule“ in Ulm , die 1922 zum Konservatorium erhoben wurde und die er bis zu seinem Tode leitete.

Hermann Bauerle wirkte als Seelsorger in mehreren Orten Wurttembergs und Bayerns. Er war Dozent an der Kirchenmusikschule Regensburg, Organist und Musikdirektor in Schwabisch Gmund und schließlich uber 15 Jahre Leiter der ?Hoheren Volksmusikschule“, dem spateren Konservatorium in Ulm.

Er veroffentlichte Schriften zu Kirchenmusik und Liturgie sowie mehrere Lehrbucher aus der Praxis seines Konservatoriums. Er stellte ein Generalregister uber 30 Jahrgange (1876?1906) des ?Cacilienkalenders“ bzw. der ?Kirchenmusikalischen Jahrbucher“ zusammen.

Er komponierte Chorwerke im Palastrinastil, Orgelwerke und Marienlieder. [1]

Die großte Bedeutung muss man seiner Neuausgabe von Werken der klassischen Vokalpolyphonie in der ?Bibliothek altklassischer Kirchenmusik in moderner Notation“ (Palestrina, Lasso, Vittoria, Fux, Hassler, Casali, Lotti, Gabrieli, Casini, Viadana u. a.) und der Ubertragung des gregorianischen Chorals in eine Reformnotenschrift zumessen. Er bemuhte sich um eine Erneuerung der katholischen Kirchenmusik und eroffnete vielen Choren den leichteren Zugang zu den alten Kompositionen.

Publikationen (Auswahl)

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  • Repetitorium der Harmonielehre. Leipzig 1902.
  • Palestrina muß popularer werden. Regensburg 1903.
  • "Pierluigi da Palestrina in moderner Notation unter Zusammenziehung auf zwei Linienysteme. Zehn ausgewahlte vierstimmige Messen bearbeitet [...] Opus 25"". Selbstverlag, (Regensburg) 1903.
  • Die ?Sieben Bußpsalmen“ (Septem psalmi poenitentiales) des Orlando di Lasso: musikphilologische Studie. Dissertation an der Philosophischen Fakultat der Universitat Leipzig, 1906.
  • Der vatikanische Choral in Reformnotation mit Beibehaltung der nota quadrata. Graz u. Wien 1907.
  • Theorie des romisch-katholischen Kultus. Regensburg 1908.
  • Theoretisch-praktische Gesanglehre fur mehrstimmigen Knaben- oder Frauenchor. Beuthen 1918.
  • Musiktheoretische Schriften in 10 Heften (?Musikseminar“)
    • Nr. 2: Allgemeine Erziehungs- und Unterrichtslehre. Stuttgart 1928.
    • Nr. 3: Musikalische Grammatik (allgemeine Musiklehre). Stuttgart 1931.
    • Nr. 5: Musikalische Formenlehre. Stuttgart 1926.
    • Nr. 6: Allgemeine Musikgeschichte. Stuttgart 1928.
    • Nr. 7: Chordirektion. Stuttgart 1926.
    • Nr. 8: Philosophische Vorbildung. Stuttgart 1928.
    • Nr. 9: Orgelspiel mit Orgelkunde. Stuttgart 1926.
    • Nr. 10 Methodik des Klavierunterrichts, mit Klavierliteratur. Stuttgart 1928.
  • Bibliothek altklassischer Kirchenmusik (vorwiegend im Verlag Breitkopf & Hartel)
    • Band 1: Palastrina. 10 Messen fur vier Stimmen, 1903.
    • Band 2: Palastrina. 52 Motetten. 1904.
    • Band 3: Palastrina. Messen fur 4 Stimmen. 1905.
    • Band 4: 10 Messen fur 5 Stimmen. 1905.
  • Missa super ?Dixit Maria“ / Hans Leo Hassler, krit.-korrekte, modernisierte Ausg. fur die Liturgie, Leipzig 1950
  • Hermann Bauerle. In: Schwabische Orgelromantik. http://www.schwaebische-orgelromantik.de/personen/baeuerle-hermann/baeuerle-hermann.htm
  • W. Altmann, P. Frank: kurzgefaßtes Tonkunstler-Lexikon, 14. Aufl., Regensburg 1936.
  • Andreas Weissenback: Sacra Musica, Lexikon der katholischen Kirchenmusik, Klosterneuburg bei Wien 1937, 26.
  • Hugo Riemanns Musiklexikon, 10. Aufl. (Alfred Einstein), Berlin 1922, 77.
  • Hugo Riemann: Musiklexikon, Personenteil, 2 Bde., hrsg. W. Gurlitt, Mainz 1959, 2 Erganzungsbande von V. C. Dahlhaus, Mainz 1972/75.
  • Baker`s Biographical Dictionary of Musicians. 5. Ed., New York, 1954.
  • 1200 Jahre Reutlingendorf, Gemeinde Obermarchtal, Ulm 1990.
  • Bruno Weigl: Handbuch der Orgelliteratur, Leipzig 1931.
  • Arthur Hauser: 150 Jahre Pfarrkirche Maria Himmelfahrt. Tomerdingen 1993.
  • Hans-Michael Korner u. Bruno Jahn:; Große Bayerische Biographische Enzyklopadie. Bd. 1, A?G, Munchen 2005, 88/89.
  • F. Haberl. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Allgemeine Enzyklopadie der Musik. Hrsg. F. Blume ? mit Verzeichnis der Kompositionen, Kassel, 1999
  • H. J. Moser: Musiklexikon. Hamburg 1951.
  • Bernd Moeller u. Bruno Jahn: Deutsche Biographische Enzyklopadie der Theologie und der Kirchen (BVTh), Bd. 11, A?L, Munchen 2005, 1739.
  • Hucke, Helmut: ?Bauerle, Hermann“ in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 532. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd130634794.html#ndbcontent
  • Josef Focht: Bauerle, Hermann (1869?1936). In: Bayerisches Musikerlexikon ? online http://bmlo.de/b0070 .
  • Deutsche Biographie [2]

Einzelnachweise

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  1. schwaebische-orgelromantik.de
  2. Hermann Bauerle in Deutsche Biographie